Stationen

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Noch 8 Stunden und 54 Minuten


Ich wünsche allen einen anregenden Abend und eine berauschende Nacht. Und ein 2010, das uns allen gute Orientierung, Sinn, Erlebnisse, Freude, Erfolge und Einsichten schenkt.

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Zettel & Zitate

"Gesunder Menschenverstand ist so selten wie Genie."
Ralph Waldo Emerson

@cs



Moritz Eggert sagte einmal in einem Vortrag am Goetheinsitut, es müsste mehr Komponisten geben, die sich ein Beispiel an Strawinsky nehmen, sprich zeitgenössische Stilelemente diverser Genres aufnehmen und verarbeiten und mit Vorherigem vermengen. Das ist ein richtiger Gedanke. Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Experimente. Komponisten verfügen nach hundert Jahren amöboider Suchbewegungen heute über eine ungeheuer reiche Palette, aber ihre Anwendung ist vergleichsweise armselig. Die Zeit reift sehr, sehr langsam. Ich glaube jedoch, dass Moritz Eggert und Heiner Goebbels zumindest auf dem richtigen Weg sind, auf einem Weg, der aufregende Musikerlebnisse mit Breitenwirkung irgendwann wieder möglich machen kann.

Hier sind drei Ausschnitte aus Eggerts WM-Eröffnungszeremonie










Hier ein Ausschnitt aus seiner Oper "Linkerhand"




Hier ein kleiner Ausschnitt aus meiner Lieblingsoper von Moritz Eggert, "Helle Nächte" (leider ist die Aufnahme sehr schlecht).




Hier zur Abwechslung ein Ausschnitt aus dem Musical "Helle Nächte" von Stefan Wurz! Nach Dostojewski. Die Oper von Eggert beruht dagegen auf Knut Hamsun und einem Märchen aus 1001 Nacht.







Hier ein Ausschnitt aus Heiner Goebbels "Chaconne Kantorloop".



Dienstag, 22. Dezember 2009

Malaria

Mala aria heißt auf deutsch "schlechte Luft".
Ich frage mich zwar, wie Herr Malberg die Sonnenaktivität der letzten 330 Jahre so genau untersucht haben will (soviel ich weiß, sind Bohrungen im ewigen Eis die Hauptinformationsquelle, um etwas über das Klima der Vergangenheit zu erfahren), aber dass keine echte wissenschaftliche Debatte stattfindet, scheint zu stimmen. Und dass eine Abkühlung auf Grund der Sonnenaktivität zu erwarten ist, soviel ich weiß, auch. In Douglas MacDougalls schönem Buch "A Short History of Planet Earth" steht, keiner wisse im Grunde genommen, ob diese Abkühlung überwiegen werde oder die viel zitierte Erhitzung durch Treibhauseffekt, oder ob es ein Pendeln geben wird oder ob sich das Ganze längerfristig sogar in der Waage halten könnte.
Jedenfalls war es zu Dürers Zeiten noch so warm, dass mehr Wein als Bier in Deutschland getrunken wurde, Wein auch an der Ostsee angebaut wurde (für den Silvaner ist es mittlerweile in manchen traditionellen Anbaugebieten Deutschlands wieder zu warm, und in Schweden versucht man schon, ihn anzubauen...), und Malaria gab es damals in Deutschland auch... und sogar im 19. Jahrhundert noch! http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/22/379826/text/

In Sardinien wurde die Malaria erst in den 50-er Jahren beseitigt. Und zwar mit dem später verteufelten DDT. Finanziert wurde die Bekämpfung der Malaria von der Rockefeller Stiftung.


Egon Friedell schrieb in seiner "Kulturgeschichte der Neuzeit", jede Epoche habe ihre eigenen Krankheiten, die zur Physiognomie der Zeit gehörten. Wie das Klima! Ich empfehle allen, die sich über Zeit und Klima Gedanken machen möchten zwei Bücher: das oben angesprochene von MacDougall und Ernst Jüngers "An der Zeitmauer".

Anschluss finden

Egon Friedell sprang ein paar Tage nach dem Anschluss Österreichs aus Verzweiflung aus dem Fenster. Nun erfahren wir, dass und wie ein anderer unserer besseren Schriftsteller aus der damaligen in unsere hinübergerettet wurde: Eduard Kehlmann, dem Großvater Daniel Kehlmanns, gelang es durch Bestechung und Dokumentenfälschung zu überleben.

"Länder wie Russland und Deutschland haben die Juden besonders nötig" sagte Andrei Volkonsky einmal.