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Freitag, 26. Februar 2010

Mendelssohn und Weaner Blut



Mendelssohn - Bartholdy wurde nach seinem Tod Opfer antijüdischer Propaganda. Den Beginn machte ausgerechnet Richard Wagner, der von den Kompositionen Mendelssohns stark beeinflusst worden war, mit seinem Pamphlet "Das Judenthum in der Musik", das erstmals 1850, drei Jahre nach dem Tod von Mendelssohn - Bartholdy, und dann erneut wieder 1869 erschien.
Da Wagner zum Zeitpunkt der zweiten Veröffentlichung bereits ein einflussreicher Komponist war, führte seine Auffassung zur Missachtung gegenüber dem Werk von Mendelssohn - Bartholdy in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (also während der Entwicklung und der Schaffensperiode Gustav Mahlers; diese Tatsache ist ein nicht unergiebiger Anknüpfungspunkt für Erörterungen der abendländischen Entwicklung in der musikalischen Ästhetik). In Anknüpfung an Wagner wurde dann die Aufführung der Werke von Mendelssohn - Bartholdy im Dritten Reich komplett unterbunden. Die deutschen Komponisten wurden zudem aufgefordert, musikalische Alternativen zu dem Werk "Ein Sommernachtstraum" zu schreiben, und in Leipzig wurde von den Nationalsozialisten in der Pogromnacht am 9./10. November 1936 die Mendelssohn ehrende Statue entfernt (und während des Zweiten Weltkriegs vermutlich eingeschmolzen).
Sie war nach einem Entwurf Werner Steins von Hermann Heinrich Howaldt ausgeführt worden und am 26. Mai 1892 enthüllt worden.
 Am 18. Oktober 2008 fand mittlerweile die Einweihung einer detailgetreuen Nachbildung vor der Thomaskirche statt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelssohn_(Familie)

Schon geraume Zeit vor den Nationalsozialisten war unter Genealogen bekannt, dass der Großvater von Johann Strauss junior, Johann Michael Strauss - aus Buda, dem am Westufer der Donau liegenden Teil von Budapest - jüdischer Herkunft war. Nach den Nürnberger Rassegesetzen galt Strauss also als „Vierteljude“, und seine Musik hätte eigentlich verboten werden müssen. Aber wie soll man auf seine herrliche Musik verzichten!! Schlimm genug, dass Mendelssohn nicht mehr gespielt werden konnte, und dass man die ihn darstellende Broncestatue in Leipzig hatte entfernen müssen.

„Der Stürmer“ (Nr. 22) hatte einst geschrieben:
„Es gibt wohl kaum noch eine andere Musik, die so deutsch und so volksnah ist, als die des großen Walzerkönigs.“
Joseph Goebbels notierte in seinem Tagebuch: „Ein Oberschlauberger hat herausgefunden, daß Joh. Strauß ein Achteljude ist. Ich verbiete, das an die Öffentlichkeit zu bringen. Denn erstens ist es noch nicht erwiesen, und zweitens habe ich keine Lust, den ganzen deutschen Kulturbesitz so nach und nach unterbuttern zu lassen. Am Ende bleiben aus unserer Geschichte nur noch Widukind, Heinrich der Löwe und Rosenberg übrig. Das ist ein bißchen wenig.“
Den wissenden Ahnenforschern wurde vom Leiter des Sippenamtes der Gauleitung Wien strengste Geheimhaltung befohlen. In weiterer Folge beschlagnahmte das NS-Reichssippenamt im Februar 1941 das Trauungsbuch der Dompfarre St. Stephan und brachte es nach Berlin. Dort machte man eine Fälschung.
Die Seite, in der Johann Michael Strauss als „getauffter Jud“ bezeichnet wird, wurde durch eine Kopie ersetzt und das Original in einen Tresor des Staatsarchivs gelegt.

Und so konnte die Musik weiter gespielt und über die Reichssender ausgestrahlt werden. Unangenehm war nur, dass viele Librettisten der Strauss'schen Operetten Juden waren: Ignaz Schnitzer, Victor Léon, Leo Stein. Ihre Namen wurden daher spätestens ab 1938 verschwiegen.

Natürlich wurde auch verschwiegen, dass Mozarts Librettist Da Ponte Jude war.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zum "Anschluss"  wimmelte es in Wien vor Gelehrten mit jüdischem Background. Seit der Zeit im spanischen Toledo hatte die jüdische Kultur keine solche Blüte erlebt. Die Liste genialer Persönlichkeiten ist lang. Gustav Maler, Sigmund Freud, Egon Friedell, Stefan Zweig, Karl Kraus, Herrmann Broch, Alban Berg, Karl Popper, Peter L. Berger, Alfred Adler sind nur ein paar der bekannteren Namen von unzähligen anderen. Soll man nun Hugo von Hofmannsthal (und Karl Kraus) dazuzählen, oder nicht?

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