Stationen

Freitag, 29. Oktober 2010

Gegenüberstellung - Land des Lächelns



Pavarotti war ein großer Tenor. Gerade deshalb ist diese Gegenüberstellung besonders interessant. Denn man kann bei diesem Beispiel hören, dass die Beherrschung der Technik, die die klassische Gesangsausbildung bietet, nicht immer auch Ausdrucksstärke gewährleistet. Laura Pausini bräuchte Mikrofon und Verstärkung auch in einem Theater, wo Pavarottis Technik ausreichen würde, um aus lautem Schreien lautes, deutlich hörbares und verständliches Singen zu machen. Aber ihr modernes Mikrofonsingen ist ausdrucksstärker, weil es der natürlichen Stimmmodulation näher ist, mit der bei unbefangenem Sprechen unsere Gefühle zum Ausdruck kommen. Im Grunde ist Singen eine Potenzierung ausdrucksvollen Sprechens. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.

Man beachte, dass Pavarotti konstant dicht am Mikrofon singt (der Toningenieur hat sein Mikrofon weniger verstärkt), während Laura Pausini das Mikrofon wie ein Musikinstrument einsetzt: sie nähert ihre Lippen dem Mikrofon, wenn sie leise singt, und sie entfernt das Mikrofon, wenn sie laut singt.

Zu beachten ist bei einer solchen Gegenüberstellung allerdings, dass bei einem Singen wie dem Laura Pausinis sehr persönliche Elemente hervortreten, die in diesem Fall von Vorteil sind, weil das Lied, das sie hier singt, besonders gut zu ihr passt, während das allzu Persönliche bei einem anderen Werk auch störend sein kann. Durch die klassische Gesangsausbildung hingegen wird ein Strument geschaffen, das neutraler ist und gerade deshalb für jedes Repertoire geeignet ist, weil die persönlichen Elemente nicht so sehr in den Ausdruck mit hineinspielen. Es hätte daher keinen Sinn, Opern und Operetten heute einfach von Schlager- und Musicalinterpreten vortragen zu lassen, obwohl dem Orchestra di Piazza Vittorio ein aktualisierendes Anknüpfen an Schikaneders Volkstheater gelungen ist. Das ist aber ein ganz anderes Paar Schuhe.


(Leider ist die Klangqualität dieser Aufnahme sehr minderwertig)


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