Stationen

Dienstag, 2. November 2010

Countdown?

Berlusconis Ansehen ist völlig dahin auf Grund seines Privatlebens, aber es gibt bisher keine glaubhafte politische Alternative zu ihm. Wenn er im Sattel bleibt, dann nur, weil sich immer noch genügend Leute die Nase zu halten. Wenn es dagegen zur Regierungskrise kommt, dann nur weil sich inzwischen zu viele Leute dafür schämen, sich dauernd die Nase zugehalten zu haben. Vor einer Woche sagte der (linke) Bürgermeister von Florenz sehr richtig, die Opposition müsse den Wählern schon etwas Besseres anbieten können, als nur die ständige Dämonisierung Berlusconis. Es gibt aber schlicht und einfach keinen programmatischen Gegenentwurf, und die wenigen lebendigeren Ansätze, die von der Opposition ausgehen, wirken fast alle wie Hafer aus Berlusconis Sack. Was sie meistens sogar sind, denn als Occhetto di KPI umbenannte und die neue Richtung vorgab, wagte schließlich noch lange niemand vorzuschlagen, was heute auch in deren Reihen vorgeschlagen wird, nachdem Berlusconi den Liberalismus salonfähig gemacht hat.

Dass vor einem Jahr der (linke) Gouverneur Latiums wegen eines Sexualskandals zurücktrat (und er zuvor von den Carabinieri wegen seiner Neigungen erpresst worden war), ist auch kein Trost.
Ich gehe seit ein paar Monaten davon aus, dass die Berlusconiära vorbei ist.
 
 
Was fehlt in Italien, ist nicht so sehr ein politischer Führer - da gäbe es sogar mehrere - der eine neue Seite aufschlagen könnte, als viel mehr eine gesunde Führungsschicht, auf die sich einer dieser Leader verlässlich stützen könnte, selbst wenn ein glaubwürdiges Alternativprogramm den Wählerkonsens träfe. Dass Berlusconi es schaffte, dass seine Mannen so lange, oder zumindest so oft, am selben Strang zogen, ist eine erstaunliche Leistung; die in anderen Ländern aber so selbstverständlich ist, dass es eigentlich eine Schande ist, dass ich sie ihm hier als Leistung verbuche. Bewirkt hat er nicht viel, dazu war er viel zu sehr damit beschäftigt, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Was wird nach ihm kommen? Diese Frage scheint viele zu lähmen. Und man möchte den Gedanken, dass Berlusconi eines Tages selbst denen fehlen könnte, die täglich an seinem Ast sägen, wirklich nicht denken. Es ist schauderhaft. 

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