Stationen

Donnerstag, 29. September 2011

Lascaux

Visite de la grotte

ZDF-Dokumentation

Es wurde wirklich langsam Zeit dafür, dass die Gelehrten bei ihren Überlegungen davon ausgehen, die Menschen vor 30000 Jahren als genauso gescheit, dumm und genial zu erachten wie uns heute, und sich darüber klar zu werden, dass es keinen Sinn hat, sie sich als dumpfe Horden vorzustellen. Was auch immer bei Chantal Jègues-Wolkiewiezs Vermutungen herauskommen mag, ihre Hypothese ist ein sehr guter Anfang. Und vielleicht hat sie ja sogar recht. Immerhin hat sie 130 Grotten mit Wandbildern vermessen, und nur 4 davon sind nicht auf markante Punkte des Sonnenlaufs ausgerichtet (und zur Gegenkontrolle kontrollierte sie zusätzlich auch Höhlen ohne Bilder). Was sie als "kleinen Sieg" bezeichnet - die Ausrichtung der Augen der Bisons und ihrer gekreuzten Schwänze - ist fantastisch. Und was im 4. Video gezeigt wird.... es ist wundervoll, wenn auch nicht zwingend. Man könnte wirklich zu dem Schluss kommen, die Grotte von Lascaux sei nicht nur von einem Picasso der Steinzeit gemalt, sondern von einem (oder mehreren) Michelangelo der Steinzeit. Das könnte tatsächlich die Sixtinische Kapelle der Vorzeit sein.

Der Einwand, es sei unmöglich, maßstabgerechte Abbilder zu schaffen, unterschätzt erstens abermals die Fähigkeiten unserer entfernten Vorfahren und zweitens wird er in Unkenntnis der Methode des sight-seizing vorgebracht, einer Zeichenmethode, die auch heute noch in einer Schule in Florenz gelehrt wird: http://www.charlescecilstudios.com/ Bernard Berenson fertigte Kopien berühmter Meister aus dem Gedächtnis an, um sein Auge zu schulen. Er hängte zu diesem Zweck das Original in einem Raum auf, in dem er es betrachtete. Aber die Kopie, die er anfertigte, stand dabei immer im Raum nebenan.


pronaque cum spectent animalia cetera terram,
os homini sublime dedit caelumque videre
iussit et erectos ad sidera tollere vultus:
sic, modo quae fuerat rudis et sine imagine, tellus
induit ignotas hominum conversa figuras.
Ovid - Metamorphosen Liber primus

http://en.wikipedia.org/wiki/Solutreans

Lascaux eine Himmelskarte? Diese erstaunliche Hypothese stellte die französische Archäoastronomin Chantal Jègues-Wolkiewiez am 10. November 2000 vor. Die Auerochsen, Pferde und Hirsche in der großen Halle der Stiere haben nach Ansicht der Wissenschaftlerin erstaunliche Ähnlichkeit mit den Sternbildern. Auf der Wand sind vor allem die Gestirne zu finden, die das Sternbild des Widders, des Stiers oder des Skorpions bilden.

Dafür rekonstruierte sie zunächst die Himmelskonstellation des Sommers, wie sie sich vor 17 000 Jahren dem Betrachter bot, als die Malereien entstanden. Danach wurden mit einem Kompass alle Punkte und Striche, aus denen sich die Tierfiguren zusammensetzen, genau vermessen und anschließend die gewonnenen archäologischen und astronomischen Daten miteinander verglichen. Dann entpuppte sich die Tierzeichnung auf der linken Wand der großen Halle, die von Frühgeschichtlern "das Einhorn" getauft wurde, als das heutige Sternbild des Steinbocks.

Die Hypothese stützt ein überraschendes Phänomen, das sich jedes Jahr einstellt: Bei der Sommersonnenwende erreichen die Strahlen der untergehenden Sonne vom Eingang her die Malereien in der Halle der Stiere. Damit liefert die Forscherin ein völlig neues Element zum Verständnis der Anlage: Dieser Ort wurde nicht zufällig gewählt. Die Malereien entstanden als Teil eines phantastischen Schauspiels, wenn die Sonne die gesamte Halle der Stiere erhellt und beleuchtet.

Der Konservator der Höhle, Jean-Michel Geneste, argumentiert vorsichtig, dass diese Forschungsarbeiten die ersten ihrer Art darstellen, die auf systematischen Messungen beruhen. Immerhin konnte Chantal Jègues-Wolkiewiez zeigen, dass zwischen den Darstellungen auf dem Gewölbe und den Himmelskörpern eine Verbindung besteht. Mehrere Elemente sind über jeden Zweifel erhaben: Die Ausrichtung der Höhle gemäß der Sonnenwende, die Positionierung von Steinbock, Skorpion und Stier in der Halle entsprechend dem damaligen Sternenhimmel. Ihre Malereien lassen vermuten, dass die Menschen in Europa bereits in der Altsteinzeit hervorragende Himmelsbeobachter waren und dass sie ihre Beobachtungen auf irgendeine Weise festhielten, um sie anschließend in der Höhle nachzuvollziehen.


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