Donnerstag, 31. Januar 2013
Crimson Tide
Sonntag, 27. Januar 2013
Claude Lanzmann
Im Lager geboren
Die Befürchtung, dass Auschwitz vergessen werden könnte, ist verständlich. Aber sie ist unbegründet. Erst wenn wir vergessen haben, wer Moses war (und Michelangelo Buonarotti), werden wir auch Auschwitz vergessen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Michelangelo's_Moses
Samstag, 26. Januar 2013
Freitag, 25. Januar 2013
Teile und herrsche
Mittwoch, 23. Januar 2013
Auflösungsvermögen
"Alles Gescheite ist schon einmal gedacht worden; man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken". Goethe
"Il est clair que le monde est purement parodique, c'est-à-dire que chaque chose qu'on regarde est la parodie d'une autre, ou encore la même chose sous une forme décevante." Georges Bataille
"Es ist schon alles einmal gesagt worden, nur nicht von jedem". Karl Valentin
Fremde Federn finden
"Das ist nicht nur 'copy and paste', sondern auch die Übersetzung oder die Bearbeitung von einem Text, eine Paraphrase kann auch ein Plagiat sein, wenn die Quelle nicht referenziert ist. Und letzten Endes ist es ganz einfach: Sie müssen sagen, wo fängt die Übernahme an, wo hört die auf und wo habe ich das her. Ich kann es mit Gänsefüßchen machen, ich kann sagen: 'Wie Kant sagt in sowieso, blablabla', und dann am Ende die Fußnote, damit man weiß, jetzt ist es abgeschlossen, da an der Stelle. Ich höre von Studierenden manchmal, wie viel Wörter muss ich ändern, damit es nicht mehr ein Plagiat ist? Es bleibt ein Plagiat. Und dann die Strukturplagiate, also die übernommenen Strukturen von jemand anderem, kann auch ein Plagiat sein, oder eben, wenn man zwar die Fußnote angegeben hat, aber übersehen hat, dass man die Aussage, den Text, die Wortwahl nach wie vor identisch übernommen hat, das ist auch ein Plagiat."
So sieht es Debora Weber-Wulff
"Dicebat Bernardus Carnotensis nos esse quasi nanos gigantum umeris insidentes, ut possimus plura eis et remotiora videre, non utique proprii visus acumine, aut eminentia corporis, sed quia in altum subvehimur et extollimur magnitudine gigantea".
So hingegen sieht es Johannes von Salisbury (Metalogicon 3,4,46-50)
Frau Weber-Wulff scheint mir die Sorge ihrer Studenten nicht verstanden zu haben. Die fragen sich zurecht, woher sie die Gewissheit nehmen sollen, dass ihnen nicht irgendjemand die Autorschaft ihrer eigenen Ideen streitig macht, weil er beweisen kann, dieselbe Idee vorher auch schon gehabt zu haben.
Wenn jetzt auch Paraphrasen desselben Inhalts als Plagiat gelten, wird die Grenze unerwartet fließend, weil es jeden Tag Millionen Male vorkommt, dass jemand haargenau dieselbe Idee hat, die ein kluger Kopf bereits vor ihm schon mal hatte und eventuell sogar niederschrieb, nicht selten sogar wortwörtlich mit denselben Worten. Aber soll jemand, der eine Doktorarbeit schreibt, auch das als Zitat kennzeichnen, was er sich selber ausgedacht hat, nur weil eine Paraphrasierungssuchmaschine einen Vorgänger gefunden hat?
Ich glaube nein. Eine Lösung für dieses Dilemma kann wahrscheinlich nur eine Neudefinition von Echtheitskriterien sein. Und es wird keine perfekte Lösung gefunden werden können, sondern nur eine "Annäherung". Paradoxerweise entsteht durch ein Übermaß an Auflösungsvermögen ein unerwarteter Bedarf an Ungenauigkeit. Unsere Sinnesorgane gewährleisten nicht ohne Grund nur eine zielgerichtet selektive Wahrnehmung, und die ist auch noch beschränkt. In der biologischen Evolution wirkt die Selektion als negatives Feedback. Inundanz wird durch austarierte Ungenauigkeit dort ausgeschlossen, wo Genauigkeit zu aufwendig wäre. Wenn nun als Nebenwirkung einer neuen Technologie diese Ungenauigkeit abnimmt, muss sie in Form von programmed fuzzyness wieder erhöht werden, weil sonst Erstarrung durch Stau eintritt. Ein kurioses Dilemma, das aus Frau Weber-Wulffs Antwort, die sich auf den ersten Blick sehr selbstverständlich und vernünftig anhört, eine kurzsichtige Antwort auf eine vorausschauende Frage macht. Ihre Studenten sind zurecht besorgt und desorientiert. Sie scheinen zu wittern, dass auch dann, wenn sie ehrlich und sorgfältig zitieren, die Originalität ihrer Arbeit angezweifelt werden könnte. Liebe Frau Weber-Wulff, was ist es, das Friedrich Smetanas "Moldau" zu einem Original macht, wo doch die Melodie dieselbe von "Alle meine Entchen" in der Varianttonart in Moll ist?
Charles Yves dachte sich unabhängig von Schönberg in Amerika die Atonalität aus, und selbst in der Biologie ist die vielgerühmte Variabilität der Formen begrenzt, weil sich das Leben nur innerhalb bestimmter Grenzen abspielen kann. Ein Beispiel für Wiederholung in der Natur war der Riesenalk (inzwischen ausgestorben) Alca impennis in der Arctis, der den Pinguinen der Antarctis so ähnlich sah, dass er früher Pinguinus impennis hieß, bis festgestellt wurde, dass keinerlei Verwandtschaft besteht. In Frau Weber-Wulffs Augen wäre die Alca impennis ein Plagiat, weil er eine Paraphrase des Pinguins darstellt, so als habe am einen Pol ein Demiurg eine Idee hingeschrieben, ohne zu zitieren, dass er sie am anderen Pol beim lieben Gott abgeschrieben hat.
Der derzeitige Stand der Technologie favorisiert engstirnige Inquisitoren, weil er eine Messbarkeit suggeriert, die nur scheinbar besteht, und der derzeitige Stand der Diskussion verhindert vernünftige Kriterien für die Definition von Echtheit und Originalität, weil er von dieser vermeintlichen Messbarkeit bedingt ist. Wenn erst einmal sämtliche akademisch interessanten Texte online zur Verfügung stehen, wird es derartig von Paraphrasen wimmeln, dass Frau Weber-Wulff zum Opfer ihrer eigenen Kriterien werden könnte. Erstaunt wird sie, die eigentlich auf Johannes von Salesburys Schultern sitzen müsste, sich auf den Schultern anderer, ihr völlig fremder Männer wieder finden.
Tagung an der Universität Mainz
Einsichten auf den Schultern des Vorwissens