Stationen

Sonntag, 2. Juni 2013

Überaus nett

MATERIALIEN ZU EINER KRITIK DER BEKANNTESTEN GEDICHTFORM ITALIENISCHEN URSPRUNGS

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut

hat, heute noch so'n dumpfen Scheiß zu bauen;
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

darüber, daß so'n abgefuckter Kacker
mich mittels seiner Wichserein blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Sonette unheimlich beschissen.

Robert Gernhardt

Sonette find ich allererste Sahne,
So taff, so steil, so super-mega-in;
Sich irgendetwas andres reinzuziehn
Ist für den Arsch, ist absolut vertane

Gehirnaktivität. Ich schrei und japse -
Sonette bringen voll den turbogeilen Trip,
Die sind so oberaffen-hyper-hip;
Wer das nicht rafft, gehört echt in die Klapse.

Ins Zuchthaus, nein: aufs Streckbett, nein: Schafott!
Na, wurscht, nur weg. Und hundert auf den Fetten
Für jeden, der dumm rumzickt bei Sonetten;

Denn im Vergleich ist alles andre Schrott.
Wer das nicht schnallt, der ist total banane;
Ich find Sonette allererste Sahne.

Bertold Breig

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.