Stationen

Sonntag, 29. September 2013

Monica Maggioni interviewt Assad




Notschlachtung




Unter all den pathetischen Aktionen rechts- und linksradikaler Terroristen, die in den 70-ern und 80-ern in Italien die Straßen unsicher machten, war keine einzige, die je irgendeinen Sinn hätte haben können. Aber wenn tatsächlich einmal ein selbstloser Scharfschütze (oder wenigstens einer mit hypertropher moralischer Eitelkeit) dem Allgemeinwohl einen Dienst erweisen könnte, ist keiner da.


Wenn es so weiter geht, richtet der gescheckte Bock selbst aus dem Jenseits noch per testamentarischer Verfügung Unheil an. Er ist jedenfalls fest entschlossen, die UE und Deutschland genauso zu erpressen, wie er es in Italien mit der Linken macht, die auf seine Zustimmung angewiesen ist. Das kommt davon, wenn man sich in die Sackgasse der Alternativlosigkeit begibt.

Gleichzeitig mache ich mir Sorgen, dass ein Enkel der Roten Brigaden Angela Merkel etwas zuleide tun könnte.


Botta e risposta



Ratzinger hat gerade einen offenen Brief an Odifreddi in La Repubblica geschrieben, um ihm auf eines seiner Bücher zu antworten. Einen würdigeren Gesprächspartner hätte Ratzinger nicht auswählen können. In Deutschland müsste er in der FAZ an Paul Schulz schreiben.

Samstag, 28. September 2013

Mut zur Wahrheit

"Keine Bank im Norden ist bereit, im Süden so Geld zu investieren, wie Herr Draghi das im Moment macht." Hans-Werner Sinn

"Unter denjenigen, die in Berlin Häuser kaufen, sind erstaunlich viele Spanier. Womit bezahlen sie? Mit dem Geld, das für sie gedruckt wird!" Hans-Werner Sinn

"Die Rettungskredite - davon muss man ausgehen - werden nie zurückgezahlt werden." Hans-Werner Sinn

"Wir müssen den Euro zumindest verkleinern." Hans-Werner Sinn

Hier das Interview auf Phoenix





Dieser Triumph wird der CDU noch vor die Füße fallen. Je später, desto schlimmer. Aber die Muttisierung der deutschen Politik hat jetzt erst mal gesiegt. Wieder einmal hat sich gezeigt: überall auf der Welt schart man sich, wenn es ernst wird, nicht um die, die rumargumentieren, sondern um die, die Ruhe ausstrahlen, gegebenenfalls den Mund halten, weil klare Aussagen nur beunruhigen würden, handeln (egal wie), die unmittelbaren Interessen des Landes anpeilen, Folgewirkungen abschütteln, Kontinuität versprechen, einlullen, Vertrauen wecken, beschwichtigen, Zuversicht anbieten. Egal wie berechtigt die Einwände der Kritiker auch sein mögen. Lieber heute ein Ei als morgen ein Hähnchen. Und man sucht den Rockzipfel.


Zumindest wenn unter den Kritikern kein charismatischer Führer ist. Lucke ist tadellos. Und deswegen traut man ihm nichts zu. Er ist nur der Pressesprecher, kein politischer Leader (Führer). Aber wessen Pressesprecher ist Lucke? Das ist die Schwäche der AfD. Sie hat einen brillanten Pressesprecher, aber kein Gesicht, keine Persönlichkeit, der man zutrauen würde, dass sie das Ruder übernehmen könnte, um es rumzureißen. Aber es gibt diese Persönlichkeit. Sie wird aber erst dann in Erscheinung treten, wenn sie ihre Zeit gekommen sieht.

Ich gönne Merkel das Vertrauen sogar. Sie gibt sich ja auch große Mühe, ist sehr gescheit, meint es gut und weiß sogar was sie tut. Aber sie hat kluge Kritiker. Und ich weiß nur zu gut, dass deren Einwände berechtigt sind, weil ich den Süden kenne. Deutschland verhält sich wie ein Wucherer, der am Ende die Schulden erlässt. Man kann daran glauben, dass so Europa entstehen wird. Man kann aber auch daran zweifeln.

Freitag, 27. September 2013

Christian De Sica


Giorgios Seferis




einfach sprechen

Synagoge Florenz



firenzebraica

Fruchtbares Land - zufriedene, dankbare Bauern






Gaugrafen

hinternational

Mulino bianco



Herr Barilla sagt, er würde nie eine "homosexuelle Familie" in den Mittelpunkt seiner Keksreklame stellen. Sofort geht eine Protestwelle durch Italien, obwohl es sich nur um eine Marketingentscheidung handelt und Barillas Zielgruppe nun mal tradionelle Familien sind, während IKEA sich ausdrücklich auch an Homosexuelle wendet.

Ein besonders Schlauer hat sich mittlerweile in Italien ausgedacht, dass "Papa" und "Mamma" diskriminierende Begriffe sind, deswegen soll jetzt gesetzlich vorgeschrieben werden, dass nur noch von "genitore I und II" die Rede sein darf. Schlimmer als in der Sowjetunion.





Aebutia und Carvilius


Il burbero di buon cuore





Donnerstag, 26. September 2013

Leider wahr






"Wer die Geschichte des ÖR kennt, weiß, dass er auf das Bestreben der Alliierten zurück geht, Meinungspluralismus in den Medien zu garantieren. Dies war die Konsequenz aus den Folgen des nationalsozialistischen Staatsfunks und der Versuch, eine demokratische Grundversorgung zu etablieren.

Allein vor diesen Hintergründen sind die Rundfunkgebühren zu sehen. Die gestrige Will-Sendung ist der Höhepunkt langjähriger Missachtung des ursprünglichen demokratiefördernden Grundgedankens des ÖR. Eine Kontrolle durch die Rundfunkräte, die den Demokratiegedanken schützen müssten, findet offensichtlich nicht statt.

Anne Will hat gestern abschließend unter Beweis gestellt, dass es KEINE Rechtfertigung für die GEZ-Zwangsgebühr gibt."

Montag, 23. September 2013

Schutz




Ich weiß nicht, woran es liegt. Sind die Richter in Karlsruhe weltanschaulich überfordert? Liegen zu wenig gesicherte Erkenntnisse vor, um anders entscheiden zu können? Ist die Wissenschaft überhaupt in der Lage, Kenntnisse hervorzubringen, die so eindeutig sind, dass es den Richtern erspart bleibt, mit der Zange des Gesetzes ins Unwägbare zu greifen? Ist unser Rechtssystem unzulänglich und führt sich an dieser Stelle selber ad absurdum?


Schwulenpropaganda


Demokratie und Rechtsstaat bedeutet, dass Minderheiten und Schwache Recht auf Schutz haben, nicht dass sie uneingeschränkt alle Rechte ausüben können müssen, die der Mehrheit zustehen. Das Recht einer Frau, sich mit dem Samen eines anonymen Spenders befruchten zu lassen, ist ein Unrecht gegenüber dem Kind, das hierdurch gezeugt wird. Das Recht lesbischer oder gar schwuler Paare, Kinder zu adoptieren ist ebenfalls ein verbrecherisches Recht (gegenüber dem adoptierten Kind und gegenüber dem Gemeinwesen, dessen schützende Konventionen erodiert werden), vor dem ich nur Ekel empfinden kann. Einmal ausgenommen die Fälle, in denen es wirklich besser ist, der schwule Verwandte übernimmt das Sorgerecht, wenn ein Kind seine Eltern verloren hat.



Kinderwunsch


Ich beanspruche das sakrosankte Recht, diesen Ekel zu empfinden und nicht nur konservativ, sondern reaktionär zu sein und dies äußern zu dürfen, ohne deswegen für vogelfrei erklärt zu werden, und ich bestehe darauf, dass meine Ekelgefühle ebenso ernst genommen und respektiert werden wie der Kinderwunsch lesbischer und schwuler Paare. Von meinen persönlichen Gefühlen einmal abgesehen, müssen Kinder davor geschützt werden, von Lesben und Schwulen adoptiert zu werden. Sie zu schützen bedeutet also: im Zweifel gegen die Klagenden (Lesben und Schwule), tut mir leid.


Odinshühnchen

Mindestens seit 1978

Seit mindestens 1978 ist Italiens ehrlichste Partei die Radikale Partei. Sie ist DIE Bürgerrechtspartei des Landes und auch die einzige Partei Italiens, die zusammen mit der deutschen FDP in London in der Liberalen Internationale sitzt.


Die gute Emma

Sonntag, 22. September 2013

100 Milliarden Umsatz







'Ndrangheta, Camorra und Cosa Nostra zusammen haben einen Geschäftsumfang von mehr als 100 Milliarden und kaufen Staatsanleihen der ehemaligen Ostblockländer, um Einfluss auf deren Politik zu gewinnen.

In Deutschland werden Hunderte von Pizzerien für Geldwäsche benutzt, und kein Hahn kräht danach.


13 Milliarden Einkommen


Donnerstag, 19. September 2013

Bella persona






Riccardo Illy


Schade, dass er nicht Italien regiert. Aber Renzi ist auch nicht schlecht.

Dienstag, 17. September 2013

Giuliano Pisapia







Dass ein Erzkommunist wie Pisapia in unserer Zeit noch einmal Bürgermeister von Mailand werden konnte...


Das sogenannte seriöse Bürgertum Mailands ist immer noch ein Nachhallen kultureller Attitüden, die in den 70-er Jahren von Claudio Abbado, Luigi Nono, Maurizio Pollini und Luciano Berio gepflegt wurden und die dortige feine Gesellschaft auch heute noch bis in die Haarspitzen durchdringen. Was das Kokain für die Couturiers ist, ist der Kommunismus für die Scala (und einen Teil der Justiz).

Mara Carfagna



Eine von Italiens intelligentesten, korrektesten und höflichsten Politikerinnen. In Deutschland systematisch diffamiert. Warum? 1. weil sie schön ist, 2. weil sie antikommunistisch ist, 3. weil sie Partei für Berlusconi ergreift.

Kulturanthropologie und -geschichte

Eine Woge der Genugtuung schwappt durch Italien. Man hat das Gefühl, die Menschen sind glücklich, dass das Ungeheuer jetzt wirklich besiegt ist und entbeint werden kann. So als sei hier ein Sieg des Menschen über die Maschine zu feiern und Kapitän Schettino der wahre Held dieses Kampfes. Die Costa Concordia weiß jetzt, was ne Harke ist.


Und Griechenland?

Auch große Philosophen können sich irren – manche durchaus „zeitnah“, bei anderen dauert es schon mal Jahrhunderte, bis der Irrtum offenbar wird. Zu Letzteren gehört Aristoteles mit seiner Feststellung, die Bewohner der kalten Gegenden Europas seien, anders als die Völker des Südens, an geistiger Einsicht arm und zu echter Staatenbildung unfähig.

Heute gilt eher das Gegenteil. Aber vielleicht sind die staatlich inzwischen eher stabilen Völker des Nordens ja wirklich mitunter an geistiger Einsicht arm – hätten sie sonst eingewilligt, die wertlose Drachme auf letztlich ihre Kosten gegen den Euro auszutauschen? Andererseits ist gerade dies ein in hohem Maße geistig motivierter Akt gewesen. Die Drachme, das war die älteste Münzwährung des Kontinents, mit ihr hatten bereits Leonidas, Perikles oder Euripides bezahlt. Menschen, in deren Beutel Drachmen klimperten, haben dem Erdteil seinen Namen gegeben und seine kulturellen Grundlagen geschaffen.

Wer sich verdeutlichen will, was für ein einzigartiges Ausstrahlungsphänomen das alten Griechenland war, muss nur durch europäische Gemäldegalerien wandeln, sich die klassizistischen Bauten in den großen Städten des Westens anschauen oder den Blick zum Himmel richten. Die Erde ausgenommen, heißen alle Planeten unseres Sonnensystems nach hellenischen Gottheiten (sechs in latinisierter Form). Noch der letzte Jupitermond trägt einen Namen aus der griechischen Mythologie.

Auch den Sternenhimmel hat mythologisches Personal aus Hellas erobert, von Orion, Herkules und Kassiopeia über die Dioskuren und Plejaden bis hin zu Perseus und Andromeda. Mit einer gewissen Folgerichtigkeit trugen die Raketen, mit denen US-Astronauten auf dem Mond landeten, den Namen des Apollo.

Die Griechen haben die Demokratie erfunden, die Tragödie, die Philosophie, die Olympischen Spiele, das Symposion und den geschriebenen Vokal – Grund genug, ihren Nachfahren die Möglichkeit zu geben, nunmehr ihre Schulden in Euro anhäufen zu können?

Aber wer sind überhaupt ihre Nachfahren? „Kein Tropfen des alten Heldenblutes fließt ungemischt in den Adern der jetzigen Neugriechen“, befand anno 1830 der Orientalist Jakob Philipp Fallmerayer und rügte die zeitgenössischen Griechenlandfreunde: „Eure schwärmerische Teilnahme ist verschwendet an ein entartetes Geschlecht, an die Abkömmlinge jener slawischen Unholde, die im fünften und sechsten Jahrhundert über das byzantinische Reich hereinbrachen und die hellenische Nationalität mit Stumpf und Stiel ausrotteten.“ Und zu Fallmerayers Zeiten standen die größten Bevölkerungsverschiebungen durch die Türken noch bevor.

In der Tat dürften die heutigen Griechen kaum mehr mit jenen verwandt sein, die in der Antike das Land bevölkerten und diese staunenswerte Kultur schufen. Auf einem Südzipfel des Peloponnes, auf der Halbinsel Mani sollen die letzten „echten“ Griechen leben, so wie die letzten „echten“ Kelten in Irland siedeln und die letzten „echten“ Ägypter die Kopten sind. Und die letzten „echten“ Germanen? Ach, lassen wir das.

Die modernen Griechen beweisen ihre Unähnlichkeit mit ihren Vorfahren jedenfalls quasi täglich. Das Land, das Sokrates und Platon, Myron und Phidias, Pindar und Sophokles, Pythagoras und Thukydides hervorbrachte, besitzt heute keinen bedeutenden Dichter, Komponisten, bildenden Künstler oder Philosophen. Auch keinen Weltstar in irgendeinem anderen Genre (die Callas war der letzte und einzige). Seit El Greco hat Hellas keinen Maler von Weltrang erzeugt. Aus Griechenland kommt fast nie ein Film, über den man in Europa redet. Die bedeutendsten griechischen Dichter der Gegenwart sind jene Statistiker, die der EU unterjubelten, ihr Staatshaushalt sei gesund und die landwirtschaftliche Nutzfläche ihres Landes übertreffe dessen Gesamtfläche.

Wer etwas werden will, geht ins Ausland. Die Hand voll weltweit anerkannter griechischer Physiker und Kosmologen etwa arbeitet in den USA. Der bekannteste Grieche der Gegenwart indes heißt Otto Rehhagel, das Spiel seiner Mannschaft ist ungefähr so attraktiv wie ein Athener Vorort. Vier der sieben antiken Weltwunder standen in Griechenland; heute vollbringen griechische Baumeister Glanztaten wie jenen Tunnelbau nahe der Stadt Kozani, wo sich die Grabungskommandos, die von jeweils einer Seite des Berges starteten, in der Mitte um 35 Meter verfehlten. Nach jedem Erdbeben wird in der Öffentlichkeit diskutiert, ob man nicht auch erdbebensichere Häuser bauen könnte. Stadtplanung ist seit 2000 Jahren kein Thema. Halb Attika ist inzwischen mit Betonsiedlungen von unglaublicher Hässlichkeit zugestellt. Müllhaufen, erodierende Böden und notorisch brennende Wälder gehören heute zu Griechenland wie dereinst Tempel, Dreifüße und Opferrauch.

Athen war um 1800 ein Flecken mit 5000 Einwohnern, die zwischen den antiken Trümmern ihr Vieh weideten, um 1900 lebten dort 130000 Menschen, heute sind es mehr als drei Millionen. Das explosionsartige Wachstum, eine Folge allgemeiner Landflucht, vollzog sich in der Hauptstadt wie anderswo ohne Vorsatz und Plan und verwandelte Athen in jenen stinkenden Moloch, als welcher die „Wiege der Demokratie“ heute berüchtigt ist. Als logische Folge setzte seit den 1980er-Jahren eine temporäre Stadtflucht ein. Zahlreiche wilde Siedlungen entstanden entlang der Küste, eine knappe halbe Million Schwarzbauten für die Sommerfrische, deren enorme Unansehnlichkeit verdeutlicht, dass der einstmals in jenem Weltteil herrschende Sinn für Proportionen wohl gänzlich ausgestorben ist. „Die allzu menschenreiche Stadt kann nur schwer, vielleicht überhaupt nicht in Ordnung gehalten werden“, schrieb Aristoteles. Die heutigen Griechen demonstrieren, dass sie auch kleinere Orte mühelos in einen Zustand kompletter Verwahrlosung versetzen können.

Im Altertum war Griechenland eine der führenden Seemächte. Noch heute hat das Land mit seinen 14000 Kilometern Küste eine der größten Flotten der Welt. Doch wer auf eine griechische Fähre steigt, weiß, worauf er sich einlässt: die Fortsetzung der Odyssee mit den Mitteln des Fremdenverkehrs.

Hellas besitzt ein einziges Opernhaus und nur einen richtigen Konzertsaal; im Lande des Orpheus und des Kitharaspielers Apollo ist die Tonkunst im Grunde über die Volksmusik nie hinausgekommen. Die Pisa-Studien, bei denen Griechenland hintere Plätze belegte, wurden weder von den Politikern noch von den Medien überhaupt zur Kenntnis genommen.

Griechenland scheint das ideale Beispiel zu sein für die Theorie des Geschichtsdenkers Oswald Spengler, dass Kulturen Organismen sind, die notwendig einen Lebenszyklus von der Jugend über Blüte und Reifezeit bis zum Verfall durchlaufen. Freilich dauert dieser Abstieg von so beispielloser Höhe inzwischen schon 2000 Jahre.

Was das antike Griechenland von den anderen Kulturen des Altertums unterschied (von der römischen Republik abgesehen), war das Fehlen einer Zentralgewalt, eines Alleinherrschers – gewiss eine Folge der Geografie, doch auf geheimnisvolle Weise verknüpft mit der Herrschaft des Wettbewerbsgedankens. Eris, die Göttin der Zwietracht, existiert Hesiod zufolge in zweierlei Gestalt: Die eine „fördert den schlimmen Krieg und Hader“, die andere „treibt auch den ungeschickten Mann zur Arbeit; und schaut einer, der des Besitztums ermangelt, auf den anderen, der reich ist, so eilt er sich in gleicher Weise zu säen und zu pflanzen und das Haus wohl zu bestellen (...) Gut ist diese Eris für den Menschen.“ Dass Neid in der Welt war, schrieben die Griechen einer wohltätigen Gottheit zu. „Dem Neid entgeht nur, wer seiner nicht würdig ist“, spricht die mykenische Königin Klytaimnestra in Aischylos´ Tragödie „Agamemnon“.

Dieses Gefühl durchzog den gesamten Alltag – die Hellenen konnten sich ihre Tätigkeiten gar nicht anders denken als im Wettstreit. „Wo immer wir hinblicken, stoßen wir bei den Griechen auf ein Sich-Messen“, schreibt der Historiker Christian Meier. „Täglich erfolgte es auf der Agora, wo man sich traf.“

Nicht nur Sportler und Krieger befanden sich im ständigen Wettbewerb – wobei Letztere bei Homer und Herodot nicht nur nach ihren Taten, sondern obendrein nach ihrer Schönheit „gerankt“ werden -, auch die Sänger und Tragödiendichter, Rhetoren und Bildhauer stachelte der Ehrgeiz, der Erste zu sein an. „Auf jetzt, die ihr die besten Tänzer seid der Phäaken“, ruft deren König Alkinoos, bei dem Odysseus zu Gast ist, „tanzt uns nun etwas vor, damit der Fremde den Seinen/Dann zu Hause berichte, wie weit wir den anderen voraus sind/Im Gesang und im Tanz, im Wettlauf und in der Seefahrt.“ Platons berühmtes „Symposion“ ist nur der äußeren Form nach ein Gelage; tatsächlich findet ein Wettstreit statt, welcher Teilnehmer die beste Rede auf den Eros hält. Sogar die religiösen Feste bestanden aus Agonen, man ließ nicht einen Chor singen, sondern mehrere traten gegeneinander an.

Ganze Städte wetteiferten, wer die besten Sportler und Künstler hervorbrachte oder die schönsten Tempel besaß. Die griechische Demokratie ist im Grunde der Versuch gewesen, optimale Konkurrenzbedingungen zu schaffen und die Dominanz eines Einzelnen auszuschließen. Noch das Scherbengericht diente dem Agon. „Das ist der Kern der hellenischen Wettkampf-Vorstellung: sie verabscheut die Alleinherrschaft und fürchtet ihre Gefahren, sie begehrt, als Schutzmittel gegen das Genie – ein zweites Genie“, hielt Friedrich Nietzsche fest. Von diesem Geist ist heute im Land der Vetternwirtschaft bis auf Regierungsebene nichts übrig.

Die Schattenseite des permanenten Wetteiferns war die Grausamkeit, mit welcher dieses „liederliche Artistenvölkchen“ (Thomas Mann) Bruderkriege führte. Mit dem Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) löschte sich das Land als Akteur der Geschichte quasi selbst aus. An dessen Ende forderten zwei der mit Sparta verbündeten Städte, das besiegte Athen „zur Schafweide“ zu machen – die Spartiaten freilich lehnten ab und schleiften nur die Stadtmauern.

Wenn man den Niedergang der griechischen Kultur an jenen des Wettbewerbsgedankens knüpft, beginnt er schon mit der Herrschaft der Makedonierkönige Philipp II. und Alexander der Große. Nachdem 146 vor Christus die Römer Griechenland erobert hatten, übernahmen die Griechen die Idee, fortan Römer zu sein – bis heute bezeichnen sie sich so und das Griechentum als „Romiossini“. Im Gegenzug machte sich Rom „die griechischen Wissenschaften und die gesamte griechische Kultur zu eigen“, wie der Geschichtsschreiber Plutarch notierte.

326 nach Christus erhebt der römische Kaiser Konstantin I. das Griechennest Byzantion wegen seiner idealen Lage zur neuen Hauptstadt Konstantinopel, vier Jahre später wird die Stadt eingeweiht. Zum Zweck ihrer Zierde befiehlt der Kaiser einen der barbarischsten Kunstraube aller Zeiten. Zahlreiche griechische Städte werden geplündert, die Skulpturen der bedeutendsten attischen Bildhauer verschleppt. Auch das Riesenstandbild des Apollo aus Delphi gelangt so nach Konstantinopel und bekommt dort einen neuen Kopf: den Konstantins.

In Konstantinopel vollbrachten griechische Baumeister ihre letzte architektonische Großtat: Anthemios von Tralles und Isodor von Milet schufen die 537 geweihte Hagia Sophia. Während Neu-Rom blühte, verödeten die einst so bedeutenden Griechenstädte. Zwar war Griechisch die meiste Zeit Amtssprache des byzantinischen Reiches, doch Zentralgewalt, Kaiserkult und Christianisierung zerstörten die ursprüngliche griechische Artistenmentalität. Dass es in einem Land, dessen öffentliche Plätze einst mit Götterskulpturen übersät waren, im achten Jahrhundert zu einem Streit darüber kommen konnte, ob es erlaubt sei, Heiligenbilder herzustellen, illustriert den Paradigmenwechsel. Natürlich handelte es sich längst ausschließlich um Darstellungen christlicher Figuren.

„Jedem Volk ist eine Frist gesetzt“, notierte der Prophet Mohammed, ganz analog zum Geschichtsphilosophen Spengler, nur mehr als 1000 Jahre früher. Den endgültigen Niedergang Griechenlands besiegelten denn auch die Osmanen. Nach der Eroberung Konstantinopels anno 1453 geriet Hellas für fast vier Jahrhunderte unter türkische Herrschaft. Von der Hagia Sophia stürzten die Kreuze. Die Türkenzeit war für die Mehrheit der Griechen eine Katastrophe. Fortan galten sie als Menschen zweiter Klasse, erlitten die Schikanen der Fremdherrschaft und der Überfremdung ihres Landes durch vor allem albanische Einwanderer. 1822 massakrierten türkische Truppen über 20000 Griechen auf der Insel Chios, 45000 wurden in die Sklaverei verkauft.

Nach der Unabhängigkeit schwelte der griechisch-türkische Konflikt weiter. Grässlicher Höhepunkt war die sogenannte kleinasiatische Katastrophe 1923: Anderthalb Millionen griechischstämmige Bewohner Kleinasiens, die dort seit Jahrhunderten lebten, wurden von den Türken vertrieben, in den 1950er-Jahren kamen noch mehrere hunderttausend Griechen aus Istanbul und Ägypten dazu.

Im Schicksal der Athener Akropolis spiegelt sich die Verfallsgeschichte des Landes. Im sechsten Jahrhundert wurde der Parthenon in eine christliche Kirche umgewandelt. In byzantinischer Zeit residierte der Provinzgouverneur auf der Akropolis, nach der Eroberung durch die Osmanen der türkische Stadtkommandant. Die Türken machten aus dem Parthenon eine Moschee (mit angebautem Minarett), das Erechtheion verwandelten sie kurzerhand in einen Harem. Während der Belagerung Athens durch die Venezianer 1687 traf ein Kanonenschuss den Tempel, in dem die Türken ihr Schießpulver lagerten. Der herrliche Bau wurde irreparabel beschädigt.

Namentlich den gräkophilen deutschen Klassikern war nicht nur die Antike selbst ein großes Thema, sondern die Trauer über den Verlust dieser Welt. „Attika, die Heldin ist gefallen;/Wo die alten Göttersöhne ruhn,/Im Ruin der schönen Marmorhallen/Steht der Kranich einsam trauernd nun“, klagte Hölderlin. „Was unsterblich im Gesang soll leben“, tröstete sich Schiller, „muß im Leben untergehn.“

Prosaischer, aber nicht minder traurig, äußerte sich der französische Schriftsteller und Diplomat François-René de Chateaubriand nach einer Besichtigung des Poseidontempels auf Kap Sunion im Jahr 1806: „Um mich herum waren Gräber, Schweigen, Zerstörung, Tod und einige griechische Matrosen, die sorgenfrei und gedankenlos auf Griechenlands Trümmern schliefen. Ich verließ dieses geheiligte Land auf immer, den Kopf mit seiner vergangenen Größe und gegenwärtigen Erniedrigung angefüllt.“

Die Erniedrigung ist heute beendet, der Niedergang indes allgegenwärtig. Aber befindet sich nicht der gesamte Mittelmeerraum, Italien etwa, in einer ähnlichen Situation? Teils, teils. Die Italiener sind immerhin nach wie vor Weltspitze in Sachen Mode und vor allem in der Gastronomie. Griechische Mode? Griechisches Design? Nie gehört. Und um die Küche machen Feinschmecker einen großen Bogen.

Der Koch Mithaikos von Sizilien, immerhin von Platon erwähnt, galt seinen Zeitgenossen als „der Phidias der Küche“ – heute gibt es keinen berühmten griechischen Herdkünstler und im ganzen Land nur drei Lokale mit Michelin-Sternen (in zweien davon kocht man französisch).

In seiner „Gastmahlkunde“ schwärmt Archestratos von Gela, ein reisender Gourmet aus dem vierten Jahrhundert vor Christus, über einen Fisch aus Rhodos: „Wenn sie ihn dir nicht verkaufen wollen, dann nimm ihn mit Gewalt. Danach magst du ruhig dein Schicksal auf dich nehmen.“ Heute heißt das Schicksal zuweilen Sodbrennen.

Für jede Art Sodbrennen gut ist, mit wenigen Ausnahmen, auch der griechische Wein. Attischer Rebensaft genoss im Altertum einen exzellenten Ruf und wurde überschwänglich besungen. Ein Hauptunterschied zwischen Zivilisation und Barbarei bestand für die alten Griechen darin, dass die Barbaren Bier tranken. Heute sind es eher die Barbaren, die griechischen Wein trinken.

Als Grieche geboren zu sein sei ein „erhabener Fluch“, schrieb die Schauspielerin und langjährige griechische Kulturministerin Melina Mercouri in ihrer Autobiografie. „Für erstaunlich viele Leute heißt dies offenbar, dass man persönlich die Akropolis gebaut, Delphi gegründet, das Theater erschaffen und den Begriff der Demokratie erfunden hat.“

Nein, kein Mensch denkt das mehr.









Dem Artikel folgten hunderte empörte bis beleidigende Briefe bzw. Mails von entrüsteten Griechen. Die zurechnungsfähigen unter ihnen zählten mir ihre heutigen bedeutenden Landsleute auf, verwiesen auf die historischen Ursachen ihrer Probleme, auf den -- von mir unbestrittenen -- kulturellen Niedergang Deutschlands, die Einseitigkeit meiner Polemik, die Tatsache, dass von der Höhe der antiken Kultur ja nur ein Abstieg möglich war usw.

Sagen wir mal so: Sie wissen, dass ich recht habe, und ich weiß, dass sie recht haben.



P.P.S.: Irgendeine attische Drecksau hatte mir unmittelbar nach dem Erscheinen des Artikels per Mail gewünscht, meine Mutter möge an Krebs sterben. Ich melde hiermit, dass sich der Wunsch erfüllt hat.


(Michael Klonovsky in: Focus 8/2010, S. 132-136)

Montag, 16. September 2013

Ich flehe euch an

Gestern sagte ein italienischer Freund zu mir "Wenn ihr im Wald einen hungrigen Wolf und einen Italiener seht, zögert nicht, auf den Italiener zu schießen."

Immer wieder höre ich: "Lieber ziehen wir euch mit in den Abgrund, als uns von euch vorschreiben zu lassen, wie wir unseren Staat zu sanieren haben."


Nichts schildert die Gefährlichkeit der Stimmung in Südeuropa besser als dieser Satz.

Ich flehe euch daher an, wählt AfD





Besser kann man es nicht sagen

Der Atheismus wird immer geistloser, die Papstkritik immer peinlicher. Ein Bekenntnis zum Katholizismus ist – sogar für einen gottlosen Nichtchristen – inzwischen eine Frage des guten Geschmacks



Eigentlich hat mich die katholische Kirche nie sonderlich interessiert. Aber wenn ich mir die Zusammensetzung ihrer Gegner ansehe und das „kritische“ Geplärr registriere, das den Papstbesuch begleitete, komme ich nicht umhin, die Kurie zu bewundern. Wer den Zorn dieser Leute auf sich zieht, muss vieles richtig machen. Wobei der Begriff „Gegner“ etwas zu hochgestochen ist. Papstgegner waren Männer wie Kaiser Friedrich Barbarossa, Heinrich VIII., Luther, Calvin, Voltaire, Robespierre, Napoleon, Bismarck, Nietzsche oder Stalin; eine Institution, die dergleichen überstanden hat, muss sich vor Claudia Roth und Volker Beck nur in Maßen fürchten. Zumal die Einlassungen von Nichtkatholiken über die Moralauffassungen des Papstes ungefähr so bedeutend sind, als wenn sich der Papst über die Trainingsmethoden des AC Mailand äußerte.

Aber etwas in mir, vermutlich mein Taktgefühl, rebelliert gegen diese außer Rand und Band geratene Opposition irgendwelcher „Jetztsassen“ (Thomas Kapielski) gegen den Inhaber eines Thrones, der bereits besetzt war, als noch römische Cäsaren herrschten. Der Papst, das ist kein turnusmäßig wählbarer Volksvertreter, der die Lektüre heiliger Schriften durch jene demoskopischer Umfragen ersetzt hat, sondern das Oberhaupt einer weltumspannenden Institution, die in knapp 2000 Jahren mehr für die Zivilisation getan hat als jede andere. Es ist wahlweise schamlos oder grotesk, den Mann auf dem Stuhl Petri dafür zu tadeln, dass er seine Vereinsregeln den sexuellen Orientierungen oder Abirrungen der Tadler nicht eilfertig anbequemt.

Die wütende Verve der Papstkritik erklärt sich erstens aus ihrer absoluten Ungefährlichkeit, zweitens daraus, dass sich Benedikt der Unterwerfung unter den herrschenden Zeitgeist des spaßgesteuerten Individualismus und der Transzendenzferne verweigert. Dessen Lautsprecher reagieren darauf mit modernen Inquisitionsvokabeln wie „rückwärtsgewandt“, „antimodern“, „mittelalterlich“, „sexualfeindlich“. Der Katholizismus ist abendlanduntergangsweit das letzte Bollwerk gegen Kulturrelativismus und Gleichmacherei. Störrisch ragt dies uralte Denk- und Regelwerk in die Gegenwart und beharrt auf seiner Exklusivität. Allein dafür mag ich den Katholizismus. Der Papst ist, quasi von Amts wegen, heutzutage der wahre Querdenker und Freigeist. Er steht für die Idee, dass mit dem Menschen etwas gemeint sei. Er besitzt die Unverschämtheit, unsere beste aller Gesellschaften der Gier, des Konsumismus, der spirituellen Leere und der Traditionsvergessenheit zu zeihen und zu verkünden, dass man in dieser Welt nicht erlöst werden könne.

Der Papst, schallt es, ist ein Reaktionär. Aber das ist doch wunderbar! Das ist mindestens originell! Wie viele Reaktionäre kennt der Durchschnittsdeutsche denn so? Davon ausgehend, dass Alice Schwarzer, Iris Berben, Wolfgang Thierse und Johannes B. Kerner keine sind, könnte ein Reaktionär eine interessante Person sein. Unsere Modernskis sind doch angeblich so erpicht auf Buntheit und Vielfalt! —

Religion sei Opium für das Volk, notierte Karl Marx in der Frühphase seiner Heroinproduzentenkarriere. Die Menschen hätten sich stets falsche Vorstellungen von der Welt gemacht, postulierte er, vergaß indes zu erklären, wie sie die „richtigen“ aushalten sollten. Man kann ohnehin nicht behaupten, dass sich der Atheismus seit dem 18. Jahrhundert, wo längst jeder zweite Gebildete mit ihm kokettierte, sonderlich entwickelt hätte, im Gegenteil: War er weiland so elegant wie der Liebesbrief, ist er heute so plump wie die SMS. Noch die großen Physiker des 20. Jahrhunderts wussten vom Sinn, vom Geheimnis – und von der Poesie! – der Gottesidee, während der marktschreierische Atheismus wild gewordener Positivisten à la Richard Dawkins sogar einem Gottlosen eher peinlich ist. Es gibt Wahrheiten, lehrte Karl Kraus, durch deren Aussprechen man beweisen kann, dass man keinen Geist hat.

Wir Luxusweltenbewohner der Neuzeit sollten überdies nie vergessen, was für ein mächtiger Verbündeter Gott für unsere Altvorderen war. Wie anders hätten sie das Elend der Jahrhunderte ertragen sollen: Seuchen, Kriege, Kindersterben, Naturkatastrophen, Parasiten, chronische Krankheiten, Operationen ohne Narkose, Geburten ohne PDA und die ständige Anwesenheit des Teufels in den finsteren Nächten? Es gäbe uns nicht ohne diesen Gott. „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen“: Dieser Satz ist womöglich nicht ganz zutreffend – doch weiß jemand einen besseren?

Noch mehr zu preisen sind die ästhetischen Leistungen der Religion im Allgemeinen und der katholischen Kirche im Speziellen. Der vulgären, infantilen, zügellosen, brutalen Masse Mensch haben vor allem ihre Riten, Gebote und Feste eine erträglichere, mitunter sogar ansprechende Form aufgezwungen. Dass der westliche Mensch nicht mehr niederkniet, sich nicht mehr bekreuzigt, nicht mehr in die Kirche geht, wird allgemein als ein der Aufklärung zu dankender Fortschritt betrachtet. Ästhetisch ist es ein Verlust. Der postreligiöse Mensch, mag er sich auch kolossal befreit fühlen, das ist zugleich der formlose Mensch. Ich konnte es neulich an mir selber studieren, als ich, ein liturgischer Fremdkörper, an einer katholischen Trauung teilnahm. Wie peinlich, keine Religion zu haben!

Und unsere eher gottlose Gegenwart, die sich für wunder wie aufgeklärt und rational hält, besitzt natürlich ihre Ersatzreligionen. Jene der sozialen Gerechtigkeit etwa. Oder das ökologische Evangelium der Grünen mit seiner Weltuntergangsdrohung bei Nichtbefolgung der Gebote. Oder die gemeindestiftenden Rituale des Kampfes gegen rechts mit dem toten Alien aus Braunau als Satan für Atheisten. Dass sich die Anti-Papst-Demo in Berlin das Motto „Keine Macht den Dogmen“ gab, illustriert, dass es mit der Selbstreferenzialität bei den Linken nicht weit her ist. „Der Aberglaube ist eine dem menschlichen Geist innewohnende Schwäche; es hat ihn immer gegeben, und es wird ihn immer geben. Die Gegenstände der Anbetung können wechseln wie französische Moden“, befand Friedrich der Große. Etwas im Menschen treibt ihn unbeirrbar in solche Sphären. Er muss seinem Dasein irgendeinen höheren Sinn einschreiben, sonst hielte er es nicht aus.

Wenn man eine lächerliche Religion abschafft“, auch darüber war sich der Preußenkönig im Klaren, „dann tritt etwas noch Unsinnigeres an ihre Stelle.“ In der Tat sind die aktuellen Ersatzreligionen ziemlich unsinnig, weil deren Anhänger nicht zu glauben meinen, sondern zu wissen wähnen. Obendrein (und folglich) tendiert ihr Vermögen, Trost zu spenden, gegen null, ihre Verheißungen sind dürftig, ihre Riten ohne Glanz, ihre Tempel geheimnislos und bar jedes Zaubers. Da ist das heilig-schiefe, aber ehrwürdig-vielerprobte, altmodische, aber eben auch allem Modischen ferne, abseitige, aber prachtvolle Original denn doch weit achtenswerter.

Er sei „nicht christlich, aber katholisch“, bekannte Charles Maurras – eine Idee, die mir von Tag zu Tag plausibler erscheint.



Erschienen in: Focus 39/2011, S. 88/89



P.S.: Warum ich hier zwar sogar von Gott, aber in diesem Zusammenhang nicht vom Protestantismus rede? Weil viele evangelische Offizielle beim Papst-Schmäh munter mittun. Wenn, mit Joseph de Maistre gesprochen, die Feinde Roms immer zusammenhalten, sollten die Freunde Roms dies in Rechnung stellen (auch wenn sie nur temporäre Freunde sind).



Michael Klonovsky

Donnerstag, 12. September 2013

Vor 330 Jahren



Hoch lebe Jan III.!

Dienstag, 3. September 2013