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Sonntag, 15. Dezember 2013

Mafia und Kaperbrief


Es ist sehr bitter. Ein Richter (Nino Di Matteo) hat beschlossen zu untersuchen, ob es Verhandlungen und Übereinkünfte zwischen Mafia und Staat gegeben hat (die immer noch ihre Wirkung entfalten), und er riskiert dabei sein Leben, sodass er es nicht wagt, zu einer öffentlichen Anhörung zu fahren (nicht in Palermo, sondern in Mailand). Nur ein Panzerfahrzeug, wie die in Afghanistan üblichen, hätte ihn angemessen schützen können, und das lehnte er ab. Travaglia schreibt "begreiflicherweise". Was daran begreiflich sein soll, ist für uns Deutsche völlig unbegreiflich.

Jedenfalls herrscht seitens italienischer Institutionen dröhnendes Schweigen. Selbst der gute Napolitano äußert sich nicht. Er ist wohl am Ende seiner Kräfte.

In Palermo gab es eine Demonstration: gerade mal 2000 Personen. Zum Vergleich: als Berlusconi 1994 das Rentenalter anheben wollte, demonstrierten in Florenz 1 Million Personen.

Die Macht der Mafia habe in den letzten 20 Jahren nur "numerisch" abgenommen, sagt Di Matteo, insofern es weniger Männer gebe, die eigenhändig zu kaltblütigen Verbrechen bereit sind. Die Gefährlichkeit der Mafia habe keineswegs abgenommen. Die moderne Mafia unterhalte Beziehungen zu Politik, Unternehmern und Institutionen und habe es weniger als vor 20 Jahren nötig, auf spektakuläre Ermordungen zurückzugreifen.

 Die Mafia ist glaube ich sehr viel mehr als ein "Staat im Staat". Wie einst die Seeräuber die Grundmauern des British Empire legten, könnte auch die Mafia eine Säule zukünftiger Macht sein. Die romantisierende Ikonographie haben sie schon jetzt mit den Seeräubern gemeinsam.

Zur Zeit Friedrichs des Staufers gab es im Mittelmeer ebenfalls Seeräuber: die Sarazenen. Diese arabischen Piraten besiegte Friedrich, indem er sie zu seiner Elitetruppe machte. Dasselbe könnte man theoretisch auch mit der Mafia machen. Vielleicht schwebte Licio Gelli genau das vor?











Kaperbrief

Francis Drake

Henry Morgan


Goldenes Zeitalter

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