Stationen

Sonntag, 26. Januar 2014

Rigoletto

Das Libretto dieser Oper wurde sofort von der Zensur beanstandet. Verdi musste z.B. den Schauplatz von Paris nach Mantua verlegen.

An so etwas erkennt man das Fehlen nationaler Souveränität.

Wenn Verdi den Schauplatz von Mantua nach Paris hätte verlegen müssen, wäre es - wie jede Zensur - immer noch Fremdbestimmung gewesen, aber es wäre wenigstens eine italienische, autochtone Bevormundung im Rahmen nationaler Souveränität gewesen; sozusagen eine innerfamiliäre Angelegenheit.

Aber 1851 befand sich Venedig unter österreichischer Besatzung, und aus diplomatischen Gründen musste der ursprünglich französische schwarze Peter - das Libretto geht auf Victor Hugos Le Roi s'amuse zurück - von Paris nach Italien wandern. Und in Mantua gab es über 300 Jahre zuvor einmal einen geeigneten Erotomanen. Man muss allerdings die italienische Wikipedia bemühen, um im Artikel über den Palazzo Te Aufschluss über den Lebenswandel von Federico II. Gonzaga zu finden.




Aber nicht nur in Deutschland weiß man wenig über die Gonzaga. Im Gegensatz zu den Medici waren sie sehr elitär, zurückgezogen und exklusiv. Ihr Einfluss auf die europäischen Eliten war dementsprechend noch weit größer als der der Medici, ist aber aus demselben Grund auch weniger bekannt. Zum Beispiel geht die ikonographische Pferdemanie des britischen Adels höchstwahrscheinlich auf die Pferdemanie der Gonzaga zurück, die einem Besucher des Palazzo Te sofort ins Auge springt.

Es wird immer wieder mal raunend von irgendjemand daran erinnert, dass Deutschland nicht souverän sei... so als gäbe es heutzutage noch irgendwo auf der Welt einen souveränen Staat, der nach eigenem Gutdünken schalten und walten kann, wie es ihm beliebt und der Deutschland Privilegien voraus habe, um die wir ihn beneiden müssten.

Es sind lächerliche Ressentiments von paranoiden Wichtigtuern, die unsere BRD wehleidig als "Schuldrepublik" bezeichnen und somit auf groteske Weise übersehen, dass wir nach 1945 über alle Maßen gut davongekommen sind, was die durch Versailles erlittene Ungerechtigkeit mehr als ausgleicht.

Nach 1945 wäre nach menschlichem Ermessen eine Art Super-Versailles zu erwarten gewesen. Genau diese realistische Einschätzung hielt damals viele davon ab, sich den Attentätern des 20. Juli 1944 anzuschließen.




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