Stationen

Dienstag, 29. April 2014

Una volta in borgata





Gabriella Ferri

Firenze sogna



Nur im Gebirge gibt es Flüsse mit kristallklarem Wasser. Flussabwärts wird das Wasser irgendwann braun. Es hat nichts mit Umweltverschmutzung zu tun, es ist die natürliche Folge von Erosion und Sedimentation. Es hat also nie einen klaren Arno gegeben, wie es auch nie eine blaue Donau gegeben hat, auch als ganz Europa noch so dünn besiedelt war, dass dort nur wenige Millionen Menschen lebten. Und auch den im Lied besungenen "silbernen Arno" hat es nur in nächtlichen Phantasien gegeben, in denen das silberne Mondlicht sich über den Arno legen konnte, weil die schwache Straßenbeleuchtung dies noch zuließ. Aber das ändert nichts an der Schönheit des Liedes.

Firenze stanotte sei bella
In un manto di stelle
Che in cielo risplendono tremule
Come fiammelle,
nell'ombra Nascondi gli amanti
le bocche Tremanti si parlan d'amor
Intorno c'è tanta poesia
Per tè vita mia
Sospira il mio cuor.

Sull'Arno d'argento
Si specchia il firmamento
Mentre un sospiro e un canto
Si perde lontan...
Dorme Firenze
sotto il raggio della Luna,
ma dietro ad un balcone
Veglia una Madonna bruna.

Balconi adornati
di pampini E glicini
in fiore
Stanotte schiudetevi ancora
Che passa l'amore
Germogliano le serenate
Madonne ascoltate:Son mille canzon
Un vostro sorriso è la vita
La gioia infinita
L'eterna passion.

Sull'Arno d'argento
Si specchia il firmamento
Mentre un sospiro e un canto
Si perde lontan
Dorme Firenze
sotto il raggio della Luna,
ma dietro ad un balcone
Veglia una Madonna bruna.

Sopra il lungarni senti un'armonia
D'amore sospirano gli amanti
Stretti stretti cuore a cuore.

Akkorde




Partivo una mattina co'i' vapore
e una bella bambina gli arrivò.
Vedendomi la fa: Scusi signore!
Perdoni, l'è di' ffiore, sì lo so.
Lei torna a casa lieto, ben lo vedo
ed un favore piccolo qui chiedo.
La porti un bacione a Firenze,
che l'è la mia città
che in cuore ho sempre qui.
La porti un bacione a Firenze,
lavoro sol per rivederla un dì.

Son figlia d'emigrante,
per questo son distante,
lavoro perchè un giorno a casa tornerò.
La porti un bacione a Firenze:
se la rivedo e' glielo renderò.

Bella bambina! Le ho risposto allora.
Il tuo bacione a'ccasa porterò.
E per tranquillità sin da quest'ora,
in viaggio chiuso a chiave lo terrò.
Ma appena giunto a'ccasa te lo mgiuro,
il bacio verso i'ccielo andrà sicuro.
Io porto il tuo bacio a Firenze
che l'è la tua città
ed anche l'è di me.

Io porto il tuo bacio a Firenze
nè mai, giammai potrò scordarmi te.
Sei figlia d'emigrante,
per questo sei distante,
ma stà sicura un giorno a'ccasa tornerai.
Io porto il tuo bacio a Firenze
e da Firenze tanti baci avrai.

L'è vera questa storia e se la un fosse
la può passar per vera sol perchè,
so bene e'lucciconi e quanta tosse
gli ha chi distante dalla Patria gli è.
Così ogni fiorentino ch'è lontano,
vedendoti partir ti dirà piano:
La porti un bacione a Firenze;
gli è tanto che un ci vò;
ci crede? Più un ci stò!

La porti un bacione a Firenze;
un vedo l'ora quando tornerò.
La nostra cittadina
graziosa e sì carina,
la ci ha tant'anni eppure la
un n'invecchia mai.
Io porto i bacioni a Firenze
di tutti

Mond




Montag, 28. April 2014

Putin


Briefing



Ich, Sultan und Herr der Hohen Pforte, Sohn Mohammeds, Enkel Jesu, Großenkel Moshes, Urgroßenkel Abrahami, Bruder der Sonne und des Mondes, Stadthalter und Statthalter Gottes auf der Erden, Beherrscher der Königreiche Mazedonien, Babylon, Jerusalem, Paris, Berlin und Rom, des Großen und Kleinen Ägyptens, der Landstriche zwischen Ural und Aral, König der Könige, Herr der Herren, unvergleichbarer Ritter, unbesiegbarer Feldherr, Hoffnung und Trost der Muslime, Schrecken und großer Beschützer der Christen, befehle euch, Saporoger Kosaken, freiwillig und ohne jeglichen Widerstand aufzugeben und mein Reich nicht länger durch eure Überfälle zu stören.

alles klar?


Nur für Interkontinentalraketen ist Amerika nicht weit weg von Erfurt und Halle. Da mögen noch so viele Flugzeugträger im Pontos dümpeln. Geografie ist unerbittlich.

Zeit ist Zeit, und Geld ist Geld



Erinnerung


Montag, 21. April 2014

in Italien Picnic, in Deutschland vielleicht Spaziergang


Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Sonntag, 20. April 2014

20. April



Ausgerechnet an einem 20. April begann der König Rintfleisch sein blutiges Treiben gegen die Juden. Man könnte meinen, Hitler sei des fränkischen Metzlers Wiedergänger. Ein Reus ex pyxide.

Seitdem ich aufs Gymnasium ging, in einer Zeit, in der die Schulbücher der Fächer Geschichte, Deutsch, Religion, Latein, ja sogar Erdkunde plötzlich soziologistisch und sozialdemokratisch ideologisiert wurden, war jedes Thema in meiner biologistisch geprägten Familie plötzlich ideologisch befrachtet. Ich war völlig überfordert. Ich verwechselte den 20. April, den 20. Juni, den 20. Juli und den 20. August. Der Hochzeitstag meiner Eltern, der Einmarsch der Russen in Prag, Hitlers Geburtstag und Stauffenbergs Attentat verschlangen sich zu einem gordischen Knoten der Verzweiflung, aus der es kein Entrinnen gab. Meine Geschwister halfen mir in meiner Notlage nie. Sie, die in die Zeit hineingeboren wurden, die zwischen meiner Zeit und denen meiner Eltern lag, vermittelten nie zwischen den beiden unvereinbaren Welten. Im Gegenteil. Sie wurden Teil der Barriere, die mich von der Welt meiner Eltern trennte. Die Last Verständnis aufzubringen, wurde vollständig auf meine schwachen Schultern gelegt.
Und damit nicht genug, wurde mir auch noch nahegelegt, ich sei selber an meiner Fassungslosigkeit und Verzweiflung schuld. Und hemmungslos angeschwärzt und verleumdet wurde ich gegenüber Dritten.
Ich konnte schon froh sein, wenn sie davon absahen, die Kontraste, die mich quälten, zwischen mir und den alten Eltern, nicht sadistisch auf die Spitze zu treiben.

Montag, 14. April 2014

Malky


Sonntag, 13. April 2014

Mitteilsamkeit



As an unperfect actor on the stage,
Who with his fear is put beside his part,
Or some fierce thing replete with too much rage,
Whose strength's abundance weakens his own heart;
So I, for fear of trust, forget to say
The perfect ceremony of love's rite,
And in mine own love's strength seem to decay,
O'ercharg'd with burthen of mine own love's might.
O! let my books be then the eloquence
And dumb presagers of my speaking breast,
Who plead for love, and look for recompense,
More than that tongue that more hath more express'd.
O! learn to read what silent love hath writ:
To hear with eyes belongs to love's fine wit.

Anemometrie


The Lives of Animals

archaisch, wesentlich, künftig



Gibt es einen schöneren Kriegsgräberfriedhof und ein besseres Beispiel für moderne Architektur, die gleichzeitig zeitlos schön ist, als den am Futa-Pass?





Samstag, 12. April 2014

Smultronstället


Maremma











Gegen den Doppelpass

In Deutschland leben über 7 Mio. Ausländer. Sie leben z.T. seit Jahrzehnten bei uns. Längst gehören sie zu unserer Gesellschaft. Ohne sie würden viele Bereiche der Wirtschaft nicht funktionieren. Sie zahlen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge wie jeder andere. Ihre Kinder sind in Deutschland geboren und aufgewachsen und haben deutsche Schulen besucht.

 Ich möchte ein Staatsangehörigkeitsrecht, das den Ausländern, die sich in die deutschen Lebensverhältnisse eingeordnet haben und die sich auf Dauer für Deutschland als ihrem Lebensmittelpunkt entscheiden, die Einbürgerung erleichtert.
Die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts ist ein höchst sensibles Thema. Sie kann nicht mal eben schnell nebenbei erfolgen und darf nicht gegen die Bevölkerung gemacht werden. Sie muss von einem breiten Konsens getragen werden.

Eingebürgert werden kann, wer diesen breiten Konsens selber erkennbar miträgt und sich bejahend in die rechtlichen, sozialen und gesellschaftlichen Lebensverhältnisse der Bundesrepublik Deutschland einordnet.

Eine nachweisbare Integration und Sozialisation des Einbürgerungsbewerber muss gewährleistet sein. Unabdingbar für die Einbürgerung ist selbstverständlich die Beherrschung der deutschen Sprache.

Am Grundsatz der Vermeidung von Mehrstaatigkeit muss festgehalten werden. Wer sich einbürgern lassen will, muss sich für die Bundesrepublik Deutschland entscheiden und kann nicht einfach, zwei, drei, vier oder noch mehr Staatsbürgerschaften zusätzlich besitzen, auch wenn Nahum_Goldmann es gelang sieben davon anzunehmen. Ausnahmen gibt es immer aus dem einen oder anderen Grund.

Die Beibehaltung der bisherigen Staatsangehörigkeit wirkt sich insgesamt eher integrationshemmend aus, weil sie eine eindeutige Hinwendung zur Bundesrepublik Deutschland erschwert bzw. gar nicht erst fordert.

Wer Deutscher werden will, muss also grundsätzlich seine alte Staatsangehörigkeit aufgeben.
Das derzeitige Staatsbürgerschaftsgesetz ermöglicht für Kinder ausländischer Eltern die doppelte Staatsbürgerschaft bis zum 23. Lebensjahr. Dies ist eine großzügige Regelung, die nicht bis zum Lebensende hin erweitert werden sollte. Ab 18 Jahren ist man volljährig und kann bei Wahlen mitentscheiden. Bis 23 Jahre sollte man auch imstande sein, sich zu entscheiden, welchem Staat man sich zugehörig fühlt.



Freitag, 11. April 2014

Hermeneutische Panik



Am Hohen Meißner

Jesko Wrede



Waldeck

Ludwigstein

Hoher Meißner

Erinnerungen

Am Giovedì (oder genauer, am Gianodì, dem Dies Jani) ist wieder Krieg zwischen Deutschland und Italien. Es ist immer wieder dasselbe. Fußball ist das Einzige, was den Italienern wirklich wichtig ist (abgesehen von Sex und Spaghetti), und sie zwingen uns durch ihre penetrante Unangemessenheit immer wieder, dieses Spiel ebenfalls ernster zu nehmen, als wir eigentlich wollen. "Drüber stehen" ist völlig unmöglich, wenn die Fairness nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im Umfeld mit Füßen getreten wird.


Bei einem Schulausflug 1974 nach Südtirol musste unser Bus über eine Stunde am Zollbüro Brenner warten, obwohl es keine Autoschlange gab. Damals, als wir noch eine gute Fußballmannschaft hatten, hatte am Vortag Deutschland ein Spiel gewonnen, das den Italienern nicht ins Konzept passte, und damit erklärte sich der Busfahrer die lange Wartezeit.
Ich fragte mich damals noch, ob er da nicht vielleicht etwas übertreibe, obwohl ich bereits damals instinktiv spürte, dass der deutsch-italienische Gegensatz einer der Fundamentalgegensätze des Planeten ist, die immer fortbestehen werden und jenseits des aufgeklärten Gefasels der Soziologen über "Geoklischees" das Verhältnis zur Wahrheit prägen werden, das jeder Mensch auf diesem Planeten einnimmt.

Später musste ich oft an seine Worte denken. Es ist wirklich nicht schön, was die Italiener im Zusammenhang mit Fußball empfinden, machen und denken, und was für Empfindungen sie - unwillkürlich oder ganz gezielt - in anderen wachrufen. Besonders krass im Fall von Zidane. Beweisen kann man es nicht, aber ich weiß ganz genau, was der damals über sich ergehen lassen musste. Er hat nicht überreagiert, er hat angemessen reagiert. Die Geschicklichkeit der Italiener besteht ja gerade darin, diejenigen, auf die sie es abgesehen haben, durch unbeweisbare Gemeinheiten im Verborgenen so zu provozieren, dass diese riskieren sich dann vor aller Augen auf eine Weise zu verhalten, durch die sie diskreditiert werden. Wir Deutschen sehen in Italien den Angstgegner, weil sie uns psychologisch überlegen sind. Klinsmann hat begriffen, dass wir viel von ihnen lernen können und hat die deutsche Mannschaft mit dem Ziel trainiert, das Gute, dass er in Italien erkannt und erlebt hatte zu übernehmen und das Schlechte dabei nicht zu übernehmen.


Ich fand Desmond Morris' Behauptung, der Fußball ersetze in Friedenszeiten den Krieg, eigentlich immer abwegig, als ich sie in den 70-er Jahren hörte.

1982 fiel mir zum ersten Mal der martialische Ton auf, mit dem in Italien über die deutsche Mannschaft gesprochen wurde. In Deutschland ahnt ja kein Mensch, dass unsere Spieler in Italien immer gerne als Panzer bezeichnet werden, die "zwar nicht schön spielen" aber "auf Grund der Körperkraft oft gewinnen". Man sollte es nicht für möglich halten, aber die sehen uns immer noch genau so, wie Julius Caesar die Germanen beschrieb: ungeschlacht, aber furchterregend weil groß und stark. Obwohl die bessere Ernährung nach dem Krieg auch in Italien die Körpergröße anhob und es die "kleinen Italiener" von Cornelia Froboess nur noch in Sardinien manchmal gibt. Die Statistiken der Heeresmusterung lassen keinen Zweifel an dieser Entwicklung zu.

Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass einerseits die Germanen zu Caesars Zeiten so groß nicht gewesen sein können, da ihre Ernährung damals 1. sehr viel schlechter war als die heutige der Schwaben, Chatten, Friesen und Dänen und 2.  vor allem viel schlechter als die der Römer, deren Nahrung zwar nicht so gut war wie in unserer Zeit der "ständigen Lebensmittelskandale" aber immerhin schon auf einer zuverlässigen Transportlogistik fußte, durch die Vitamine und Delikatessen aus dem herrlichen Süden in den grauen Norden gelangten. Und andererseits, dass trotz dieses nahrungsbedingten Kleinwuchses der Germanen bereits Nero als Leibgarden lange Kerls aus Germanien (in seinem Fall Bataver, also Holländer) bevorzugte.
Mit anderen Worten, trotz schlechter Ernährung waren die Germanen DNS-bedingt hochgewachsenere Menschen: eine andere Rasse. Pseudowissenschaftliche Klugscheißer mit abgeschlossenem Biologiestudium werden mich zwar darauf hinweisen, der Begriff "Rasse" sei unwissenschaftlich, wenn man über Menschen spreche. Aber das ändert nichts daran, dass es bei Menschen nicht anders ist als bei Hunden, Pferden, Hühnervögeln und anderen Nutztieren. Übrigens stirbt durch die derzeit übliche Agrarpolitik weltweit jeden Monat eine Nutztierrasse aus!

Diese Vorliebe für hochgewachsene Krieger war also kein Spleen von Friedrich Wilhelm I., sondern eine Neigung vieler Herrscher, die wahrscheinlich nicht erst mit Nero begann und die jedenfalls auch nach Nero bestand. Wegen des Bataverauftsands, der noch in Neros Regierungszeit fiel, wurde der Brauch, Germanen wegen ihrer Größe und kämpferischen Fähigkeiten als kaiserliche Leibgarde zu benutzen, erst einmal aufgehoben. Er wurde aber später bald wieder aufgenommen. Wie alles, was schön ist, starb auch dieser Brauch nicht aus. Man hört ja auch nicht damit auf, Porsche zu fahren, bloß weil manchmal jemand damit gegen eine Wand fährt.

Abgesehen davon ist die These von Desmond Morris genau die seichte, sich mit dem Unwesentlichen begnügende Betrachtungsweise von "Occam's Razor", die mir an den Angelsachsen, besonders an den Amerikanern, so oft auf die Nerven geht.


Aber mir ist erst vor einem Jahr klar geworden, was genau an dieser These tatsächlich richtig ist, und zwar als ich las, dass Uwe Seeler nur eine einzige rote Karte in seiner gesamten Karriere gesehen hat. Als zwischen den europäischen Staaten Krieg noch eine Eventualität war, mit der man selbstverständlich rechnete, war Spiel in viel höherem Masse als heutzutage Spiel, und der Respekt der Fairness und die Einhaltung der Regeln waren noch in hohem Masse heilig und selbstverständlich, weil das Spiel tatsächlich ein ziviles Kräftemessen war, dass auf feine Weise parallel und alternativ zum Krieg bestand (ganz abgesehen davon, dass es sowieso erst seit 1872 Länderspiele gibt). Auch insofern die Identifikation einer Nationalmannschaft mit der Nation damals höher war. Diese Identifikation ist allerdings nur in Deutschland verkümmert. Bzw. sie ist zum Siegeswille zusammengeschrumpft: so wie man bald ausländische Söldner in den Krieg schicken möchte, die sich nicht mit Deutschland identifizieren und denen die deutsche Nationalhymne scheißegal ist, genauso lässt man jetzt schon bei Länderspielen gerne die Tore von Türken, Polen und Tschechen schießen, denen die deutsche Nationalhymne auch 10 mal weniger bedeutet als die türkische, polnische, tschechische. Im Zweifelsfall bekommen sie einen deutschen Personalausweis sogar dann, wenn sie ihn gar nicht wollen. Die Gesichts- und Identitätslosigkeit des deutschen Volkes hat sich wie ein Geschwür in die Seele der Deutschen gefressen.

Da das Einzige, worauf man in Deutschland noch so stolz ist, dass allen dabei der Mund ob des vollen Herzens übergeht, die vielgepriesenen "Ecken und Kanten" sind und diese ewig verklemmten Menschen, sobald sie mal unbefangen werden, auch sofort, vorhersehbar und unvermeidlich auf Kosten anderer ihre Unbefangenheit entdecken,  und da selbst junge 20-jährige Gören mit "natürlicher" Dreistigkeit von alten Damen über 70 (ganz zu schweigen von älteren Herren) dieselbe Ehrerbietung fordern, die eigentlich nur letztere erwarten dürften, und da nicht absehbar ist, dass die Verherrlichung schlechter Manieren in der Rüpelrepublik (wo alle immer scheißfreundlich sind, weil es sich so gehört und man dadurch am besten alle auf Distanz hält) ein Ende finden könnte, wünscht man sich fast, dass die Deutschen sich endlich abschaffen und so schnell wie möglich vom Erdboden des "Standorts Deutschland" verschwinden. Dieses erbärmliche Spektakel ist zu peinlich, um von irgendjemandem ertragen oder gar gebilligt werden zu können.


In den 60ern, als Uwe Seeler spielte, waren wir noch so nahe dran an der innereuropäischen Aera des Kriegs, dass die hohe Identifikation mit der Stadt, aus der man stammte und für die man spielte (es war für Uwe Seeler noch undenkbar, für eine andere Stadt als Hamburg zu spielen oder gar in einem anderen Land) einen zum Botschafter seiner Stadt machte, für deren Ruf man sich verantwortlich fühlte. Deshalb war es Ehrensache, nicht faul zu spielen.

Aber dann breitete sich immer mehr der Frieden aus: das Spiel wurde immer mehr zum Krieg. Die Italiener erfanden das strategische Faul. "Fallo strategico" heißt das Faul, durch das die Gewinnchancen erhöht werden und daher seine festen Platz im spielstrategischen Kalkül hat. Fachsimpelnd wird außerdem auch von "cercare il fallo" gesprochen, also von einer Spielweise, bei der das Faul "gesucht" wird, bei der der Gegner in einer Zwangslage landen soll, in der es für ihn sehr schwierig wird, eine Regelverletzung zu vermeiden. Kurz gesagt, der Gegner soll beim "cercare il fallo" ständig riskieren, den anderen zu treten oder sonst eine unfaire Regelverletzung zu begehen, die dem italienischen Angreifer zum Vorteil wird, weil der Schiedsrichter einen Freistoß oder Elfmeter pfeifen muss. Sind die Italiener aufrichtiger, weil sie die Dinge unverblümt beim Namen nennen? In Italien besteht kein Zweifel darüber, dass genau dies der Fall ist. So zerstritten man in Italien auch sonst sein mag, hierüber herrscht Einigkeit.

Umberto Eco sagte einmal über 1968, dass dieses Jahr in Frankreich 1 Jahr dauerte, in Deutschland 2 und in Italien 10. Sehr treffend gesagt. Und dann brauchten die Italiener nochmal zehn Jahre, von 1978 bis 1988, um mit der Tatsache fertig zu werden, dass 1968 endgültig finito sei. Das war der sogenannte "riflusso", der damals in aller Munde war. Aber das nur nebenbei, weil in diesen 20 Jahren, und danach erst recht, in Italien der Fußball immer das Einzige gewesen ist, was wirklich ernst genommen wurde. Und so richtig brach der Friede ja tatsächlich erst mit 1968 aus. Nirgendwo in Europa kam es in den 10 Jahren von 68 bis 78 zu einem vergleichbaren Verfall der Sitten wie in Italien. Nirgendwo anders in Europa. Nirgendwo. Den Anstand der Spanier und Portugiesen sucht man in Italien vergeblich. Der Kommunismus hat in Italien nicht nur die Manieren ruiniert, exakt wie der Autoritarismus Francos und vor allem des klugen Gentlemans Salazar nicht nur die guten Manieren bewahrt hat.


Jedenfalls hat der Frieden den Fußball ruiniert und aus einem Spiel ein Kriegsritual werden lassen. Damals, als Morris seine These formulierte, war sie plump, stumpfsinnig und abwegig, wie so vieles, was aus angelsächsischen Psychoküchen kommt, und es handelte sich auch nicht um eine sich selbst erfüllende Prophezeihung.

Aber mit der Zeit kam das blinde Huhn dann doch zu seinem Korn. Und das hat Morris vor allem den friedliebenden Italienern zu verdanken, die sich in Kriegszeiten mit Mussolinis Ausflüchten im Zustand der Non-belligeranza (eine geniale NichtFisch und NichtFleisch Position zwischen Neutralität und Bündnispartnerschaft im Kriegszustand) hervortaten und in Friedenszeiten mit Bandenkriegen, diplomatischen Zusammenstössen und Fußballstrategien die vorherige Zurückhaltung wieder ausgleichen.

"Was du machst pfeifen??? Nicht das warr Faul!!"

1988



Vita in te ci credo
le nebbie si diradano
e oramai ti vedo
non è stato facile
uscire da un passato che mi ha lavato l'anima
fino quasi a renderla un po' sdrucita

Vita io ti credo
tu così purissima
da non sapere il modo
l'arte di difendermi
e cosi ho vissuto quasi rotolandomi
per non dover ammettere d'aver perduto

Anche gli angeli capita a volte sai si sporcano
ma la sofferenza tocca il limite
e cosi cancella tutto e rinasce un fiore sopra un fatto brutto
siamo angeli con le rughe un po' feroci sugli zigomi
forse un po' più stanchi ma più liberi
urgenti di un amore, che raggiunge chi lo vuole respirare
Vita io ti credo
dopo che ho guardato a lungo, adesso io mi siedo
non ci son rivincite, né dubbi né incertezze
ora il fondo è limpido, ora ascolto immobile le tue carezze

Anche gli angeli capita a volte sai si sporcano
ma la sofferenza tocca il limite e cosi cancella tutto
e rinasce un fiore sopra un fatto brutto
siamo angeli con le rughe un po' feroci sugli zigomi
forse un po' più stanchi ma più liberi
urgenti di un amore, che raggiunge chi lo vuole respirare.



Spesso le nostre giornate si complicano
mentre le perplessita' rimangono qui
E ci si sposta lontano
in un orizzonte piu' strano
E i conti gia' fatti non tornano mai
No il tempo non torna piu'
e ieri non eri tu
oggi chi sei?
Cos'e' che cambia la vita in noi?
E quello che adesso hai
domani non lo vorrai
Spesso le nostre coscienze ci mormorano
frasi che poi nascondiamo dentro di noi
e ci sentiamo colpiti
per come veniamo cambiati
parole nascoste non escono mai
No il tempo non torna piu'
e forse rimani tu con quello che hai
cos'e' che grida nascosto in noi?
Stanotte non dormirai
ma non capirai
No il tempo non torna piu'
e ieri non eri tu
oggi chi sei?
Vedi il tempo non torna piu'
No il tempo non torna piu'
vedi il tempo non torna piu'
No il tempo non torna piu'

Donnerstag, 10. April 2014

Röttingen


Wieder mal ein Beispiel dafür, dass es Unternehmer mit gutem Geschmack nur in Italien gibt. Die alte Schneidmühle war in den 70-er Jahren schon genauso schön wie jetzt, und es gibt auch in Deutschland Architekten, die sich auf Restauration und Sanierung spezialisiert haben. Aber es musste erst ein Italiener nach Röttingen kommen, weil es in Deutschland immer noch als unwirtschaftlich gilt, in Schönheit zu investieren. So als könnte man Löhne und Sozialabgaben besser mit Hässlichkeit finanzieren. Dabei wohnt bereits seit den 70-er Jahren ein für die Kulturarbeit bei der Gemeinde tätiger Assessor in einem zur Freizeitwohnung umfunktionierten Turm der Röttinger Stadttürme.

Dienstag, 8. April 2014

Irrlicht macht den Kuchen gel


Wenn ich so dumm wäre wie Safranski, müsste ich dauernd Autogramme geben. Erstaunlich wie weit man kommen kann, wenn man unbeirrt umherirrt. Kolumbus kam bis nach Amerika in seinem Wahn. Der Schatz, den Schliemann für den von Priamos hielt, lag zur Zeit des Kriegs von Troja schon seit 1000 Jahren dort in der Erde, und das von Homer beschriebene Troja war in Wirklichkeit wahrscheinlich Karatepe in Kilikien. So mancher macht alles falsch, aber kommt enorm voran. Nur ich komme nicht vom Fleck, weil ich immer alles richtig mache.

Montag, 7. April 2014

Wie in 1001 Nacht





Schön und gut, was Helmut Schmidt da anmahnt. Aber was er und Peter Scholl-Latour über den Islam, den Propheten Isa, die Jungfrau Maria und Abraham sagen, über den Buddhismus und über Kants kategorischen Imperativ "Was ich nicht will, was ich dir tu, das füg auch keinem andern zu", das weiß ich seit über 40 Jahren, obwohl Schmidt bemängelt, man wisse es in Deutschland angeblich immer noch nicht.
Ich weiß aber mittlerweile seit über 30 Jahren auch, dass Oriana Fallaci recht hat. Weil ich mich mit den Moslems, mit ihrer Geschichte und ihrem Selbstverständnis befasst habe, weil ich Freundschaften zu ihnen gepflegt habe, weil ich sie aus unmittelbarer Nähe kennen gelernt habe, weil ich mich auf sie eingelassen habe und auf sie eingegangen bin, weil ich ihr Vertrauen genossen habe, weil ich die Maske, die sie in Deutschland beim Umgang mit Deutschen immer tragen, von der anderen Seite sehen konnte und dies nur dann geschieht, wenn Ausländer unter sich sind (in diesem Fall Syrer, Palästinenser, Libanesen,  Perser und ich im judenfreundlichen Italien). Und weil ich so intim, wie ich diese Orientalen kennengelernt habe auch die Juden kennengelernt habe, jede Sorte von Jude... und noch ein paar andere Völker, die in Florenz wie in einem Miniatur New York zu finden sind. Und last not least, weil ich ihre Haltung gegenüber dem Koran kenne. Fazit: eine textkritische Entstehungsgeschichte des Korans - wie die christlichen Theologen, die lutherischen wie die katholischen, sie sich erarbeitet haben - ist diesen Menschen so fremd, dass man vereinfachend sagen kann, ein Muslim, der das mitmacht, was wir aus dem Text der Bibel herausdestilliert haben, um zum historischen Jesus vorzustoßen, und auf den Koran anwendet, um zu den historischen Entstehungsbedingungen des Korans vorzustoßen, der ist gar kein Muslim und erst recht kein Orientale. Man kann sich getrost und ohne alle Befangenheit an das hier zuständige Klischee halten. Der gläubige Muslim wird sich im Lande Luthers natürlich gewissen philologischen Gepflogenheiten angleichen, aber er glaubt meistens trotzdem, der Koran sei von Allah verfasst worden, "weil kein Mensch je solch ein vollkommenes Buch schreiben könnte".

Trostloser als dieses Fazit ist die Tatsache, dass liberale Araber und Moslems in den seltensten Fällen ausgeglichene Menschen sind, dass ihre Identität meist nicht nur betont antitraditionalistisch ist, sondern neurotisch antitraditionalistisch: man trinkt nicht nur Bier und Wein, sondern auch schon am Vormittag Whiskey und klopft zynische Sprüche, um zu zeigen, wie aufgeklärt man ist. Da sind selbst mir die frommen Traditionalisten, die keinen Tropfen Alkohol anrühren lieber.

Sadat war die ganz große Ausnahme in einer Zeit, als der politisch militante Islam noch gezielt die der 3. Welt gewidmeten Solidaritätsideologien benutzte, um dem Westen einen Ring durch die Nase zu ziehen. Damals pöbelte man nur gegen Israel und nur unter dem Vorwand, eigentlich ginge es um das böhse, immer zum Genozid bereite Amerika. Heute pöbelt man wieder ungeniert gegen die Juden im Allgemeinen, und die ganz großen Ausnahmen sind Leute wie Hamed Abdel-Samad, Magdi Allam und Younes Ouaqasse. Und das weiß auch Schmidt, und Scholl-Latour erst recht. Warum sagen sie es nicht? Aus Diplomatie vielleicht. Weil sie die Hitzköpfe nicht gegen sich aufbringen wollen.

Wirklich selbstkritisch, selbstkritisch aus Tradition, ist nur der Westen, der Westen, der Westen. Es war immer unsere Stärke. Selbst in Zeiten, in denen von Selbstkritik nichts zu merken war, verschwanden die latenten Verwurzelungen in Thales, Sokrates und Jesus nie ganz. Nach Auschwitz ist in Europa und besonders in Deutschland nun die Selbstkritik so stark, dass nicht wenige sie gerne abschütteln würden. Denn Auschwitz ist wie ein Schwarzes Loch, dass alles Licht verschluckt und den ohnehin schon gekrümmten Raum endgültig verbiegt.

Und seit die Globalisierung uns mit selbstbewussten Bevölkerungen in Berührung bringt, die noch eine Unbefangenheit besitzen, die in den "postmodernen", atheistischen, europäischen Ländern unwiederbringlich verschwunden zu sein scheint, wurde die Selbstkritik zum ersten Mal zur Gefahr für uns. Denn wir haben völlig verlernt, anderen Kulturen genau so unerbittlich auf den Zahn zu fühlen - und sie gegebenenfalls genau so unerbittlich abzuqualifizieren -  wie uns selbst.

Sonntag, 6. April 2014

Zen und die Kunst, eine Vespa zu warten



1973 in der Liborius Wagner Bücherei hörte ich zum ersten Mal dieses herrliche Stück von Tony Scott. Tony Scott ist wie Frank Zappa und Frank Sinatra eigentlich Sizilianer und heißt in Wirklichkeit Antonio Giovanni Sciacca.

Keiner, auch Benny Goodman nicht, hat mir die Klarinette je so nahe gebracht wie Tony Scott. Ich mag die Klarinette eigentlich nicht. Ich liebe die Oboe. Die Klarinette klingt mir normalerweise viel zu sehr nach Schnupfen, nach verstopfter Nase, nach Wendelin mit Knoten in der Nase. Nicht so bei Tony Scott. Breit und warm höre ich bei ihm nur Holz.





Und nochn Florentiner

Ausnahmsweise mal Deutschland - Italien

La Montagna Pistoiese

Pitaval

Apropos "unschuldig ist nicht der, der niemandem etwas antun kann, sondern der, der es nie bereut, wenn er jemandem etwas antut".

Bis 1995! Durch diesen "Maximilian Jacta" wurde bis 1995 unsere Rechtsprechung gegenüber Opfern der NS-Justiz justiert.

Samstag, 5. April 2014

Herbipolis


Das erste deutsche Kochbuch wurde in Würzburg geschrieben: Das Buoch von guoter Spise


Sant'Andrea


Casa Machiavelli

Sant'Andrea in Percussina

Machiavellis Schriften

Nepet


Nepet war eine Stadt der Etrusker. Ihren Namen hatte sie vom etruskischen Wort für "Wasser" - "nepa". Auf dem Bild sieht man die Cascata della caduta del picchio, den "Wasserfall, wo der Specht fiel". Es heißt, in Nepet wurde bereits die Pflanze Nepeta cataria angebaut. Wer weiß. Ich kenne nur die Nepitella, die Gaetano, der Koch der Vecchia Cucina del Chianti, am Straßenrand gegenüber des Restaurants fand, und mit der er stolz ein Stück gebratene Kalbsleber schmückte.

Im Nordwesten Sardiniens gibt es eine herrliche Felsenküste namens Argentiera. An dieser Küste wächst sowohl die Katzenminze, wie auch Teucrium marum. Beide Pflanzen (wie auch der Baldrian, Valeriana officinalis) rufen bei Katzen anscheinend Trance und/oder Exstase hervor, weshalb beide in Italien als "erba gattaia" bezeichnet werden. Desmond Morris jedenfalls, der gerne als Occam's Razor durch die Gegend rennt, schwört darauf, diese Herbae seien Haschisch für Katzen.

Katzen sind merkwürdige Wesen. Sie lieben Wasser im allgemeinen gar nicht, aber sie haben eine angeborene Vorliebe für Fisch, die so vehement sein kann, wie man sich Drogensucht vorstellt. Ich hatte mal eine Katze. Und beim Ausnehmen von Makrelen fiel mir das Papier, in das der Fisch vorher gewickelt war, auf den Fußboden. Die Katze, die nie zuvor in ihrem Leben mit Fisch in Berührung gekommen war, stürzte sich auf das Papier und fraß es!

Vorschub wird geleistet


Würzburg ist besonders gefährlich. Bundesweit liegt für einen kleinen Jungen die Gefahr, als an ADHS leidend abgestempelt zu werden, bereits bei 13%. In Würzburg bei 19,5%. Obwohl Würzburg in Bayern liegt und sogar in einem Weingebiet. Der Prozentsatz ist so hoch, weil es in Würzburg ein Institut für ADHS-Forschung gibt und infolgedessen die Mediziner und ihr Entourage dort in höherem Maße als andernorts darauf dressiert werden, nach hirnbiologischen, pseudowissenschaftlichen Kriterien zu urteilen und die dazugehörigen Denkraster im professionellen und im privaten Alltag zu verankern und zu verbreiten und dieser Hermeneutik in ganz Unterfranken, wahrscheinlich sogar in Mittelfranken und wer weiß noch wo "Vorschub zu leisten". Ich hoffe, wenigstens in Bad Staffelstein lässt man sich nicht darauf ein.

Freitag, 4. April 2014

Lorenzo il Magnifico



Mediateca - Palazzo Medici-Riccardi

Text und Noten

Quanto è bella giovinezza,
che si sfugge tutta via.
Chi vuol lieto esser sia,
del doman non c'è certezza.

Erano gli orecchi a sue parole intesi

Donnerstag, 3. April 2014

Mittwoch, 2. April 2014

Kinder machen nicht glücklich

Wie schön, dass es jetzt so tolle, gescheite Soziologinnen gibt, die sich etwas auf die Erkenntnis zu Gute halten, Kinder machten nicht glücklich.

Es gibt sie wirklich. Ich kann es beschwören. Ich habe vor zwei Jahren mit eigenen Ohren eine gehört. Natürlich im deutschen Radio.

Was muss eine Frau alles falsch gemacht haben, um auf die Verkündung einer derartigen Gewissheit stolz zu sein? Ob ihr in den vergangenen zwei Jahren wohl jemand erklärt hat, inwiefern ihre Gewissheit völlig irrelevant ist, bzw. dass keine Kinder erst recht nicht glücklich machen, wenn einem das fürs Glück nötige Talent sowieso fehlt?

361 Grad

Die Welt der gegänderten Duckmäuser


Dienstag, 1. April 2014

Ehrfurcht, Poesie und Ironie

Ehrfurcht, poetische Intelligenz und Ironie sind die drei Säulen, die es ermöglichen, auch heute unser Erfahren, unsere Wahrnehmung, unsere Erkenntnisse und unsere Begrifflichkeit nahtlos in die Überlieferung, speziell auch die religiöse Überlieferung, zu betten und einen Bogen vom Jetzt zum Einst zu schlagen, der ein starkes Sinnangebot enthält und den Unterschied zwischen gekrümmtem Raum und Scheibe zelebriert.
Die Wahrheit wird auf diese Weise leicht ertragbar. Mittlerweile glaube ich sogar, nur auf diese Weise. Die postmoderne Leere wird umschiffbar, und das Ufer wird sichtbar durch Umwertung aller Werte. Das Wort "Umwertung" ängstigt zunächst einmal jeden vernünftigen, biederen Menschen, weil es sich nach "Umkehrung" und "Verkehrung", nach einer 180 Grad Drehung anhört. Aber bei einem Perspektivwechsel nehmen die Dinge eine ganz andere Wendung. Man kann es bei Augustinus beobachten, wie er die Welt Homers mit neuen Augen betrachtet, wie er sie post Christum natum mit den Goten vergleicht. Es ist wie eine 38 Grad Wendung. Sie wird von den jungen Männern vollzogen, die - wie Ernst Jünger so schön sagte - unter Temperaturerhöhung leiden, bzw. agieren.
Lügen mit langen Beinen bleiben allerdings auch im Zustand hermeneutischer Glückseligkeit und erhöhter Temperatur erstaunlich unerträglich. Aber die Unerbittlichkeit ist ausnahmsweise mal angemessen.


Beispielhaft führt Goethe es mit dem "Prolog im Himmel" vor: nahtloser Übergang vom ptolemäischen Weltbild zum Keplerschen, Galileischen, Kopernikanischen.

Jünger spinnt diesen Faden sehr schön in "An der Zeitmauer" weiter.

Anschluss

Zum Hitler-Putin-Vergleich von Bundesminister Wolfgang Schäuble erklärt der Sprecher der Alternative für Deutschland, Bernd Lucke:
"Dieser Vergleich ist genauso falsch wie geschmacklos und eines Bundesministers unwürdig. Einmal abgesehen von der totalen Schieflage, ist dieser Vergleich vor allem vor dem Hintergrund der angespannten Situation politisch äußerst unklug. Solche Beleidigungen dienen sicherlich nicht dazu, die alarmierende Lage zu verbessern", so Lucke. "Es ist mehr als fraglich, ob wir mit solch unüberlegten Äußerungen der Lösung der Krise einen Schritt näher gekommen sind."

Der Vergleich mag geschmacklos sein, falsch ist er nicht. Die Wahrheit ist wie das Licht: das fällt auch nicht immer auf angenehme Plätze. Ich würde den Anschluss der Krim allerdings eher mit dem Anschluss Österreichs vergleichen. So wie der eine Glanzleistung Hitlers war, war der Anschluss der Krim eine Glanzleistung Putins.

Mit der Reductio ad Hitlerum kann man eine vollendet vollendete Tatsache nicht aus der Welt schaffen oder aus dem Bewusstsein aller Menschen verbannen.

Eine schallende Ohrfeige für alle diejenigen, die im Westen und besonders in Europa glauben, mit Kasperletheater könne man alle Probleme lösen. Man muss an die Konsequenzen denken und auf die bedächtigen, mahnenden Cunctatores hören.