Stationen

Donnerstag, 31. Dezember 2015

Prost Neujahr, Frau Merkel!








Eins.
 Da sich ein kollektives schlechtes Gewissen als hervorragender Nährboden für Willkommenskulturen erwiesen hat, wäre es doch eigentlich angezeigt, die deutsche Petrischale noch stärker als üblich mit Dokumentationen zur Judenverfolgung und zum Holocaust zu versorgen. Aber womöglich befürchten die Laboranten, dass einige neu hinzugefügte Milieus Geschmack an solchen Darstellungen finden könnten.

Zwei.
 Jemand sagte: „Wenn Menschen aus einem Land fliehen, weil ihnen die politischen und religiösen Verhältnisse dort nicht gefallen, aber in dem Land, in welches sie eingewandert sind, genau solche Verhältnisse wieder einzurichten versuchen, müssen diese Menschen doch erstaunliche Schwachköpfe sein.“ – „Schon richtig“, versetzte ich, „aber vielleicht handelt es sich bei solchen Leuten gar nicht um Flüchtlinge.“

Drei.
 Ich verstehe ja, dass sich der weiße Mann nach Jahrhunderten faustischen Strebens, Entdeckens, Erfindens und Kolonisierens einmal zur Ruhe setzen will und sagt, jetzt sollen mal andere ran. Aber wie kommt diese Neigung zum Beispiel in den Kopf einer grünen lesbischen Studienabbrecherin mit Landtagskarriere?

Vier.
„Merkel fürchtet Spaltung Deutschlands“, meldet Spiegel online. „In ihrer Neujahrsrede wendet sie sich gegen die Hasserfüllten und die Menschen mit kalten Herzen.“ Nanu, dachte ich verblüfft, hat sie eine Rede gehalten an die Adresse der Terroristen und Schläfer, der militanten Islamisten und ihrer zahlreichen Sympathisanten, an die kriminellen Araberclans, die hier ganze Stadtteile in Angst und Schrecken halten – und gerade deshalb erstmals mit arabischen Untertiteln? Hat sie sich womöglich an die Schlägerhorden jener Fa gewandt, die sich selber Antifa nennt? Hat sie gar Maas, Gabriel und Stegner für ihre menschenverachtende Wortwahl bei der Beschimpfung besorgter Bürger gerügt? Ach was, mit keiner Silbe. „Es kommt darauf an, denen nicht zu folgen, die mit Kälte oder gar Hass im Herzen ein Deutschsein allein für sich reklamieren und andere ausgrenzen wollen“, sagte Merkel. Nun folge ich denen keineswegs, aber ebensowenig habe ich vor, jener defekten Sprechpuppe im meistens Hosenanzug bei ihrem gesellschaftsspaltenden politischen Amoklauf Gefolgschaft zu leisten, wobei mir mein exklusives Deutschsein gerade dann besonders klar wird, wenn ich sie die deutsche Sprache malträtieren höre.

 Ich wünschte mir in der Neujahrsansprache der Kanzlerin ein paar Sätze der Art wie „Wir haben moralisch über unsere Verhältnisse gelebt. Wir haben moralisch über Ihre Verhältnisse gelebt.“ Noch besser wäre freilich: Wir oftmals Kinderlosen und garantierten Staatsrentner haben Sie in unserem kurzsichtigen Legislaturperiodendenken und unserer Zeitgeisthörigkeit belogen über die Bevölkerungsdynamik und so getan, als verhielten sich eine Million rustikaler, juveniler, vermehrungsentschlossener Neuankömmlinge aus dem nordafrikanisch-vorderasiatischen Raum zu 80 Millionen kinderarmer und im Durchschnittsalter jenseits der 50 befindlicher Deutscher tatsächlich wie 1:80, und so dem Land Probleme aufgebürdet, an denen es auf Generationen zu knabbern haben wird.

 Aber nein, wir hörten die üblichen infantilen „Wir schaffen das“-Parolen (soll heißen: Seht ihr mal zu, wie ihr das schafft), daneben allerlei willkommenskulturelle Ermahnungen und zeigefingerwedelnde Verweise an die Adresse derer, die da die Bürde nicht zu schultern geneigt sich zeigen und das obendrein lauthals artikulieren, in einem Deutsch übrigens, das auch nicht unterkomplexer ist als jenes der Kanzlerin. Deutschland habe immer „von gelungener Einwanderung“ profitiert, sagte Merkel. Ja, von gelungener durchaus. Doch niemand hat je in der Geschichte dieses Landes mehr gegen ein Misslingen von Einwanderung getan als die Kanzlerin mit ihrer Politik des sturheilen Hereinwinkes von wem auch immer.

Fünf.
 Vernünftigen Vorschlägen will ich hier allzeit gern Platz einräumen. Leser*** schreibt:
"Ich habe vor ein paar Monaten mal auf der Facebook-Seite der CSU vorgeschlagen, Seehofer solle gemeinsam mit der Führung der 10. Panzerdivision in Sigmaringen ebenjene Division mobilisieren und die Grenze dicht machen. Die Division hat über Bayern verteilt etwa 10000 Soldaten, unter anderem Panzer, Gebirgsjäger und Panzergrenadiere und wäre daher perfekt geeignet - Panzer und Grennis für die Grenzübergänge, Gebirgsjäger für die Grüne Grenze. Seehofers Rückhalt im Volk wäre danach überwältigend und wohl nicht einmal Merkel und ihre Komplizen würden es wagen, ihn dafür vor Gericht zu stellen, täte er doch nur das, was laut Gesetz eigentlich ihre Aufgabe wäre: die Durchsetzung und Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung. Sein Platz in der Geschichte Deutschlands und vielleicht gar Europas wäre sicher. Ich hatte damals versucht, herauszufinden ob einer der höheren Offiziere der Division einen Lebenslauf hat, der auf eine Neigung zu einem solcherart weichen Putsch hinweisen könnte, konnte aber natürlich nur brave Partei-Generäle finden.

Jetzt, vor wenigen Minuten, habe ich zufällig herausgefunden, daß die Division einen sehr prominenten Offizier der Reserve hat: Major d. R. Georg Friedrich Prinz von Preußen, der jetzt Kaiser wäre, hätte es den Krieg nicht gegeben. Anders als manch andere Mitglieder des Adelsstandes hat er sein Leben nicht degenerierten Ausschweifungen gewidmet, sondern ist, nach allem was man über ihn erfahren kann, ein kluger, fleißiger und würdevoller Mann. Sein Urgroßvater konnte das Land nicht retten, daher muß er es jetzt versuchen. Wenn die Soldaten überhaupt jemandem von außerhalb der Eliten folgen würden, dann vielleicht ihm. Nachdem er dann die Grenze vorrausichtlich nahezu gewaltfrei geschlossen hat, krönen wir ihn irgendwo zum Kaiser (Berlin, Aachen oder Königsberg, wenn die Russen nichts dagegen haben) und gut ist. So entstehen Staaten, aus eigener Kraft, nicht aus einer Niederlage.

Falls ein gewisses Mitglied eines derzeit ehemaligen Herrscherhauses zögern sollte, so weise ich darauf hin, daß dieses Mitglied keine Wahl hat. Man kann es sich nicht aussuchen, ob man Kaiser sein möchte, sondern es ist eine von Gott gegebene Gnade und gleichzeitig von Ihm aufgegebene Bürde. Es ist mithin die heilige Pflicht unseres legitimen Herrschers, im Sinne des Vaterlandes zu handeln und sein Volk vom unterdrückerischen Merkel-Regime zu befreien.

Wer noch nicht überzeugt ist: das Geheule der Linken wäre köstlich. Ein Wehklagen sondergleichen höbe an, das ganze Land schallte davon wider wie von himmlischen Chorälen. Wir badeten uns in ihren Tränen und labten uns an ihrem Leid und die hysterischen Zeitungsartikel wären uns schönste Psalmen des Trostes! Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands...” MK - Sylvester 2015

Künftiges

Ordnungskräfte

Die Ordnungskräfte sind diejenigen Kräfte, die der Entropie entgegenwirken. Also im Prinzip Dinge wie Photosynthese, Anabolismus, Immunsystem, Müllabfuhr, Feuerwehr, Gewerkschaften, Pfarrer und Polizisten, manchmal auch Poeten und Politiker, hin und wieder sogar der eine oder andere Maler oder Karikaturist.

Jetzt hat zum Jahresende so ein oberschlauer Charley-Apostel gesagt, "Wenn wir uns einschüchtern lassen, haben die Terroristen gewonnen".


Richtig müsste es aber heißen: "Wenn Polizei und Militär die zeichnerisch begabten Kommentatoren des Zeitgeschehens nicht mehr vor Repressalien schützen können, haben die Terroristen gewonnen." Die Juristen und die Karikaturisten arbeiten mit Tinte. Geschützt werden können sie aber nur durch Hardware und Feuer.

Man kann einem Familienvater, dessen schulpflichte Kinder leicht zu finden sind, nicht zumuten, das zu zeichnen, was er über den Islam im allgemeinen und die Islamisten im besonderen denkt oder gar dass er aus Solidarität mit anderen Karikaturisten, denen man übel mitspielte, gegen entschlossene Terroristen anzeichnet, die bereits bewiesen haben, dass sie es sich nicht bieten lassen, wenn irgendwer das Recht wahrnehmen möchte, das zu verhöhnen, was ihnen heilig ist.




Charley

Zurück zur Legalität


Adenauer soll gesagt haben, er könne nicht ständig mit dem Grundgesetz unter dem Arm rumlaufen. Aber der hielt sich ja im Prinzip ans Vorgeschriebene und verstieß nicht systematisch dagegen. Not kennt kein Gebot!! Wenn dringender Handlungsbedarf herrscht, dann herrscht er immer mehrere Jahre lang. Und in diesem Fall kann die Einhaltung von Gesetzen dramatisch kontraproduktiv sein. Da kann Merkel nichts dafür. Und in solchen Situationen muss man eben leider oft fünfe gerade sein lassen. Aber Merkel hat die Grenze des Zulässigen schon lange überschritten, und dass Plasberg sich ereiferte und Lucke mit brauner Farbe anmalen wollte, als dieser vor zwei Jahren Merkels Methode als "entartete Demokratie" bezeichnete, spricht Bände darüber, wie schematisch, leer, unreflektiert und geradezu reflexhaft voreingenommen und besinnungslos die Sprachregelungen und Gesinnungszwänge auch in den deutschen Köpfen sind, die man für klug, fair und hart gehalten hatte.

Die Demokratie ist in Deutschland - und nicht nur dort - mittlerweile in einem Maße entartet, dass man sich nicht mal mehr darauf verlassen kann, dass Gesetze wenigstens dann eingehalten werden, wenn ihre Einhaltung nicht kontraproduktiv ist. Soweit hätte es nie kommen dürfen. In der Weimarer Republik waren die Notverordnungen, die die Verfassung de facto nach und nach außer Kraft setzten, immerhin durch den Artikel 48 abgedeckt. Heute geht es auch ohne Artikel 48.
Unsere Gesetze sind sehr reformbedürftig. Um einen angemessenen Handlungsspielraum zu haben und um die Dinge bei ihrem wahren Namen nennen zu können. Unser Bündnissystem ist auch reformbedürftig. Und unsere Politikerkaste, die nur dann immer wieder mit Realismus beeindruckt, wenn es der eigenen Macht dienlich ist, muss dringend mit Köpfen durchmischt werden, die sich und anderen nicht ein X für ein U vormachen.

Mittwoch, 30. Dezember 2015

So kann man sich irren


Ich gehöre selber zu denjenigen, die sich etwas davon versprachen, dass Gauck Bundespräsident würde. Und ganz zu Anfang nahm er ja auch ab und zu noch auf belebende Weise Stellung. Dann folgte jedoch mit schwindelerregender Schnelle professionelle Verblödung.

Noch peinlicher als diese Fehleinschätzung ist, feststellen zu müssen, welch unsäglicher Dummkopf sich damals für den stark machte, in den ich meine Hoffnungen setzte. Offenbar hatte er - im Gegensatz zu mir - Gauck damals schon richtig eingeschätzt. Welch bittere Einsicht.

Sozusagen die Inkarnation der dekoffeinierten, veganen, alkoholfreien, eierlosen FDP. Das Gesicht der Gesichtslosigkeit, das umso mehr Wirkung entfaltet, je gesichtsloser es ist. Similia similibus curantur.


Christoph Giesa zum ersten

Christoph Giesa zum zweiten

Christoph Giesa zum dritten

In Erinnerung an Thomas Gottschalk und Rrrrreich-Rrrrranicki

Neugierig und voller Unschuld hatte der Zeitungsleser nach der Rezeption des Schriftstellers Wilhelm Raabe gefragt. Die Antwort von Marcel Reich-Ranicki war kurz, entschieden und haßerfüllt: Raabe sei in Vergessenheit geraten. Das verwundere ihn – Reich-Ranicki – gar nicht, denn Raabes Bücher hätten ihn – Reich-Ranicki – immer gelangweilt.
Bald würde sein – Raabes – Werk wohl aufhören, »Stoff sogar für kümmerliche Germanisten zu sein«. Sein populärster Roman sei zugleich sein »fragwürdigstes, wenn nicht widerlichstes Buch: der antisemitische Roman Der Hungerpastor«. Zwischendurch entschlüpfte Reich-Ranicki das Geständnis, Raabe »sei vielleicht noch heute ein überschätzter Romancier«. Also doch kein Vergessener! Der Großkritiker hatte lediglich seinen persönlichen Exterminierungswunsch geäußert.
Der 1831 geborene, 1910 verstorbene Wilhelm Raabe ist die Kontrast- und Komplementärfigur zum elf Jahre älteren Theodor Fontane. Dieser hatte mehrere Jahre als Korrespondent aus London berichtet. Das vergleichsweise provinzielle Preußen-Deutschland schilderte er aus der Sicht des urbanen Weltmannes. Raabe dagegen beschrieb die Welt aus der Perspektive der deutschen Provinz. Sein Blick ist weder sentimental noch romantisierend, sondern distanziert und ironisch. Er fällt auf eine ländlich-kleinstädtische Welt, die spätfeudal, patriarchalisch, voller Skurrilitäten und Anachronismen ist, wo jedoch nichts an die barbarischen Zustände erinnert, welche zur gleichen Zeit aus den ländlichen Gegenden Rußlands mitgeteilt werden.
So übel das Leben den Figuren auch mitspielt, meistens gibt es eine Instanz, die das Äußerste verhindert oder abmildert: die gutherzige Junkerwitwe, den lebensklugen Pfarrer, den nachsichtigen Staatsanwalt. In dieser Welt findet der Dorftrottel genauso sein Gnadenbrot wie das exilierte Adelsfräulein oder der zahnlose Chevalier, die letzten Überbleibsel des Ancien régimes. Die Welt mit ihren kleinteiligen Landfetzen, spitzgiebligen Gassen, ihren Fluchtwinkeln und Verstecken gerät langsam, aber sicher unter die Räder des Industriezeitalters. Die Donnersätze aus dem Kommunistischen Manifest über die Zerstörung der »feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse«, über die zerrissenen »buntscheckigen Feudalbande« und die Substitution »der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten« durch »die eine gewissenlose Handelsfreiheit« – Raabe hat sie auf die Lebenswirklichkeit übertragen. Deshalb gehört er zu den großen deutschen Realisten des 19. Jahrhunderts!

Doch Reich-Ranicki ging es ohnehin nicht um Literatur, sondern – wie fast immer, wenn der Begriff »antisemitisch« hervorgeholt wird – um Leidenschaften, um Deutungshoheit, um Macht.

Die Deutungshoheit ergibt sich nicht aus dem besseren Argument. Entscheidend ist allein, wer über die formellen und informellen Mittel – vor allem über den Zugriff auf die Medien – verfügt, um festzulegen, welche Argumente und Redeweisen benutzt werden dürfen und welche nicht. Dafür ist Reich-Ranicki selber ein sprechendes Beispiel. Ungeniert nannte er im Jahr 2000 den Historiker Ernst Nolte eine »trübe, ja verächtliche Figur der Zeitgeschichte«. Als Martin Walser ihn 2002 im Roman Tod eines Kritikers als Literaturkritiker André Ehrl-König karikierte und auf seine Machtposition im Kulturbetrieb anspielte, brachte FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher umgehend den Antisemitismus-Vorwurf gegen Walser in Stellung. Allerdings verfügte Walser neben einzigartigen Verkaufszahlen auch über einen Ruf als Vergangenheitsbewältiger der ersten Stunde (»Unser Auschwitz«, 1965) und konnte den Frankfurter Anschwärzer zwingen beizudrehen. Dennoch geriet die Affäre zum Lehrstück, denn keine Handvoll deutscher Autoren verfügt außer Walser über die Mittel, um das einmal verhängte, tödliche Antisemitismus-Stigma erfolgreich von sich zu weisen.


Wie stets in seinen Werken erweist ­Raabe sich im 1864 erschienenen Hungerpastor als Menschenfreund. Der Roman erzählt, beginnend im Jahr 1819, die parallelen Lebenswege zweier Freunde. Der Schuhmachersohn Hans Unwirrsch und Moses Freudenstein, Sohn eines aus Russisch-Polen zugewanderten jüdischen Trödlers, wachsen in einer Kleinstadt auf. Moses wird von den anderen Kindern gehänselt und gedemütigt, bis Hans sich vor ihn stellt. Nach dem Abitur nimmt Hans ein Theologiestudium auf, Moses studiert Philosophie. Er geht nach Paris, betätigt sich als Literat, konvertiert zum Katholizismus und nennt sich fortan Dr. Theophil Stein. Um jeden Preis will er Karriere machen und bespitzelt im Regierungsauftrag die Emigrantenszene.
Nach Jahren führt der Zufall die beiden in dieselbe Stadt, wo Unwirrsch bei einem Fabrikanten eine Anstellung als Hauslehrer gefunden und (Freuden)Stein eine außerordentliche Professur in Aussicht hat. Die Begegnung mit Unwirrsch mißfällt ihm, will er doch seine Herkunft verbergen. Dank seiner Intelligenz und Gewandtheit erringt er eine angesehene gesellschaftliche Position, die er nutzt, um den Ruf des schwerblütigen und unbeholfenen Unwirrsch zu untergraben. Hinter seinem Rücken verspottet er ihn als »Hungerpastor« und fädelt eine Intrige ein, durch die dieser seine Anstellung verliert. Spät durchschaut Unwirrsch den vermeintlichen Freund als »schlüpfrige, ewig wechselnde Kreatur«. Freudenstein verführt die Fabrikantentochter und flieht mir ihr nach Paris – in der Annahme, ihre Eltern damit zu zwingen, die Verbindung zu legitimieren und ihm die Mitgift auszuzahlen. Doch wird seine Frau enterbt, worauf er sie fallenläßt. Schließlich verliert Freudenstein die Gunst seiner Auftraggeber und wird für bürgerlich tot erklärt. Unwirrsch hingegen findet sein familiäres Glück und in einer kleinen Pfarrei an der Ostsee eine Aufgabe, die ihn ausfüllt.
Der Hungerpastor enthält unübersehbare Schwächen, so die manichä­ische Figurenkonstellation, in der sich die simple Gegenüberstellung von Moral und Unmoral, von richtigem und falschem Leben ausdrückt, oder der bigotte, lehr- und märchenhafte Schluß, wo der Tugendhafte belohnt und der Böse bestraft wird. Das Vorbild für das Arrangement war Gustav Freytags Roman Soll und Haben aus dem Jahr 1855. Ein Vergleich beider Bücher verdeutlicht freilich auch die künstlerischen Vorzüge Raabes. Beide Autoren haben den Protagonisten sprechende Namen verliehen. Bei Freytag heißen sie Anton Wohlfahrt und Itzig Veitel, wodurch von Anfang an Werturteile suggeriert werden, die die Sympathien des Lesers steuern. Der Name »Unwirrsch« dagegen bezeichnet eine zunächst nachteilige Charaktereigenschaft. Die moralische Überlegenheit des Namensträgers enthüllt sich erst während der Romanhandlung.
Als Anton nach Jahren wieder auf Itzig trifft, tritt der ihm »hager, bleich, mit rötlichem krausen Haar, in einer alten Jacke und defekten Beinkleidern« entgegen, so »daß er einem Gendarmen ungleich interessanter sein mußte als anderen Reisenden«. Auch sein Sprechen bereitet Unbehagen: »Die Leute sagen, daß du gehst nach der großen Stadt, um zu lernen das Geschäft. … ich gehe auch nach der Stadt, ich will machen mein Glück.« Raabes Prosa ist unvergleichlich subtiler. Moses Freudenstein alias Theophil Stein ist eine ausgesprochen elegante Erscheinung. Zwar bedient auch er sich der jiddelnden Sprechweise, doch bezeichnenderweise nur im Gespräch mit dem Vater, als der ihn darüber belehrt, daß Bildung das beste Mittel sei, um den sozialen Aufstieg zu erreichen und den Quälereien der Mitmenschen zu entkommen. Moses verspricht ihm: »So will ich sitzen im Dunkeln und will lernen alles, was es gibt, und wenn ich alles weiß und habe das Geld, so will ich es ihnen in der Gasse vergelten, was sie mir tun.«
Genauso kommt es auch. Moses kann sich auf eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften und Talente stützen: Hans ist ein guter und fleißiger Schüler, doch Moses ist ein Hochbegabter und bereits als Schüler zu philosophischer Spekulation fähig. Es zeugt von der Meisterschaft ­Raabes, daß er das Niveaugefälle zwischen den Freunden nicht einfach nur behauptet, sondern durch Dialoge und Gesellschaftsszenen zur Anschauung bringt. Der aus Paris zurückgekehrte Stein verfügt über glänzende gesellschaftliche Fähigkeiten: Er ist weltgewandt, eloquent und kann sich auf die unterschiedlichen Gesprächspartner leicht einstellen. Er greift ihre unausgegorenen Gedanken auf, ordnet sie blitzschnell und faßt sie in eine ansprechende Form, um sie ihnen als ihr vermeintliches geistiges Eigentum zurückzugeben. Er manipuliert sie durch Schmeichelei und macht sie sich gefügig. Loyalitäten gleich welcher Art – persönliche, weltanschauliche, religiöse, nationale – erwachsen ihm daraus nicht. Ihm gerät alles zum Material, um zu Geld und Einfluß zu gelangen.
Rechtfertigt diese Negativ-Figur den oft erhobenen Antisemitismus-Vorwurf gegen das Buch? Mit ihm steht Reich-Ranicki bei weitem nicht allein. Sogar der wohlwollende Raabe-Biograph Werner Fuld meint, der Schriftsteller sei zwar kein Antisemit gewesen, doch er habe bereitwillig »die zeitgenössischen antisemitischen Vorurteile bedient und befördert«. Synonymisch für »Vorurteil« werden auch Begriffe wie »Klischee« und »Projektion« verwendet. Die Negativ-Figur des Moses Freudenstein soll demnach auf einem falschen Bewußtsein beruhen.
Raabe hat um die Unzulänglichkeit des Hungerpastors gewußt und im Rückblick von »Jugendquark« gesprochen. Den Vorwurf aber, das Buch sei judenfeindlich, hat er stets zurückgewiesen. 1883 lehnte er den Vorschlag, für eine Anthologie eine antisemitische Novelle beizusteuern, entschieden ab. Im Text gibt es mehrere kommentierende Passagen, in denen der auktoriale Erzähler klarstellt, daß er den Antisemitismus ablehnt und froh darüber ist, daß die Judenfeindschaft wenigstens in ihren ärgsten Formen der Vergangenheit angehört. Der definitive Beleg dafür, daß Raabe den monströsen Charakter Freudensteins keineswegs für die Inkarnation eines Ewig-Jüdischen hält, besteht darin, daß dessen Vater der Schlag trifft, als er die Deformation des Sohnes durchschaut.


Interessanterweise hat Götz Aly in seinem neuen Buch, Warum die Deutschen? Warum die Juden?, dem Hungerpastor einige Absätze gewidmet. Alys Streitschrift ist gleichfalls strikt manichäisch konzipiert: Der kluge, erfolgreiche, zukunftsorientierte, kultivierte Jude überrundet den tumben, rückständigen Deutschen, wird von diesem beneidet, mit Ressentiments bedacht und am Ende umgebracht. Doch gibt es auch luzide Passagen, in denen Aly das Verhalten und die Wahrnehmungen der Deutschen aus der historischen Situation erklärt. Seine Überlegungen zu Raabe (die mehr auf der Kenntnis von Sekundär- als Primärliteratur beruhen) sind ein Kompromiß. Den Antisemitismus-Vorwurf gegen Raabe (und Freytag) weist er zurück – mit der schwachen Begründung, außer Moses Freudenstein seien alle jüdischen Figuren positiv gezeichnet.
Inkonsequent geht auch Raabe-Biograph Fuld vor, der zwar feststellt, daß Moses Freudenstein für den zeitgenössischen Leser als »ein typischer Jude« erscheinen mußte und der Figur eine historisch verbürgte, »typische Karriere jener Zeit« (Hervorhebungen von Hinz) zugrunde liege, den nächsten logischen Schritt aber scheut. Der bestünde in der Erörterung der »typischen« Verhaltensweisen, die Raabe in der Figur des Freudenstein verdichtet hat. In einem nächsten Schritt wäre danach zu fragen, inwieweit sie einen sozialen Typus konstituieren und mit der jüdischen Herkunft zu tun haben.
So wird behauptet, die Darstellung von Vater Freudenstein sei anti­semitisch intendiert. Die Begründung: Körperhygiene und Maniküre dieses im übrigen freundlichen Herrn lassen deutlich zu wünschen übrig. Außerdem hat er zu Hause Gold versteckt, während er nach außen bemüht ist, arm zu erscheinen. In Wahrheit werden diese Eigenheiten aus der angedeuteten Ghetto-Vergangenheit verständlich. Eine vage Vorstellung davon vermittelt Goethe in seiner Schilderung der Frankfurter Judengasse, wo ihm »die Enge, der Schmutz, das Gewimmel« auffielen. Die Heimlichtuerei in Gelddingen erklärt sich aus der Angst vor dem Pogrom. Auf keinen Fall will Vater Freudenstein den Neid der Nachbarn erregen, andererseits benötigt er für den Fall der Fälle eine leicht greifbare Notreserve. Entscheidend ist jedenfalls, daß Raabe das Verhalten nicht aus einer biologisch-rassischen Disposition, sondern aus geschichtlich tradierten und persönlichen Erfahrungen ableitet.
Das gilt auch für Moses. Wenn dessen Vorzüge zum Negativen ausschlagen, ist das eindeutig geschichtlich, sozial und psychologisch begründet. Wer als Kind in diesem Maße gedemütigt und verfolgt wird, müßte schon ein Heiliger sein, um sein Welt- und Menschenbild von dieser Erfahrung freizuhalten. Der Geschlagene ist verschlagen geworden. Er hat gelernt, sich zu verstellen, sich unsichtbar zu machen, zu heucheln, sich taktisch zu unterwerfen, den Gegner hinterrücks zu Fall zu bringen. Das ist für ihn die einzige Möglichkeit, aus der Opferstellung herauszutreten. Sein Rachebedürfnis und sogar sein Verrat an Hans sind psychologisch leicht zu erklären. Hans ist der Kronzeuge seiner Demütigungen und ruft durch seine Gegenwart die qualvollen Erinnerungen wieder herauf. Zugleich ist er ein Mitwisser, der Moses’ Geheimnis jederzeit offenbaren kann. Der denkt gar nicht daran, doch an dessen Anstand kann Moses nicht glauben. Die Illoyalität, Skrupellosigkeit und die kalte Berechnung, mit der er seine Umwelt taxiert und ausbeutet, bilden die Voraussetzungen für seinen Aufstieg. Die Figur, die Raabe gezeichnet hat, ist also nicht als antisemitische Projektion, sondern als das Ergebnis sozialer Interaktionen und deren künstlerische Widerspiegelung zu betrachten. Eine »typische Karriere jener Zeit«.
In einem erweiterten Sinn agiert Freudenstein als Avantgardist der kapitalistischen Moderne. Sein Interesse – und das der Juden überhaupt –, die vormodernen Strukturen und Regeln zu beseitigen, ist absolut, denn dadurch erst wird der Weg frei zu ihrer vollständigen Emanzipation. Dabei verliert er das Gefühl für Takt und Tempo. Bei der Ver- und Entführung der Fabrikantentochter läßt er außer acht, daß deren Mutter einen Hierarchiebegriff adaptiert hat, dessen Strenge dem des Adels gleichkommt und der es ihr verbietet, einen Aufsteiger unklarer Herkunft als Schwiegersohn zu akzeptieren. Dieses temporäre Scheitern aber bestätigt nur sein objektives Interesse.


Für die anderen bedeutete die kapitalistische Entwicklung – wie Marx und Engels hervorhoben – zugleich eine Verlust- und Schadensbilanz. Das machte ihr Verhältnis zu den Umwälzungen und zum »Fortschritt« komplizierter und schwieriger. Sie waren eingebunden in lokale, regionale und dynastische Loyalitäten, in Traditionen und Gewohnheitsrechte, die neben gesellschaftlichen, politischen und sozialen Einschränkungen auch einen Schutz boten vor der kalten Rationalität des Geldes. Ihre innere und äußere Gebundenheit erwies sich als Wettbewerbsnachteil gegenüber der unbegrenzten Mobilität der Juden, die »als treibendes und organisierendes Ferment in diesem für den einzelnen so bedrohlichen Prozeß« wirkten (Götz Aly). Der Niveauunterschied zwischen Moses und Hans ist nicht nur in ihrer unterschiedlichen Begabung begründet. Während Hans, ganz traditionsverhaftet, sich den Dingen mit einer »ehrfurchtsvollen Scheu« und voller Hemmungen nähert, kann Moses sie gänzlich »vorurteilsfrei« betrachten, analysieren und verwerfen.
Damit ist auch die nationale Frage berührt. Kritiker verübeln Raabe die Rede, in der Moses Freudenstein verkündet, nur so lange ein Deutscher sein zu wollen, wie es ihm zum Vorteil gereiche, und andernfalls aus der Rolle wieder herauszuschlüpfen. Die Rechtsgleichheit, die der preußische Staat den Juden zugesteht, betrachtet er unter der Maßgabe des persönlichen Nutzens, ohne daß ihm daraus die innere Verpflichtung zur Loyalität erwächst. Statt deswegen dem Schriftsteller antisemitische Motive zu unterstellen, wäre erst einmal zu prüfen, welche Befürchtungen Raabes den Hintergrund für die Suada abgaben, auf welche realen Erfahrungen sie sich stützten und wieweit sie im historischen Kontext erklärbar und plausibel sind. In diesem Punkt läßt die aktuelle Geschichtswissenschaft uns im Stich.

Hilfsweise lassen sich vom Roman gedankliche Verbindungslinien zum Aufsatz »Unsere Aussichten« ziehen, mit dem der Historiker Heinrich von Treitschke 1879 ungewollt den Antisemitismus-Streit auslöste. Die Aufforderung zur Assimilation, die Treitschke an die Juden richtete: »… sie sollen Deutsche werden, sich schlicht und recht als Deutsche fühlen – unbeschadet ihres Glaubens und ihrer alten heiligen Erinnerung, die uns allen ehrwürdig sind«, liest sich wie die unmittelbare Reaktion auf die Ansprache Freudensteins. Wie Raabe grenzte auch Treitschke sich ab vom Antisemitismus und hielt eine Einschränkung der Judenemanzipation für moralisch und politisch verhängnisvoll. Die Situation in Deutschland war in seinen Augen dennoch eine andere als in England und Frankreich. Der deutsche Nationalstaat war jung, seine geistig-moralischen Grundlagen, das Nationalgefühl waren unsicher und ungefestigt, weshalb Treitschke die schneidende Pressekritik, für die er Journalisten à la Freudenstein in der Verantwortung sah, für staatspolitisch destruktiv hielt. Im selben Atemzug kritisierte er, daß es antijüdische Restriktionen seien, die gebildete Juden verstärkt auf den Journalistenberuf verwiesen.
Zwei weitere Umstände erschwerten die Assimilation der Juden in Deutschland. Ihre, verglichen mit England und Frankreich, viel größere Anzahl und die Herkunft immer neuer Zuwanderer »aus dem polnischen Judenstamme …, dem die Narben vielhundertjähriger christlicher Tyrannei sehr tief eingeprägt sind«. Treitschke umriß genau die psychische Konstitution, welche die Figur des Moses Freudenstein verkörpert.
Wer Raabes Werk für obsolet erklärt, will dessen anhaltende Brisanz unter Verschluß halten. Die Frage danach, wieviel historische Wahrheit in seiner Dichtung steckt, wird als anstößig stigmatisiert. Die Befreiung aus der Blockade heißt, sich den freien Zugang zu einem großen literarischen Werk wie zur Realgeschichte zu bahnen. Thorsten Hinz

Horror vacui

In Mecklenburg-Vorpommerns Schulen sollen künftig das traditionelle Familienbild und die heterosexuelle Orientierung nicht mehr als Normalfall zu erkennen sein, sondern lediglich als eine mögliche Variante neben allen nicht-heterosexuellen Lebens- und Liebesweisen. Auch in den Lehrerkollegien soll dies fortan Konsens sein, fordert der neue „Landesaktionsplan für die Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“, den der Schweriner Landtag Ende November beschlossen hat.

Wie auch in Berlin, Baden-Württemberg oder Niedersachsen reicht es dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) nicht mehr, Toleranz und Gleichberechtigung zu fordern. Stattdessen fordern die Sozialministerien, in denen der LSVD Einfluß hat und die Aktionspläne in die Feder diktiert, ein „Klima der Akzeptanz“. Von der Kita bis zur Oberstufe sollen sämtliche sexuelle Orientierungen nicht nur toleriert, sondern vollständig akzeptiert, also gutgeheißen und in das eigene Werteempfinden integriert werden. Sexuelle Vielfalt soll in jedes Schulbuch, in die Köpfe und Herzen der Kinder.

Die Begründung ist stets dieselbe. Schon Kindergartenkinder würden durch die heteronormative Erziehung ihrer Eltern einseitige Rollenbilder verinnerlichen. Zum einen würde dies ihre sexuelle Entfaltung behindern, denn ohne den Heterozwang im Elternhaus wären sie vielleicht doch lieber schwul oder lesbisch geworden. Und zum anderen würden Kinder aus Hetero-Familien homosexuelle Mitschüler oder Kinder aus Regenbogenfamilien allein schon durch ihre anerzogene Vorstellung von Normalität diskriminieren.
Als Beleg führen der LSVD und die Sozialministerien stets die Studie „Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen“ von Ulrich Klocke an, die von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Auftrag gegeben wurde. Verfasser und Auftraggeber erhielten ein Ergebnis, das noch mehr Antidiskriminierungsarbeit notwendig machte: LSBT*I-Menschen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle) würden an Berliner Schulen vor lauter Homophobie und Diskriminierung ihres Lebens nicht mehr froh.

Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Lehrkräfte sollen daher „noch besser in der LSBT*I-Thematik qualifiziert werden, um gegenstandsgerecht und sensibel auf Fragen der Pluralität sexueller und geschlechtlicher Identitäten in ihrem Berufsalltag reagieren zu können“, heißt es im Schweriner Aktionsplan. Doch der Absicht, in Bildungseinrichtungen antidiskriminierend wirken zu wollen, folgt nicht selten eine verfassungsrechtlich grenzwertige Umsetzung. Die Pädagogen sollen nicht abwartend auf Fragen ihrer Schützlinge reagieren, sondern aktiv und fächerübergreifend für die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ sorgen. Sexualerziehung als pädagogische Speerspitze konfrontiert Kleinkinder, Grundschüler und Teenager mit sexuellen Inhalten in interaktiven Unterrichtseinheiten.
Alles was in der menschlichen Sexualität möglich ist, sollen Kinder als normal und gleichermaßen wertvoll erleben. Bekannt geworden ist das Übungsbuch „Sexualpädagogik der Vielfalt“ der Pädagogikprofessorin Elisabeth Tuider. Aktfotos, Handschellen, Lack und Leder, das Kamasutra, Vaginalkugeln, Dildos und eine „Taschenmuschi“ liegen zur Auswahl bereit, wenn die Schüler je nach Übung einen imaginären Puff einrichten oder Trennungsschmerzen lindern sollen.

Außerdem sollen sie verbotene Sexualpraktiken diskutieren und neue erfinden, Gruppensex während der Menstruation im Rollenspiel nachstellen, sich gegenseitig massieren und CSD-Paraden besuchen. In Schleswig-Holstein scheiterte Sozialministerin Kristin Alheit (SPD)wiederholt damit, die sexuelle Vielfalt in die Grundschulen zu bringen. Das vom LSVD erstellte Material wurde vom Kultusministerium für untauglich erklärt.

Eltern, die sich gegen den staatlich geförderten Mißbrauch ihrer Kinder zur Wehr setzen, werden in die rechte Ecke gerückt. Da Rechtsextreme ein traditionelles Geschlechterrollenmodell lebten, bestehe ein gefährlicher Anschluß bis in die Mitte der Gesellschaft, so Heike Radvan von der Amadeu-Antonio- Stiftung. Auf dem Berliner Kongreß „Respekt statt Ressentiments“ sagte sie, die Anschlüsse an den modernen Rechtsextremismus zeigten sich, wenn „in sogenannten Qualitätsmedien antifeministische Stimmen gegen Gender Mainstreaming polemisieren“ oder „christlich-fundamentalistische Milieus gegen emanzipatorische Sexualpädagogik demonstrieren“.
 JF 53/15

Dieses Pack schreckt vor nichts zurück. Der Zugriff auf die Familien, durch den die Nazis über die Hitlerjugend die Eltern disziplinierten verblasst angesichts der Schamlosigkeit heutiger Rotgrünstrolche. Die Leere im Seelenleben traditionsloser, narzistischer Ideologen arbeitet wie ein entropiegespeistes Kraftwerk. "Die Wüste wächst."

Attentate

Attentate scheitern meistens. Und wenn sie gelingen, ist ihre Wirkung meistens eine ganz andere als die vom Attentäter beabsichtigte.

Hitler wird auch heute noch durch die Aufzählung all der gescheiterten, auf ihn verübten Attentate verklärt. Die mystische Aura, die Hitler auf Grund dieses Scheiterns umgibt, fußt einerseits auf der zugegebenermaßen beeindruckende Anzahl überlebter Attentate. Andererseits aber auch auf der Tatsache, dass die auf, zum Beispiel, Kaiser Wilhelm I. verübten und das auf Bismarck verübte, kaum je mit einem Sterbenswörtchen erwähnt werden, und schon gar nicht in einem Atemzug mit den Hitlerattentaten.




Fachkräfte

30. Dezember 2015

 Die Welt vermeldet Deprimierendes zum Bildungsstand der syrischen Einwanderer, die man übrigens unter den Ankömmlingen aus muslimischen Ländern immer noch als eine Art Elite begreifen muss: "Syrische Schüler hinken deutschen fünf Jahre hinterher." Das bedeute, dass syrische Achtklässler sich auf dem Niveua von deutschen Drittklässlern bewegten. Ein Bildungsökonom vom Münchner Ifo-Institut wird mit den Worten zitiert: "Wir müssen derzeit leider davon ausgehen, dass zwei Drittel der Flüchtlinge aus Syrien von ihrem Bildungssystem für eine Beteiligung an einer modernen Gesellschaft nicht ausreichend ausgebildet wurden."

Der Psychologe und Bildungsforscher Heiner Rindermann, Professor an der TU Chemnitz, hatte vor einigen Wochen in einem Focus-Beitrag zum Bildungsstandard der Einwanderer aus Südosteuropa, Vorderasien und Afrika ein düsteres Resümee gezogen. Die Mehrheit weise (im Gegensatz etwa zu Ostasiaten) „kein hohes Qualifikationsprofil“ auf. „In internationalen Schulstudien liegen die mittleren Resultate dieser Länder bei 400 Punkten, das sind mehr als 110 Punkte weniger als in den USA oder Deutschland, was in etwa drei Schuljahren Kompetenzunterschiede entspricht. Noch größer ist die Lücke in Afrika mit viereinhalb Schuljahren.“ Schulleistungsstudien mit Migrantenkindern in Europ offenbarten eine etwas kleinere, freilich immer noch deprimierende Kluft.

Selbst bei Ingenieursstudenten aus den Golfstaaten träte ein großer Unterschied zutage: „Deren Kompetenzen liegen um zwei bis vier Schuljahre hinter denen vergleichbarer deutscher Ingenieursstudenten.“ Dieses Muster untermauere eine jüngst in Chemnitz durchgeführte Studie: „Asylbewerber mit Universitätsstudium wiesen in den mathematisch und figuralen Aufgaben einen Durchschnitts-IQ von 93 auf – ein Fähigkeitsniveau von einheimischen Realschülern.“

Rindermanns Prognosen über die Zukunftsaussichten dieser Menschen und ihrer Herbergsmütter und -väter waren schwer mit der offiziellen Propaganda zu vereinbaren, deren rosige Positivität sich schließlich nicht einmal vom Warnruf der Bundesarbeitsministerin trüben ließ, dass nur etwa jeder zehnte Ankömmling auf dem deutschen Arbeitsmarkt vermittelbar sei. Weshalb sie folgenlos verhallten. Also nicht ganz folgenlos; ein paar besonders engagierte Studenten denunzierten den Professor bei irgendeiner Antidiskriminierungsstelle, Dekanat und Fachschaft knickten, wie seit ca. 1933 gewohnt, vor dem Akademikerprekariat in statu nascendi ein und veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung, in welcher sie sich, na was denn sonst, von Rindermanns Thesen distanzierten, ohne auch nur eine einzige widerlegen zu können. „Ich war entsetzt, als ich den Artikel gelesen habe“, sagte der leitende Institutsdirektor, mehr wissenschaftliche Kontroverse ist in den Zeiten der Antidiskriminierung nicht vonnöten. Es handelt sich um kein unbedingt deutsches Phänomen; ähnlich grundlegend wurde auch gegen Harvard-Präsidenten Larry Summers argumentiert, als der die empirisch vergleichbar gut gesicherte Andeutung gewagt hatte, dass Frauen in den Naturwissenschaften im Schnitt eventuell nicht ganz so gut abschnitten wie Männer – eine Professorin sagte zum Beispiel, ihr sei von diesen Äußerungen ganz übel geworden –, was Summers anno 2006 den Job kostete. Wenn erst einmal die allgemeine Begabungsgleichheit sämtlicher Erdenkinder beschlossen und ideologisch fixiert ist, gelten die Überbringer empirischer Ungleichheitsbefunde als Scheusale, die nicht mit Argumenten zu widerlegen, sondern zu hassen sind. Womit ein Blick getan ist in die Zukunft einer smarten Diktatur der Wohlmeinenden, der Problemzukleisterer, der Sichwegducker. – Doch gemach, die Betreuungskollektive werden sich auch von diesen Gaunern emanzipieren. MK am 30. 12. 2015

Dienstag, 29. Dezember 2015

Lindenstraße

„Eine Million Flüchtlinge in Deutschland, eine Koalition, bei der jeder in der Öffentlichkeit etwas anderes sagt als unter vier Augen. Und eine Bevölkerung, die nicht mehr so recht weiß, wen sie eigentlich wofür gewählt hat.“ Stefan Aust

Montag, 28. Dezember 2015

Resymmetrisierung

Die Drohnen werden immer kleiner, immer kleiner.

Der elegante Gott


Vertumnus


Die Schlafwandler wandeln wieder

Die Tagesschau und ARD.de melden, dass die Bundeswehr "im Zuge des Kriegs in Syrien" einen weiteren Auslandseinsatz deutscher Soldaten vorbereitet. "Zur Unterstützung der Türkei verlegt die NATO vorübergehend mehrere Awacs-Aufklärungsflugzeuge vom nordrhein-westfälischen Geilenkirchen auf den türkischen Einsatzflugplatz Konya." Im Zuge des Syrienkrieges, soso.
Der in einem möglichen russisch-türkischen Konflikt für die Deutschen eintretende Bündnisfall mit einem orientalischen, sich zunehmend islamisierenden Land, das über die türkische Minderheit unverhohlen in innerdeutsche Angelegenheiten einzugreifen sucht, mithin also als feindlicher Staat in Betracht kommt, gegen ein christliches und eher westliches zeugt von den Absurditäten der aus dem Kalten Krieg überkommenen Verträge und Bündniszwänge. In diesem Fall stimme ich ausnahmsweise einmal völlig mit den Positionen der Linkspartei überein. Deutsche Soldaten sollen deutsches Territorium verteidigen. Amerika mag seine Kriege allein führen. MK 27. 12. 2015

Samstag, 26. Dezember 2015

Freitag, 25. Dezember 2015

Reden ist Silber



Bilder sind Gold
  • Der Ansturm auf die Waffengeschäfte kommt vor dem Hintergrund wachsender von Migranten verübter Kriminalität, darunter eine schockierende Zahl von Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen, ebenso wie andere sexuelle und körperliche Übergriffe, Messerangriffe, Einbrüche und Raubüberfälle in Städten und Gemeinden überall im Land.
  • Die deutschen Behörden aber unternehmen große Anstrengungen, um zu erklären, dass das plötzlich erwachte Interesse der Deutschen an Selbstverteidigung rein gar nichts mit der Masseneinwanderung zu tun habe, obwohl alles auf das Gegenteil hindeutet.
  • Die wachsende Zahl der von Migranten verübten Gewaltverbrechen wird durch einen vertraulichen Polizeibericht belegt, der enthüllt, dass 2014 eine Rekordzahl von 38.000 Asylbewerbern beschuldigt wurde, in Deutschland eine Straftat begangen zu haben. Analysten gehen davon aus, dass diese Zahl – die 100 Straftaten pro Tag entspricht – nur einen Bruchteil der Wirklichkeit abbildet, da viele Verbrechen gar nicht zur Anzeige gebracht werden.
  • "Wer nach den Gründen für die Aufrüstung fragt, trifft auf Schweigen." — Süddeutsche Zeitung
  •  FAZ

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Rasend vor Hoffnung




ante Christum natum

Christenmenschen gedenken heute der Geburt des Heilands, des Erlösers, des Lichtes der Welt. Ich, Skeptiker und Romantiker in einem, gedenke heute des ressentimentfreiesten Menschen, der je gelebt hat (ein Gedanke, zu dem sich Nietzsche nicht durchringen konnte; er kam bekanntlich nur bis zur Klassifizierung „Idiot“). Außerdem war dieser wunderliche Prediger und Heiler einer der größten Dichter aller Zeiten, Schöpfer von unüberbietbaren Sentenzen wie: „Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“, „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ und des wahrlich messianischen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Damals, auch das will ich als Skeptiker konzedieren, ging ein Lächeln über die Welt. Dass man das Böse „aufleiden“ könne (um eine überwältigende Formulierung von Benedikt XVI. zu verwenden), und zwar nicht im buddhistischen Sinne als Verzicht auf ein Weiterexistieren im ewigen Kleislauf des Samsara, sondern die Sünden anderer noch zu den eigenen auf sich nehmend, sogar im Verbrecher, ja im eigenen Mörder das leidende Mitgeschöpf erblickend – dieser Gedanke ist so ungeheuerlich, so über alle Maßen groß, so unendlich edel, so verrückt und krank und jede Einzelseele überfordernd, dass man am fingierten Tage der Geburt seines Urhebers getrost einmal niederknien und die Hände falten kann; vielleicht ist er ja wirklich der Sohn eines Gottes gewesen. MK am 24. 12. 2015

Zu Bethlehem geboren

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Identitäre Gefühle

Wahrscheinlich werden die Gottesdienste auch an diesem Heiligabend gut besucht sein. Im vergangenen Jahr fand fast die Hälfte der Bevölkerung den Weg in die Kirche. Und daran dürfte sich so bald nichts ändern, Austritte, Glaubensverlust, Individualisierung und Säkularisierung hin oder her.
Zwar ist der Grad der Entfremdung gegenüber dem eigentlichen Geschehen im Altarraum und der Predigt von der Kanzel weit gediehen, und selbst die Aufforderung eines Geistlichen, das Mobiltelefon abzuschalten oder wenigstens das Dauerfilmen und Simsen zu unterlassen, löst Verblüffung aus, aber trotzdem bleibt es in Deutschland dabei, daß ein Großteil der Menschen das Gefühl hat, die Kirche gehöre Weihnachten dazu.
Man kann das selbstverständlich „Fassadenchristentum“ (Dirk Schümer) nennen und die Neigung unserer Nachbarn loben, die einfach stilvoll genießen (vor allem die Romanen) oder laut und ausgelassen eine Art Vorkarneval feiern (vor allem die Angelsachsen).
Bedeutungsverlust des Christentums
Aber es bleibt die Frage, ob das wirklich die angemessene Art und Weise ist, mit den Resten jener „Innerlichkeit“ umzugehen, jener immer gefühlvollen, manchmal sentimentalen und gelegentlich schwer erträglichen Neigung, sich Weihnachten eine Stimmung zu erlauben, die wohl tiefer verankert ist, als wir die übrige Zeit wahrhaben wollen. Die mag weder mit Glauben noch mit der Geschichte von der Geburt des Erlösers zu tun haben und auch nichts mit den alten Volksbräuchen. Aber es bleibt eine Art Reservat für seltene Gefühle, etwas, das uns auf die besondere Atmosphäre reagieren läßt und sich nicht nur in erhöhter Spendenbereitschaft äußert oder der Entschlossenheit, beim Familientreffen auch die weniger geschätzten Verwandten mit einem freundlichen Wort zu bedenken.
Über den Bedeutungsverlust des Christentums kann das natürlich nicht hinwegtäuschen. Der ist auch kein neues Phänomen. Ernest Renan, der aus einem der frömmsten Winkel des Kontinents stammte, kam schon Mitte des 19. Jahrhunderts zu dem Ergebnis, daß es „keine gläubigen Massen“ mehr gebe. Was die Aufklärung in den Eliten vorbereitet hatte, fand seine Vollendung und seine Verbreitung bis in die letzte Hütte durch die große Revolution und den wissenschaftlich-technischen Fortschritt.
Kirchliche Milieus verschwinden
Zwar kam nicht das Himmlische Jerusalem von Menschenhand, aber doch eine Welt zustande, in der die alte Demut sich immer schwerer gegen die neuen Verheißungen behauptete. Auch wenn man das Bild eines in seiner Gläubigkeit geschlossenen Mittelalters eher romantischer Verklärung als den Tatsachen zuschreibt, wird man die Tiefe des Bruchs nicht bestreiten können.
Es hat immer wieder Versuche gegeben, den zu heilen, gutgemeinte und zynische, ästhetische und politische, missionarische und argumentative, praktische und versponnene. Erfolgreich war nichts davon, die Entwicklung nicht aufzuhalten. Das, was die Älteren immerhin noch als klar umrissenes kirchliches Milieu kannten, was einmal an gesellschaftlichem Einfluß der großen christlichen Religionsgemeinschaften vorhanden war, ist heute bis auf Reste verschwunden.
Es gibt noch imposante, vor allem finanzielle, Bestände, aber das alles besagt nichts über den tatsächlichen Grad an geistigem oder geistlichem Einfluß. Dessen Verfall kann man zur Kenntnis nehmen und achselzuckend zur Tagesordnung übergehen. Oder man versucht ein klareres Bild zu gewinnen, indem man auf größere Distanz geht und einen Blick auf das wirft, was das Christentum nicht nur für Deutschland, sondern für die Geschichte Europas überhaupt bedeutet.
Die seelische Struktur unseres Kontinents
Ortega y Gasset hat davon gesprochen, daß die Einheit unseres Kontinents niemals in einer äußeren – imperialen, katholischen, ideologischen – Uniformität zu suchen war, sondern in einer hinter der Vielfalt und dem kulturellen Reichtum schwerer erkennbaren, aber ohne Zweifel vorhandenen „seelischen Struktur“.
Diese seelische Struktur ist älter als das Christentum, sie hat mit weit in die Vergangenheit zurückreichenden Prägungen zu tun, mit kollektiven Erfahrungen und entscheidenden Schritten auf dem europäischen Sonderweg.
Das bezeugen die Monumente der Vergangenheit, von den Malereien in den Höhlen von Lascaux und Altamira über die großen Steinsetzungen an den Küsten des Atlantiks bis zu den goldglänzenden Rüstungen der homerischen Helden. Von den Werken der griechischen Philosophie bis zu den Schöpfungen römischer Staatsgesinnung, von der Erinnerung an das Blut der Märtyrer bis zur Kühnheit der gotischen Kathedralen, die uns heute noch beeindruckt. Vom faustischen Geist der Entdecker, Erfinder, Unternehmer, Staatengründer, Feldherrn und Revolutionäre bis zu den Gedanken der Einsamen und Gescheiterten, die versucht haben, das Wesen des Menschen immer neu zu ergründen.
Was macht Europa aus?
Heute droht nicht nur das Christentum zu verlöschen, sondern auch das Bewußtsein dieser europäischen Identität. Identität kann nicht sein, was Religion ihrem Wesen nach ist. Aber sie kann Gewißheit bieten im Hinblick auf das, was wir sind, wohin wir gehören, worin die Würde unserer besonderen Art zu denken und zu leben wurzelt. In der nächsten Zukunft wird dieses knappe Gut hart umkämpft sein.
Deshalb müssen die Europäer klären, was sie ausmacht, worin ihre Überlieferung besteht, was dazugehört, was nicht, was sich mit ihr verknüpfen läßt, was nicht. Die Christen können und dürfen sich dem nicht entziehen. Ganz im Gegenteil, denn von ihnen ist nicht nur eine geschärfte Wahrnehmung der Lage zu fordern, sondern auch ein besonderes Maß an Entschlossenheit, das zu verteidigen, was zwar nicht zu den letzten, aber doch zu den vorletzten Dingen gehört. Weißmann

Logos



Die nie versiegende Quelle


Leitfaden

Dienstag, 22. Dezember 2015

Biopolitik


Menschen

Wie sehr der Westen - und speziell Deutschland - durch den Wind ist, kann man dieser Tage beobachten. Höcke hat sich in keiner Weise über biologische (i.e. angeborene) Besonderheiten der Afrikaner oder Europäer geäußert.

Er sprach das Thema Fortpflanzungsmodelle an. Ob die zweifellos unterschiedlichen Fortpflanzungsmodelle Europas und Afrikas eine biologische Basis haben oder erlernt - also Ausruck kultureller Evolution - sind, ist eine ganz andere Frage. Festgestellt hat Höcke nur einen - horribile dictu - Unterschied.

Dass auf die Thematisierung so heftig reagiert wird, und reflexhaft Zusammenhänge zu Rassendifferenzierung und völkischer Hierarchierung hergestellt werden, kann nur bedeuten, dass er dadurch einen offen liegenden Nerv berührte.

Die Debatte wird durch diese hysterische Überreaktion auf ein Terrain gezerrt, das ideologisch besonders befrachtet ist.

"Die Reduktion aller Probleme auf sozio-ökonomische Ursachen hat den außerordentlichen Vorteil, alle moralischen Urteile, die nicht ins Schema passen, beiseite zu schieben, beziehungsweise sie gemäß der Diktatur des dogmatischen Antirassismus nur dann gelten zu lassen, wenn sie mit dem Vorwurf des Rassismus verknüpfbar sind. Der Antirassismus ist heute im Grunde die einzige unhinterfragbare, ultimativ unantastbare Staatsdoktrin unserer Republik sowie der westlichen Nationen überhaupt. An ihr muß um jeden Preis festgehalten werden, wie man noch nie zuvor an einer Doktrin festgehalten hat." Renaud Camus

Das eigentlich Ärgerliche an diesem Wechsel des Debattenschauplatzes ist meines Erachtens nicht, dass der Antirassismus sich als unhinterfragbar aufführt, sondern dass dadurch übersehen wird, wie fruchtlos die Unterscheidung zwischen biologisch und kulturell in Wahrheit ist: auch wenn wir tatsächlich biologisch alle gleich sind, sind die kulturellen Prägungen so stark und die kulturanthropologischen Konstanten so stabil, dass ihr Aufeinandertreffen - im Sinne Huntingtons - zu blutigen Kontrasten führen wird. Und Hocke geht es darum, eben diese zu vermeiden; egal ob ihre Quelle biologisch ist oder "nur kulturell".

Zusammenfassend: was in den USA Staatsdoktrin ist, ist in Europa beinharte Dogmatik und in Deutschland Obsession.

Davon einmal abgesehen sind Höckes Auftritte peinlich. Gauland tut jedoch gut daran, ihn gegen unfaire Verleumdungen zu verteidigen.

Freitag, 18. Dezember 2015

Auf nach Byzanz!



Von allen deutschen (westeuropäischen?) Qualitätsmedien beschwiegen, fand – wann eigentlich? – zu Warschau eine der größten oder auch die größte Demonstration(en) in der Geschichte des polnischen inzwischen ja wohl längst Schurkenstaates statt, und zwar gegen – na Sie wissen schon, den Gorilla auf der Party. Also gewissermaßen Ewiggestrige im Kampf gegen Ewigvorgestrige.

 Einige Monate zuvor eräugnete sich eine vergleichbare Manifestation störrischen Volkswillens zu Riga, von der man aus der Lückenpresse desgleichen nichts erfuhr, und Ähnliches passiert überall im allmählich wieder zum Reich des Bösen sich zurückverwandelnden Osten, für dessen Disziplinierung den Deutschen zwar keineswegs die Propagandisten, aber leider Gottes bekanntlich die Truppen ausgegangen sind. –

Es scheint keine sonderlich gewagte Prognose, dass sich Europa analog zur Teilung des römischen Reiches anno 395 auch in diesem Jahrhundert spalten wird in einen ethisch-religiös eher orthodoxen Ost- und einen willkommenskulturellen Westteil, woselbst Neu-Goten und Neo-Vandalen die Wonnen einer allerdings nur teilweisen Pseudomorphose auskosten (sie dürfte letztlich an fehlenden Finanzierungsmodellen scheitern). Die Grenze wird etwas weiter westlich verlaufen, und der Nato-Partner in Kleinasien könnte sich nach der Abschaffung von Nato-Partnern als solchen in ein islamisches Südbündnis verabschieden, sofern die Russen nicht auf die Idee kommen, Konstantinopel der Christenheit zurückzuerobern, woran sie zu hindern die bis dato stramm rechristianisierten Amerikaner angesichts der neuen Weltlage gar kein Interesse mehr haben dürften, ja vielleicht sogar Legionäre zur Verfügung stellten. Auf nach Byzanz, Brüder und Schwestern, versammelt euch an der adriatischen Küste zu Wein und Gebet!

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Selbstverständliche Prioritäten und Leitlinien




Advent, Advent


Dienstag, 15. Dezember 2015

Montag, 14. Dezember 2015

Der edle Maulwurf

Analog zu Shakespeares 66. Sonett gibt es auch eine kaum überschaubare Fülle deutscher Übertragungen des 18. Sonetts, die der Münchner Germanist und Anglist Jürgen Gutsch gesammelt hat („... lesen, wie krass schön du bist konkret“. William Shakespeare, Sonett 18, vermittelt durch deutsche Übersetzer in 154 + 1 Versionen, EDITION SIGNAThUR, Dozwil/Schweiz 2003). Dieses Gedicht ist eines der eitelsten, selbstherrlichsten Zeugnisse aus Poetenmund, das die Geschichte der Literatur kennt. Immerhin behauptet der Dichter gegenüber der von ihm angesungenen Person nicht weniger, als dass sie durch seine Verse und mit diesen zusammen so lange existieren werde, wie es Menschen gibt. Nur weil der Verfasser Shakespeare heißt, wirkt diese Unsterblichkeitsverheißung pro domo nicht maßlos peinlich – oder wird nicht, wie man es seit ca. 150 Jahren mit immer größerer Intensität zu tun pflegt, unter Ironie abgeheftet.

 Shall I compare thee to a summer’s day?
 Thou art more lovely and more temperate:
 Rough winds do shake the darling buds of May,
 And summer’s lease hath all too short a date:
 Sometime too hot the eye of heaven shines,
 And often is his gold complexion dimm’d,
 And every fair from fair some time declines,
 By chance, or nature’s changing course, untrimm’d;
 But thy eternal summer shall not fade,
 Nor lose possession of that fair thou ow’st;
 Nor shall Death brag thou wand’rest in his shade,
 When in eternal lines to time thou grow’st:
    So long as men can breathe or eyes can see,
    So long lives this, and this gives life to thee.

 Wie bei ungefähr jedem zweiten Shakespeare-Sonett steht man staunend und fragt sich, wie er das so scheinbar einfach und doch in Vollendung hinbekommen hat, vor allem wieder einmal den Paarreim am Schluss, endgültig wie nur irgendetwas sonst vielleicht allenfalls bei Homer, Mozart oder Goethe. 

 „Solang noch Menschen atmen, Augen sehn,
 Lebt dies und läßt dein Leben nicht vergehn“
 (Ludwig Fulda)

 „So lang ein Puls noch schlägt, ein Auge sieht,
 So lang lebt Dieß, lebst Du in meinem Lied“
 (Karl Simrock)

 „Solang als menschen atmen . augen sehn
 Wird dies und du der darin lebt bestehn.“
 (George)

 „Ich will, daß du in meinem Vers gedeihst,
 und lebst, solang die Welt noch Augenlicht
 und Atemzug belebt: hier im Gedicht.“
 (Hans Magnus Enzensberger)

 Oder, nun doch ins modisch Ironische wechselnd:

 „Solang die Welt besteht mit Menschen drauf,
 hört dein Problem – das alte Lied – nicht auf.“
 (Wilma Weide pseudonym)

 „So lange wie bei Menschen noch was geht,
 sie lesen, wie krass schön du bist konkret.“
 (Kerim Köstebeck)

 Bei Letzerem handelt es sich ebenfalls um ein Pseudonym, und zwar um ein den regelmäßigen Lesern dieses Diariums bekanntes: Ich habe Köst(e)becks Kanak-Sprak-Version von Sonett 66 im Vorgängerbuch zitiert. Herausgeber Gutsch hat die Übersetzung eruiert: Kerim Köstebeck heißt auf  türkisch „der edle Maulwurf“, und vielleicht wird dieser Maulwurf sich irgendwann einmal zu erkennen geben.

 Besagter Herr Gutsch hat bei mir angefragt, ob ich zu seinem Kompendium nicht ebenfalls eine Übertragung beisteuern mag. Ich mochte, habe mir aber in meiner Version gestattet, die Perspektive umzukehren und den Dichter selber anzusingen, vielleicht aus einer gewissen Scham heraus gegenüber der Anmaßung des Originals.


 Vergleichen? Dich? Sogar ein Sommertag
 Ist halb so lieblich nur und temperiert
 Wie du. Des Maies Hätschelknopse frag,
 In welchen Winden Sommers Licht erfriert.

 Zwar brennt des Himmels Auge gerade heiß,
 Kurz aber währt der Glanz, bald eingetrübt,
 Zahlt Schönheit der Vergänglichkeit den Preis,
 Wie’s Zufall oder Weltplan halt beliebt.

 Doch nie soll deines Sommers Kraft ermatten!
 Das Schöne, das du schufst, es trotzt der Zeit.
 Beschämt kehrt sich der Tod zu seinen Schatten.
 Nur Verse!, denkt er, und: Unsterblichkeit?

 So lange Menschen atmen, Augen sehn,
 So lange, Dichter, wird dein Wort bestehn.

 (Sie können „Dichter“ gern durch „Shakespeare“ ersetzen.) MK am 14. 12. 2015

Merkel

Den Arabern zuliebe, ausgerechnet den Arabern zuliebe, setzt diese weltfremde Größenwahnsinnige das kostbarste Gut, das wir haben, aufs Spiel: die Freundschaft zu anderen Ländern, Völkern, Eliten, Regierungen Europas. Statt den Zusammenhalt Europas zu fördern, zu stärken, zu erleichtern und gleichzeitig allem Nichteuropäischen die Einflussnahme auf Europa zu erschweren, macht sie genau das Gegenteil: sie öffnet sich den Nichteuropäern und erleichtert ihnen, Europa zu spalten.


Die Araber haben bewiesen: je schlimmer man es treibt, desto mehr Aufmerksam bekommt man, ja desto mehr Verständnis weckt man, desdo mehr Entgegenkommen erfährt man, desto mehr trägt einen das Stockholm-Syndrom.



Es wird noch lange dauern, bis die Europäer umlernen. Nach 70 Jahren Wohlstand hat man vor jeder Entscheidung, die Veränderungen zur Folge hätte, Angst. Aufgrunddessen ereilen einen fremdbestimmte Veränderungen.

Von Hendrix zu Obama




El invasor vertical

Sonntag, 13. Dezember 2015

Rorschachtest


Aus Dintenfleken ganz gering
Entstand der schöne Schmetterling.
Zu solcher Wandlung ich empfehle
Gott meine flekenvolle Seele. Testling

Grundlagen der Frömmigkeit

In unserer heutigen (sogenannten postmodernen) Zeit kann Frömmigkeit nur auf folgenden Säulen ruhen:

Ehrfurcht
Poesie
Ironie


Sonst hängen wir uns irgendwann womöglich in Oberammergau gefertigte Reproduktionen von Stephen Hawkings Rollstuhl an die Wand!


Weinsberger Dichter, nach dem eine Weinrebe benannt wurde, beim Maultrommelspielen von einer Erscheinung überrascht (Bleistiftzeichnung des betroffenen Dichters)

Zeitenwendigkeit



Es ist immer wieder bewundernswert, wie Lanz Politikern die Zunge löst. Alle Achtung, das ist wahrlich die hohe Kunst der Gesprächsführung. Aber warum erklärt Raumsauer Lanz nicht einfach (was eigentlich alle wissen), dass die christliche Mahnung sich vor allem an Privatpersonen wie Lanz richtet, die genauso wenig wie Angela Merkel oder Ramsauer oder ich selbst oder Seehofer Lust haben, persönlich bei sich zuhause notleidende Flüchtlinge aufzunehmen, und dass gerade Staaten nicht mehr Lust als solche Privatpersonen haben dürfen, gerade weil ihre Repräsentanten nicht in ihre eigenen Geldbeutel greifen, sondern (im besten Fall durch eine Art verantwortungsvoller Scheu ein bisschen gebremst) das mühsam erwirtschaftete Geld anderer Leute ausgeben.

Dies gälte bereits, wenn man sicher sein könnte, dass die Flüchtlinge arbeitsame, uns wohlgesonnene Christen sind, die mit der Absicht kommen, irgendwann an die sie bewillkommnende Gemeinschaft zurückzugebenen, was man ihnen schenkt. Umso mehr, wenn man davon ausgehen muss, dass es sich um Menschen handelt, die nicht im geringsten oder nur in geringstem Maße in der Absicht, uns etwas zu geben - oder irgendwann zurückzugeben - kommen, sondern ausschließlich in der Absicht zu nehmen: Geld, Know-how, Berechtigungen. Wie immer in all den Jahrzehnten seit 1945, als man anfing, die Wüstenbewohner zu entkolonialisieren und ihnen gleichzeitig beibrachte, dass unter dem Sand immense Reichtümer lagen und wie man diese ans Licht holen kann und wie man sie verkaufen kann. Wobei eine unsympathische Minderheit (die aber dafür umso effizienter agiert) aus keineswegs bedürftigen Menschen besteht, sondern aus "zahlreichen", über enorme Mittel verfügenden jungen Männern, die 1. Deserteure sind und eigentlich statt der jungen deutschen Bundeswehrsoldaten in den abscheulichen arabischen Staaten kämpfen müssten, wo man sich zur Zeit gegenseitig die Köpfe einhaut und 2. eigentlich ihren Ländern zur Verfügung stehen müssten, statt in der deutschen Industrie jungen deutschen Quoten-StudentInnen die Karriere zu vermasseln, 3. zu uns nicht aus Kriegsgebieten flüchten, sondern ihren Rücken den Aufnahmestrukturen orientalischer, ihrer eigenen Kultur affiner Länder zuwenden, die ihnen nicht gut genug sind und 4. eine Haltung gegenüber IS, Daesch, ISIS, Kalifat oder wem auch immer in die Wiege gelegt wurde, die man gelinde gesagt als "unbefangen" bezeichnen muss.

In der Not wird die Wendigkeit zur Notwendigkeit.

Wendig sind seit Jahrzehnten aber nur die Orientalen.

Der Ring an der Nase des Westens heißt mal Ulrike Meinhof, mal Angela Merkel. Er ruht auf jeden Fall immer fest in einer arabischen Faust.

Und wenn es keine Bischöfin oder Pfarrerstochter mehr sein wird, durch die der Westen sich in den kommenden Semisaecula zum Gespött des Planeten machen wird, dann vermutlich durch in die Jahre kommende HolocaustleugnerInnen oder Europäische KopftuchträgerInnen, für die Emma zu den prägenden Kindheitserinnerungen gehören wird und die nun ihre eigene Rübe genauso einhüllen wie ihnen der türkische Gemüsehändler früher den Blumenkohl in Zeitungspapier wickelte, als Druckerschwärze noch nicht als gefährliches Gift galt und ein Kohlkopf noch als Kopf gelten konnte und das Kanzleramt noch nicht als Hort von Kraut und Rüben. Egal wer künftig der Ring sein wird, wenn es weiter geht wie bisher, wird weiterhin belanglos bleiben, wie der Ring aussieht und wie er heißt. Solange er sich in der Faust eines wendigen Orientalen befindet.





P.S.: Lanz gehört zu denjenigen Verleumdern Pirinccis, die durch Verleumdungsklage gezwungen werden mussten zu widerrufen, was sie öffentlich behauptet hatten. Im kollektiven Gedächtnis bleibt die im Rampenlicht erfolgte Verleumdung. Der Widerruf blieb eine kaum wahrgenommene Fußnote, mit der der Legalität genüge getan wurde. Schlimmer als die Bildzeitung. Schlimmer als die Bildzeitung.

Dass das italienische Fernsehen von diesem überheblichen Kotzbrocken verschont blieb, ist eine direkte Folgewirkung der für Italien typischen Meinungsvielfalt, in der Gewächse wie Lanz nicht gedeihen können und Auswüchse wie die derzeit in Deutschland zu beobachtende freiwillige Gleichschaltung seitens der Richtigmeinenden undenkbar sind.

2016


Samstag, 12. Dezember 2015

Wem soll man glauben?

Ganz gewiss nicht mehr der FAZ.

Wer dreimal lügt, dem glaubt man nicht mehr.

Aber wer 30 mal die Wahrheit, sogar die unbequeme Wahrheit, berichtet, dem glaubt man plötzlich auch dann, wenn es um heikle Themen geht.

Besonders dann, wenn ringsum auf einmal alle den Schwanz einziehen, weil man mit sozialer Ächtung rechnen muss, wenn man unbeliebte Ansichten vertritt oder gar unangehme Wahrheiten verbreitet. Wer da noch wagt, der Meute konformer Redakteure zum Trotz, den arrivierten Ideologen die Stirn zu bieten, dem traut man zu, ehrlich zu berichten.

Fauler Zauber



Eins
Wenn das Time Magazine Frau Merkel zur "Person des Jahres" kürt, ist das keineswegs per se als Auszeichnung gemeint – wenngleich in diesem Fall womöglich doch als Belobigung der schlauen Dummen, die ihrem Land jene Lasten aufbürdet, die nach dem Verursacherprizip eigentlich vor allem die USA zu schultern hätten.

Und man sieht es dortzulande wie auch in der näheren deutschen Umgebung sicherlich mit nicht nur klammheimlicher Freude, wie der Wirtschaftsprimus nun durch die mähliche Ersetzung seines Ingenieurs- und Patentanmeldervolks durch überwiegend Obsthändler, Dattelpflanzer, Schwerttänzer und Frauenwegsperrer an ökonomischer Potenz einbüßt.

Merkel ist die vierte deutsche Jahresendfigur auf dem Cover des restberühmten Magazins, ihre Amtsvorgänger A. Hitler (1938), K. Adenauer (1953) und W. Brandt (1970) gingen ihr auch dort voran, wobei man ferner wissen sollte, dass auch Beelzebub Wladimir P. 2007 dortselbst sich wiederfand, dessen Amtsvorgänger J. Stalin sogar zweimal, 1939 und 1942, als "Man of the year" in Erscheinung trat (wie u.a. auch die nicht ganz so veritablen, aber durchaus Massenmörder Truman, Nixon und George W. Bush), während ein anderer XXL-Auslöscher, der Ayatollah Chomeini nämlich, nur einmal, im Jahr seines Triumphes 1979, Coverboy bei Time wurde. Den kann Mama Merkel immerhin noch überholen, in vielerlei Hinsicht.

Zwei
Warum tut Merkel, was sie tut? Einer ihrer Parteifreunde, langjähriger Bundestagsabgeordneter, führt mir einen neuen Nebenaspekt vor Augen (der Hauptaspekt, versichert er, sei ein reiner Rodeo-Gesichtspunkt: oben bleiben): Es falle doch auf, dass sie ein gewisses Veständnis für Tragik der SED-Generation und den an dieser exekutierten biographischen Bruch zeige, während ihr die ungleich größere Tragik der Weltkriegsgeneration völlig schnuppe sei, sie niemals einen Friedhof mit Toten aus dieser Zeit besuche, sich niemals öffentlich anders als anklagend über Angehörige dieser Generation äußere. Zugleich habe Merkel ihre Zeit in der DDR ja offenkundig als Nutznießerin der Zustände hinter sich gebracht, wovon nicht zuletzt das eisige Schweigen künde, mit welchem sie über ihre sozialistischen Jahre hinweggehe. Zwar habe sie nach dem Zusammenbruch des großen Bruders UdSSR denselben vollständig durch den großen Bruder USA ersetzt, doch eine gewisse reservatio mentalis gegen den alten westdeutschen Klassenfeind, dessen politisches Personal, was die eigene Partei betrifft, sie in mühsamer Kleinarbeit über Jahre erst wegbeißen musste, sei geblieben, und diese äußere sich heute in einer Handlungsweise, die man in dem Satz zusammenfassen könnte: Ihr im Westen sollt nicht glauben, dass ihr ungeschoren davonkommt.

Drei
Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap zufolge wird die CDU inzwischen von einer Mehrheit des Wahlvolks als eher links der Mitte stehende Partei eingestuft. Rechts der Mitte verorten die Befragten nurmehr noch CSU, AfD und NPD, das heißt von den Bundestagsparteien einzig die bayerische Schwesterpartei der in beklagenswerter Ironieferne noch immer so genannten Christdemokraten. Die repräsentative – vulgo: von gelenkten Medien formierte – Demokratie steht kurz vor dem Ziel. 

Vier
"Die werden so schnell nicht aufgeben", sagt *** am Telefon. "Noch mehr sogenannte Flüchtlinge rein, Bargeld abschaffen, Waffen verbieten, Meinungs- und Versammlungsfreiheit weiter einschränken, Sterbehilfe erlauben. Für die Fremden Sozialknete, für die eigenen Leute Pentobarbital. Man fühlt sich wie der Frosch, der allmählich gekocht wird." Klonovsky am 11.12.2015

Weichenstellungen und Epochenstil




Freitag, 11. Dezember 2015

Üble Leere

Seit zwei Jahren darf der SPD-Politiker Heiko Maas sich Bundesjustizminister nennen, aber noch immer klingt die Verbindung seines Namens mit der Amtsbezeichnung überaus drollig. Als Spiegel-Online ihn kürzlich mit der Titelschlagzeile „SPD-Kanzlerkandidat der Reserve“ ehrte, konnte der Artikel nur ganz kurz den Spitzenplatz im Internet-Auftritt behaupten, denn das Echo war verheerend. „Charme eines Oberprimaners!“, „Das ist ein Scherz!“, „Milchbubi!“, „Verlierer von der Saar!“ und „Soviel Clown kann man doch gar nicht frühstücken!“ schallte es aus den Kommentaren.
Die Ansprache „Bundesjustizminister Heiko Maas“ ruft vor dem geistigen Auge einen subalternen Aktenkofferträger hervor, dessen Anblick spontan die Frage auslöst: Und wo bleibt der Chef? Maas wirkt wie der sprichwörtliche Konfirmand, der in einen viel zu großen Boss-Anzug geschlüpft ist. Jedenfalls wie einer, der das Amt nicht mit seiner Persönlichkeit ausfüllt, sondern der den Posten braucht, um dem Ich einen Halt zu geben und sich endlich den fälligen Respekt zu verschaffen.

Tatsächlich hatte er, bevor er nach Berlin gerufen wurde, im heimatlichen Saarland Niederlage auf Niederlage gehäuft. Er war zuletzt nur noch eine Zielscheibe des Spotts oder ein Objekt des Mitleids gewesen – wenn man ihn denn überhaupt zur Kenntnis nahm. Der studierte Jurist, Jahrgang 1966, hatte die üblichen Stationen einer Politikerkarriere zunächst mit Bravour absolviert. Mit 26 Jahren wurde er Juso-Landesvorsitzender, zwei Jahre später kam er in den Landtag, mit 30 Jahren wurde er Staatssekretär und mit 32 Landesminister für Umwelt. Sein Weg in die Saarbrücker Staatskanzlei, wo sein politischer Ziehvater Oskar Lafontaine dreizehn Jahre lang mit absoluter Mehrheit regiert hatte, schien vorgezeichnet.
Doch 1999 verlor die SPD die Landtagswahlen, genauso 2004, 2009 und 2012, als Maas jeweils der Spitzenkandidat seiner Partei war. Das jugendliche Versprechen, das er verkörperte, alterte von Wahl zu Wahl. Mit 46 Jahren war Maas ein politischer Greis, der über kurz oder lang ein Ehrengrab auf dem Friedhof des Unbekannten Parteisoldaten bekommen hätte, also einen gutdotierten Posten bei den Saarbrücker Stadtwerken oder in einer parteinahen Stiftung. Die Große Koalition in Berlin belebte ihn wieder. Weil seine Partei keinen anderen hatte, erhielt Maas als Justizminister eine unverhoffte Chance.

Trotz ihrer politischen Nähe stellte ihm Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung ein niederschmetterndes Eignungszeugnis aus: „Maas ist ein Jurist, bei dem man in der Biographie nachschauen muß, um zu erfahren, daß er wirklich einer ist. Er verkörpert einen Politikertypus, der Politik versteht und beherrscht, aber kein inhaltliches Fachgebiet vorzuweisen hat.“ Er prognostizierte: „Weil er aber weiß, daß die SPD keinen markanten Rechtspolitiker mehr hat, wird er mit Fleiß danach trachten, ein solcher zu werden. Sein Widerpart im Innenministerium ist ein alter Profi: Thomas de Maizière. Weil Maas schlau ist, wird er sich von ihm abgrenzen – vielleicht bei der Vorratsdatenspeicherung.
Prantl schrieb treffenderweise „schlau“ und nicht „gebildet“ oder „klug“. Das Wort hat einen pejorativen Beigeschmack und bezeichnet eine praktische Intelligenz ohne hinreichende ethische Grundierung. Es besitzt eine semantische Nähe zu Worten wie „listig“ oder „durchtrieben“, die dazu passende rhetorische Figur heißt „Schweinchen Schlau“.

Bis auf die Themenwahl ist es genauso gekommen, wie der Kommentator es vorhersah. Maas hat sich statt auf die Vorratsdatenspeicherung auf Pegida kapriziert. „Schande für Deutschland!“, „widerwärtig und abscheulich“, donnerte er bereits 2014 im Juso- beziehungsweise Halbstarkenjargon, der eines Ministers unwürdig ist. Es kennzeichnet den Niveauverfall des öffentlichen Lebens, daß ihm diese Wortwahl die so lange entbehrte Zuneigung der Medien verschaffte.
Da brauchte es ihn nicht scheren, daß der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgericht, Hans-Jürgen Papier, ihn per Interview zu Zurückhaltung ermahnte. Denn in dem Punkt hatte Spiegel-Online recht: „Ohne Pegida wäre Maas heute wohl nicht unter den bekanntesten Ministern der Bundesregierung. Und nicht so beliebt in der SPD.“

Im Oktober 2015 legte er nach: Der Mordanschlag auf Kölns Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker sei die Wirkung des „Pegida-Giftes“, und wer „nach Galgen“ und „KZ-Rede“ immer noch mitmarschiere, der sei „kein Mitläufer mehr, sondern trägt moralische Mitverantwortung für die Gewalt, die von dieser Hetze ausgeht“. Ausgerechnet der Minister, der zum Lordsiegelbewahrer der Rechtsstaatlichkeit berufen ist, stellt Kausalzusammenhänge her, die er unmöglich beweisen kann.
Drohend fügte er hinzu, in Dresden würde die „Polizei sehr sorgfältig beobachten, ob bei Pegida Straftaten begangen werden“. Es hat den Anschein, daß er die Konfrontation zwischen der Polizei und der Pegida-Bewegung geradezu herbeiwünscht. Den Pegida-Demonstrationen liegt die Gewaltlosigkeit zugrunde. Hingegen sind mehrere Teilnehmer von Pegida-Ablegern durch sogenannte Gegendemonstranten oder Aktivisten verletzt worden. Diese dürften die Ministerworte als Rechtfertigung und Ansporn für ihr Handeln empfinden.

Maas pflegt die Semantik des Agitators und Einpeitschers. Die betonte Gelassenheit, die er dabei an den Tag legt, läßt die Aggressivität noch unheimlicher wirken. Die äußerliche Beherrschtheit entspringt ja keiner in sich ruhenden Persönlichkeit. Maas war, wie gesagt, oft belächelt und bemitleidet worden, wenn er versuchte, das politische Alphatier zu mimen. Den ideologischen Furor und das Karrierestreben hat er jetzt unter den Habitus des exekutierenden Apparatschiks gezwungen. Vordergründig gibt der Erfolg in den Medien und der Partei ihm recht.
Parallel dazu ist der Kontrast zwischen seiner verbalen Kraftmeierei und der zarten körperlichen Erscheinung ein beliebtes Thema in den sozialen Medien geworden. Es kursieren Bezeichnungen wie „Maas-Männchen“, „halbe Portion“ oder eben „Milchbubi“. Sie unterstellen bei Maas die schon von Prantl angedeutete Kombination aus politischem Profilierungs- und persönlichem Erfolgsdruck und interpretieren seine Amtsführung als die Geschichte einer Kompensation.

Nun liegen solche Diagnosen häufig auf dem Niveau der Küchenpsychologie oder verraten eigene Ressentiments. Doch bei Maas sind sie schwer zu widerlegen. Die politischen Ansichten des Gregor Gysi zum Beispiel kann man schärfstens ablehnen, doch jeder Versuch, sie unter Hinweis auf seine geringe Körperhöhe zu widerlegen, würde sich umgehend gegen den Urheber wenden. Denn Gysi ist eine souveräne Persönlichkeit. Ob er mit dem als „Pfälzer Riesen“ titulierten Helmut Kohl – damals noch Bundeskanzler – ein Streitgespräch führen würde, wurde Gysi einmal gefragt, worauf er sinngemäß antwortete: „Nein! Von mir wäre nichts zu sehen und von Helmut Kohl nichts zu hören!“
Die einzige Phase, in der man Gysi unglücklich erlebte, war seine kurze Amtszeit als Wirtschaftssenator in Berlin. Das Amtskorsett nahm ihm den Atem, weshalb er den erstbesten Vorwand nutzte, um es abzustreifen. Gysi braucht, um zu wirken, die öffentliche Bühne, aber kein öffentliches Amt. Das eben ist der Unterschied zwischen der Persönlichkeit und dem Funktionär. Würde hingegen Maas aus dem Amt scheiden, stünde er umgehend als ein Niemand da.

Nein, er ist kein schlichter Diederich Heßling, der nach oben buckelt und nach unten tritt. Heinrich Manns „Untertan“ empfindet Unsicherheit nur gegenüber den Autoritäten, im übrigen verkörpert er – wenigstens im Erwachsenenalter – die derbe Frohnatur, die mit sich im reinen ist.

Wenn schon, dann ähnelt Heiko Maas dem schwächlichen Kunsthistoriker Helmut Institoris aus Thomas Manns „Faustus“-Roman, einem „kleinangelegten und seinerseits in ästhetischen Kraft-Ambitionen sich gefallenden Schönheitsästheten“.
Institoris buhlt um allgemeine Anerkennung, indem er sich als Erbe kraftvoller Renaissance-Menschen geriert, von „Brutalität“, „schöner Ruchlosigkeit und italienischen Giftmorden schwärmt“. Sein Name geht auf Henricus Institoris zurück, den Verfasser des mittelalterlichen „Hexenhammers“, der wollüstig und ausgiebig die zur Überführung der Verbrecher anzuwendenden Foltermethoden referiert.

Wenn Heiko Maas tönt, Justiz, Polizei und Verfassungsschutz müßten „Härte gegen Hetzer“ und „klare Kante gegen Rassismus und Hetze“ zeigen, dann nutzt er die geliehene Macht und das Drohpotential des Staates, um den starken Mann zu markieren und sein Ego zu therapieren. Das ist befremdlich genug. Vor allem jedoch drohen politische Schäden. Der Rechtsstaat ist derjenige staatliche Bereich in Deutschland, der noch leidlich funktioniert. Dieser Justizminister treibt mit seinen Äußerungen die Entwicklung zu einem Maas-, pardon Maßnahmenstaat voran, in dem das Recht dem politischen Zweck und der Durchsetzung einer Weltanschauung dient. Und das ist weder drollig noch ein Scherz. Thorsten Hinz
JF 51/15

Subtile Kraft





Lorenzo Lotto

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Bei den deutschen Juden hats endlich gschnackelt

Die Fassungslosigkeit nimmt zu angesichts des noch immer unkontrollierten Massenzuzugs illegaler Einwanderer nach Deutschland. Eine besondere Angst erfaßt jetzt unter den Deutschen eine konkrete Gruppe: die deutschen Juden.

Unter ihren Vertretern setzt sich immer deutlicher die Erkenntnis durch, daß das Abenteuer der multikulturellen Gesellschaft im Lichte der realen Entwicklung für sie als erste zum Alptraum zu werden droht.

Lange artikulierten Vertreter jüdischer Verbände aufgrund der deutschen Geschichte Reserve gegenüber nationalen Positionen, ließen sich bereitwillig von der Linken vor undifferenzierte „Kampf gegen Rechts“-Initiativen spannen oder initiierten diese sogar. Vor zwanzig Jahren traf ich in Frankfurt deshalb den damaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, zu einem Gespräch. Er hatte zeitweise den schweren Vorwurf gegen die JF erhoben, sie sei ein Beispiel für „geistige Brandstifter“. Nach unserem Treffen erhob er den Vorwurf nie wieder.
Mit Bubis kam ich damals auch auf das Problem der „multikulturellen Gesellschaft“ zu sprechen. Ich vertrat die These, daß es doch eine geschichtlich große Leistung sei, in Deutschland die konfessionelle Spaltung in einem Verfassungsstaat austariert zu haben und über den Nationalstaat einen stabilen gemeinsamen Nenner gefunden zu haben. Sei nicht auch der Nationalstaat in Deutschland der beste Schutz für Juden, weil nur die Nation zu einem besonderen historischen Verhältnis verpflichte?

In einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer appellierte kürzlich Charlotte Knobloch, Ex-Präsidentin des Zentralrates und jetzige Vorsitzende der Münchner Kultusgemeinde, die Veränderung Deutschlands zu stoppen: „Ich bin der festen Überzeugung: Unser Land darf sich nicht verändern.“ Dazu müsse die Frage „Wer sind wir?“ selbstbewußt beantwortet werden, das „Verhältnis zur eigenen Identität“ geklärt werden, „Patriotismus und der Erhalt unserer Kultur“ auf die Agenda gesetzt werden.
Es ist bezeichnend, daß Knoblochs Brief wenig Beachtung fand. Es scheint so, als gäben womöglich nichtjüdische Deutsche bedenkenloser ihre Herkunft und Identität wie eine abgelegte Jacke an der Garderobe ab, als Juden, deren Schicksal es ist, besonders auf Tradition und Abstammung zurückgeworfen zu sein. Als der amtierende Zentralratsvorsitzende Josef Schuster kürzlich nüchtern mahnte, um Obergrenzen komme man bei der Zuwanderung nicht herum, schlug ihm ein linker Wutsturm entgegen.

Was hält unser Land zusammen? Wir sehen, daß die Verneinung unserer Identität und Geschichte in Verantwortungslosigkeit mündet. Die deutschen Juden spüren dies und sehen mit Erschrecken, was diese Selbstaufgabe für Folgen hat.
JF 51/15  Dieter Stein