Stationen

Montag, 9. März 2015

Ich bin skeptisch

Was Europa angeht, sind Kubitschek, Kositza, Klonovsky - und leider auch die AfD - noch konzeptloser als Merkel.
KKK fällt nur antiamerikanisches Gedöns ein. Ich will auch keine Stellvertreterkriege in Europa. Aber bisher hat Amerika immer die Grumbire für uns aus dem Feuer geholt, und wir können froh sein, dass wir den starken besten Freund haben, statt ihn gegen uns zu haben. In Wahrheit sind alle ratlos, Merkel wie Steinmeier, K wie K, und K wie K, und KKK wie AfD. Und ich erst recht.



Das Europa der Nationen, das Kositza pathetisch heraufbeschwört, ist eine Binsenweisheit.Meistens sind es wirtschaftliche Fragen, die der allgemeinen Verbrüderung entgegenstehen! Also hat mit dem Euro angefangen!! Man hat dabei nur versäumt, vor Ort die Missverständnisse und Fehlentwicklungen in den einzelnen Ländern (und untereinander) rechtzeitig zu bemerken, zu beobachten, zu erkennen, zu dokumentieren und auf höherer (nationale Regierungen) und höchster Ebene (innereuropäische Gipfeltreffen) zu analysieren.



Die AfD ist endlich mal eine Partei für Konservative (aber gerade der konservative Flügel wird gebremst; ich mag Frauke Petry, und ein junger Gauland oder Gauweiler wäre mir gerade recht; sozusagen CSU alla brandenburghese). Letzteren gibt es aber anscheinend nicht.



Das Problem: ein breitspuriger Rüpel wie Lambsdorff hat bessere Argumente als Lucke, wenn die beiden aufeinandertreffen und über Europa und den Planeten sprechen. Das war im Februar 2014 bei Peter Hahn zu beobachten.



Lucke weiß, was er NICHT will, und begründet es gut. Aber weder Lucke noch Henkel haben bisher eine vernünftige Konzeption FÜR Europa vorgelegt - etwas Praktikables, Zukunftsfähiges, Pragmatisches, Schlüssiges, bei dem man sich als Europäer drum reist, dabei zu sein - , sondern bisher nur vages Geschwurbel. Nur vages Geschwurbel. So als könnte Deutschland mit DM und ohne Euro einfach so mit Chinas Dumpingpreisen und Indiens gerade entstehender Industrie fertig werden und sich auch noch drauf verlassen, dass die 70 Jahre ohne Krieg, die wir am 8. Mai überglücklich feiern sollten, irgendwann von alleine wie selbstverständlich 80, 90 und 100 sein werden und dann 110 etc. Völlig weltfremd. Das Wegfallen der atomaren Eskalationsgefahr hat nach dem Mauerfall von einem Tag auf den anderen konventionelle Kriege wieder möglich (und somit wahrscheinlich) gemacht. Was ich daher seit 1990 erwartete, traf nach wenigen Jahren in Jugoslawien ein und der Ukrainekonflikt ist der zweite Bruch innerhalb des Destabilisierungsprozesses in einem Europa, in welchem 90% der Politiker keine Ahnung von militärischen Sachzwängen und den Naturgesetzlichkeiten der Strategie haben. In Polen und der Slowakei ist man realistischer.



Ich wähle die AfD, damit Merkel, Spreng &Co aufwachen. So ähnlich wie das Erwachen von Frankensteins Sohn, dem man Elekroden an den Kopf setzen musste, um ihn aus dem Jenseits zu holen. Aber die AfD wird nie dauerhaft über 7% kommen, wenn ihr zu Europa nichts Vernünftiges einfällt. Und solange ihr nichts besseres einfällt als Keile, um die Lücken zwischen den Europäischen Nationen zu füllen. Und so lange werde ich auch nicht Mitglied.



Fazit: KKK und AfD sind erst mal eine Art innenpolitisches Aufatmen. Irrsinnige Entwicklungen, die von weltverbesserischen, narzistischen Eiferern, die die Dinge nie zuende denken, mit pseudowissenschaftlichen Argumenten vorangetrieben werden, stoßen endlich auf den verdienten Widerspruch.
Und man trägt sogar wieder ein bisschen deutsch, ohne dabei abgeschmackt zu sein und mit dem vernünftigen Hinweis darauf, dass auch typisch Deutsches altbewährt sein kann. Und vor allem, die Leute fangen wieder an, sich zu trauen die Wahrheit zu sagen, mit der Heuchelei aufzuhören, zu den eigenen Gedanken, Gefühlen und Überzeugungen zu stehen und zum eigenen gesunden Menschenverstand, statt sich von professionellen Schlangenbeschwörern ein X für ein U vormachen zu lassen.



Ich träume von einer Republik, wo man endlich mal freimütig sagen darf, was man denkt, ohne dafür angepinkelt zu werden (als Linker, wie in den 70-er Jahren oder als Konservativer, wie heute) und wo eine europäische Identität in Abgrenzung gegenüber Unrechtgläubigen und allzu Xenophilen entstehen könnte. Aber ausgerechnet jetzt, wo man gegenüber Russland einen Bismarck bräuchte - und statt dessen lauter Luschen hat - den Antiamerikanismus als außenpolitische Richtschnur vorzuschlagen, wie KKK zu tun pflegen...



Da behalte ich lieber die Merkel. Hinzu kommt, dass der gute Kubitschek, der insgesamt ein ausgesprochen kluger Kopf ist, manchmal eben doch auch ein bisschen sektiererisch ist. Man tut seinen Kindern keinen Gefallen, indem man ihnen allen Namen aus der germanischen Mythologie gibt.
Und die scharfsinnigen Analysen von Martin Lichtmesz gleiten immer wieder mal zu verschwörerischen Hintergrundsspekulationen ab, die mir zu abenteuerlich sind, weil sie ein Maß an kulturanthropologischen Kenntnissen und daran geschulter praktischer Intelligenz bei den Amerikanern voraussetzen würden, welches genau das ist, was ihnen bedauerlicher Weise völlig fehlt und das, wenn es vorhanden wäre, viel effizienter zum Ausdruck kommen könnte, wenn es auf ganz gewöhnliche Weise ins Spiel käme, statt vermittels der Szenarien, die in der Phantasie des guten Lichtmesz entstehen.



Was gefällt mir nicht an Merkel? Sie verhält sich gegenüber Griechenland wie ein Wucherer! Und dann noch wie ein Wucherer, der am Ende selber bezahlt. Helmut Schmidt lieh 1977 Italien Geld. Als Garantie verlangte er Zugriff auf die italienischen Goldreserven und als Geheimabkommen noch dazu die Freilassung Kapplers. Merkels Garantie sind die deutschen Steuerzahler. Und in Griechenland, ja sogar im reichen Italien treibt das Elend gleichzeitig Rentner in den Selbstmord. 2009 hätte Merkel sofort und unerbittlich auf dem Austritt Griechenlands bestehen müssen, koste es was es wolle. Und heute betreibt sie eine Nicht-Fisch-und-nicht-Fleisch-Politik, statt sich höchstpersönlich in italienische Talkshows zu setzen und dafür zu sorgen, dass jeden Montag in Eurovision über Satellit kostenlos eine politische Talkshow simultanübersetzt in sämtlichen EU-Ländern (und am besten auch in der Ukraine, in Israel und Panarabien)
ausgetrahlt wird, die jeden Monat von einem anderen europäischen Journalisten moderiert wird, wo die besten europäischen Journalisten aufeinander treffen (wenn Giuliano Ferrara mit im Studio säße, würden Anne Will, Maischberger, Markus Lanz und Maibritt Illner sehr schnell kleinlaut werden) und wo Politiker wie Merkel und Renzi Rede und Antwort stehen müssen.



Aber was noch schlimmer ist: nicht Griechenland ist das wirklich große Problem. Das Problem ist, dass Italien alles tun wird, damit Italiens Staatsschulden von Europa beglichen werden. Und irgendwann wird es so weit sein. Es sei denn, Renzi scheitert und Italien kehrt zur Lira zurück.



Das noch größere Problem ist, dass - selbst wenn durch vernünftigere Politik der große Zusammenschluss zum supranationalen Staat und später zur Europäischen Nation gelingen würde - einträfe, dass haargenau so wie Sizilien heute die italienische Politik konditioniert, Italien die Politik eines geeinten Europas konditionieren würde.

Um es mit den Worten des einstigen Chefvolkswirts der Deutschen Bank Thomas Mayer zu sagen: "ein Europa mit einer schwachen Zentralregierung und einem ständig am Tropf hängenden Süden, der sich benachteiligt vorkommt". Wobei noch hinzukäme, dass die Sizilianer ein Minimum an Zusammengehörigkeitsgefühl für die Veneter empfinden, während die Italiener in uns Deutschen, Schweizern und Skandinaviern, genau wie die Griechen auch, wirklich nur Zahlmeister sehen, für die sie keine Solidarität empfinden und gegenüber welchen sie auch kein Zusammengehörigkeitsgefühl verspüren. Und die italienischen Kommunisten erinnern seit Jahrzehnten immer wieder daran, dass Deutschland nie Reparationen zahlen musste und statt dessen sogar Marshallplangeld bekam (und dass die mit Eisenhower bis zur Wiedervereinigung vertagte Schuldenbegleichung dann nicht stattfand).

Und für dieses Thema sind auch Kubitscheks neue Freunde keineswegs taub, was er in ein paar Jahren enttäuscht zur Kenntnis nehmen wird.



Jedenfalls, ein Europa mit einer schwachen, handlungsunfähigen Regierung, deren Konsens im Süden ausfranst... da können  wir genauso gut aus der UE raus und versuchen, alleine eine neutrale Superschweiz zu werden. Auch keine Perspektive meines Erachtens, da die Schweiz nur deshalb so schön schweizerisch ist, weil Europa um sie rum existiert.



Fazit: das beste für Europa wäre wirklich, Italien träte aus dem Verbund der UE aus. Dann könnte Griechenland ruhig drin bleiben. Aber nur ein Bismarck brächte diesen Gleichgewichtsakt zustande.



Das Problem dabei wäre außerdem, dass sich dann im Verlauf der nächsten 20 Jahre eine Art Mediterraner Union (Tunesien, Türkei, Italien, Griechenland, Israel, bzw. Palästina, Spanien...) als Neo-Osmanischem Projekt herauskristallisieren könnte und Italien gewiss noch mehr dafür täte, Zuwanderer aus Afrika und Orient nach Norden zu schleusen. Und Frankreich auf seine Seite zu ziehen.
 
Außerdem hören die Italiener sofort auf, aus dem Euro rauszuwollen, sobald WIR ihnen auch nur vorschlagen, auszutreten.Trotzdem muss über ein Euro-Nord-Projekt nachgedacht werden: Deutschland, Frankreich, Polen, Skandinavien, Baltikum, Österreich, Benelux, England, Irland, Island. Ich würde sogar Spanien und Portugal mit dazu nehmen!! Aber Griechenland und Italien nicht. In 50 Jahren würde dann vielleicht sogar die Schweiz freiwillig beitreten.



sprengsatz

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.