Stationen

Samstag, 11. April 2015

Der ewige Hippy

Klaus Theweleit ist einer der brillantesten Dummköpfe unserer Zeit. Sein Buch Männerphantasien war hochinteressant, stimulierend, faszinierend, suggestiv, sehr geschickt aufgebaut, geschrieben und durchdacht, sorgfältigst recherchiert, aber letztlich eben doch abwegig, unglaubwürdig und gewissermaßen ein Ozean von Indizien zum Zwecke, eine These zu beweisen, die den Menschen als Bonobo ansieht. Die kürzeste Formulierung dieser These ist in der Aufforderung enhalten: Make Love not War. Mehr steckt nicht in Theweleit. Daher legte ich dieses Buch, das einen viele interessante Dinge entdecken lässt (mir war bis dato zum Beispiel die Homo aquaticus Theorie unbekannt), aber immer nur um diese eine zentrale These zu untermauern, ungefähr 1992 endgültig beiseite.

Zumal ich feststellen musste, dass Theweleit in seinen weiteren Veröffentlichungen nicht von seiner fixen Idee loskam und sich zu immer fadenscheinigeren Etagen dieses Sexualtheorems emporschraubte, und dabei aber nicht mehr das Qualitätsniveau beibehielt, dass er noch anstrebte, als er mit dieser gewagten These Summa cum laude für seine Dissertation ernten wollte.

Interessanterweise stieß ich durch Theweleit auf Ernst Jünger. Mir fiel auf, dass die Jüngerzitate, die Theweleit in diesem Buch als Belege anführte, nicht enthielten, was Theweleit in sie hineinlegte! Das machte mich nicht nur stutzig Theweleits Glaubwürdigkeit betreffend, sondern es lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Sprache und Wahrhaftigkeit Jüngers.

Theweleit ist ein widerlicher Heuchler, der sich die Welt zurechtlügt und nicht ein Gramm Wahrhaftigkeit oder Demut besitzt und seit 1977 nichts, aber auch überhaupt nichts, dazugelernt hat. Dem der Gedanke, dass die Unterdrückung des religiösen Instinkts viel tragischere Folgen haben könnte als die Unterdrückung der sexuellen Wunschökonomie, nicht ins Konzept passt, und der daher nichts anderes tut, als die immer bedrohlicher werdende Flut von Gewalt, die völlig andere Ursachen hat, als die, die er postuliert, ständig in sein Makelovenotwar-Schema zu pressen.

Theweleit ist die intellektuelle Variante des progressistischen Denuntianten- und Inquisitorenpacks, dessen journalistischer Flügel von Leuten wie Johannes B. Kerner gestellt wird. In den 80-er Jahren, als Theweleit noch vor dem Minderheitenpublikum der Provinzschickeria las und ihm in den Foren der "Jugendzentren" und Kleinstadtbüchereien die Dorfspontiszene applaudierte, die sich aus dem anarchischen Milieu der Landfrauen- und Kolpingvereine und dem Umfeld der SPD-Ortsgruppe rekrutierte, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass so jemand irgendwann im Deutschlandfunk seine Mission verkünden könnte. Aber es geschah bereits, und ich habe mich geirrt.

Und da er vor geraumer Zeit auch schon mit Hochhuth in einer Talkshow des Südwestdeutschen Fernsehens über Filbinger und Jünger plauderte, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Jauch, Maischberger und Will seine Expertise in Anspruch nehmen werden und kein deutsches Wohnzimmer mehr von seiner überbordenden intelligenz verschont bleibt. Die Verblödung geht unaufhaltsam weiter, wenn sie erst mal eine klare Richtung eingeschlagen hat. Und angesichts der hetzerischen Aktivitäten von Leuten wie Ralf Stegner, die jetzt schon zu beobachten sind, wird Botho Strauss wohl recht behalten und das Ende vom Lied blutig werden.

Denn diese Leute sind nicht fähig umzudenken, aber der Faschismus besteht im Kern eben nicht aus den Auswüchsen und Exzessen, an deren Dynamik sich Leute wie Theweleit weiden, sondern aus der Unerbittlichkeit, die im Belagerungszustand gedeiht.
Sie ist es, die im Moment des Gewaltausbruchs zu Freude und schallendem Lachen wird (selbst Fliegen ist nicht schöner, und "cummandari è megghiu che futtiri" sagt der Sizilianer), und nicht der umgeleitete Sexualtrieb, der in Theweleits Vorstellung durch einen Wendepunkt und auf Umwegen und -kehrungen und durch so akribisch wie pedantisch herbeitheoretisierte Verstöße gegen die Geschlechtsverkehrsordnung auf schiefe Bahnen gerät.

P.S.: Ein Beispiel für Theweleits obsessive Dummheit und verbohrte Humorlosigkeit ist diese Filmkritik. Er argumentiert natürlich wie immer unkonventionell, aber "dennoch wissenschaftlich", beziehungsweise wie ein Polizist der Gefühle mit psychiatrischem Berufsethos. Aber gemeint ist es immer moralistisch, und das wahre Motiv der machtgierige Griff nach Deutungshoheit. Theweleit ist der Superapologet der Genderideologie.

P.P.S Gehört auch hier her: Grün und Blau

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