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Donnerstag, 12. November 2015

Mahut

Im Spektrum der Plagen droht momentan der Feminismus etwas zu verblassen, zumal ja bereits sogar linksgewirkte Kolumnistinnen bis hin zu Spiegel online ihm zu entsagen beginnen und dem einwandernden südländisch-feurigen Macho entgegenseufzen, ein sanftes Erschauern auf den bisweilen schon etwas zu welken beginnenden Schenkeln... Nutzen wir also die späte Gelegenheit, auf ein soeben neu verlegtes Buch hinzuweisen, in dem dieser mangels Nachwuchs leider aussterbenden Freiheitsbewegung schon früh – 1918 – auf die charmanteste Art widersprochen wurde. Dessen Autor warnte nämlich die emanzipativ engagierten Damen vor der Nachäffung der Affen. Ich spreche von Henry Louis Mencken "In Defense of Woman", deutsch "Zur Verteidigung der Frau". Mencken war quasi ein unbekehrter amerikanischer Halbbruder von Gilbert K. Chesterton, beide gehören zu den amüsantesten Schreibern und fröhlichsten Polemikern der nicht nur angelsächsischen Welt. "Zur Verteidigung der Frau" ist die wohl köstlichste Schmähung des Mannes an sich in der Geschichte der westlichen und damit, was dieses Sujet betrifft, aller Literatur.

Etwa:
"Der Durchschnittsmann ist ein unglaublicher Laffe; sich selbst kann er sich immer nur als den Mittelpunkt des Geschehens vorstellen. Alle trübseligen Verrichtungen seines Lebens erscheinen ihm und werden in seinen Berichten so ausgemalt, als seien es Großtaten, Erfolge und Beweise seines Scharfsinns. Er hält es für ein Zauberkunststück ersten Ranges, wenn er ein Maklergeschäft zu betreiben in der Lage ist, sich in ein öffentliches Amt wählen lässt oder wenn es ihm gelingt, bei irgendeinem unwürdigen Handel einen seiner Rivalen übers Ohr zu hauen, oder wenn er am College irgendwelchen Unsinn verzapft oder wenn er ein Buch voller Gemeinplätze schreibt wie dieses hier."

Und:
"Die Frau eines gewöhnlichen Mannes zu sein, muss in der Tat schwer zu ertragen sein. Seine Hohlheit und Eitelkeit, seine kleinliche Gemeinheit und Dummheit, seine Sentimentalität und Gutgläubigkeit, seine bombastische Angeberei (der Hahn auf dem Misthaufen!), seine Stumpfheit gegen alle Regungen des Geistes, seine Tolpatschigkeit in der Liebe – das alles muss selbst die schlichteste Frau empören. Gegenstand der einfältigen Zuneigung eines solchen Tölpels zu sein, selbst wenn sie ehrlich und tiefempfunden ist, kann in einer Frau von Geist und Kultur keine Freude auslösen. Seine Versuche, den Liebhaber zu spielen, müssen, wie schon Balzac beobachtet hat, den Eindruck erwecken, als wolle ein Gorilla Geige spielen. Frauen überleben diese Tragikomödie nur mit Hilfe ihrer Fähigkeit zur Schauspielerei."

Woraus folgt:
"Die Durchschnittsfrau muss ihren Ehemann zwangsläufig mit einer gewissen Geringschätzung betrachten; er ist alles andere als ihr Ideal. Deshalb spürt sie unbewusst, dass ihre Kinder dadurch, dass er ihr Vater ist, benachteiligt sind und dass sie daran schuld ist; sie weiß, dass er nur wegen ihrer Initiative bei den Vorgängen vor der Heirat ihr Vater geworden ist."

Zugleich ist "In Defense of Women" ein vergiftetes Geschenk an das emanzipationswütige andere Geschlecht, das Mencken für bedauernswert närrisch hält, insofern es sich tatsächlich anschickt, mit den Trotteln um das Joch nichtswürdiger Fronarbeiten und lächerlicher Vereinsmitgliedschaften zu konkurrieren. Er konnte nicht verstehen, warum der Mahut von seinem Arbeitselefanten steigen und, statt ihn weiter zu dirigieren, auf einmal selber Elefantendienste verrichten will. Dieses Buch ist, um aus dem Vorwort zu zitieren, was ich getrost tun darf, denn es stammt von mir, "ein Gruß aus einer Zeit, da man die Unterschiede noch zu schätzen wußte, in eine Zeit, wo man es, auf welch gesteigerte Art auch immer, wieder tun wird. Und ein paar genervten Erduldern des genderistischen Interregnums mag es zum Amüsement und allfälligen Trost dienen." Klonovsky am 11. 11. 2015

Das Buch ist hier zu finden.

Kann es Zufall sein, dass Sam Hawkins, Mencken und Klonovsky alle drei Sachsen sind?

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