Stationen

Samstag, 12. Dezember 2015

Fauler Zauber



Eins
Wenn das Time Magazine Frau Merkel zur "Person des Jahres" kürt, ist das keineswegs per se als Auszeichnung gemeint – wenngleich in diesem Fall womöglich doch als Belobigung der schlauen Dummen, die ihrem Land jene Lasten aufbürdet, die nach dem Verursacherprizip eigentlich vor allem die USA zu schultern hätten.

Und man sieht es dortzulande wie auch in der näheren deutschen Umgebung sicherlich mit nicht nur klammheimlicher Freude, wie der Wirtschaftsprimus nun durch die mähliche Ersetzung seines Ingenieurs- und Patentanmeldervolks durch überwiegend Obsthändler, Dattelpflanzer, Schwerttänzer und Frauenwegsperrer an ökonomischer Potenz einbüßt.

Merkel ist die vierte deutsche Jahresendfigur auf dem Cover des restberühmten Magazins, ihre Amtsvorgänger A. Hitler (1938), K. Adenauer (1953) und W. Brandt (1970) gingen ihr auch dort voran, wobei man ferner wissen sollte, dass auch Beelzebub Wladimir P. 2007 dortselbst sich wiederfand, dessen Amtsvorgänger J. Stalin sogar zweimal, 1939 und 1942, als "Man of the year" in Erscheinung trat (wie u.a. auch die nicht ganz so veritablen, aber durchaus Massenmörder Truman, Nixon und George W. Bush), während ein anderer XXL-Auslöscher, der Ayatollah Chomeini nämlich, nur einmal, im Jahr seines Triumphes 1979, Coverboy bei Time wurde. Den kann Mama Merkel immerhin noch überholen, in vielerlei Hinsicht.

Zwei
Warum tut Merkel, was sie tut? Einer ihrer Parteifreunde, langjähriger Bundestagsabgeordneter, führt mir einen neuen Nebenaspekt vor Augen (der Hauptaspekt, versichert er, sei ein reiner Rodeo-Gesichtspunkt: oben bleiben): Es falle doch auf, dass sie ein gewisses Veständnis für Tragik der SED-Generation und den an dieser exekutierten biographischen Bruch zeige, während ihr die ungleich größere Tragik der Weltkriegsgeneration völlig schnuppe sei, sie niemals einen Friedhof mit Toten aus dieser Zeit besuche, sich niemals öffentlich anders als anklagend über Angehörige dieser Generation äußere. Zugleich habe Merkel ihre Zeit in der DDR ja offenkundig als Nutznießerin der Zustände hinter sich gebracht, wovon nicht zuletzt das eisige Schweigen künde, mit welchem sie über ihre sozialistischen Jahre hinweggehe. Zwar habe sie nach dem Zusammenbruch des großen Bruders UdSSR denselben vollständig durch den großen Bruder USA ersetzt, doch eine gewisse reservatio mentalis gegen den alten westdeutschen Klassenfeind, dessen politisches Personal, was die eigene Partei betrifft, sie in mühsamer Kleinarbeit über Jahre erst wegbeißen musste, sei geblieben, und diese äußere sich heute in einer Handlungsweise, die man in dem Satz zusammenfassen könnte: Ihr im Westen sollt nicht glauben, dass ihr ungeschoren davonkommt.

Drei
Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap zufolge wird die CDU inzwischen von einer Mehrheit des Wahlvolks als eher links der Mitte stehende Partei eingestuft. Rechts der Mitte verorten die Befragten nurmehr noch CSU, AfD und NPD, das heißt von den Bundestagsparteien einzig die bayerische Schwesterpartei der in beklagenswerter Ironieferne noch immer so genannten Christdemokraten. Die repräsentative – vulgo: von gelenkten Medien formierte – Demokratie steht kurz vor dem Ziel. 

Vier
"Die werden so schnell nicht aufgeben", sagt *** am Telefon. "Noch mehr sogenannte Flüchtlinge rein, Bargeld abschaffen, Waffen verbieten, Meinungs- und Versammlungsfreiheit weiter einschränken, Sterbehilfe erlauben. Für die Fremden Sozialknete, für die eigenen Leute Pentobarbital. Man fühlt sich wie der Frosch, der allmählich gekocht wird." Klonovsky am 11.12.2015

Weichenstellungen und Epochenstil




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