Stationen

Montag, 1. Februar 2016

Herr seiner Sinne

Und schon wieder ist ein Monat vorübergezischt, der uns um die 100.000 neue „Menschen da drinnen im Land“ (so wahrscheinlich A. Merkel) beschert hat, obwohl die Zeit der Bescherungen eigentlich gerade hinter uns liegt. Dieser Tage zirkuliert in vielen Medien (etwa hier) ein ursprünglich auf Facebook veröffentlichter, durchaus an die Nieren des Lesers gehender Text eines Arztes, der in einem Erstaufnahmelager Dienst tut.

Obwohl man anfangs nicht erfuhr, wo genau der Mann die erschöpften und verletzten Neuankömmlinge medizinisch erstversorgt, übernahmen sämtliche einschlägigen Internetportale den Bericht vergleichsweise prompt; einzig FAZ online sah sich, wenn ich’s recht überschaue, bemüßigt, einmal nachzufragen und eine Bestätigung einzuholen; Ort des Geschehens ist also ein Erstaufnahmelager in Erding bei München. Ich halte das nicht fest, weil ich dem Text misstraue, sondern weil mich die Sorglosigkeit unserer Medienschaffenden beim Behandeln von Quellen, sofern die Tendenz der Nachricht stimmt, immer wieder tief beeindruckt.

An den Darstellungen des Arztes zu zweifeln, besteht kein Anlass, wenngleich er für einen wirkenden Mediziner erstaunlich viel polemisiert und Merkels Politik der offenen Grenzen preist; womöglich hat er den Text nicht ganz allein oder nicht ganz von allein verfasst; sei’s drum: Die Indienstnahme von Missständen ändert nichts an deren Faktizität. Zusammengefasst liefert der Text zwei partielle Korrekturen der landläufigen Ansicht: Zum einen kämen in Erding deutlich weniger junge Männer und deutlich mehr Kinder an als bislang zumindest anderswo, zum zweiten befänden sich die Ankommenden in einem weit desolateren gesundheitlichen Zustand als sonst zu hören oder zu spüren. Mit anderen Worten: Der Doktor hat es mit tatsächlichen Flüchtlingen zu tun.

 Es ist viel zu selbstverständlich, dass man jenen armen geplagten Menschen Hilfe anbietet, als dass ich es eigens erwähnen mag; in diesen Topf dürfen beispielsweise meine Steuerzehntausender gern fließen, insonderheit jene, die üblicherweise der Antifa und anderen sinistren Kämpfern gegen „rechts“ zugegaunert werden. Der Kultivierte sollte Abstand zu jenen halten, deren Herzen eng und hart sind, sofern es sich nicht um Genies handelt.

 Kommt jetzt das Aber?
Aber gewiss doch! Diesem präludierend sei nun an die ebenfalls auf Facebook veröffentliche Klage einer ebenfalls freiwilligen Helferin erinnert, die vor kurzem ebenfalls auf einigen Webseiten verbreitet wurde, wenngleich weit seltener und mit deutlich weniger Bekennereifer als der in Rede stehende Arztbericht. Die Frau sah sich in ihrem Asylheim überwiegend mit juvenilen Männern aus Westasien und Nordafrika konfrontiert oder auch von ihnen umzingelt. Deren sexuelle bzw. sexualisierte Belästigungen und sonstigen Unverschämtheiten trieben sie schließlich dazu, den Bettel hinzuschmeißen (nachzulesen hier). Auch in diesem Fall besteht kein Grund, an der Authentizität der Schilderungen zu zweifeln.

 Ersichtlich haben wir nicht nur zwei gesellschaftliche Perspektiven auf die Einwanderer, die beiden Optiken entsprechen offenbar auch den Tatsachen. Natürlich kommen bei uns Menschen in großer Not an, aber ebenso treffen hier dreiste Forderer und Invasoren ein. Viel zu selten wird übrigens thematisiert, dass aus Syrien geflohene Christen von muslimischen "Mitflüchtlingen" auf deutschem Boden munter weiter terrorisiert werden, sofern sie niemand auf private Initiative aus ihrem Getto erlöst. Und auch wenn ein Erstaufnahmemediziner verkündet, momentan träfen besonders viele Kinder ein, ändert das nichts an der statistisch belegten Tatsache, dass die meisten Einwanderer junge muslimische Männer sind.

 Ein Politiker, der bei Verstand und Trost ist, wird nun alles in Bewegung setzen, Verfolgte und Eindringlinge voneinander zu trennen, den einen zu helfen, die anderen abzuweisen. Ein Politiker, der bei Verstand ist, wird überhaupt Asyl und Einwanderung voneinander zu scheiden suchen, für die Gruppe der Einwanderer Kriterien festlegen, und den Asylanten wiederum erklären, dass sie unter bestimmten Umständen, etwa wenn sie zu viele werden oder sie sich in ihrer neuen Umgebung ohne Alimentierung nicht zurechtfinden, nach dem Wegfall des Fluchtgrundes wieder heimkehren müssen, mag die Asyllobby plärren, was ihre Konten hergeben.
 Und nun erkläre mir doch bitte jemand, wie das alles ohne Grenzsicherung und Grenzkontrollen auch nur ansatzweise funktionieren soll. Anders formuliert: Wenn unser offenbar reichlich grünfrommer Erstaufnahme-Arzt den Verfolgten und Notleidenden helfen will, darf er gerade nicht die Merkelsche Willkommenspolitik bedingungslos gutheißen, denn die wird zügig dazu führen, dass die Aufnahmebereitschaft bzw. -willigkeit der sich immer stärker ausgenutzt fühlenden Deutschen immer mehr sinkt.


 „Als der chinesische Philosoph Me-ti von einer Audienz mit einem sehr hohen Beamten kam, berichtete er seinen Schülern, die hohe Persönlichkeit habe mit ihm hauptsächlich über sogenannte gefährliche Gedanken gesprochen.

Der Herr, berichtete Me-ti, hat sich ungenau ausgedrückt, wenn auch sehr heftig, aber ich wäre nicht erstaunt, wenn er Gedanken wie ‚Wer arbeitet, muß essen’ oder ‚Wenn man eine Brücke bauen will, braucht man Brückenbauer’ oder ‚Der Regen fällt von oben nach unten’ als gefährliche Gedanken behandeln würde. Ihr könnt mir glauben, ich bekam den Eindruck, daß es sehr gefährlich sein muß, in der Haut dieses Herrn zu stecken.“

 Aus: Bertolt Brecht, „Me-ti. Buch der Wendungen“

MK am 31. 1. 2016 bzw. hier am 2.2.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.