In unserem bunten, weltoffenen und ach so toleranten
Deutschland soll, wenn es nach den sächsischen
CDU-Bundestagsabgeordneten Lämmel, der Sächsischen Zeitung und dem
Botschafter Vietnams Doan Xuan Hung geht, ein mit Recht in Vergessenheit geratener Gedenkort für einen Massenmörder reanimiert
werden.
„Fast ehrfürchtig“, so beginnt der Artikel von Sven Görner in
der SZ am 19. Mai, hielt der vietnamesische Botschafter, der einer
Einladung von Lämmel gefolgt war, eine Bronzetafel mit Patina in den
Händen, die an ein Ereignis von vor fast 70 Jahren erinnert. Im Sommer
1957 weilte der spätere Präsident Nordvietnams Ho Chi Minh in Moritzburg
zu Gast. Er besuchte vietnamesische Kinder, die im damaligen
Käthe-Kollwitz-Heim, heute wieder das Diakonenhaus, lebten, um in der
DDR ausgebildet zu werden. Viele dieser Kinder waren später hochrangige
kommunistische Funktionäre in ihrer Heimat.
Zu DDR- Zeiten erinnerte eine Tafel an den Besuch von „Onkel Ho“, wie
der Diktator, so beteuert die SZ, auch heute noch „liebevoll“ genannt
werde. Nach der Vereinigung geriet der „Gedenkort“ in Vergessenheit. Das
soll sich auf Wunsch des Botschafters und des
CDU-Bundestagsabgeordneten ändern. Moritzburg, das von vielen Touristen
besucht wird, soll ein zum „Onkel Ho“ weich gezeichnetes Bild eines
Massenmörders präsentieren.
Ho Chi Minh, Mitautor einer 1928 in Moskau erschienenen Anleitung
für kommunistische Aufstände, als deren Erscheinungsort Zürich angegeben
wurde, ist maßgeblich verantwortlich für die grausamen Verbrechen, die
von seiner Befreiungsarmee an der südvietnamesischen Bevölkerung verübt
wurden und für die Unterdrückung Andersdenkender in seinem Land.
Die
vietnamesischen Lager standen in ihrer Brutalität ihrem Urbild im Gulag
nichts nach. Bis heute werden Andersdenkende in Vietnam weggesperrt.
Fraktionskollegen von Lämmel haben Patenschaften für in Vietnam
eingesperrte Blogger, für deren Entlassung sie sich einsetzen,
übernommen.
Uwe Siemon-Netto, der als Kriegsberichterstatter die Einnahme der Kaiserstadt Hué während der Tet-Offensive 1968 als Zeuge miterlebte, zeichnet ein ungeschöntes Bild der
Kriegsführung von Onkel Hos Truppen. Als sein Militärkonvoi die Stadt
erreichte, die vom Vietcong erobert worden war, mussten die Fahrzeuge
häufig halten, weil hunderte Leichen auf den Straßen lagen. An den
Verletzungen war deutlich zu erkennen, dass es sich um Opfer von
Massenerschießungen aus nächster Nähe handelte, überwiegend Frauen und
Kinder, festlich gekleidet für das vietnamesische Neujahrsfest. Wie sich
bald darauf herausstellte, war es anderen noch schlimmer ergangen,
viele wurden lebendig begraben. Siemon-Netto sah am Rande eines
Massengrabes frisch manikürte Finger aus dem Boden ragen.
Trotz aller Grausamkeit der Vietcong wurde der Krieg militärisch
nicht von den Truppen Ho Chi Minhs gewonnen. Wie kam es, dass die
militärischen Verlierer am Ende die Sieger waren und Vietnam unter ihrer
kommunistischen Knute vereinigt wurde? Es war ein Sieg ihrer
Propaganda, den sie mit ihren willigen Helfern im Westen erringen
konnten. Es war der erste Krieg, der nicht militärisch, sondern an der
Medienfront entschieden wurde.
Westliche Intellektuelle, wie John Kenneth Galbraith, Jean Paul
Sartre oder der westdeutsche Vietcong-Propagandist Erich Wulff, der 1968
nur deshalb nicht der DKP beitrat, um seine Professur in Hannover nicht
zu verlieren, beeinflussten maßgeblich die öffentliche Meinung, indem
sie die kommunistischen Verbrechen blind ignorierten und die
amerikanischen Gräuel, die es natürlich auch gegeben hat, in den Focus
rückten, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um ein
amerikanisches Prinzip, sondern um dessen Verletzung handelte.
Die
Propaganda wird bis heute fortgesetzt. In der deutschen Wikipedia findet
man kein Wort über die Verbrechen des Vietcong, dafür einen Hinweis
darauf, dass die Studenten 1968 mit Sprechchören wie „Ho, Ho, Ho Chi
Minh“ auf die Straße gingen und Bilder von Massenmördern wie Pol Pot und
Mao in die Höhe hielten.
Nun soll in Moritzburg ein neuer Propagandaort entstehen. Es hat aber
kein Abgeordneter der SED-Linken dafür den Anstoß gegeben, sondern ein
CDU-Politiker. Eine CDU, die sich dafür hergibt, linke Geschichtslügen
zu unterstützen, hat nicht nur den antitotalitären Konsens aufgegeben,
sondern jegliches Gespür dafür verloren, was die Partei, als sie noch
das Erfolgsmodell der alten Bundesrepublik war, ausgemacht hat.
Jetzt soll alles sehr schnell gehen: der Bürgermeister hat bereits
altes Fotomaterial aus dem Archiv hervorgekramt und zur „großen Freude
bei den Gästen“ dem Diakoniehaus übergeben. Das soll demnächst gezeigt
werden.
Um die Diktatorenhuldigung auf die Spitze zu treiben, soll ein
„kleines Holzhaus im vietnamesischen Stil“ aufgestellt werden.
Schließlich hat der liebe Onkel in einer Hütte neben dem
Regierungspalast campiert, so will es jedenfalls die Ho Chi Minh-
Huldingungslegende.
Demnächst soll alles fertig sein. Zum 70. Jahrestag seines Besuchs in
Moritzburg soll der Gedenkort in neuem Glanz erstanden sein und den
Besuchern seine Geschichtslügen oktroyieren. Bislang bleibt ein
öffentlicher Aufschrei aus. Lediglich die kleine Gruppe der ehemaligen
vietnamesischen Boat- People wehrt sich gegen diesen Skandal. Es wird
eine Nagelprobe für unsere Demokratie sein, ob es gelingen wird, das
monströse Vorhaben zu verhindern. Vera Lengsfeld
Hier können Sie sich über den Vietnamkrieg informieren: Uwe Simon-Netto: Duc, der Deutsche: Mein Vietnam. Warum die Falschen siegten
Die Petition der Boatpeople können Sie hier unterstützen
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