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Donnerstag, 26. Mai 2016

Onkel Ho

In unserem  bunten, weltoffenen und ach so toleranten Deutschland soll, wenn es nach den sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten Lämmel, der Sächsischen Zeitung und dem Botschafter Vietnams Doan Xuan Hung geht, ein mit Recht in Vergessenheit geratener Gedenkort für einen  Massenmörder reanimiert werden.

„Fast ehrfürchtig“, so beginnt der Artikel von Sven Görner in der SZ am 19. Mai, hielt der vietnamesische Botschafter, der einer Einladung von Lämmel gefolgt war, eine Bronzetafel mit Patina in den Händen, die an ein Ereignis von vor fast 70 Jahren erinnert. Im Sommer 1957 weilte der spätere Präsident Nordvietnams Ho Chi Minh in Moritzburg zu Gast. Er besuchte vietnamesische Kinder, die im damaligen Käthe-Kollwitz-Heim, heute wieder das Diakonenhaus, lebten, um in der DDR ausgebildet zu werden. Viele dieser Kinder waren später hochrangige kommunistische Funktionäre in ihrer Heimat.

Zu DDR- Zeiten erinnerte eine Tafel an den Besuch von „Onkel Ho“, wie der Diktator, so beteuert die SZ, auch heute noch „liebevoll“ genannt werde. Nach der Vereinigung geriet der „Gedenkort“ in Vergessenheit. Das soll sich auf Wunsch des Botschafters und des CDU-Bundestagsabgeordneten ändern. Moritzburg, das von vielen Touristen besucht wird, soll ein zum „Onkel Ho“ weich gezeichnetes Bild eines Massenmörders präsentieren.
Ho Chi Minh, Mitautor einer 1928 in Moskau  erschienenen Anleitung für kommunistische Aufstände, als deren Erscheinungsort Zürich angegeben wurde, ist maßgeblich verantwortlich für die grausamen Verbrechen, die von seiner Befreiungsarmee an der südvietnamesischen Bevölkerung verübt wurden und für die Unterdrückung Andersdenkender in seinem Land.

Die vietnamesischen Lager  standen in ihrer Brutalität ihrem Urbild im Gulag nichts nach. Bis heute werden Andersdenkende in Vietnam weggesperrt. Fraktionskollegen von Lämmel haben Patenschaften für in Vietnam eingesperrte Blogger, für deren Entlassung sie sich einsetzen, übernommen.

Uwe Siemon-Netto, der als Kriegsberichterstatter die Einnahme der Kaiserstadt Hué während der Tet-Offensive 1968 als Zeuge miterlebte, zeichnet ein ungeschöntes Bild der Kriegsführung von Onkel Hos Truppen. Als sein  Militärkonvoi die Stadt erreichte, die vom Vietcong erobert worden war, mussten die Fahrzeuge häufig halten, weil hunderte Leichen auf den Straßen lagen. An den Verletzungen war deutlich zu erkennen, dass es sich um Opfer von Massenerschießungen aus nächster Nähe handelte, überwiegend Frauen und Kinder, festlich gekleidet für das vietnamesische Neujahrsfest. Wie sich bald darauf herausstellte, war es anderen noch schlimmer ergangen, viele wurden lebendig begraben. Siemon-Netto sah am Rande eines Massengrabes frisch manikürte Finger aus dem Boden ragen.
Trotz aller Grausamkeit der Vietcong wurde der Krieg militärisch nicht von den Truppen Ho Chi Minhs gewonnen. Wie kam es, dass die militärischen Verlierer am Ende die Sieger waren und Vietnam unter ihrer kommunistischen Knute vereinigt wurde? Es war ein Sieg ihrer Propaganda, den sie mit ihren willigen Helfern im Westen erringen konnten. Es war der erste Krieg, der nicht militärisch, sondern an  der Medienfront entschieden wurde.
Westliche Intellektuelle, wie John Kenneth Galbraith, Jean Paul Sartre oder der westdeutsche Vietcong-Propagandist Erich Wulff, der 1968 nur deshalb nicht der DKP beitrat, um seine Professur in Hannover nicht zu verlieren, beeinflussten maßgeblich die öffentliche Meinung, indem sie die kommunistischen Verbrechen blind ignorierten und die amerikanischen Gräuel, die es natürlich auch gegeben hat, in den Focus rückten, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um ein amerikanisches Prinzip, sondern um dessen  Verletzung handelte.

Die Propaganda wird bis heute fortgesetzt. In der deutschen Wikipedia findet man kein Wort über die Verbrechen des Vietcong, dafür einen Hinweis darauf, dass die Studenten 1968 mit Sprechchören wie „Ho, Ho, Ho Chi Minh“ auf die Straße gingen und Bilder von Massenmördern wie Pol Pot und Mao in die Höhe hielten.

Nun soll in Moritzburg ein neuer Propagandaort entstehen. Es hat aber kein Abgeordneter der SED-Linken dafür den Anstoß gegeben, sondern ein CDU-Politiker. Eine CDU, die sich dafür hergibt, linke Geschichtslügen zu unterstützen, hat nicht nur den antitotalitären Konsens aufgegeben, sondern jegliches Gespür dafür verloren, was die Partei, als sie noch das Erfolgsmodell der alten Bundesrepublik war, ausgemacht hat.
Jetzt soll alles sehr schnell gehen: der Bürgermeister hat bereits altes Fotomaterial aus dem Archiv hervorgekramt und zur „großen Freude bei den Gästen“ dem Diakoniehaus übergeben. Das soll demnächst gezeigt werden.

Um die Diktatorenhuldigung auf die Spitze zu treiben, soll ein „kleines Holzhaus im vietnamesischen Stil“ aufgestellt werden. Schließlich hat der liebe Onkel in einer Hütte neben dem Regierungspalast campiert, so will es jedenfalls die Ho Chi Minh- Huldingungslegende.
Demnächst soll alles fertig sein. Zum 70. Jahrestag seines Besuchs in Moritzburg soll der Gedenkort in neuem Glanz erstanden sein und den Besuchern seine Geschichtslügen oktroyieren. Bislang bleibt ein öffentlicher Aufschrei aus. Lediglich die kleine Gruppe der ehemaligen vietnamesischen Boat- People wehrt sich gegen diesen Skandal. Es wird eine Nagelprobe für unsere Demokratie sein, ob es gelingen wird, das monströse Vorhaben zu verhindern.  Vera Lengsfeld

Hier können Sie sich über den Vietnamkrieg informieren: Uwe Simon-Netto: Duc, der Deutsche: Mein Vietnam. Warum die Falschen siegten

Die Petition der Boatpeople können Sie hier unterstützen

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