Stationen

Sonntag, 29. Mai 2016

Wie umgehen mit Verleumdung?

Nicht erst, nachdem wir Uwe Krügers medienkritische Bücher gelesen, genossen, ja geradezu inhaliert haben, wissen wir, was von den Leitmedien und Deutungseliten zu halten ist. Dafür sind wir zu lange im sogenannten Geschäft. Noch weniger als „völkisch“, „krude“, „rechtsradikal“ sind wir das: naiv.

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten oder zweiten Fernsehauftritt, jedenfalls im ZDF („Tagesthemen“), vieltausend Jahre her; ich war ungefähr zwanzig Jahre alt:
Nach der unerfreulichen „Maske“ („Sie wollen Ihren geflochtenen Zopf wohl nicht auflösen? Gott, wie peinlich!“) umarmte mich der Moderator recht herzlich: „Ihr erster TV-Auftritt? Keine Bange, wird gaanz locker!“ Seine erste live-Frage im Studio lautete dann in etwa: „Wie wollen Sie dem Eindruck begegenen, Sie seien antidemokratisch, womöglich gar antisemitisch?“.

Also: Man kennt die Pappenheimer längst; ihre Unterstellungen, Insinuationen, Auslassungen. Man könnte sie ignorieren. Nur: Ignorieren sie uns dann auch? Iwo.
Macht es einen Unterschied? Ob man sie pinseln läßt, ohne den eigenen Senf dazuzugeben oder ob man abermals den Versuch unternimmt, im Gespräch zu klären, zu begründen?
Nicht immer. Ein (jüngeres und harmloses) Beispiel unter vielen: Mit dem Deutschlandfunkkorrespondenten für Sachsen-Anhalt hat man gesprochen. Gut: eher gezankt, aber egal. Gesendet hat er letztlich unter anderem, wir würden unseren Töchtern vorschreiben, Röcke zu tragen – was eine einigermaßen krasse Sitte wäre.
Wir haben dergleichen nie befohlen, im Netz findet sich sogar ein Eintrag aus meiner Feder, in dem ich beschreibe, wie ich meine Töchter (aus pragmatischen Gründen, aber erfolglos) zu Hosen überreden will. Wir haben mit dem DLF-Mann keine Sekunde über Bekleidung geredet, er wird das faule Gerücht irgendwo aufgeschnappt und abgeschrieben haben.

Zu unserer Pirinncci-Lesung vor zehn Tagen hatte Christoph Richter, jener Reporter, sich angemeldet, war aber nicht erschienen. Was insofern schade war, als er die anwesenden Mädchen herzlich gern persönlich zur Röckethematik hätte befragen können. Das Röckeding, nochmal, ist ein völliges Nebenthema, aber es dient ganz gut zur Erzeugung von vagen Stimmungen. Motto: Was ist das für ein Haushalt, in dem Kleidungsvorschriften von annodazumal herrschen?

Gut: Warum gibt sich unsereins überhaupt mit „diesen Leuten“ ab? Hoffnung? Eitelkeit? Taktik? Ach! Zur Zeit kommen auf 10 Anfragen etwa 8 Absagen. Warum mit jener bekanntermaßen einfältigen Tante/ jenem bornierten Onkel sich treffen? SPIEGELfrollein: never!
Kubitschek (an den die Anfragen ja gerichtet sind) täte ohne meine Einflüsterungen viel weniger zulassen. Ich, nennen Sie mich naiv, denke mir: Wir haben erstens nichts zu verlieren, zweitens nichts zu verbergen. Und im Zweifelsfalls wird ohnehin gemäß der geltenden Agenda berichtet. Einer Agenda, die bekanntermaßen längst fadenscheinig geworden ist.
Ein Wochenausschnitt:

1. Nur sehr mittelbar beteiligt. Sehr kluges, ja: gelehriges Gespräch zwischen zwei ZEIT-Redakteuren und Marc Jongen. Bemerkenswert, wie druckreif und überlegt (möchte sagen: überlegen) Jongen, „der philosophische Kopf der AfD“ spricht. Dixit (auf die Frage, ob „Identität“ eine kulturelle, eine staatsbürgerliche oder eine ethnische Kategorie sei) :
„Natürlich hat es zwischen Völkern und Nationen immer Austausch gegeben, natürlich konnte ein Fremder immer deutscher werden, davon zeugen die vielen eingebürgerten Namen von Klonovsky bis Kubitschek. Diese Menschen sind nicht weniger deutsch als andere, oft im Gegenteil. Das kann aber zugleich nicht heißen, dass man innerhalb kurzer Zeit das gesamte Volk durch Afrikaner und Araber ersetzen könnte ohne eine völlige Änderung seines Charakters.“
(Logisch wird das Interview durch ein Hirschgeweih illustriert. Sie können nicht anders.) Küßchen für meinen Gutintegrierten! Von einer Gutintegrierten!

2. Einen Abend lang waren Tuvia Tenenbom und seine Frau Isi bei uns zu Gast. Tenenboms aberwitziges Buch „Allein unter Deutschen“ war ein Hit, sechsstellige Verkaufszahl. Der Typ ist nicht ohne – auch nicht ohne Chuzpe. Wir hatten zugesagt unter der Bedingung: Wenn gefilmt wird, dürfen wir das Filmen filmen. Lückenpresse: no, thanks!
So war es die ersten Minuten lang ein Wettstreit der Kameras. Dann wurden (rasch) die waffenartigen Geschütze niedergelegt. Mit den Tenenbaums haben wir uns großartig verstanden – selbst etwaige Tarnmanöver miteingerechnet. Sind sie Trickster, dann jedenfalls sehr sympathische. Die beiden Kameraleute sagten: „Wir haben ja den FAZ-Artikel über Sie gelesen. Uns war klar, daß wir eine Art Horrorhaushalt betreten. Ein Absurditätenkabinett. Lustig, das ziemlich alles anders ist.“

3. Eine sehr junge WELT-Journalistin wurde empfangen. Typ: intelligente, aufgeweckte Frau urbanen Typs, die wie ihre populären Schreibeschwestern im Geiste viel mit „ja eigentlich“, „irgendwie“ und „für mein Gefühl“ operiert, die sehr up-to-date ist, sich schreibend gern beim Nachdenken zusehen läßt; viel Meinung und Bauchstimmung, wenig wirkliche Haltung, eine klassische weibliche Kletterpflanze. (Braucht ein Gerüst zum Ranken, blüht dann zweifellos recht hübsch; jede Zeitung hält sich eine Ronja von Rönne, eine Antonia Baum etc.) Tollste Frage: „Ist ja vielleicht schön, wie Sie hier leben; Land, Rittergut, viele Kinder, Ziegenhaltung undsoweiter. Aber ist das nicht ziemlich undemokratisch?“ – „???“- „Naja, weil, Sie wollen das ja irgendwie allen anderen vorschreiben. So zu leben wie Sie.“

4. Ein Abend später. Wieder sehr lustig. Zwei kluge Typen. Schon klug, nicht bloß schlau. Kundige Jüngerleser. Aber mit Ticks. Sehen sowohl in Hitler und seiner Anhängerschaft als auch in Frauke Petry sexuelle Neurosen wuchern. Fragwürdige Hinführung, fundiert etwa durch Petrys „konvulsivisches Gelächter“. Sehen in Kubitscheks Arbeit und Handeln ein „Liebesproblem“. Finden, es sei ein „nationaler Sozialismus“, den er pflegt & befördert. Naja. Wir werden es sehen. Heißt, lesen. Es gibt Metapolitik und „Politik dritter Hand“. Schon okay so.   Ellen Kositza

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