Stationen

Donnerstag, 30. Juni 2016

Geschichtspolitische Positionierung

Der Brexit ist ein Paukenschlag für das politische Establishment der EU. Während in allen Völkern Europas die Forderung nach mehr direkter Demokratie Konjunktur hat und neue politische Bewegungen Regierungen erfolgreich unter Druck setzen, scheint die Botschaft bei der politischen Klasse in Deutschland noch zu verhallen.
In Nordrhein-Westfalen schaffte der Landtag einmütig just Anfang der Woche einer alten grünen Forderung entsprechend die traditionelle Eidesformel für Minister ab, die darauf verpflichtete, die „ganze Kraft dem Wohle des deutschen Volkes“ zu widmen. Instinktlos.
Ein plastisches Beispiel für die Entkoppelung von Gewählten und dem in der Demokratie bestimmenden „Demos“, dem Volk. „Referenden sind Mist. Demokratie ist komplizierter“, twittert der salonlinke Jakob Augstein nach dem Brexit. Angst vor echten Alternativen? In Deutschland ist passenderweise die Alternative für Deutschland (AfD) zum Sinnbild eines neuen demokratischen Aufbruchs geworden.

Ob in der Frage der Euro-Rettung, intransparenter Brüsseler Entscheidungen, einer das Recht außer Kraft setzenden unkontrollierten Masseneinwanderung im Zuge der Asylkrise – die AfD wird plötzlich zum Gradmesser und Katalysator eines wachsenden Protestes in der Bevölkerung.
Sie hat dabei einen riesigen Kredit aufgebaut, der sich für eine so junge Partei in historisch nicht gekannten Umfragewerten niederschlägt – die jüngsten Erhebungen (INSA) sehen sie im Bund mit 14 Prozent nur noch fünf Punkte hinter der SPD. Trotz schärfstem medialem Gegenwind könnte die dauerhafte Etablierung dieser neuen Kraft also gelingen.
Wäre da nicht die wegen eines fortdauernden Machtkampfes an der Parteispitze ungelöste Affäre um den wegen antisemitischer Veröffentlichungen in die Schlagzeilen geratenen Abgeordneten Wolfgang Gedeon in Baden-Württemberg. Diese Krise entfaltet ihre Wirkung schleichend wie ein lähmendes Nervengift.

Wegen Uneinigkeit an der Spitze wurde der Ausschluß des untragbaren Abgeordneten in einer kollektiv von der AfD-Spitze zu verantwortenden katastrophalen Entscheidung um Monate vertagt, halste sich die AfD ein Problem in einer politisch zentralen Frage auf, das sie wie ein Mühlstein in den Abgrund ziehen könnte.
Die Aussöhnung zwischen Juden und Nichtjuden, zwischen Deutschland und Israel, die Erinnerung an eine gemeinsame und von den Verbrechen des Dritten Reiches überschattete und dadurch tragisch verwobene Geschichte – sie ist Teil einer deutschen Identität, deren Bewahrung und Verteidigung wir uns verpflichtet sehen müssen.
Die AfD muß klarstellen, wie sie sich geschichtspolitisch positionieren will. Damit steht und fällt, ob sie als ernstzunehmender Faktor der deutschen Politik überlebt.   Dieter Stein


Eine genauere Betrachtung findet sich hier.

Mittwoch, 29. Juni 2016

Würgreizpresse

Der Verfassungsschutz hat die Bilanz extremistischer Straftaten für das Jahr 2015 veröffentlicht: Es gab 1408 rechtsextremistisch motivierte Gewalttaten (2014 waren es 990, was einem Anstieg von 42 Prozent entspricht) und 1608 linksextremistische (2014: 994, ein Anstieg um 62 Prozent).

Wie lauten die Schlagzeilen der deutschen Qualitätspresse? "'Exorbitanter Anstieg' rechter Gewalt" (Die Zeit). "Rechte Szene wächst und neigt zu Gewalt" (heute.de). "Rechtsextreme im Verfassungsschutzbericht: Immer mehr, immer brutaler" (tagesschau.de). "Rechte Gewalt nimmt dramatisch zu" (stern). "Drastischer Anstieg rechtsextremer Gewalttaten" (FAZ). Die FAZ beginnt ihren Artikel mit den Worten: "Politisch motivierte extremistische Gewalt hat in Deutschland im vergangenen Jahr massiv zugenommen und neue Dimensionen im Internet erreicht." Extremistische Gewalt im Internet – bürgerliches Intelligenzblatt, wie?  MK am 29. 6. 2016

Es ist nur noch zum kotzen.

Zivilcourage

GÖRLITZ. Gegen den Görlitzer Polizeipräsidenten Conny Stiehl wird wegen Strafvereitelung im Amt und falscher Verdächtigung ermittelt. Stiehl hatte das Verhalten mehrerer Bürger in der sächsischen Gemeinde Arnsdorf verteidigt, die einen aggressiven Asylbewerber aus einem Supermarkt warfen und ihn an einen Baum fesselten.
Die Staatsanwaltschaft Görlitz bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur epd den Eingang einer entsprechenden Anzeige. Der Arnsdorfer Fall hatte deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Zahlreiche Medien hatten Ende Juni den Eindruck vermittelt, der psychisch kranke Asylbewerber sei von einer „Bürgerwehr“ drangsaliert worden. Dies stellte sich später als falsch heraus. Der Iraker hatte Angestellte des Supermarktes mehrfach wegen einer Telefonkarte bedroht.

Stiehl hatte das Verhalten der Bürger, darunter der CDU-Kommunalpolitiker Detlef Oelsner, gerechtfertigt. „Durch die Erregtheit des Asylbewerbers war das Festhalten sinnvoll, ich tu‘ mich schwer zu sagen, notwendig“, sagte der Polizeipräsident auf einer Pressekonferenz zu dem Thema. „Wir mußten und sind davon ausgegangen, daß das Handeln derjenigen – und ich sage das in vollem Bewußtsein – geholfen hat, korrekt war“, betonte Stiehl.
Auch Oelsner hatte sein Eingreifen gegenüber der JUNGEN FREIHEIT verteidigt: „Wir haben lediglich Zivilcourage gezeigt, aber offenbar ist das jetzt strafbar. Ich bin so erzogen worden, daß man als Mann eingreift, wenn eine Frau bedroht wird. Und die Mitarbeiterin wurde bedroht. Wir sind keine Bürgerwehr, sondern ganz normale Bürger, aber wir schauen eben auch nicht zu, wenn so etwas passiert.“
Die Arnsdorfer CDU drohte dem Politiker nach dem Vorfall mit einem Parteiausschluß und schenkte dem aggressiven Asylbewerber eine neue Telefonkarte

 Der Pragrapf 127 und die FAZ

Drei Portraits










Urushalim

Zu den absonderlichen Ritualen dieses Landes gehört, dass sich die wenigen konservativen Publizisten, die inmitten ihrer meist sozialistischen, rotgrünen, staatsfrommen Kollegen ein so kärgliches wie verdienstvolles, wenngleich womöglich alibihaftes Dasein, wie man sagt, fristen, unfehlbar und mit einer gewissen Regelmäßigkeit irgendein Abgrenzungsritual gegen „rechts“ zu verrichten gezwungen sehen. Sie tun dies, um es sich nicht ganz mit den Guten zu verscherzen und von deren Partyeinladungslisten zu verschwinden. Seht her, rufen sie, so schlimm bin ich doch gar nicht, immerhin distanziere ich mich vom Bösen (Putinrussland, Brexitengland, Orbanungarn, Dunkeldeutschland, Trump, katholische Kirche, SVP etc. pp.), ich bin ein letztlich milieukonformer Dissident, ich veranstalte mein subversives Tänzchen auf dem rutschigen diskursiven Parkett, ohne auch nur eine der roten Linien zu berühren, von denen es heißt, dass verflucht und verstoßen sei, wer sie übertrete.

Dieser Tage meldete sich der moderate Quertreiber Harald Martenstein mit seiner bislang eindrucksvollsten Version temporären Wiederliebseinwollens zu Wort. In einem Tagesspiegel-Kommentar unter der Überschrift „Die AfD ist tot - sie weiß es nur noch nicht“ schrieb er, die AfD sei Geschichte. „Denn was im heutigen Deutschland nicht geht, und darauf darf man ruhig stolz sein, ist eine Antisemitenpartei. Und die AfD ist antisemitisch.“

Das ist starker Rauschtrank. Die AfD ist antisemitisch. Nicht ein paar Platt- und Wirrköpfe in ihr. Man kennt die Diktion: Die Juden sind unser Unglück. Wer sich schon mal in die deutsche und österreichische Parteiengeschichte des spätesten 19. Jahrhunderts verirrt hat, weiß ungefähr, was unter einer Antisemitenpartei zu verstehen wäre. Vereine wie die Deutsche Reformpartei (DRP), gegründet als Antisemitische Volkspartei (AVP), organisierten sich weit obsessiver um ihr zentrales Aversionsthema als die frühe AfD gegen den Euro. Keine dieser Parteien erlangte eine erwähnenswerte politische Bedeutung. Bleibt zum Vergleich also wohl nur die NSDAP. Was für ein Zirkelschluss des Zeitgeistes: In der AfD findet sich ein Mensch namens Wolfgang Gedeon, der vor ein paar Sündenjährchen ein unverdauliches und komplett unbeachtetes Buch über den Weltlauf geschrieben hat, dessen offenbar struktureller oder jedenfalls inhärenter Antisemitismus nun zu einer Diskussion über seinen Parteiausschluss führte – begleitet von zugegeben etwas ungeschickten Versuchen, jenen in die Tat umzusetzen –, und schon bringt ein absolutionssehnsüchtiger Teilzeit-Mutiger die gesamte Partei mit dem übelsten politischen Gelichter in Verbindung. Aufgemerkt nun also und Trommelwirbel: Es betritt die erste Antisemitenpartei die Manege, die raffinierterweise Antisemiten ausschließen will.

„Er (Gedeon) hat ein Buch geschrieben, in dem sich Sätze wie diese finden: ‚Die Versklavung des Restes der Menschheit im messianischen Reich der Juden ist also das eschatologische Ziel der talmudischen Religion.’“ Wenn das kein Antisemitismus sei, so Martenstein, dann sei A. Hüttler auch kein Antisemit gewesen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Herr Gedeon, der Ex-Maoist, der sich selbst Antizionist nennt, hat in der AfD nichts zu suchen, er hat in keiner konservativ-freiheitlichen Partei etwas zu suchen, für seinesgleichen hat der Verfassungsschutz die NPD auserkoren wenn nicht gar miterschaffen. Was an Gedeons Büchern antisemitisch ist und warum sich die AfD seiner Mitgliedschaft entledigen muss, hat der stellvertretende AfD-Sprecher von Baden-Württemberg, der Philosoph Marc Jongen, hier ausführlich dargelegt; mehr ist dazu nicht zu sagen. Wer sich freilich bei der allzu plakativen und allzu allgemeinen Aburteilung des Gegners in zeitgeistgeschützter Innerlichkeit allzu sicher fühlt und meint, eine genauere Kenntnis des Streitgegenstandes sei entbehrlich, es genüge, irgendeinen Passus zu zitieren, wo einem selber ein Hui! durchs Gekröse fährt, gibt den Antisemiten nur Futter. Wie verhält es sich mit der Aussage, die Martenstein so eminent hitleresk dünkt?

„Die jüdische Tradition setzt voraus, daß unter der Messias-Herrschaft bzw. Gottesherrschaft die Völker ihre angestammten Kulte preisgeben (müssen) und zur Anerkennung der Autorität der Torah gezwungen sein werden, ohne die Torah selber zu studieren oder gar halten zu dürfen. Sie haben vielmehr unter Anerkennung des Gottes Israels als des alleinigen Gottes und der Torah als höchster Offenbarungsautorität unter Androhung der Todesstrafe sich auf die Praktizierung der sieben ‚noachidischen Gebote’ zu beschränken und erwerben sich so den ihnen geziemenden Anteil am endgültigen Heilszustand.“ Schreibt Gedeon? Nein, das steht so bei Johann Maier, „Geschichte der jüdischen Religion“, Herder Verlag 1992. Maier war Gründer und Direktor des Martin-Buber-Instituts der Universität Köln, an der er von 1966 bis 1996 als Professor für Judaistik lehrte.

Die Texte liegen nun mal vor, die Tradition existiert, aber nur Narren oder Fundamentalisten nehmen das alles noch wörtlich, und der Politischen Korrektheit schaudert’s an der falschen Stelle. In Rede stehen Phantasien eines kleinen, von den damaligen Großmächten an die Peripherie gedrängten und teilweise versklavten Völkchens, die natürlich von Vergeltungsgelüsten und Kompensationsbedürfnissen durchsetzt sind (hier sind sowohl Nietzsches schöpferisches Ressentiment als auch Odo Marquards Homo compensator am Wirken), eines Volkes, dessen heilsgeschichtlichen Optimismus man übrigens nur bestaunen kann, das sich mit bewundernswerter Beharrlichkeit seit mehr als zweieinhalbtausend Jahren in der Geschichte hält, obwohl ihm die Umstände zwischen (evtl.) Nebukadnezar II., Titus und Hitler mehrfach den Garaus hätten bereitet müssen und das, weil es dem Boden entrissen wurde, in dem es wurzelte, stattdessen im Himmel der Gottesfurcht und der Verheißung Luftwurzeln schlug, um ein Bild Heinrich Heines zu plagiieren.

Und genauso wie Krone und Wurzel hat sich auch die Richtung des Ressentiments umgekehrt – die Juden verwandelten sich in dessen Zielscheibe. Dass dieses unbedeutende, in alle Welt zerstreute, permanenter Verfolgung ausgesetzte Völkchen heute einen Staat besitzt und Einfluss und  Atomwaffen im Megatonnenbereich – Geist und Geld besitzt es ja seit Olims Zeiten –, dass es jenes Jerusalem wiedererobert hat, welches ihm in Zeiten der Demütigung als Verheißung immer vor Augen stand – „Und nächstes Jahr in Jerusalem!“ lautete der uralte Abschiedsgruß –, das gilt den Antisemiten natürlich als Beweis für seine weltherrschaftsplanende Teufelsbündnerei, während es für unsereinen bloß ein Beleg dafür ist, was ein intelligentes, Intelligenz gezielt produzierendes und förderndes, starkes, an sich glaubendes Kollektiv – eine „Rasse“ im Sinne Spenglers, Rasse hat man, Rasse ist man nicht – gegen alle Widerstände zuwege bringen kann, mögen auch viele seiner Angehörigen an Diabetis und Unmanierlichkeit und manche an einer grässlichen Chuzpe leiden. 

Apropos Atomwaffen und Wehrhaftigkeit: Zusammen mit meiner Frau besuchte ich einmal ihren alten Klavierlehrer, der am Rande Jerusalems – oder, wie ich lieber sage: Urushalims – ein Grundstück besitzt, auf dem er einen kleinen Konzertsaal mit zwei Flügeln und Porträts der großen Komponisten an den Wänden gebaut hat. Der alte Mann kam begleitet von einem respektgebietenden Pitbull an das Tor, und als er es öffnete, erblickte ich die Auschwitz-Häftlingsnummer an seinem Unterarm. Die Tätowierung, der Zaun und der Kampfhund: Was für ein rundes, stimmiges, schönes Bild!

Zurück zu dem „Antizionisten“ Gedeon, der niemandem in Israel, aber einigen Leuten in Deutschland den Schlaf raubt. „In einer neuen Partei suchen auch Wirrköpfe eine Heimat, das ist normal. Bei den Grünen war es auch so. Die schließt man dann aus, fertig“, schreibt Martenstein. „Dass ein Parteimitglied menschenfeindliche Thesen verzapft, lässt sich bei tausenden Mitgliedern nicht vermeiden, so etwas kommt bei jeder Partei hin und wieder vor. In der AfD aber halten nicht Einzelne, sondern viele die jüdische Weltverschwörung für eine Idee, die man ernsthaft diskutieren sollte.“

Soso, da hat der Herr Martenstein wohl persönlich nachgezählt. Wie viele mögen „viele“ sein? Fünf? Achtundachtzig? Ab wann ist die kritische Masse erreicht? Und wo befindet sich diese Masse? Nein, der Punkt ist ein anderer, die AfD ist sehr dünnhäutig, wenn es um die Meinungsfreiheit geht, denn man sieht ja, wohin fehlende Dünnhäutigkeit führt, wenn man sich die anderen Parteien anschaut.

Das umständliche, politisch naiv wirkende Prozedere um Herrn Gedeon und dessen unappetitliche Thesen gilt der Suche nach einem Verfahrensmodus, der der Öffentlichkeit zweierlei zeigt: Wir schließen Judenfeinde aus, aber wir tun dies nicht auf Knopfdruck und pawlowschen Reflex, wir sind und bleiben als Partei ein Schutzraum der freien Rede, die mit einer gewissen Notwendigkeit die dumme, bösartige Rede einschließt.
Besser eine freie dumme Rede als die gemaßregelte, limitierte, in spanische Stiefel geschnürte dumme Rede der Etablierten. Besser ein ungeschickter Parteiausschluss als ein allzu geölter.

Dienstag, 28. Juni 2016

Accusatio




“Scio neminem vestrum ullo vero munere umquam functum esse.” — Nigellus Farrago, in senatores Europæos.


 Nigel Farage erklärt den Brexit im Europäischen Parlament: "Was die kleinen Menschen, die einfachen Menschen eigentlich getan haben: Sie haben die multinationalen Konzerne zurückgewiesen/hinausgeworfen (reject), sie haben die Investmentbanken zurückgewiesen, sie haben die Große Politik zurückgewiesen. Die Menschen haben gesagt: Wir wollen unser Land zurück, wir wollen unsere Fischereigewässer zurück, wir wollen unsere Grenzen zurück, wir wollen eine unabhängige, selbstregierte, normale Nation sein."
Und als ihn der hohe Rat ausbuht, spricht Farage die geflügelten Worte: "I know that virtually none of you have ever done a proper job in your lives."

Archipow



Wassili Alexandrowitsch Archipow

Wem soll man glauben?

Die Sicherheitsbehörden warnen vor einer immer größeren Gefahr durch Rechtsextremisten in Deutschland.
Zu beobachten sei nicht nur eine zunehmende Anhängerschaft, sondern zugleich ein Anstieg der Gewaltbereitschaft und Brutalität, sagte Innenminister de Maiziere bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts in Berlin. Fremdenfeindliche Agitation krieche zunehmend in die Mitte der Gesellschaft. Dies sei besorgniserregend.

Dem Bericht zufolge verzeichnete die rechtsextreme Szene im vergangenen Jahr einen deutlichen Zulauf. Gewaltorientierte Rechtsextremisten, von denen 11.800 gezählt wurden, machen demnach inzwischen mehr als die Hälfte aller Personen der Szene aus.   Deutschlandfunk  

Linksextreme Gewalt erwähnt der Deutschlandfunk mit keinem Sterbenswörtchen. Sie wird einfach ausgeblendet. Besorgniserregend ist für diese Journalistengruppe nur rechte Gewalt. Die nahm zwar um 42% zu, gleichzeitig aber nahm die linke Gewalt um 62% zu. Mehr als die Hälfte der rechten Delikte sind sogenannte Propagandadelikte (Narrenhände schmieren Hakenkreuz auf Tisch und Wände). Je genauer man hinschaut, desto bedrohlicher wird die linke Szene und desto harmloser die rechte.




BERLIN. Die Zahl der linksextremistisch motivierten Straftaten ist 2015 stark gestiegen. Der Bundesverfassungsschutz verzeichnete im vergangenen Jahr 5.620 linksextreme Delikte, was einem Zuwachs von 27 Prozent im Vergleich zu 2014 (4.424 Straftaten) entspricht. Der Anteil der linksextremistisch motivierten Gewalttaten stieg um 62 Prozent auf 1.608 an. Im Jahr davor zählte die Behörde 995 solcher Taten. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Verfassungsschutzbericht 2015 hervor.
Die Zahl der versuchten Tötungsdelikte durch Linksextremisten stieg von sieben auf acht. Dagegen sank die Zahl der Sachbeschädigungen von 1.974 auf 1.731. Von den 1.608 Gewalttaten richteten sich 1.032 gegen Polizei oder Sicherheitsbehörden. Insgesamt zählte der Verfassungsschutz 9.605 Straftaten, die dem Bereich „Politisch motivierte Kriminalität – links“ zugeordnet wurden. 2014 waren es 8.113.


Linksextremistisch motivierte Straftaten Quelle: Bundesverfassungsschutzbericht
Linksextremistisch motivierte Straftaten Quelle: Bundesverfassungsschutzbericht


In den Fokus der linksextremen Gewalttäter geriet im vergangenen Jahr auch verstärkt die Alternative für Deutschland (AfD). „Wiederholt wurden deren Kundgebungen Ziel gewalttätiger Gegendemonstrationen. Einrichtungen der Partei und Fahrzeuge von Mitgliedern wurden beschädigt und in Brand gesetzt. Teilweise kam es dabei zu hohen Sachschäden“, heißt es in dem Bericht.

Eine Verschärfung der Gefährdungslage sei jederzeit möglich, warnte die Behörde. „So mehren sich die Stimmen von Linksextremisten, die mehr Militanz fordern. Dies manifestiert sich vor allem im Kontext der aktuellen Flüchtlingsthematik, bei der die Aktionsfeld ‘Antirassismus’ und ‘Antifaschismus’ ineinander übergehen.“

Die Zahl der rechtsextrem motivierten Gewalttaten stieg um 42,2 Prozent auf 1.408 Delikte, darunter acht versuchte Tötungsdelikte. Insgesamt registrierten die Sicherheitsbehörden rund 22.000 Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund (2014: 16.559), darunter 12.154 Propagandadelikte und andere Straftaten (insbesondere Volksverhetzung) 6.676.


Rechtsextreme Straftaten Quelle: Bundesverfassungsschutzbericht
Rechtsextremistisch motivierte Straftaten Quelle: Bundesverfassungsschutzbericht


Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zeigte sich besorgt über den Anstieg der links- und rechtsextremen Gewaltdelikte. „Der Verfassungsschutz beobachtet nicht nur eine zunehmende Anhängerschaft, sondern zugleich auch einen Anstieg der Gewaltbereitschaft und Brutalität.“

Die fremdenfeindliche Agitation habe „die Mitte unserer Gesellschaft“ erreicht, beklagte er. Die AfD, die kein Beobachtungsobket des Verfassungsschutzes ist, warnte der CDU-Politiker, aufzupassen, nicht zum Anziehungspunkt für Rechtsextremisten zu werden.
Mit Blick auf den Linksextremismus unterstrich de Maizière: „Die Intensität der Gewalt hat zugenommen. Bei Angriffen auf die Polizei oder politische Gegner werden schwere Körperverletzungen, bis hin zum Tod von Menschen, billigend in Kauf genommen.“ Der Staat werde mit „aller Konsequenz und aller Härte“ gegen Personen vorgehen, die „den Boden unseres Grundgesetzes verlassen und Sachbeschädigungen begehen, Mitmenschen beleidigen oder gar mit roher Gewalt angreifen“.   Junge Freiheit



BERLIN. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) erhöht den Druck auf die linksextreme Szene. „Ich habe mit dem Polizeipräsidenten besprochen, daß eine Ermittlungsgruppe eingerichtet wird“, sagte Henkel dem Tagesspiegel. Die Sonderkommission wird demnach beim Landeskriminalamt angesiedelt und nennt sich „Ermittlungsgruppe Linx“.
Grund für die Einrichtung der Soko ist eine Serie von Anschlägen mit politischem Hintergrund in der Bundeshauptstadt. Vergangene Woche hatte die Polizei das linksextreme Szenehaus Rigaer Straße 94 teilweise geräumt. In dem Haus sollen Asylbewerber untergebracht werden. Rund 300 Beamte mußten zwei Dutzend Bauarbeiter schützen, die Renovierungsarbeiten ausführten.
Seitdem war es jede Nacht zu Ausschreitungen gekommen. Am Wochenende brannten in mehreren Bezirken Autos, in Wedding randalierten rund 100 Vermummte. Henkel sprach von „Terror gegen die Bevölkerung“.

Auf Szeneseiten im Internet riefen Unbekannte zu weiteren Anschläge auf. Ihr Ziel sind insgesamt „10 Millionen Euro“ Sachschaden als Rache. In der Nacht auf Dienstag zerstörten mutmaßlich linksextreme Täter Büroscheiben und beschmierten eine Fassade. Im Bezirk Friedrichshain wurde ein Papiercontainer angesteckt. Der Staatsschutz der Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.
Kritik an der geplanten Soko kam von der grünen Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann. „Ich weiß nicht, was Herr Henkel für einen Plan hat.“ Bei der Einrichtung der Ermittlungsgruppe handele es sich um „reinen Populismus“. Allerdings fehle ihr auch die nötige „Fantasie“ für eine Lösung des Problems, „weil beide Seiten die Spirale weiter eskalieren lassen“ und Henkel sich selbst „mit dem Rücken an die Wand manövriert“ habe.
Das Gebiet rund um die Rigaer und Liebigstraße ist mittlerweile zu einem „Kriminalitätsbelasteten Ort“ erklärt worden. Darin können Personen auch ohne Anlaß kontrolliert werden. Etwa zehn Menschen pro Tag wurden laut dem Blatt seit Mitte Oktober kontrolliert. Anfang August soll ein weiteres Szenehaus in Berlin-Kreuzberg geräumt werden.  Junge Freiheit

Meinungsfreiheit und Meinungsäußerungsmöglichkeit

Akif Pirinçcis Umvolkung erscheint demnächst in der 3. Auflage. Morgen zieht er übrigens los, um das Lesepublikum in Graz und in Wien zu erobern, Termine: hier. Zuvor haben wir noch rasch die Textsammlung Akif auf Achse fertiggestellt. Was erwartet den Leser?


Pirinçci ist einer jener Autoren, die sich den Ruf eines politischen Publizisten nicht erarbeiten, sondern mit einem Paukenschlag erobern. Bei Pirinçci war die Plattform das unter anderem von Henryk M. Broder betreute Internetportal „Achse des Guten“. Er veröffentlichte dort in den Jahren 2012 und 2013 und plazierte im März 2013 den berühmt gewordenen Text „Das Schlachten hat begonnen“, der ihn über Nacht zu einer unverwechselbar lauten Stimme gegen die Phrasen des Establishments machte.

Akif auf Achse versammelt alle knapp 30 Beiträge, die Pirinçci auf der „Achse des Guten“ veröffentlichen konnte. „Das Schlachten hat begonnen“ ist darunter nur der bekannteste Text. Die Fortsetzung dieses Wutschreis konnte Pirinçci übrigens nicht mehr auf der „Achse“ unterbringen: Wir veröffentlichen sie ebenso exklusiv wie drei weitere Texte, die später entstanden.
Die „Achse des Guten“ trennte sich im Sommer 2013 von Pirinçci – zuviele andere Autoren der Plattform machten ihre weitere Mitarbeit vom Ausscheiden Pirinçcis abhängig.

Akif auf Achse ist also zweierlei: Erstens ein hartes, direktes, ungefiltertes Buch aus der Feder eines sehr ungeduldigen, trotzigen Autors und zweitens ein Dokument der so wichtigen Frage nach dem Unterschied von Meinungsfreiheit und Meinungsäußerungsmöglichkeit.

Akif auf Achse kann man hier vorbestellen, ausgeliefert wird in der dritten Juli-Woche. Und:
3x Akif auf Achse gibt es bis einschließlich 1. Juli zu einem Paket-Sonderpreis. Hier bestellen.

Montag, 27. Juni 2016

NATO, Amerika und Russland

Es wäre naiv, sich über Spionage zu beklagen, denn dieses Geschäft betreibt jede Macht. Doch in der  aktuellen strategischen Situation gewinnen die gehäuften Spionageaktivitäten der USA eine neue Qualität. Erstens stehen sie im offensichtlichen Zusammenhang mit der Aufrüstung der Nato nicht nur an Russlands Westgrenze. Zum anderen widersprechen sie den üblichen Gewohnheiten in diesem eigentlich verdeckt arbeitenden Gewerbe.

Ort und Umstände wären eines Spionage-Reißers würdig: Die Generalkonsulin der USA in Wladiwostok im Fernen Osten Russlands, Mary Gunn, reitet mit zwei Gefährten durch ein militärisches Sperrgebiet der Halbinsel Kam­tschatka. Damit aber die Spannung steigt, wird sie von den russischen Sicherheitsbehörden gestellt. Dann allerdings findet die Geschichte ein unspektakuläres Ende. Die Konsulin weist sich aus, erklärt, sie sei als Privatperson unterwegs gewesen und wird entlassen. Ihr Konsulat schweigt zu dem Vorfall.
Zwischenfälle dieser Art aus dem Spionagewesen sind gut für die Unterhaltung und dafür, die Aufmerksamkeit von den wirklichen Geschehnissen abzuwenden. Tatsächlich nämlich steigern sich die Spionagetätigkeiten der USA in demselben Maße, wie die Nato an Russlands Grenzen aufrüstet. So kam es in jüngster Zeit allein an Russlands Ostseeküste zu verschiedenen Zwi­schenfällen.

Am 10. Mai stiegen russische Jets auf, weil sich ein US-Aufklärungsflugzeug bedrohlich der Basis Königsberg genähert hatte. Derselbe Vorgang wiederholte sich an anderen Küstenabschnitten am 15. Mai, am 16., am 18. und am 23. Mai.

Es war jedes Mal derselbe Ablauf: Annäherung einer US-Maschine vom Typ RC 135, russische  Jets drängen sie ab, woraufhin die USA Vorwürfe wegen gefährlichen Verhaltens seitens der Russen im Luftraum erheben. So erklärte Pentagon-Sprecher Mark Wright nach einem Zwischenfall am 7. April: „Das unprofessionelle Abfangen in der Luft kann für die Besatzung beider Maschinen gefährlich sein.“

Doch das geschieht beileibe nicht nur über der Ostsee. Vom Nördlichen Eismeer bis hinunter zum Schwarzen Meer und weit in den Fernen Osten zum Pazifik – überall dasselbe Bild. Kamtschatka wird ebenso ausspioniert wie die Kurilen. Hier gibt es Waffenfabriken, dort liegt ein Zielgebiet für Probeflüge von Interkontinentalraketen. Nicht anders in der Arktis, wo Russland neue Basen mit Raketenabwehrsystemen errichtet. Wo es die Lage eines Zielgebietes erfordert, werden die US-Spione sogar von Tankflugzeugen begleitet.

Das Spionagegewerbe ist eigentlich so ausgerichtet, dass es seinerseits möglichst nicht beobachtet wird. Nicht so die US-Spionageflüge, die ganz offen geschehen und bei denen keine Bemühung um Geheimhaltung erkennbar ist. Das hat seinen Grund in einem zweiten Zweck der Aktivitäten: Neben dem Sammeln von Informationen liegt dieser darin, ständigen militärischen wie auch politischen Druck auszuüben, wobei Zwischenfälle billigend in Kauf genommen werden. Denn Russland zu einer unbedachten Reaktion zu verleiten, gehört ganz wesentlich zur Taktik des Bündnisses, egal wo.

Drittens müssen sie auch im Zusammenhang mit einer der jüngsten Äußerungen des Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg gesehen werden. Dieser nämlich hatte im Vorfeld der Nato-Tagung in Warschau erklärt, das Bündnis werde in Zukunft Cyber-Angriffe ebenso behandeln wie solche mit klassischen Waffensystemen. Das heißt, die Nato kann im Falle einer Hacker-Attacke den Bündnisfall ausrufen. Zu solchen digitalen Attacken seitens Russlands kann es aber im Zuge der Abwehr von Spionageangriffen sehr leicht kommen. Das heißt, die Nato erhöht die Drohkulisse ganz wesentlich und sucht sich gleichzeitig mehr Freiraum im Duell der Computer zu verschaffen.

Eine andere Arena des Kräftemessens ist diejenige der Diplomatie. Vor Kurzem wurde in Mo­s­kau der Militärattaché der US-Botschaft ins russische Verteidigungsministerium einberufen. Dort wurde er auf unprofessionelles Vorgehen eines US-Aufklärungsflugzeugs RC-135 am 22. Mai am Himmel über dem Japanischen Meer hingewiesen. Der Vorfall unterschied sich insofern von den zahlreichen anderen dieser Art, als er eine Kollisionsgefahr mit Flugzeugen ziviler Fluglinien geschaffen hatte. Die russische Luftabwehr habe über dem Japanischen Meer die US-Maschine lokalisiert, die mit abgeschaltetem Transponder unweit der russischen Grenze spioniert habe, so das russische Verteidigungsministerium. Dabei sei der US-Jet in einem Höhenbereich geflogen, nämlich rund 11000 Meter, der vom regulären zivilen Luftverkehr genutzt wird. Fluglotsen der Flugsicherung seien darüber nicht informiert gewesen. Um Unheil abzuwenden, mussten die Flugrouten einer KLM-Maschine und einer der Swissair kurzfristig verändert werden. Beide Maschinen befanden sich jeweils auf dem Linienflug zurück zu ihren Heimatflughäfen.

Die auf einer vierstrahligen Boeing-Transportmaschine basierenden RC-135 bilden ein zentrales Element der strategischen US-Luftaufklärung. Sie verfügen über  Möglichkeiten zur strategischen radioelektronischen Aufklärung, Funkaufklärung sowie zur Verfolgung von Aktivitäten auf dem Boden, im Meer und in der Luft. Die entsprechenden Daten können direkt an den US-Präsidenten, den Verteidigungsminister Ashton Carter und hochrangige Militärs übermittelt werden. 32 solcher Maschinen. überwachen regelmäßig den russischen Luftraum.  Florian Stumfall

 Vor die Entscheidung gestellt, ob er seine Sympathien eher Amerika oder eher Russland schenken solle, entschied er sich nach langem Überlegen schließlich für das Land, welches verlässlich die besseren Pianisten produziert.  MK am 27. 6. 2016

Messer aus Solingen

Die Lage ist schrecklich verfahren. Die türkische Führung tobt nun schon seit Wochen wegen der Armenier-Resolution des Bundestages, Präsident Erdogan will sich gar nicht mehr beruhigen. Türken mit deutscher Staatsbürgerschaft sind dermaßen beleidigt, dass sie eine eigene Partei gründen wollen.

Letzteres ist ein besonders tiefer Schlag, denn dieser Schritt könnte Rot und Grün um die Früchte ihrer jahrzehntelangen Bemühungen bringen, die im Jahr 2000 in der Konfetti-leichten Gewährung doppelter Staatsbürgerschaften gipfelten. Das geschah in der Erwartung, dass die ansonsten eher stockkonservativ gepolten Deutschtürken aus Dankbarkeit Rot oder Grün wählen, was sie in ihrer großen Mehrheit bislang auch brav taten. Wenn diese Leute jetzt einen eigenen Laden aufmachen – wozu dann all der Aufwand?

Abgesehen davon beantwortet die Parteigründung eine Frage, die zu stellen das Multikulti-Lager am liebsten verbieten würde. Nämlich: Wie „deutsch“ sind diese Neu- und Doppelpassbürger eigentlich wirklich? Von links wurde uns vorgeschwärmt, dass sie, zumindest in der zweiten Generation und sobald sie den deutschen Pass in der Tasche hätten, zu loyalen Bürgern unseres Landes reiften und keineswegs mehr „Fremde“ seien.
Warten wir’s ab, lautete der kleinliche Einwand von rechts: Das werde sich erst erweisen, wenn deren frühere Heimat mit Deutschland in Konflikt gerate und sich die Neubürger entscheiden müssten, auf welcher Seite sie stehen.

Hinsichtlich der Parteigründer ist diese Frage geklärt.

Das hilft uns aber auch nicht viel weiter. Es kann doch nicht ewig so weitergehen, dass sich Türken und Deutsche gegenseitig an den Ohren ziehen wegen des Armenier-Genozids. Wir müssen irgendeinen Modus Vivendi finden, schließlich wollen wir doch miteinander auskommen.
Ein Autoren-Trio der „Frankfurter Allgemeinen“ hat eine Lösung gefunden, die so neudeutsch ist, wie sie nur sein kann: Deutsche Historiker sollten sich der „deutschen Mitverantwortung“ an dem Massenmord „stärker als bisher zuwenden“. Dieser Aspekt sei „ein genuin deutsches Problem, dessen Bearbeitung einiges zur internationalen Entspannung und zur mentalen Abrüstung in Deutschland und in der Türkei beitragen kann“, so die drei Weisen.
Die „deutsche Mitverantwortung“ für den Armenier-Mord gleicht jener der US-Amerikaner und Briten für Stalins Gulag in der Zeit ihres Bündnisses von 1941 bis 1947. Ob die Angelsachsen das wohl schon bearbeitet haben? Nichts bekannt. Uns ist überdies völlig entgangen, wo und wie Deutschland „mental aufgerüstet“ hat, was im Ge­genzug also „abzurüsten“ wäre.

Poltern tut allein die Türkei, bei uns gibt es bloß diese Resolution. Sollen die Abgeordneten die etwa wieder zurücknehmen?
Nein, nein, das wollen die Autoren gewiss nicht. Sie sagen das mit dem „Abrüsten“ nur, um die Türkei und Deutschland zunächst auf die gleiche Stufe zu bugsieren, damit sie sogleich die neudeutsche Wunderwaffe im Ringen um jedwede verlogene Völkerverständigung zücken können: das deutsche Schuldbekenntnis!
Das ist das Besondere an uns. In anderen Ländern fühlen sich die Leute selbst dann noch ihren eigenen Toten verpflichtet, wenn diese in Schandtaten verwickelt waren. Daher versuchen sie, deren Treiben zumindest zu erklären: Das war eine ganz andere Zeit, die Menschen waren enormem Druck ausgesetzt und konnten sich ihre Epoche ja nicht aussuchen, viel besser waren die anderen auch nicht und so weiter.

Da sind wir aus anderem Holz, Gnade wird unseren Vorfahren nicht gewährt, selbst wenn, wie im Fall der Armenier, gar keine Deutschen beteiligt waren. So musste erst ein in England lehrender australischer Historiker kommen, um uns vor ein paar Jahren die weltbewegende Neuigkeit zu verraten, dass Deutschland doch nicht der Hauptschuldige am Ersten Weltkrieg war. Von allein wären wir da nie drauf gekommen. Schon allein deshalb, weil wir nach einer derart irritierenden Entdeckung gar nicht gesucht hätten. So reagierte das akademische, politische und mediale Deutschland auf Christopher Clarks Griff in unsere Schuldkiste überwiegend zurückhaltend, teilweise sogar konsterniert. Oder man ignorierte den frechen Kerl einfach und verkroch sich in den gewohnten Gewissheiten unter der Überschrift: „Deutschland, das im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege angezettelt hat.“
Mit einem neueren Dreh schaffen wir es mittlerweile, deutsche Schuld selbst für Taten zu entlarven, bei denen die Deutschen weder als Täter noch als Verbündete der Täter aufgetreten sind. Ganz im Sinne der internationalen Konkurrenz haben die Schuldfinder die deutsche Waffenindustrie als neuesten teutonischen Massenmörder aufgetan.
Frage: Wenn jemand mit einem Gewehr ermordet wurde, wer steht dann vor Gericht: der Mörder oder der Büchsenmacher? Kann man den Büchsenmacher dafür bestrafen, dass sein Werk für ein Verbrechen verwendet wurde? Natürlich nicht, Gewehre dienen ja auch dem Schutz von Menschen. Dass nicht Waffen töten, sondern Menschen, sieht jeder ein – es sei denn, auf der Waffe prangt ein deutsches Firmenlogo.
Dabei bedarf es gar keiner modernen Waffen, um einen Völkermord zu begehen. Beim schlimmsten Genozid der jüngsten Zeit, dem in Ruanda 1994, schlachteten die Hutu ihre Opfer vom Stamm der Tutsi mit simplen Macheten ab. Einem Gerät, das gewöhnlicherweise für die Feldarbeit benutzt wird.
Dennoch nicht auszudenken, was deutsche Schuldfinder aufgeführt hätten, wenn herausgekommen wäre, dass die Bundesrepublik in den 80er Jahren als Entwicklungshilfe eine moderne Macheten-Schmiede in das ostafrikanische Land geliefert hätte. Wenn wir lange genug suchen, kommt irgendwann an jedem Kriegsschauplatz irgendein verrosteter Karabiner aus germanischer Produktion zum Vorschein. Oder ein Messer aus Solingen, oder die Täter fahren auf alten deutschen Lastwagen umher oder pflegen ihr hässliches Gesicht mit hessischen Rasierapparaten. Was auch immer.


Und wozu soll das Gewese dienen? Erst einmal, weil sich die Ankläger dadurch besser fühlen – den anderen Deutschen moralisch überlegen. Ganz aktuell muss man den Deutschen überdies erklären, warum ausgerechnet sie die meisten Syrer unter allen EU-Ländern aufnehmen sollen. Nämlich weil in Syrien Krieg ist, weil Kriege mit Waffen geführt werden und Deutschland Waffen exportiert: schuldig!
Zuguter Letzt geht es natürlich auch um Geld. Geld, das wir im Grunde gar nicht haben. Der Soziologe Gunnar Heinsohn rechnet vor, dass allein die minderjährigen Zuwanderer und Flüchtlinge binnen zehn Jahren 70 Milliarden Euro kosten werden. Das sei eine interessante Summe, denn gerade erst habe die Politik die dringend notwendige Breitbandverkabelung der Bundesrepublik auf Eis gelegt. Die sei zwar technisch unbedingt nötig für ein Land, das wettbewerbsfähig bleiben wolle, aber leider unbezahlbar teuer, so die Argumentation aus Berlin, Kostenpunkt: 70 Milliarden Euro.

Gleichzeitig greift Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in den Gesundheitsfonds, die eiserne Reserve des deutschen Gesundheitssystems, um 1,5 Mil­liarden Euro für die Versorgung von Zuwanderern und Flüchtlingen abzuzweigen. Bremen meldet, dass es kein Geld mehr habe für die Rettung seiner taumelnden Landesbank, weil die „Flüchtlinge“ so viel kosteten.
Angesichts solcher Nachrichten ist es dringend angeraten, eine deutsche Schuld am Krieg in Syrien und dem Irak, an der Korruption in Eritrea oder egal was in Nigeria und Gambia und wo nicht überall herbeizubasteln. Denn nur so werden wir die Deutschen dazu bewegen, ihre Infrastruktur verrotten oder ihre Gesundheitskasse plündern zu lassen, um das Geld anderen zu geben.  Hans Heckel

Relativierung und Verharmlosung Schicklgrubers

Aus der gestrigen TV-Runde der Anne Will berichtet ntv, Rolf-Dieter Krause, der EU-Korrespondent der ARD, habe dort nicht akzeptieren wollen, dass der Brexit tatsächlich Realität sei. "Ich werde das Gefühl nicht los, dass es anders kommen könnte und Großbritannien am Ende gar nicht aus der EU austritt", habe der Brüssel-Korrespondent gesagt und seine Hoffnungen in das nicht weisungsgebundene britische Parlament gesetzt, das sich im äußersten Fall kurzerhand über das Ergebnis des Referendums hinwegsetzen könne. Der ehemalige britische Botschafter Peter Torry habe sekundiert mit den Worten: "Die Verhältnisse im Parlament sind klar: 80 Prozent sind gegen den Brexit."

Im Bundestag sind es sogar hundert Prozent! Wozu aber führt man eine Mehrparteiendiktatur ein, wenn am Ende Volksbefragungen alles umwerfen? Weiter mit ntv:
"Dass der britische Premier David Cameron erst im Oktober zurücktreten will und es seinem Nachfolger überlassen möchte, den für den EU-Ausstieg entscheidenden Artikel 50 zu ziehen, bestärkt genau wie die Verzögerungstaktik der Brexit-Gallionsfigur Boris Johnson Krauses und Torrys Hoffnungen, dass der EU-Austritt Großbritanniens sich zu guter Letzt doch nur als schlechter Traum entpuppen könnte – aus dem man schlussendlich zwar schweißgebadet, aber auch unendlich erleichtert aufwacht."
Liebe Kinder, habt ihr aufgepasst? Demokratie ist ein Alptraum, aus dem man am Ende unendlich erleichtert aufwacht. Hat aber auch schon der Schicklgruber gesagt.  MK am 26. 6. 2016

Querelles allemandes




Ein so affektiertes Machwerk hat Schiller nicht verdient. Nichts davon ist historisch verbürgt. Es ist die pure Propaganda eines hedonistischen Post68ers in eigener Sache.

Abgesehen von dieser erbärmlichen Motivation: Es hat keinen Sinn, deutschen Idealismus und Erotik zu vermengen (und dann noch von der „hohen“ Warte unserer überheblichen Epoche aus). Und Erotik unter deutscher Regie geht sowieso immer daneben. Deutsche Erotik ist ein Widerspruch in sich. Man begnüge sich mit Goethes erotischen Gedichten, mit der wundervollen Verfilmung von Kleists "Die Marquise von O." durch Eric Rohmer, mit der Verfilmung der "Wahlverwandtschaften durch die Gebrüder Taviani und mit Karen Blixens Buch "Ehrengard", wenn man dem Empfinden des 18. Jahrhundert nachspüren will, wie es sich in dem einen oder anderen der 300+ deutschen Staaten abspielte, wo nach der Verwahrlosung des 30-jährigen Krieges französische Mätressen wieder ein wenig für gute Manieren sorgten.

Gestaltung ohne Konsens

„Wir beschließen etwas, stellen es dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da  beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt“.  Jean-Claude Juncker


„Nichts sollte in der Öffentlichkeit geschehen. Wir sollten in der Euro-Gruppe im Geheimen diskutieren. Die Dinge müssen geheim und im Dunkeln getan werden. Wenn es ernst wird, müssen wir lügen.“  Jean-Claude Juncker





20 Jahre Erfahrung



Zu Unrecht vergessen




Ludewig Spohr

Sonntag, 26. Juni 2016

Rigaer Straße

Auf seiner facebook-Seite hält Alexander Wendt einen Vorfall fest, den uns die Kameraden von der Lückenpresse so lückenlos vorenthielten, als verheimlichten sie noch bzw. schon wieder unter der Fuchtel des Presseamtes der SED: "Erinnert sich noch jemand an Heidenau? Damals demonstrierten ein paar Dorfbewohner im hintersten Sachsen gegen die Verlegung von Migranten in ihren Ort. Der politisch-mediale Komplex bebte tagelang, SpOn sendete rund um die Uhr, die 'Morgenpost' erklärte ganz Sachsen zum 'Schandfleck'. Gestern zettelten Linksextreme in Berlin gewalttätige Randale an, um zu verhindern, dass ein Haus in der Rigaer Straße für Migranten hergerichtet wird. Die Schlachtparole der edlen Linken: 'Wir sind scheisse wütend'. Reaktion von Medien außer den Berliner Lokalblättern: gleich null. Maas twittert nicht. Anja Reschke kommentiert nicht. Die Medienschaffenden sagen: Aber das in Berlin ist doch etwas ganz anderes. Ist es auch. Auf Sachsen in Heidenau schauen sie kulturell und sozial herab. In der Rigaer Straße sind es Kinder ihres eigenen Milieus."
Merke: Wo bereits der Linksfaschist siedelt, bedarf's des nordafrikanischen Migranten nicht, dort wird für Buntheit und Menschenrechte hinreichend gesorgt.  MK am 25. 6. 2016

Samstag, 25. Juni 2016

Andere Länder, andere Sitten

Andere Länder, andere Sitten! Aber in dem Land, wo einem Aufnahme (oder gar Staatsbürgerschaft) gewährt wurde, hat man die dort geltenden Gepflogenheiten zu respektieren und keine eigenen einzuführen (und schon gar nicht aufgrund abwegiger Interpretationen der dortigen Gesetze zu erstreiten)!!

Ich finde bestimmte Gebräuche sogar schön. Aber bitte nur im Herkunftsland, wo diese so "Sitte sind". Nicht bei uns. Andernfalls raus!!

Selbst gute Erziehung ist nicht mehr selbstverständlich

Vergangenes Wochenende hatten wir Freunde zu Besuch. Das Wetter ist schön. Wir sitzen mit einem Dutzend Gästen auf der Terrasse und trinken Kaffee. Wir hatten den Kindern eingeschärft: Solange wir hier essen, kommen keine Nachbarskinder auf unser Grundstück.
Glücklicherweise wimmelt es in der Nachbarschaft von gleichaltrigen Kindern. An schönen Tagen gleicht das Karree aus Reihen- und Doppelhäusern einem Ferienlager. Kaum ist der Kuchen angeschnitten, schnürt ein neunjähriger Junge herüber und fragt fröhlich „Kann ich ein Stück Kuchen?“ Grimmig erkläre ich: „Jetzt nicht. Wir haben Gäste.“

Tags zuvor wollte ich mit meiner Frau zu Ikea fahren, um ein Bücherregal für eines der Kinder zu kaufen. Später Samstagnachmittag. Die Kinder durften zu Hause bleiben, wenn sie brav sind, einen Film schauen. Der achtjährige Jüngste hatte sich schon ein paar Frechheiten erlaubt. Daraufhin erklärte ich: Du kommst mit. Großes Gejaule. Wir fuhren los. Weiter endloses Gejammer.
Wie oft kapitulieren wir Eltern da. Ich: „Du bist jetzt still oder du kannst einmal ums Auto laufen.“ Er: „Dann mache ich das eben!“ Also ich: „Los, aussteigen, einmal ums Auto.“ Bockig lief er ums Auto, stieg ein, jaulte weiter. Einige hundert Meter weiter paßte ich eine entsprechende Stelle ab und sagte: „Aussteigen, du läufst so lange hinter dem Auto her, bis du lieb bist.“
Meine Frau stieg aus, nahm ihn an die Hand und lief mit ihm im Schweinsgalopp die Straße lang, ich mit dem Auto voraus. Einige hundert Meter später stiegen beide wieder ein, hinter mir mucksmäuschenstill und nur noch leise schniefend mein kleiner süßer Sohn. Mir blutete das Herz.

Es ist so: Wenn wir nicht gegensteuern, wenn wir keine Grenzen setzen, können Kinder nicht wissen, wo es langgeht. Erziehung hat dabei mit Selbstüberwindung zu tun, es auch auszuhalten, wenn sich das soziale Umfeld oft wundert, daß man nicht lässiger mit den Kindern umgeht. Oft ermuntern sich Erwachsene leider gegenseitig lieber zu Nachsicht.
Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger ruft im Gespräch mit unserer Zeitung (und in der ZEIT) uns Eltern auf, Kinder wieder entschiedener zu erziehen, uns drohe eine Generation von „Tyrannenkindern“, die unfähig seien, sich zu konzentrieren, sich einzufügen. Statt dessen würden Kinder überbetreut, zu Prinzen und Prinzessinnen verhätschelt, es würden unersättliche Narzißten gezüchtet.
Doch Erziehung ist leichter gesagt als getan. Oft siegt die Bequemlichkeit, fällt es bei eigener Wurschtigkeit schwer, Kindern Ordnungssinn und korrektes Verhalten abzuverlangen. Und so erziehen sich, bei entsprechendem Grundwillen, Kinder und Eltern gegenseitig. Den Kleinen fällt nämlich genau auf, wenn wir uns selbst nicht vorbildlich verhalten oder gesetzte Maßstäbe nicht einhalten. Nur Mut also!   Dieter Stein


Im Deutschlandfunk stößt man auf den unvermeidlichen linken KlugscheißerIn, der/die/das unbedingt einen Pädagogen gegen den anderen ausspielen muss, um das trügerische Gefühl zu haben, kritisch zu sein. Aber ob es nun an Remo Largos "tiefer Bindung" fehlt oder an Leibovici-Mühlbergers "Grenzen", wichtig und rar, wünschenswert und notwendig sind beide geworden und wo das eine fehlt, fehlt meist auch das andere, während Grenzen umso entschiedener gesetzt werden, wo Bindungen tief sind.

Je suis Anglais

Je suis Anglais! Das kollektive Aufheulen unserer ohnehin bestürzend wortarmen Wortführer nach der britischen politischen Selbstbefreiung klang in meinen Ohren wie Engelsgesang und Äolsharfenistik. Herrlich, all diese wahlvolksverachtenden Unbotmäßigkeitsrügen, diese klugscheißerischen Weltplanprognosen und blasierten Instant-Jeremiaden. Im Chaos werde Britannien versinken, verarmen, verelenden, verblöden! Noch hinter Nordrhein-Westfalen und Bremen zurückfallen! Inflationen, Unruhen, Kriege, Frösche, Heuschrecken und Tötung der Erstgeburten seien dem perfiden Albion als verdiente Heimsuchungen unfehlbar beschieden! Was erlauben sich diese Briten gegenüber Schulz, Juncker und Merkel! Gegen Soros und Obama. Und Kleber! Eröffnen wir den unbeschränkten Medienkrieg! Drei Tage Nebel, und Jakob Augstein steht in London!

„Es wäre ein Zeichen europäischer Solidarität gewesen, wenn man die Brexit-Stimmen in Österreich ausgezählt hätte“, juxt *** beschwingt. Von den drei großen Voten dieses Jahres – Bundespräsidentenwahl in Österreich, Brexit, US-Präsidentenwahl – sollte nach allgemeiner Übereinkunft derer, mit denen Übereinkunft noch sinnvoll und möglich ist, wenigstens eine zugunsten von Freiheit, Ungleichheit und Liberalität ausfallen; das wäre nun erreicht und errungen.

Hoch die Gläser, fröhliche Rechtspopulisten! Andere Länder werden sich den Briten anschließen, früher und später, denn reformierbar ist diese EU nicht. Bringen wir, jeder für sich, unsere prachtvollen, aber ziemlich verkommenen europäischen Wohnungen wieder auf Vordermann! Erobern wir uns die erhabene Schönheit der Grenze und der Selbstbestimmung zurück! Dieses Brüsseler Politbüro soll im Orkus versinken, mitsamt seiner multikulturalistischen Propagandakompanie, diesen Wollüstlingen des kulturellen Selbsthasses und der ethnischen Selbstauflösung. Soll der trockene Alkoholiker (Schulz) wieder und der andere (Juncker) weiter saufen, aber bitte ohne persönliche Butler, Frisöre und groteske Kompetenzen, in einem Eckkneipenambiente, das solchen Figuren angemessen ist.

Die kinderlose, von lauter Kinderlosen umgebene, zukunftsbefreite Kanzlerin, deren Gene aussterben werden, der aus diesem Grunde alle Menschen gleichzweitviel wert sind und die da meint, sie schulde den Deutschen, die sie gewählt haben und sie finanzieren, kein Iota mehr Loyalität als etwa Syrern oder Afghanen, Frau Merkel also sprach heute das entlarvende Wort aus, die britische „Bevölkerung“ habe für den Brexit gestimmt; sie kennt nämlich keine Wähler mehr, sondern nur noch Bevölkerungen.
Allerdings ist der Satz eben auch staatsrechtlich falsch, denn es waren die britischen Bürger, die zur Abstimmung schritten, die Bürger, diese Atome der Völker, diese störrischen Unterschiedmacher, die unsere Internationalsozialisten und Gesellschaftsnivellierer so sehr hassen wie es bereits die Originalsozialisten taten. Unions-Fraktionschef Kauder machte gar die britische Regierung für den Ausgang des Votums verantwortlich und sprach seinerseits den entlarvenden Satz: „In Deutschland wäre eine solche Entscheidung nicht möglich.“ Nun, das werden wir noch sehen.   MK am 25. Juni 2016

Man schreibt sich die Finger wund, um auf das Offensichtliche zu weisen

Es hagelt mal wieder „Einzelfälle“: Ein vorbestrafter Dschihadist metzelt bei Paris unter „Allahu Akbar“-Rufen einen Polizeibeamten und dessen Frau nieder, ein Sohn Taliban-naher afghanischer Einwanderer veranstaltet in Florida unter Berufung auf den „Islamischen Staat“ ein Massaker unter Besuchern eines Homosexuellen-Clubs, die belgische Polizei nimmt in einer Serie von Razzien reihenweise mutmaßliche Islam-Terroristen fest.
Für die professionellen Schönredner und ihr Mantra, das alles habe „nichts mit dem Islam zu tun“, wird die Luft allmählich dünn und die Ausreden knapp und lächerlich.

Nach dem Orlando-Massaker diskutierten linksliberale Schöngeister tagelang, ob der Attentäter denn nun „Islamist“ oder „homophob“ gewesen sei. Ein Blick auf die Alltagsrealität in moslemischen Ländern, wo Homosexualität von der Auspeitschung über hohe Gefängnisstrafen bis zur Hinrichtung schwer bestraft wird, lehrt:

Haß auf Homosexuelle gehört zum moslemischen Mainstream. Wer Homosexuelle am Baukran aufhängt wie die Islamische Republik Iran oder von Hochhäusern herunterstürzt wie die Mörderbande des „Islamischen Staats“ (IS), der hat den Propheten nicht mißverstanden, sondern nur besonders eng beim Wort genommen.
Der aus Ägypten stammende Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad hat das Kernproblem zuletzt klar benannt: „Der Islamische Staat ist das legitime Kind von Mohammed.“ Es gebe nichts, was der IS tue, was Mohammed und seine Gefährten seinerzeit nicht auch getan hätten. Die Aufteilung der Welt in Gläubige und Ungläubige, die Verherrlichung von Grausamkeit gegen letztere und der Aufruf, den Islam mit Krieg und Gewalt auszubreiten, das alles steckt im Vorbild des Propheten.

Der zur Ablenkung gern bemühte Hinweis auf entsprechende „Stellen“ in der Bibel ist zweifach irreführend. Faktisch, weil es in unseren Breiten nun mal keinen religiös fundierten und von breiten Strömungen getragenen christlichen Terrorismus gibt; und übrigens auch keinen buddhistischen, hinduistischen oder konfuzianischen. Und geistesgeschichtlich, weil die islamische Überlieferung weder eine neutestamentliche Läuterung noch eine Rationalisierung durch Reformation, Aufklärung oder Säkularisierung kennt.

Ohne einen solchen Filter bleibt die Differenzierung zwischen „Islam“ und „Islamismus“ ein müßiges, von außen bemühtes Konstrukt ohne Erkenntniswert, das von den meisten Moslems abgelehnt wird. „Islam und Islamismus sind so lange nicht voneinander zu trennen, wie Koran und Sunna als absolut und für alle Zeiten wahr ausgegeben werden“, bringt es der Islamwissenschaftler Tilman Nagel auf den Punkt.

Zwar gibt es – ein weiterer beliebter, auf Relativierung zielender Einwand – in der Tat „den Islam“ als Institution nicht, sondern eine Vielzahl von Strömungen: mystische und fundamentalistische, pragmatische und militante. Entscheidend ist, daß auch die radikalsten Richtungen von einer nichthinterfragten und nichthinterfragbaren Überlieferung gedeckt sind. Wer die Uhr ins siebte Jahrhundert zurückdrehen und den Propheten beim Wort nehmen will, der landet eben beim Salafismus und beim „Islamischen Staat“.
Für die politische Lageanalyse ist es unerheblich, daß es auch harmlos-kontemplative Lesarten des Islam gibt. Es ist auch nicht relevant, wie gerne hervorgehoben wird, daß eine große Mehrheit der Moslems das an sich Selbstverständliche tut und sich friedlich verhält, solange unklar ist, aus welchen Motiven.
Wenn in Paris und Brüssel junge moslemische Einwanderer auf die Nachricht von geglückten blutigen Anschlägen hin vor Freude auf den Straßen tanzen, wenn Internet und soziale Netzwerke nach jedem Terrorakt auch hierzulande – vom kleinen Großinquisitor im Bundesjustizministerium geflissentlich ignoriert – vor Haßkommentaren überlaufen, wird nur zu deutlich, wie dünn der Firnis sein kann, der die „friedliche Mehrheit“ friedlich sein läßt.
„Auch wenn es die meisten Moslems nicht wahrhaben wollen, der Terror kommt aus dem Herzen des Islam, er kommt direkt aus dem Koran“, bemerkt der türkische Schriftsteller Zafer Şenocak (siehe hier) als einer der wenigen Hellsichtigen.

Abdel-Samad sprach einmal vom fundamentalistischen „Chip im Kopf“ eines jeden Moslems, der unter bestimmten Umständen aktiviert werden könne.
47 Prozent der Türken in Deutschland stellen nach einer aktuellen Studie der Universität Münster die Gebote der Religion über die Gesetze des Staates. 9 Prozent der türkischen Einwanderer-Nachkommen treten für die „Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten Mohammeds“ ein – das Kernanliegen der Salafisten. Und 15 Prozent rechtfertigen Gewalt durch Moslems wegen der angeblichen „Bedrohung des Islam durch die westliche Welt“.
Daß Parallelgesellschaften moslemischer Einwanderer auch in Deutschland zu Brutstätten des Islam-Terrorismus werden können, ist seit den periodisch steigenden Zahlen von aus diesen Kreisen zum IS aufgebrochene und zurückgekehrte Dschihadisten ein offenes Geheimnis. Daß millionenfache Asyl-Immigration aus diesem Kulturkreis das Problem sowohl durch das unerkannte Einströmen fertiger Islam-Terroristen als auch durch die Entstehung neuer Parallelgesellschaften vervielfachen wird, liegt auf der Hand.

Wer sagt, der Islam gehöre zu Deutschland, muß auch sagen, daß Terror und Gewalt zum Islam gehören. So wie der Islam ein Terror-Problem hat, hat der Westen ein Islam-Problem, wenn er seine Tore für moslemische Einwanderung in großer Zahl öffnet.

Daß Politiker und Einwanderungslobbyisten darüber nicht gern sprechen, ist nachvollziehbar: Es stellt ihr Handeln und ihre Ideologie in Frage. Halten sie daran fest, nehmen sie allerdings implizit künftige Terror-Tote als Preis ihrer „Willkommenskultur“ in Kauf.   Michael Paulwitz




Freitag, 24. Juni 2016

Der Fall Ritter

Das ist auch eine deutsch-italienische Geschichte.

Staatskrise

Na so was: Viele „Syrer“, die in den vergangenen Monaten nach Europa und Deutschland gekommen sind, sind gar keine. Aus den meist im Giftschrank verwahrten Berichten der europäischen Grenzschutzagentur „Frontex“ sickert durch, daß die syrische Staatsbürgerschaft „massenhaft vorgetäuscht“ wird: Jeder siebte Syrer war bei einer 2015 in Griechenland durchgeführten Stichprobe falsch; fast 40 Prozent aller nach Griechenland eingereisten Marokkaner hatten sich fälschlich als „Syrer“ ausgegeben.
Der wahre Anteil dürfte noch erheblich höher liegen. Die wenigsten „Syrer“ werden ja überhaupt gründlich kontrolliert, merkt auch „Frontex“ an. Drei Viertel der illegalen Einwanderer legen bei der Einreise sowieso keinerlei Ausweispapiere vor. Jeder fünfte „Syrer“ hat laut BAMF in Deutschland keine Dokumente vorgelegt.
Trotzdem liegt die Anerkennungsquote als „Flüchtlinge“ für Syrer bei hundert Prozent. Kein Wunder, daß sich da so mancher als „Syrer“ ausgibt, der weder wie ein Syrer aussieht noch einen Brocken der Sprache spricht. Dolmetscher und Betreuer in Asylunterkünften geben derlei groteske Ungereimtheiten schon seit Jahr und Tag zu Protokoll.


So ganz falsch wird Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) also nicht gelegen haben, als er im vergangenen Oktober den Anteil der „falschen Syrer“ auf 30 Prozent schätzte und dafür prompt Prügel von Grünlinks und den Medien bezog, weil die Zahl nicht zu belegen war. Wie auch, wenn nirgends systematisch kontrolliert, überprüft und dokumentiert wird.
Und wahrscheinlich lag er auch richtig, als er den Mißbrauch von ärztlichen Gefälligkeitsattesten zur Verhinderung von Abschiebungen anprangerte: 70 Prozent junge Männer, die Krankheit und psychische Probleme geltend machen, das widerspreche „jeder Lebenserfahrung“. Und wieder das Geschrei: „Nicht zu belegen!“

Der Minister rechtfertigte sich mit Erfahrungsberichten von „Praktikern“. Die mitunter offensichtlich den besseren Überblick haben als die zuständigen Behörden, die sich um die Erhebung solcher Zahlen augenscheinlich gar nicht kümmern. Sein Rückzieher auf die Vorhaltungen von Grünen und Linken in der Aktuellen Stunde des Bundestags hin, er hätte diese „nicht belegte Zahl“ nicht verwenden dürfen, war überflüssig.
Der Vorgang ist bezeichnend: Wenn unangenehme Tatsachen nicht ins ideologische Raster passen, ist jeder Zweifel recht. Einfach nicht so genau hinschauen, dann ist das Problem auch gar nicht da. Und der Minister hält sich schon für einen mutigen Macher, wenn er ab und zu mal erwähnt, was da so alles schiefläuft. Als wäre es nicht seine ureigene Aufgabe, dafür zu sorgen, daß Recht und Ordnung auch zur Anwendung kommen.
Ein Minister, der Mißbrauch und Rechtsbruch nur bejammert und nicht abstellt, eine Opposition, die ihn nicht dafür kritisiert, sondern weil er die Mißstände nicht völlig vertuscht – auch ein Indiz dafür, daß die Asylkrise längst zur umfassenden Staatskrise geworden ist.   Michael Paulwitz

Deutsche Sprache

ERLANGEN. Nach der Entscheidung der Briten, aus der EU auszutreten, hat die Zeitschrift Deutsche Sprachwelt gefordert, den Status der deutschen Sprache in der EU zu stärken. Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU gebe es erst recht keinen Grund mehr für die EU-Kommission, die englische Sprache einseitig zu bevorzugen und die deutsche Sprache zu benachteiligen, hieß es in einer Mitteilung.
Deutsch ist in Deutschland, Österreich, Belgien und Luxemburg sowie in Südtirol Amtssprache. Englisch dagegen nur noch in Irland und Malta. Deutsch werde von rund 90 Millionen EU-Bürgern als Muttersprache gesprochen, Englisch – nach dem Brexit – nur noch von rund fünf Millionen.

Die Deutsche Sprachwelt forderte, „daß sämtliche Veröffentlichungen der EU vollständig auf deutsch vorliegen müssen“. Unterlagen zur Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU seien meist ausschließlich in englischer Sprache verfaßt. „Bundestagsabgeordnete müssen außerdem häufig über schwierige EU-Vorlagen abstimmen, die zu weiten Teilen nicht in deutscher Sprache, sondern auf englisch abgefaßt sind“, kritisierte die Zeitschrift.
Der Deutsche Bundestag habe die Bundesregierung mehrmals dazu angehalten, die EU-Kommission auf ihre Übersetzungspflicht hinzuweisen. „Die Bundesregierung ist nun dazu aufgefordert, eine stärkere Rolle für die deutsche Sprache in der EU durchzusetzen.“
Die Deutsche Sprachwelt ist nach eigenen Angaben mit rund 80.000 Lesern die größte deutsche Zeitschrift für Sprachpflege und Sprachpolitik. Sie bezeichnet sich als Sprachrohr und Plattform für eine „ständig wachsenden Bürgerbewegung, die sich um die deutsche Sprache sorgt“.  JF


Donnerstag, 23. Juni 2016

Trugschluss in Vorra

VORRA. Der Brandanschlag auf eine geplante Asylunterkunft im bayerischen Vorra vor eineinhalb Jahren hatte keinen rechtsextremen Hintergrund, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Lange Zeit waren Ermittler und Politiker von einer politisch motivierten Tat ausgegangen. Wie die Ermittlungen nun ergaben, sollen „wirtschaftliche Erwägungen“ eine Rolle gespielt haben.
„Die eineinhalb Jahre andauernden Ermittlungen der Soko ‚Vorra‘ ergaben, daß die Brandlegung nicht aus rechtsextremistischer/fremdenfeindlicher Motivation heraus erfolgte, sondern aus wirtschaftlichen Erwägungen“, teilte die Polizei mit. Weitere Details wollen Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag bekanntgeben.

Im Dezember 2014 waren an drei leerstehenden Gebäuden Feuer gelegt worden. Die Täter hatten ein Hakenkreuz und die Parole „Kein Asylat (sic!) in Vorra“ an die Außenwand eines Gebäudes gesprüht. Experten hatten den Schaden an den Gebäuden auf rund 700.000 Euro geschätzt.

Das rund 1.700 Einwohner große Dorf gelangte über Nacht in die Schlagzielen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte die Tat scharf verurteilt: „Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft.“ Die Menschen in Bayern ließen sich durch „die Provokation, den Haß und die Menschenverachtung, die aus dieser Tat sprechen, nicht beirren“.  JF

Aktuell

ERKLÄRUNG DES CHEFREDAKTEURS
In der Wochenzeitung Junge Freiheit, Ausgabe 36/12 vom 31. August 2012, erschien eine Kurzbesprechung (Anriß) des Buchs „Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten“ des heutigen AfD-Politikers Wolfgang Gedeon, die wir nachstehend dokumentieren. Wir müssen mit Bedauern einräumen, daß das Buch – wie jetzt bekannt wurde – Passagen enthält, die offensichtlich übersehen wurden und eine positive Besprechung verboten hätten. Das Buch enthält den Bezug auf die als antisemitische Fälschung bekannten „Protokolle der Weisen von Zion“ und die Äußerung: „Die Versklavung des Restes der Menschheit im messianischen Reich der Juden ist also das eschatologische Ziel der talmudischen Religion. (…) Weltbedeutung hat das Judentum heute nicht direkt durch seine Religion, sondern im Wesentlichen indirekt, nämlich durch Judaisierung der christlichen Religion und Zionisierung der westlichen Politik.“
Wir haben deshalb die Rezension aus dem Archiv genommen.
Dieter Stein, Chefredakteur




Dokumentation der Kurzbesprechung (JF-Ausgabe vom 31. August 2012):
Die Grünen. „Grüne Politik neigt zum Totalitarismus.“ Mit Sentenzen wie dieser leitet Wolfgang Gedeon seine angriffslustige Streitschrift gegen die „Diktatur der Minderheiten“ ein, welche maßgeblich von den Grünen unter dem falschen Signum der Ökologie im Namen von Feminismus, Homolobby oder Multikulti betrieben wird. Daß ihre oft als tolerant gepriesene Politik im Namen von Demokratie und Menschenrechten tatsächlich ebenso von Doppelmoral durchdrungen wie inquisitorisch betrieben werde, führt Gedeon anhand vieler Beispiele vor. Die Analyse von Formen eines autonomistischen Humanismus als „Basisideologie des westlichen Zeitgeistes“ verliert trotz seiner offenkundigen Lust zum Polarisieren nichts von ihrer Prägnanz.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Vor ein paar Jahren







Fluthilfe in Niederbayern




Sie warten immer noch auf die Hilfe der Landesregierung.

Hier spenden! Denn die erwarteten Soforthilfen drohen in umständlicher Bürokratie festzustecken.

Vor 75 Jahren


Horst Lange

Der schlesische Schriftsteller Horst Lange schrieb 1943 im Lazarett die Erzählung "Die Leuchtkugeln"; sie spielt an der Ostfront, in den Wochen des Vormarschs auf Moskau und dem verheerenden Wintereinbruch. Carl Zuckmayer bezeichnete sie als die beste deutsche Prosadichtung aus dem letzten Krieg.

Katalanisches Lied




El noy de la mare, das heißt "Das Kind der Mutter".

Neotenie-Welle ebbt ab


Die 80-er und 90-er Jahre hatten eine Woge der neotenischen Verfeinerung und Spiritualisierung mit sich gebracht, durch die sich die nach 1945 zu beobachtende Infantilisierung (Verkindung, aber auch Verkindlichung: siehe hier und hier) vergeistigte, aber damit ist jetzt erst mal Schluss, denn...



Fast alle von uns haben Hannah Lühmanns Home-Story aus dem Rittergut (inzwischen eine Art journalistisches Sub-Genre) aus der Welt am Sonntag gelesen. Ich jedenfalls habe daraufhin Lühmanns jüngsten Beitrag  mit dem spaßigen Titel „Warum haben linke Männer keine Eier?“ kommen sehen.

Sie beklagt darin, daß es „die reaktionären Kräfte geschafft“ haben, „als cool zu gelten“, während es auf der Linken nur mehr „schwächelnde Gender-Männer“ gäbe, denen sie ein denkbar schlechtes Zeugnis ausstellt.

Attraktiver als der gängige linke Müsli-Gender-Mann erscheint ihr etwa das schwule enfant terrible der siebziger Jahre, Rainer Werner Fassbinder:
Die Fassbinder-Männlichkeit war eine patzige, lauernde, federnde, jederzeit bereit zur Brutalität. Und Fassbinder war, da kann man nichts anderes sagen, ein Linker, ein Aufklärer, ein Bürgerschreck.
Als aktuelles Pendant fällt ihr bezeichnenderweise nichts Besseres als Fassbinders Generationsgenosse Udo Lindenberg ein, der schon seit über dreißig Jahren im Zustand der juvenilen Vertrottelung steckengeblieben ist, und inzwischen zusammen mit Konstantin Wecker und leider auch Heino reif fürs Museum der lebenden BRD-Fossilien ist. Die „Sehnsucht der Menschen nach Bildern“ und einer attraktiven Ikonographie der „Subversion“ kann die Linke nach Lühmann jedenfalls nicht mehr stillen:
Die Reaktion entwickelt gerade neue Ikonografien. Und die Reaktion frisst unsere Männer. (…) Der gemütliche Eierlikörmann (Lindenberg) und der transsibirische Tigermann (der für Russia Today arbeitende Schauspieler Claude-Olivier Rudolph) teilen eins: die trashige Selbstinszenierung als popkulturelle Pathosformel, vergangenheitsselig und absolut zukunftsträchtig. Nehmt das, ihr Gender-Feministinnen, der Mann, er eiert noch, der Mann er reitet wieder, der Mann, er kämpft.Und was hat die Gegenseite? Auf der Gegenseite haben wir nichts, jedenfalls keine Wut, die eine breite Masse sexy finden könnte.
Lustig ist, daß ihr gleich als nächstes ausgerechnet der transsexuelle Sänger Anohni (ehemals Antony) in den Sinn kommt, den man wohl nur im weitesten Sinne als „politisch“ bezeichnen kann, und dessen wehrkraftzersetzende Wirkung auf das Hörergemüt sie recht treffend charakterisiert:
Anohni, die als Antony geboren wurde, ist zwar eine wunderbare Sängerin und sehr wütend auf die Gesellschaft, aber ihre Songs sind derart depressiv, dass man sich eine dazugehörige Massenmobilisierung wohl eher als träge Massenintrospektion, schlimmstenfalls als Massensuizid vorstellen muss.




Obwohl sie es nicht wörtlich so nennt, beklagt Lühmann im Grunde nichts anderes als eine Verweiblichung der linken Männer, die ihre Körper verkommen lassen und zu zickenden bis weinerlichen „Nörglern“ geworden sind:
Die Männer müssen ihre Körper zurückerobern. Die Linke kann den Protest nicht mehr, sie kann nur noch nörgeln. Und das liegt auch daran, dass wir die Männer verloren haben. Wo ist der wilde linke Mann? Der Pöbelmann? Der Sehnsuchtsmann?(…) Der Linke also, insofern er kein Antifa-Linker und zu beschäftigt damit ist, Morddrohungen gegen AfD-Lokalpolitiker zu schreiben, ist beleidigt, weil ihm die prolligen Strahlo-Männer die Schau stehlen. Er ist so beleidigt, dass er es sich noch nicht einmal eingestehen kann, dass er beleidigt ist, er sagt stattdessen: „Das ist ein archaisches Geschlechterbild, da wollen wir auf gar keinen Fall hin zurück.“
Und so fragt Lühmann sich selbst und ihre Leser:
 Was haben wir dem entgegenzusetzen? Wir, die Linken, die Liberalen, die Humanisten?
Einen Versuch unternimmt sie noch, indem sie tief in die historische Klamottenkiste greift und den bekannten liberalen Humanisten Andreas Baader ausgräbt:
Wo ist eigentlich Andreas Baader? Nicht der richtige, der lebendige, der Mörder, der nicht, sondern Andreas Baader, wie er von dem schwulen Modefotografen Herbert Tobias fotografiert wurde? Mit diesem Blick, der einen schwummerig macht, weil er so selbstbewusst ist, so erschöpft, so wach, so androgyn und so gewalttätig. Androgynie war doch mal etwas Subversives und nichts Korrektives.
Das ist wahrscheinlich die offensichtlichste Bankrotterklärung dieses als „Manifest“ untertitelten Artikels, und zudem nicht ganz aufrichtig, denn der Appeal von Baader wäre zweifelsohne bedeutend geringer, wenn er kein cooler Killer und Terrorist geworden wäre (Fassbinder übrigens: „Ich werfe keine Bomben, ich mache Filme“), nicht zuletzt wohl auch für Lühmann selbst, wenn sie explizit die Abwesenheit von „Sex, Pathos und Gewalt“ auf der Linken beklagt. Immerhin war sie nicht so abgeschmackt, die ausgelutschte rote Guerilla-Ikone Che Guevara zu erwähnen. Die wahren Gründe für die Popularität des letzteren hat Eugène Ionesco auf den Punkt gebracht:
Ich sah eine Fotografie von Guevara mit dem Gewehr in der Hand und begriff, daß man in Guevara zuerst den Mann mit dem Gewehr sah, und daß man ihn deswegen liebte.
Ich erspare mir hier eine Diskussion über Linke und Gewalt. Andreas Baader und Che Guevara waren Massenmörder und bösartige Narzissten, aber das tut ihrer Anziehungskraft keinen Abbruch, im Gegenteil. Gewalt im Dienst der „guten Sache“, also „humanistisch“ motivierte Gewalt, ist für die Linke entweder gerechtfertigt, ein Kollateralschaden oder eine Nebensache, bei der man beide Augen zudrücken darf, und nicht selten ist sie mit einem uneingestandenen Frisson verbunden, den man sich in diesem Fall, trotz all seiner „humanistischen“ Ideale insgeheim leisten darf. Und natürlich waren Männer wie Baader oder Guevara archetypische „bad boys“, wie sie seit eh und je für viele Frauen attraktiv waren. Das ist ein Muster, das im Grunde weder mit Politik noch mit Moral zu tun hat; auch ein Ted Bundy bekam tonnenweise Fanpost, Liebesbriefe und Heiratsanträge ins Gefängnis zugeschickt.
Lühmanns Sehnsucht nach diesen rebellischen, neo-machistischen Männern scheint mir jedenfalls nur sekundär mit Politik zu tun haben. Hier drückt sich wohl eher der Wunsch aus, Männer mit guten Gewissen verehren zu dürfen, die quasi „rechts“ im Habitus, aber „links“ im Kopf sind. Es ist auch bezeichnend, daß sie vor allem Schauspieler, Selbstdarsteller und Showmenschen im Sinn hat, leicht „androgyn“ und reizvoll angeschwult, wie bei Rockstars üblich, das ist sozusagen das „linke“ i-Tüpfelchen auf dem sich „rechts“ verhaltenden Mann.
 
Dazu zwei Dinge:

Appelle wie dieser sind verlorene Liebesmüh. Links wird nicht mehr sexy werden, der Zug ist abgefahren, nicht zuletzt dank der feministischen Politik, die sich redlich Mühe gibt, die Geschlechterpolarität immer mehr einzuplätten.

Der Wertekanon und die Agenda der heutigen Linken sind derart männer- und männlichkeitsfeindlich geworden, daß sich Männer (und Frauen), die sich dem „Queer- und Xenofeminismus“ (Lühmann) entziehen wollen, zwangsläufig nach „rechts“ bewegen müssen, und sei es nur ein paar Schritte. Nichts anderes sagt Lühmann, wenn sie sich einen „politisch inkorrekten Humanitätsmaskulismus“ wünscht, und als Kandidaten ausgerechnet Thomas Glavinic vorschlägt, dessen – wie von der Autorin ausdrücklich hervorgehoben – schneidigste Tat der letzten Zeit darin bestand, sich zur Empörung der linken Meinungsmacher für eine Entdämonisierung der Hofer-Wähler aus dem Fenster zu lehnen.

Ein paar solcher Männer, die sexy Machos und „Linke, Liberale, Humanisten“ zugleich sind, mag es noch geben. Aber es ist heute zu spät für eine Korrektur und einen Kompromiß. Der Trend wird weiterhin in eine deutlich andere Richtung gehen. Es ist schließlich kein Zufall, daß die Männer auf der Linken zu eierlosen Genderbendern geworden sind, um es frei nach Lühmann zu sagen, sondern es handelt sich um eine direkte Folge der Zuspitzung und Radikalisierung linker Doktrinen und Werte.
Männer, die sich vom Feminismus und seinen Anhängseln abwenden, werden häufig die Erfahrung machen, daß auch der Rest des linksliberalen Gebäudes einstürzen wird wie ein Kartenhaus oder eine Dominokette: die egalitären Lügen über Männer, Frauen, Geschlechter, Völker, Ethnien, Religionen bilden einen ideologischen Block, einen kompletten und weitläufigen „Verblendungszusammenhang“, um es auf „links“ zu sagen.

Oder um ein einfaches Beispiel zu nennen: ich kann mir kaum vorstellen, daß ein Mann, der noch einigermaßen Selbstrespekt und die Füße auf dem Boden hat, ernsthaft den Kitsch der „Willkommenskultur“ mit ihrer „bunten“ Sprache und ihrer „Vielfalts“-Verlogenheit unterstützen kann, oder angesichts der Ereignisse der Kölner-Silvesternacht noch die Geduld hat, sich den vernebelnden, feigen, „feministischen“ Quatsch über allgemein-männliche „sexualisierte Gewalt“ anzuhören.

Und zweitens: selbstverständlich ist es von großer Bedeutung für uns, wenn die Rechte im weitesten Sinne mit attraktiven und charismatischen Figuren aufwarten kann und sich gut zu inszenieren weiß, von souveränen „starken Männern“ wie Trump und Putin bis hin zu schneidigen, gutaussehenden Frauen wie Ann Coulter, Marine Le Pen oder Frauke Petry.  Es kann aber nicht letztendlicher Sinn der Sache sein, sich allein auf die Außenwirkung zu konzentrieren, und Männlichkeit oder Coolness als reine Pop-Pose in Szene zu setzen. Lühmann denkt hier in konsumistischen und hedonistischen Kategorien, liebt die Pose offenbar mehr als die Substanz, denn in der Welt der Pop-Ikonen ist letztlich nichts wirklich ernst, auch der Terrorismus, die Gewalt und die Rebellion nicht.

Zudem schlägt Lühmann mit begrifflichem Schaum um sich, wenn sie etwa vage von „Reaktionären“ spricht, oder so tut, als wären linke, liberale oder „humanistische“ Positionen allein auf ihrer Seite zu finden. Das ist keineswegs der Fall, wenn man sich das Spektrum der „Reaktionäre“ und ihre vielfältigen Positionen genauer anssieht. Es geht hier im Grunde nur um Jonglieren und Aneignen von Schlagworten.
Mir erscheint es wichtig, immer wieder hervorzuheben, daß auch und gerade einwanderungskritische Positionen von einem aufgeklärten und humanistischen Geist getragen sind: das Recht der Völker, ihre Identität und Kultur zu bewahren, das Recht der Nationen, sich primär um das Wohl ihrer Bürger und die innere Sicherheit zu kümmern, die Zurückweisung und Bekämpfung des islamischen Extremismus und Fundamentalismus, die Forderung, die Ursachen der Masseneinwanderung vor Ort zu bekämpfen, anstelle blindlings die Grenzen zu öffnen, die Forderung nach einer Familien- und Geschlechterpolitik, die nicht danach trachtet, die Geschlechter mit Genderdysphorie und die Kinder mit Frühsexualisierung anzustecken   etc., etc. all dies zum Beispiel läßt sich vernünftig, aufgeklärt, sachlich und darum humanistisch begründen.

Dagegen hat sich die Linke längst nur mehr auf irrational-utopistische Ziele eingeschossen, die sie mit quasi-religiösem Eifer verfolgt.

Die Aussicht, schöne Frauen zu erobern und zu beeindrucken, ist gewiß eine außerordentlich starke Motivation für Männer, Appellen wie jenem von Hannah Lühmann zu folgen. Aber am Ende will auch sie, wie die meisten Frauen, die Männer nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen formen. Wichtiger scheint mir, daß sich die Männer fragen, was sie denn selbst wollen und was sie denn selbst sein wollen. Es geht um Lebensvollzüge jenseits von „coolen“ Posen, um die Substanz und nicht um die Show. Männern sollten mehr Wert darauf legen, was andere Männer von ihnen denken. Dem Respekt der Männer folgt in der Regel der Respekt der Frauen auf den Fuß nach.

Aus diesen und anderen Gründen erschien es mir wichtig, Jack Donovans Kultbuch „The Way of Men“, dessen Übersetzung ich übernommen habe, dem deutschen Publikum vorzustellen: „Der Weg der Männer“, ab Juli bei Antaios lieferbar, ist eine radikale Absage an die gängigen Geschlechter-“Diskurse“ und versucht neue und zugleich sehr alte Wege zu skizzieren.
Allen Männern, die sich von Hannah Lühmanns Aufruf angesprochen fühlen, kann ich nur sagen: es gibt kein richtiges Leben im Falschen, und links sind alle Wege verbaut, verbraucht und verdorben, mithin Sackgassen und Fallen. Man kann heute nicht mehr „links“ und zugleich ein Mann sein, wie ihn sich Lühmann wünscht – oder wie viele Männer selbst gerne wären. Die Linke wird euch nur „auffressen“ und zerfressen, bis andere, linksresistente, von ihr selbst importierte Männer kommen und sie ihrerseits auffressen werden. Der Weg der Männer kann heute nur nach „rechts“ führen. Kommt zu uns, und helft uns, neue Wege ins Gestrüpp zu schlagen!  Martin Lichtmesz



Hier vorbestellen: „Der Weg der Männer“, mit Bonusbeiträgen von Martin Lichtmesz und „Raskolnikow“.

Köstlich




Wir haben uns das anders vorgestellt. Wir hatten einen Arbeitstitel. "Das Schloss" sollte dieser Text heißen, denn wir stellten uns ein Schloss vor, wenn wir an das Rittergut von Götz Kubitschek dachten. "Das Schloss", da wäre alles drin gewesen, ein bisschen Kafka (kafkaesk, passt immer), ein bisschen Stefan George (Castrum Peregrini, diese Zeitschrift der George-Jünger, da ist das Schloss schon im Titel) – und ja, wir dachten auch an die SS-Burgen und ganz allgemein an rechten Dünkel, an Hochmut und Gutsherrentum.

Jetzt sind wir in Sachsen-Anhalt, die Wiesen werden grüner, die Landschaft leerer. Schnurgerade Alleen, ein Schützenverein, irgendwo vorher ging es nach Merseburg. Wir sind auf dem Weg nach Schnellroda, in Schnellroda leben und arbeiten Götz Kubitschek und seine Frau Ellen Kositza. Götz Kubitschek ist die zentrale Figur der sogenannten Neuen Rechten und gerade wollen alle mit ihm reden. Wir auch. Wir, das sind der Fotograf und ich.
Jetzt enden die Ortschaften vor allem auf "a", Brehna, Großkorbetha, irgendwann: Schnellroda. In Schnellroda wohnen Kubitschek und Kositza auf einem alten Rittergut, in Schnellroda hat Kubitschek seinen Verlag, den Antaios-Verlag, und in Schnellroda hat das Institut für Staatspolitik seinen Sitz, eine Art neurechte Denkfabrik. Die Verlagsräume von Antaios befinden sich ebenfalls im Rittergut, ein weltanschauliches Gesamtprojekt, dieses Gut.
Im Antaiosverlag erscheinen Bücher mit Titeln wie "Zurüstung zum Bürgerkrieg. Notizen zur Überfremdung Deutschlands". Ein bisschen Ernst Nolte, natürlich. Auch Akif Pirinçci (der mit der Verschwulung und den Katzen-Krimis) ist jetzt beim Antaiosverlag, seitdem ihn sein alter Verlag rausgeschmissen hat, wegen der ungünstigen KZ-Bemerkung, die er bei seinem Pegida-Auftritt gemacht hat. Sein neuestes Buch heißt "Umvolkung".
Der Antaios-Verlag, heißt es, floriert. Sein Symbol ist eine Schlange. Eine Schlange, hat Ellen Kositza einmal gesagt, häutet und häutet sich, bleibt aber gleich. Diese drei Institutionen bilden, was man das Kraftzentrum der "Neuen Rechten" nennen muss. Hier finden regelmäßig intellektuelle Schulungen statt, zweimal im Jahr gibt es Akademien, die haben sehr schlichte Titel wie "Islam", "Heimat", "Geschichtspolitik" oder, ja, "Widerstand".
Die Teilnehmer übernachten dann in der Gaststätte "Zum Schäfchen", einem der ersten Gebäude, die man sieht, wenn man in den Ort hineinfährt, lehmfarbene Fassade, minimalistisch gezeichnetes Bausche-Schaf zwischen Hasseröder-Werbung. Die Veranstaltungen sind oft ausgebucht. 

Die Kubitscheks machen ideologische Arbeit für eine Minderheit, die wächst.
Das sind Burschenschaftler, die hier hinkommen, das sind AfD-Mitglieder, Pegidisten, das sind wohl auch Neonazis, das sind Konservative, das sind Rechte, das sind Studenten. Das sind sogenannte "politisch Heimatlose", das sind sogenannte "normale" Menschen. Wobei die Fiktion des Normalen ja nie den Einzelnen in seiner tatsächlichen Normalität meint, sondern immer schon politisch konnotiert ist: ganz normale Menschen wie du und ich. Auch die. Mittlerweile. Ja. Man sollte sich Sorgen machen. Sollte man?


Wir sind zu früh in Schnellroda. Das Rittergut ist ein großes, freundliches Einfamilienhaus, ein wilder, wuchernder Garten, vor dem Eingang ein gelber Rosenstock, eine Bank, Inlineskater, Skier, eine Lederkappe. Kubitschek und Kositza haben das Gut 2001 gekauft und sind hierhergezogen, sie machen alles selbst, schlachten Enten, backen Brot, züchten Rote Beete. Kubitschek und Kositza haben sieben Kinder, das gehört ganz fest zur Beschreibungsformel dazu, wenn man über Kubitschek und Kositza schreibt, und es wird viel geschrieben in letzter Zeit über Kubitschek und Kositza. Er Verlagsmann, Herausgeber, Ex-Soldat, sie Autorin für "Sezession" und "Junge Freiheit", offen rechts, Mutter, Hausfrau. Geistiger Austausch mit Rüdiger Safranski, politischer Anlaufpunkt für die, die irgendwie rechts sind in Deutschland, es scheinen immer mehr zu werden.

Man will das ernst nehmen. Das heißt: Man will das nicht als deutsche Gruselgeschichte erzählen. Aber man kommt da schwer raus. Denn es ist ja so: Kubitschek und Kositza haben sieben Kinder, die sieben Kinder haben alle mythologische, also altdeutsche und norwegische, Namen, die Eheleute Kubitschek und Kositza siezen sich und backen ihr Brot selbst. Und da ist man dann natürlich in der Beschreibung ganz schnell bei: krasser Freak. Wohnt auf einem Rittergut, siezt seine Frau. Nicht ernst zu nehmen. Oder: gefährlich, nicht ernst genug zu nehmen.

Wir sind zu früh in Schnellroda und Kubitschek ist im Garten. Er kommt uns entgegen, er trägt ein graues Hemd und dunkle Hosen. Die AfD wollte ihn noch vor nicht allzu langer Zeit nicht haben, weil er, so die Begründung des damaligen AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke, bei seinen Pegida-Auftritten in schwarzem Hemd und offener brauner Uniformjacke aufgetreten sei – eine klare Anspielung auf faschistische Bewegungen der zwanziger und dreißiger Jahre. Jetzt ist es ein erklärtes Ziel von Kubitscheks Bewegung, seine Leute bei der AfD unterzubringen – durch die unverhofften Wahlerfolge sind viele Stellen entstanden, die besetzt werden wollen. Kubitschek hat eine Art von Körper, wie man sie für ausgestorben hielt, also stramm, gerade von Kopf bis Fuß. Kubitschek ist Oberleutnant der Reserve, er hat in Bosnien gekämpft, er wurde aus der Bundeswehr ausgeschlossen wegen rechtsextremistischer Bestrebungen. An einem Gatter im Garten steht "Sport und Gesundheit".
Kubitschek meint das alles sehr ernst. Kubitschek ist sehr höflich, er streckt die Hand aus. Er kommt aus Oberschwaben, hat in Hannover Philosophie und Germanistik studiert. Auch das gehört zur Beschreibungsformel: die Höflichkeit. Der Pflaumenkuchen später. Salonfaschist nennt man ihn dann und dass seine Ansichten "salonfähig" geworden seien. Warum eigentlich immer Salon?
Wir stehen vor der Tür. "Kommen Sie mit, ja?", sagt er, er muss die Ziegen noch wegbringen, zwei Ziegen und ein Zicklein, das Zicklein springt frei, die Ziegen führt Kubitschek an der Leine, als seien sie Doggen, störrisch und weiß. "Es gibt nichts Feineres für die als Laub", sagt Kubitschek und zerrt sie weg, sie fressen von den Bäumen am Straßenrand. Die Euter schwingen. "Zwei Mamas, ja?", sage ich und zeige auf die Ziegen, blöder Gender-Witz, damit kriegt man ihn nicht, natürlich nicht. "Eine Mama und eine Tante", korrigiert er. Man hat sich daran gewöhnt, bei Pegida und AfD an irgendetwas zu denken, das vage mit den Wörtern "wütend" und "Mob" zusammenhängt, und jetzt steht man hilflos vor dieser Neuen Rechten und murmelt immer wieder, dass sich Rechtssein und Intellektualität ja nicht ausschließen – als ob das dafür irgendetwas erklären würde.

Der Pflaumenkuchen ist noch warm, er wird im sogenannten "Rittersaal" serviert. Ellen Kositza sieht aus, wie das Wort Rune klingt oder das Wort Alraune oder das Wort Undine.

Nicht wegen des Inhalts, sondern wegen des Klangs. Schmal, schön, selten, vielleicht ein bisschen böse, fanatisch-apart. Sie sitzt sehr gerade. Sie raucht Zigaretten der Marke "Power". Was wollen die eigentlich, für Deutschland, für die Gesellschaft? Sie sagen es nicht. Sie wollen erst einmal Kräfte sammeln, rechte Kräfte.
Über die nach Deutschland geflüchteten Syrer sagt Kubitschek: "Ihr habt Krieg, das hatten wir auch. Das ist das Schicksal eures Volkes. Ihr seid junge Männer – nehmt eine Waffe in die Hand und kämpft." Die Flüchtlinge wie Kinder zu behandeln sei das eigentlich Inhumane, sie in Turnhallen vegetieren zu lassen. Ob es eine Vision für ihn gebe, eine Utopie? Ostpreußen und Schlesien zurückzubekommen, davon habe man sich verabschiedet. Vielleicht scherzt er.
Was verfängt: die Pachtung des Anscheins der radikalen Ehrlichkeit, des Aussprechens ungemütlicher Wahrheiten, gepaart mit dem militärischen Ethos der Disziplin und einer eigentümlich ins Organische gewendeten Sprache, die klingt, als sei sie von schicksalshaften Gegenständlichkeiten diktiert. Er wolle erst einmal Ruhe für das alternde deutsche Volk, sagt Kubitschek, das deutsche Volk habe keine Kraft mehr auszugreifen. Die Flüchtlingspolitik führe in die Totalkatastrophe, das sei kein gedeihlicher, kein maßvoller Umgang mit den Dingen.

Als wir zurückfahren, auf der Autobahn, fällt ein merkwürdiger Bann von uns ab. Es war gemütlich, unheimlich gemütlich, im Rittersaal. Uns ist für eine Zeit klar geworden, was das ist, diese Sehnsucht nach dem vermeintlich Starken, dieses merkwürdige Raunen. Und dann setzen wir uns hin und lesen die Sätze, die wir da mitgeschrieben haben.  Hannah Lühmann