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Samstag, 16. Juli 2016

Das würde sie nie tun!

Wenn sich Angela Merkel eines Themas annimmt, dann kann man davon ausgehen, dass es ihr am Herzen liegt: Das Weltklima soll gerettet, die Energiewende zu Ende gebracht und die Elektromobilität ausgebaut werden. Zuletzt hat die Kanzlerin Migranten, die nach Deutschland gekommen sind, zur Toleranz gegenüber deutschen Essgewohnheiten aufgerufen. Das hörte sich so an:
„Auf der einen Seite können wir respektieren, wenn jemand bestimmte Bräuche oder bestimmte Regeln hat, auf der anderen Seite darf das natürlich nicht zu einer Einschränkung führen für die, die andere Regeln haben, das heißt, man muss darauf achten, dass die Vielfalt unserer Angebote, wie wir sie gewöhnt sind, weiterhin erhalten bleibt, aber dass zum Beispiel gekennzeichnet ist, wo eben Schweinefleisch verwendet wird. Aber die Toleranz gehört dazu, dass wir uns in unseren Essgewohnheiten jetzt nicht verändern müssen, wir wissen ja selber, dass es Menschen gibt, die sich vegetarisch ernähren, dass es Menschen gibt, die diese oder jene Vorlieben haben, damit sind wir bis jetzt klar gekommen und das sollten wir auch jetzt tun.“
Okay, genau genommen war es kein Aufruf zur Toleranz gegenüber „deutschen Essgewohnheiten“, es war das bekannte Einerseits-Andererseits-Geschwurbel der Kanzlerin, die sich gerne unklar ausdrückt, damit sie hinterher sagen kann, so habe sie es nicht gemeint.
Was war es aber, das sich hinter ihren Worten versteckte? Wollte sie die Deutschen dazu anhalten, noch mehr Schweinefleisch zu essen – bis jetzt sind es 38 Kilo pro Kopf und Jahr – oder war es umgekehrt: Lautete die Botschaft: „Bitte, esst weniger Schweinefleisch!" Wollte sie Lebensmittel, in denen man kein Schwein vermuten würde, Kalbsleberwurst zum Beispiel, Hasenpastete oder Gummibärchen, kennzeichnen, um den Verbrauchern die „informierte Kaufentscheidung“ zu ermöglichen?  
Ausgeschlossen scheint dagegen, dass sie, wie in den deutschen Medien berichtet, die Migranten zur Toleranz gegenüber deutschen Essgewohnheiten aufrufen wollte. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Migration, dass die Zugewanderten gebeten würden, die Bräuche der Einheimischen zu tolerieren.
Nein, so weit würde unsere Kanzlerin nie sinken.   Henryk Marcin Broder

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