Stationen

Sonntag, 18. September 2016

Spirale

Natürlich spüren die, die anders aussehen, die Ausländer und Flüchtlinge, wie sie von den Deutschen gemustert und begutachtet werden. Jeder Blick der sie trifft ist ein fragender: Was willst du hier? Hast du Böses vor? Bist du ein Flüchtling? Das ist nicht angenehm, doch was sollen die Deutschen machen? Nachdem ihre einstmals vertraute Umgebung immer unvertrauter wird, sind sie gezwungen einzuschätzen, von wem und was Gefahr ausgeht. Den eigenen geschützten Raum brauchte der Deutsche bisher nicht in dieser Weiise zu erkunden, er kannte ihn und vertraute auf seine Sicherheit. Aus dieser Sicherheit heraus konnte er vorbehaltlos neugierig sein. Auf das Andere, auf den Anderen. Steht aber der geschützte Raum in Form der vertrauten Umgebung nicht mehr zur Verfügung, ist es schnell Essig mit der Neugierde. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist größer.
Und so setzt sich eine Spirale in Gang. Der Ausländer, der sich ständig beobachtet sieht, sucht nun seinen geschützten Raum unter seinesgleichen, und diese Separierung macht dann die Deutschen noch misstrauischer. Sie fühlen sich nun selbst beobachtet und begutachtet.
Die Politik, und nicht nur sie, hat mit den Vertrautheiten der Menschen gespielt, ihre geschützten Räume, ihre Heimat, als nicht wichtig erachtet und damit diese Spirale in Gang gesetzt. Universalistisches Denken war der Anfang dieses Verrates der geschützten Räume. Man glaubte mit idealistischen Wertvorstellungen geschützte Räume auch im globalen Maßstab schaffen zu können. Die Politik griff diese Gedanken nur auf, es war so schön von universalistischen Idealen zu träumen und zu glauben, eine wunderschöne Idee entwickle ihre eigene Kraft durch die Imagination von Freiheit des Individuums von den nahen Zwängen. Ich träume diese Träume immer noch, im Traum gestatte ich es mir naiv zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.