Stationen

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Der Vater als Garant emotionaler Stabilität in der Familie


Eine so knifflige Frage wie „Ist der Vater das Oberhaupt der Familie?“ kann eigentlich keiner (richtig) beantworten. Auf jeden Fall nicht vor Zuhörern, noch weniger in einer schriftlich fixierten Form. Beides tut Jürgen Liminski.

Wie gewinnt ein kluger Mann Erkenntnisse bei einem kontroversen Thema? Er macht eine Umfrage. Liminski fing bei den eigenen Kindern an. Das sind zehn. Annabelle, die Älteste, antwortete: „Der Vater ist schon das Oberhaupt. Aber nur zusammen mit der Mama. Das ist o.k.“ Der zweite ergänzte in der sofort ausbrechenden Diskussion: „Wir müssen schon Respekt haben. Aber wir dürfen keine Angst haben.“ – Wie das denn konkret aussehe? „Man muß immer alles fragen können.“
Zuwendung, Zärtlichkeit, Zeit
Ausgehend von diesen Vorlagen seiner Kinder entwickelte der Journalist beim Bonner Deutschlandfunk seine Gedanken zum Thema „Der Vater zählt“. Zuwendung, Zärtlichkeit, Zeit. Die klassischen drei „Z“ der Pädagogik Pestalozzis, seien weiterhin der Schlüssel erfolgreicher Erziehungsarbeit. Und zwar durch beide Eltern, wenn irgend möglich.
Also sollte man die Dreier-Beziehung Mutter-Vater-Kind wieder ernster nehmen. Der Psychologe Horst Schetelig beschreibe diese so: „Die Verschiedenheit und nicht die Gleichheit von Vater und Mutter erleichtert die Ich-Findung und Identifikation mit dem eigenen Geschlecht. Die Präsenz des Vaters ist heute umso wichtiger, als die Medien, insbesondere das Fernsehen, die Identifikations- und Vorbildfunktion erheblich erschweren. Fast immer sieht man die Männer als monströs kämpfende Helden oder als Versager, als Liebhaber oder als Verbrecher, höchst selten aber als liebende Väter. Hinzu kommt, daß es im Kindergarten und in der Grundschule kaum männliche Erzieher gibt. In den ersten zehn Jahren haben die Kinder es fast ausschließlich mit Frauen zu tun, als Mutter, Erzieherin, Lehrerin. Da sollten die Väter wenigstens in der Familie präsent sein.“
Kinder mit Vätern haben mehr Selbstvertrauen
Seltsam findet Liminski, daß den fast hundert Lehrstühlen für Frauenforschung in Deutschland kein einziger für Väterforschung gegenübersteht. Dabei wisse die Psychologie, daß der Vaterfaktor bei der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes nachhaltiger zu Buche schlägt, als bisher angenommen.
Der Psychologe Henry Biller („ The Father Factor“) spricht davon, daß Kinder mit Vätern mehr Selbstvertrauen in einer Gemeinschaft hätten, sie insgesamt unabhängiger und verantwortungsvoller seien und schneller mit neuen Situationen fertig würden. Auch erzielten sie bessere Ergebnisse bei Intelligenz- und Geschicklichkeitstests. Das liege daran, daß Mann und Frau unterschiedlich mit Kindern umgingen und das Kind so mit einer umfangreicheren Palette an Erfahrungen konfrontiert würde. Wenn der Vater fehle, sei die emotionale Stabilität der einzelnen Familienmitglieder und der Familie selbst geschwächt und ungeschützter. Der Vater ist eben, so Liminski, ein integrativer Teil der Familie. 
Emotionale Stabilität schaffen
Wunderbar habe der Psychotherapeut Wolfgang Bergmann in seinem jüngsten Buch „Disziplin ohne Angst“ das familiäre Beziehungsgeflecht beschrieben: „Kinder brauchen die Mütter und ihre Bindungsinnigkeit, um sich den Vätern vertrauensvoll zuzuwenden. Und sie benötigen die Geborgenheit beim Vater, um befreit zum Mütterlichen zurückzukehren. – Oder anders: Die Vermischung des Männlichen und Weiblichen ist eine seelische und körperliche Basis für ein glückliches Kinderleben.“ Dieses sich gegenseitig Ergänzen schaffe emotionale Stabilität.
Zustimmend zitierte Liminski den Soziologen Alexander Mitscherlich. Der habe schon vor über 50 Jahren vor der „Entleerung der Autorität“ gewarnt. Der klassenlose Massenmensch habe den Vater sowohl als Vorbild wie als Quelle der Autorität verworfen. Es fehle „die verbindliche, anschauliche väterliche Unterweisung im tätigen Leben“, die „verläßliche Tradition“ entfalle, weshalb man sich mehr am Verhalten der Altersgenossen orientiere. „Die peer group wird zur Richtschnur des Verhaltens“. Das habe gravierende Folgen für den Strukturaufbau der Gesellschaft. Denn die komme nicht ohne Autoritäten aus. Es müßten aber Autoritäten sein, die dienen und nicht herrschen. Soweit Mitscherlich.
Der Vater ist der Stammspieler
Für Liminski fängt die Anerkennung von Autoritäten in der Familie an. Auch deshalb ist „die Familie der Kern aller Sozialordnung“ (Benedikt XVI.). Die Familie – also Vater, Mutter, Kinder – sieht der Bonner Publizist als die Quelle der dienenden Autorität, des Gemeinsinns und der Solidarität. Das Kind brauche nun einmal im Normalfall beide Eltern. „Deshalb kann es für den Vater vielleicht Ersatzspieler und Ersatzmänner geben, das Original, der Stammspieler, bleibt die natürlichste und sicherste Variante. Er sollte in Forschung, Arbeitswelt und Leben nicht weiter auf die lange Bank gesetzt werden.“   Hartwig Bouillon


Das Ehepaar Martine und Jürgen Liminski, sie ist Pädagogin, er Journalist und vielen Hörerinnen und Hörern des Deutschlandfunk als Moderator bekannt, beide haben ihr "Abenteuer Familie" 2002 in Buchform vorgestellt, alle Erfahrungen niedergeschrieben, die sie bei der Erziehung ihrer zehn Kinder gemacht haben.

Immer mehr Menschen in Deutschland bleiben kinderlos. Und die wenigen, die sich noch für Kinder entscheiden, delegieren das Erziehen lieber an Staat, Schulen und Kindergärten. Das beklagen zumindest die Volksschullehrerin Martine und ihr Mann, der Journalist Jürgen Liminski in ihrem Buch "Abenteuer Familie". Ihre zentrale Botschaft: Erziehung gehört in die Familie, für Eltern gibt es keinen Ersatz. In gemeinsam und getrennt verfassten Aufsätzen prangert das Autorenpaar das "Zeitalter der Beliebigkeit und der Erziehungsleere" an (Zitat S. 26):

Die Präsenz zu Hause zu stärken, müsste demnach ein Ziel für all jene sein, denen an einer persönlichen, mithin auch gesellschaftlich relevanten Erziehungsleistung gelegen ist. Aber gerade daran mangelt es. Die Politik hat den Herd zum Feind der Frau erklärt. Abgesehen davon, dass diese allgemeine Haltung, die man vor allem bei politisch tätigen Frauen antrifft, nicht gerade von Weitblick zeugt, gibt es mittlerweile auch Stimmen, die darauf hinweisen, dass es sich hier nicht nur um ein Privatvergnügen handelt, sondern um ein eminentes Problem der heutigen Gesellschaft.

Doch dieser Hieb der Autoren geht ins Leere. Längst haben sich andere Familienformen gebildet. Und die machen es notwendig, über eine Gesellschaft nachzudenken, die sich nicht mehr auf verbindliche Traditionen verlassen kann. Viele Mütter oder Väter müssen alleinerziehend über die Runden kommen. Andere haben sich in sogenannten Patchworkfamilien zusammengefunden. In "Abenteuer Familie" kommen sie nicht vor. Selbst konservative Bedenkenträger wie die Unionspartei, die lange für ein positives Image des Hausfrauendaseins gekämpft hat, bemühen sich mittlerweile um ein neues Familienbild und suchen nach Modellen, wie sich Familie und Beruf vereinbaren lassen.

Nicht so das Ehepaar Liminski. Die Autoren propagieren ihr, laut Klappentext, "geglücktes Familienleben" und verfechten es mit christlich-missionarischer Hingabe. "Erfolgreich erziehen: Liebe und was sonst noch nötig ist", so lautet der Untertitel ihres Konzepts, das sie selbst in besonderer Form erprobt haben. Zehn Kinder im Alter zwischen zehn und 29 Jahren haben sie großgezogen. Die Mutter, so lobt der ehemalige Bundesverfassungsrichter Professor Paul Kirchhof in seinem Vorwort zu dem Buch, widmet ihren Kindern vor allem Zeit und Zuwendung und gibt ihnen ein Zuhause. Und auch der Vater sehe seine erste Verantwortung in seinem Familienberuf, erst dann in seinem Erwerbsberuf.

Ehe und Familie als Keimzelle der Gesellschaft sollen geschützt werden, fordern die Autoren. Streng hält sich das Buch, das im Sankt Ulrich Verlag der Diözese Augsburg erschienen ist, an die Soziallehre der katholischen Kirche. Zahlreich sind die Verweise auf Zitate von Papst Johannes Paul II. oder anderen Kirchenlehrern. Martine und Jürgen Liminski konfrontieren den Leser mit Äußerungen, etwa, dass in Deutschland "das Geburtendefizit durch die Abtreibungsmentalität verschärft" werde. Oder, dass es heute kein Wagnis mehr sei, so wörtlich, "Schwule und Lesben zu hofieren und Prostituierte salonfähig zu machen", dass es aber mutig sei, für die Familien einzutreten.

Wer sich von solcher Argumentation nicht schrecken lässt, kann sich den Thesen des Buches widmen. Die Bestandsaufnahme für die Familie fällt hierbei düster aus: Kinder sind das Armutsrisiko Nummer eins. Familien haben viele Lasten zu tragen. Mit ihren Kosten sind sie aber weitgehend alleingelassen. Und das, obwohl Gesellschaft und Wirtschaft auf die nachfolgenden Generationen angewiesen sind.

Die Autoren plädieren deshalb für einen Erziehungslohn. Damit würde endlich die Familienarbeit Anerkennung finden. Nicht als Almosen von Vater Staat - Sozialhilfe also - sondern für geleistete, reale Arbeit. Wirtschaft und Kinderlose, die, so heißt es, "ein Interesse daran haben, dass es Kinder gibt, die gut erzogen sind", sollten deshalb stärker zur Kasse gebeten werden. (Zitat S. 26):

Ohne das Humanvermögen und die Familien wird die Gesellschaft zum sterilen Marktfaktor im Internet, ohne Gesicht, ohne menschliche Wärme. Ohne sie wird auch die Wirtschaft erheblich ärmer. Wenn Firmen heute einstellen, fragen sie nicht nur nach fachlicher Kompetenz, sondern vor allem nach sozialer Kompetenz, nach emotionaler Intelligenz, nach Teamfähigkeit, eben nach diesem Humanvermögen. Das benutzen die Unternehmen dann als Produktionsfaktor, eben als Humankapital.

Nur Eltern können für ein solches Humanvermögen sorgen, schreiben die Autoren. Von ihrer Erziehungsleistung profitiere die Gesellschaft. Oder sie leide darunter, wenn diese Arbeit nicht oder nur mangelhaft getan wird. Die Liminskis sehen sich deshalb als mittelständisches Familienunternehmen, das ein wichtiges "Produkt" liefert: verantwortungsbewusste, integre Kinder und Erwachsene. Doch wie kann gute Erziehung gelingen? Die Autoren setzen hier auf Rückbesinnung und klassische Erziehungsideale. Gemeinschaft und Geborgenheit, emotionale Zuwendung und Präsenz der Eltern, das ist ihr Wertekanon.

Es geht vielen Vereinbarkeitsfanatikern darum, die Frauen mit ideologischer Gewalt in eine sozialpflichtige Erwerbsarbeit zu drängen und somit die Sozialsysteme noch über ein paar Runden weiter, sprich, über die nächsten Wahltermine zu schleppen. Wer es ehrlich meint, der schafft Wahlfreiheit. Das ist auch zu finanzieren. Statt jährlich 9 Milliarden Euro für Kindergärten, -krippen und –horte aufzuwenden und demnächst noch mehr Geld in diese Orte der Betreuung zu investieren, sollte man es den Eltern freistellen, ob sie selber erziehen oder fremdbetreuen lassen.  Als der Deutschlandfunk noch was taugte

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