Stationen

Sonntag, 20. November 2016

Antideutsche Ethnozentrik



Die Bundesintegrationsbeauftragte Aydan Özogouz, SPD – das ist die Staatsministerin, die soeben empfahl, die deutsche Polizei möge nicht so integrationsfeindlich gegen Salafisten vorgehen –, hat sich im Focus-Interview darüber beklagt, dass sie ihres Namens wegen bei der Wohnungssuche diskriminiert worden sei. Als sie sich nämlich bei einem Vermieter oder Makler meldete, habe man ihr erklärt, das Haus sei leider schon vergeben; als sich dann freilich ihr Gatte und Ehegespons – er hört auf den Namen Neumann – vorstellte, bekam er einen Besichtigungstermin. Eine solche Benachteiligung, seufzt Frau Özugouz, "kann im konkreten Fall sehr schmerzlich sein". Wohl wahr. Vielleicht unterhält sie sich mal mit AfD-Politikern über deren Probleme bei der Wohnungssuche? Geteiltes Leid soll ja halbes Leid sein.

Auf die AfD kommt unsere Integrations-Architektin im Interview aber ohnehin zu sprechen. Diese Partei, wagt Frau Özogouz mal eine ganz neue These, "lebt von den Ängsten der Menschen" – die woher kommen? Atomkraft? Hass-Postings? Heute-Journal? Stephen-King? Na egal, sie sind nun mal da, diese Ängste, ungefähr wie die "Flüchtlinge" nun mal da sind. Und was macht die AfD, anstatt solche Ängste für subjektiv, irrational und vorurteilsinduziert zu erklären? Sie verstärkt die völlig unbegründeten Ängste der Menschen da draußen im Land "durch üble Stimmungsmache und das Verbreiten von Gerüchten".

"Welche zum Beispiel?", hakt handwerklich solide die Interviewerin nach.

Antwort: "In Sachsen verbreitet sich das Lügenmärchen, wonach jeder Flüchtling ein Willkommensgeld von 4000 Euro bekommt." Eben war Frau Özogouz bei der AfD, nun ist sie bei einem "sich" verbreitenden "Lügenmärchen" (bitte nicht verwechseln mit Wahrheitsmärchen oder Lügenwahrheiten). Tatsächlich wird man keinen AfD-Politiker finden, der diese Mär verbreitet hat. Aber die Frau Staatsministerin suggeriert es. Das nennt man, wenn auch womöglich nicht unter Genossen: üble Nachrede. Beziehungsweise: Hetze.

Leider ist die Interviewerin mit ihrem Handwerk hier bereits am Ende, und sie lässt der Vollzeitintegrierten die Falschbehauptung durchgehen. Vergleichbares wiederholt sich kurz darauf noch einmal. Focus fragt: "Fast jeder zweite türkischstämmige Mensch in Deutschland hält islamische Gebote für wichtiger als Gesetze, haben Forscher der Uni Münster gerade ermittelt (sie hätte auch die Studien von Professor Koopmans an der Berliner Humboldt-Uni anführen können – M.K.). Ist das nicht alarmierend?"

Antwort: "Manchmal habe ich das Gefühl, dass schon in der Fragestellung etwas vorweggenommen wurde. Wir haben ja nicht Millionen Radikale im Land! Im Gegenteil, die allermeisten Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte sind friedliebende Nachbarn. Wir wissen aber, wenn Menschen an den Rand gedrängt werden, suchen sie sich Ersatz."

Was sagen Sie dazu, dass jeder zweite Türke in Deutschland Fußball schaut? Antwort: Wir haben doch nicht Millionen Sportler im Land! Aber Millionen Fußballgucker denn doch, oder? Eigentlich müsste die Interviewerin sich jetzt erkundigen, ob die Staatsministerin ihre Frage noch zu beantworten gedenkt, aber sie macht munter mit einem Schwenk zu einem anderen Thema weiter. Sache erledigt. Oder wollen Sie etwa behaupten, wir haben Millionen Radikale im Land?

Frau Özogouz ist also der Ansicht, bei den empirischen Studien werden die falschen Fragen gestellt. Vielleicht holt sich die Frau Staatsministerin solche universitären Diskriminierungsverstärker mal zum Rapport ins Integrationshauptamt und erklärt ihnen, wie man richtig fragt. Wie kommen diese naseweisen Forscher dazu, sich bei Muslimen zu erkundigen, ob sie die Scharia über die deutschen Gesetze stellten? Das ist doch deren Privatsache! Da werden sie doch schon aus Trotz mit Ja antworten! Außerdem: Wenn man als Muslim bei der Wohnungssuche oder im Job an den Rand gedrängt wird, ohne dass das Grundgesetz einem hilft, dann sucht man sich halt Ersatz in der Scharia. Die gebietet nämlich, dass Muslime nicht nur nicht diskriminiert werden dürfen, sondern dass sie per se zur besseren Gesellschaft der Rechtgläubigen gehören. Insofern dient die Scharia der Integration, nicht wahr?


Apropos Focus: Auf Seite 38, inmitten einer Geschichte über Kanada als das neue Sehnsuchtsland der scharenweise die USA verlassenden progressiven Ost- und Westküstenstars, lesen wir unter einem Foto John Irvings: "Der Bestsellerautor floh schon vor Trumps Erfolg nach Kanada." Er floh. Schon vor Trump. Also unter Obama? Ungefähr wie Trumps Großvater schon vor Hitler aus Deutschland floh?    MK am 20. 11. 2016


Erstaunlich, dass ausgerechnet der Menschenschlag, der vor ein paar Jahrzehnten voller Empörung ständig das Wort „Entfremdung“ im Mund führte, heute dem total Fremden rückhaltlos Tor und Türen öffnet.


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