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Dienstag, 31. Januar 2017

Das Beste und das Schlimmste

Die Religion kann, als Fenster zur Größe Gottes, die Menschen größer machen. Die Religion kann die Menschheit „heben“ im ästhetischen und im moralischen Sinn. Dies geschieht in der Moderne nicht, indem die Menschen sich als „gottesähnlich“ empfinden (so lautet eine theologische Irrlehre), sondern indem sie auf die Größe der Welt als Gottes Schöpfung verwiesen werden. Sie ist, im Erleben und Handeln Gegenstand und Mittler der menschlichen Bewährung vor Gott. Diese neue, indirekte Gegenwart der absoluten Größe Gottes hat unter anderem dazu geführt, dass das Phänomen „Weihnacht“ mit seiner materiellen Magie einen so hohen Rang bekommen hat (wie im ersten Teil dieser Folge dargestellt wurde).  
Der monströse Terrorangriff auf einen Weihnachtmarkt, die unter Berufung auf eine Religion erfolgte, zeigt aber auch, dass es noch etwas Anderes geben muss als die erhebende, aufbauende Kraft der Religion. Der Terror-Ruf „Allahu akbar“ hat dabei direkt eine zerstörerische Kraft, er ist nicht nur Kommentar der Vernichtungstat, sondern gehört zur Energie dieser Tat. Diese destruktive Energie muss ernst genommen werden.
Offenbar ist im Religiösen auch eine monströs-negative Möglichkeit angelegt. Die Bezugnahme auf Gott kann das Irdische als nichtig und zerstörenswert erscheinen lassen. Auf diesem Weg kann eine Vernichtungsdynamik in Gang kommen. Dies kann sich als Aggression gegen andere Kulturkreise wenden und, mehr noch, den eigenen Untergang und den Untergang der Welt als Gottesdienst verstehen. Es geht um eine fundamental verneinende Kraft – und es ist die religiöse Dimension, die Berufung auf die grenzenlose Macht Gottes, die diese besonders radikale Zerstörung möglich macht.   Gerd Held

„Über das Beste in uns und das Schlimmste in uns reden wir ungern. Beides liegt dicht beieinander.“ sagte Ernst Jünger sinngemäß.

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