Stationen

Freitag, 10. Februar 2017

Stil


 
 
 
Manaf Halbouni – das ist der Hochbegabte mit den zu Dresden vertikal aufgestellten bayerischen Bussen, aus denen gerade das Öl ausläuft – hat eine Webseite, auf welcher er noch andere "Projekte" vorstellt. Eines heißt "What if". Es ist ein "Kartenprojekt", das gewisse Aufschlüsse darüber zulässt, welche feuchten Träume unser Import-Genie träumt und was er mit seiner Bemerkung meinen könnte, man solle seine "Installation", so vertikal sie einem zunächst auch vorkommen mag, als "Brücke" zwischen Syrien und Deutschland verstehen. Er schreibt:

"In der Fiktiven Welt die ich erschaffen habe, hat die Industrie Revolution im Arabischen so wie Osmanischen Reich stattgefunden. Somit sind zwei Mächte hervor gekommen die die Welt mit Waffen sowie Technologische Errungenschaften beliefern. Auf der Suche nach Ressourcen und  Absatzmärkte, begann man mit den Kolonialisierung Europas. 
Bei der Kolonialisierung wurden neue Grenzen erschaffen um Europa unter zwei Mächten aufzuteilen ohne Rücksicht auf die Verschiedenen dort lebenden Völker.   
Die entstandenen Kampfkarten, Verzeichnen den lauf der Truppen und dessen verschiedenen Verbänden so wie wichtige Militärische Ziele.  Die neu Eroberten Städte werden Teils umbenannt oder übersetzt. Lädiglich ein Par Große Städte dürfen ihren Namen behalten."

Klicken Sie hier, dann können Sie die "Kampfkarten" mit den geänderten – arabisierten – Namen speziell deutscher Städte oder der Sächsischen Schweiz, die Truppenbewegungen islamischer Heere durch ’schland und andere Phantasien eines ungedienten syrischen Projektemachers verfolgen.
Plötzlich leuchtet auch ein, dass die originale Installation, die Busbarrikade zu Aleppo, von islamischen Radikalen aufgestellt oder zumindest genutzt, jedenfalls beflaggt wurde (hier). Interessant, wen die kulturpolitisch Verantwortlichen hierzulande beim öffentlichen Gesinnungsschrottabladen so sponsern; die "Volksverräter"-Rufe scheinen bisweilen nicht ganz so weit hergeholt gewesen zu sein...

Wie wir wissen, sind die Araber im 8. Jahrhundert immerhin bis nach Südfrankreich vorgestoßen und haben lange in Südspanien geherrscht; die Türken wiederum standen zweimal vor Wien und hatten bis ins 19. Jahrhundert weite Teile Südeuropas unter ihrem Stiefel (wo sie einst walteten, erkennt man heute noch an einer gewissen mentalen Versteppungsgeneigtheit dortselbst); der islamische Drang nach Europa ist nicht neu, doch fanden sich weiland rüstige Männer, die ihn zurückschlugen und beendeten. Heute läuft die Landnahme bekanntlich auf dem demografischen Wege, mit höchstem Segen westlicher Offizieller und von Frau Merkel persönlich ausgehängter Kerkaporta, und mancher Muslim frohlockt jetzt schon vorfreudig – ob wir auf der Webseite unseres aktionskünstlerischen Wege- und Linienbus-Stirnlagerers auch mal ein Kärtchen von Israel mit ausgestrichenen hebräischen und stattdessen eingefügten arabischen Ortsnamen finden? Und dass die industrielle Revolution, man halte von ihr, was man will, dort stattgefunden haben könnte, wo unser freakig-frommer Freund sie halluziniert, was wäre wahrscheinlicher angesichts der planetarischen Neugier, des unstillbaren faustischen Dranges, der Forscher- und Entdeckertradition, der wissenschftlichen Experimentierfreude, des Arbeitseifers, des geistig offenen Klimas und der Nobelpreisträgerdichte in dieser Weltgegend? Höchstens vielleicht die Verleihung des Nobelpreises für die Entdeckung einer revolutionären Methode subventionierter Schrott-Zwischenlagerung an Halbouni himself.  
 

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Zwei Einschübe zur Erholung von Seele und Gemüt. Mit geradezu kindlicher Begeisterung lese ich immer wieder in Egon Friedells "Kulturgeschichte der Neuzeit", dem Werk eines Genies, das in puncto Belesenheit, Geschmackssicherheit, Urteilskraft und Schreibkunst – all dies in einer Person glückhaft vereint – , seinesgleichen sucht (mögen manche Erbsenzähler aus Spezialistenkreisen auch an diesem Detail und jener tollkühnen These Anstoß nehmen):

"Die größten Psychologen sind in Flandern der ältere van Eyck und Rogier van der Weyden, in Deutschland Stefan Lochner und Hans Memling. (...) Bisweilen (im ersten Frühling, um die Sommermittagsstunde, nach langem Wachen oder Fasten oder auch ohne sichtbaren Grund) erscheinen die Menschen und Dinge und wir selbst uns wie intangibel, von einer unerklärlichen isolierenden Aura umgeben. Nichts kann an uns heran, alles, auch unser eigener Körper, scheint seine lastende Realität, seine sinnliche Beglaubigung eingebüßt zu haben und schwerelos, materielos geworden zu sein. In ein solches Seelenklima entführen uns die Bilder der flandrischen und kölnischen Meister. Jene ernsten hageren Männer und herben zarten Frauen mit den schmalen traurigen Händen und den geschreckten übernächtigen Gesichtern leben in einer imaginären Welt: entrückte Wesen, ganz in Wehmut und Schwermut getaucht und dennoch getragen von einer ewigen seligen Zuversicht. Aus dieser tiefen Gewißheit des allgegenwärtigen Göttlichen und einer steten Furcht vor der täuschenden feindlichen Unsicherheit alles Irdischen sind diese Gestalten ergreifend gemischt. Sie sind gelähmt von der Angst vor dem Leben, die jede Kreatur quälend durchdringt, sie blicken mit fragenden, zagenden, maßlos erstaunten Augen ins Dasein, sie können sich noch gar nicht fassen vor unartikuliertem dunkeln Entsetzen: das ist die Welt?"

"In Rubens ist die trunkene Lebensfreude, die triumphierende Bejahung der strotzenden Gegenwart Farbe geworden, sein Werk ist ein einziger großer Hymnus auf die gesunde Genußkraft, den stämmigen Materialismus des niederdeutschen Menschenschlags. (...) Der Mensch, wie er ihn sieht, ist eine Art Halbgott, auf die Erde herabgestiegen, um seine unversieglichen Kräfte spielen zu lassen, niemals krank, niemals müde, niemals melancholisch, auch im zerfleischendsten Kampfe heiter, noch als Lazarus ein Athlet, im Grunde ein prachtvolles Raubtier, das jagt, kämpft, frißt, sich begattet und eines Tages auf der Höhe seiner Kraft brüllend verreckt. Seine Weiber sind niemals Jungfrauen, ja nicht einmal Mütter, sondern fette rosige Fleischstücke mit exemplarischen Becken, Busen und Hintern, nur dazu da, um nach wildem Brunstkampf, der den Genuß nur erhöht, aufs Bett geschmissen zu werden. Eine massive Geilheit nach ausschweifender Lebensbetätigung in jeder Form ist das Grundpathos aller seiner Gemälde; es ist, als läge um sie die süße duftende Brutwärme eines summenden Bienenstocks oder die riesige weiße Samenwolke eines laichenden Heringszugs. Auch in ihrer Form sind sie nur zur Erhöhung des Lebensprunks und der Daseinsfreude gedacht, als farbenglühende Dekorationsstücke, geschmackvolle und phantasiereiche Prachttapeten. (...)
Aus seiner immer jubelnden, immer sinnenfreudigen Animalität spricht das gute Gewissen, das gute Geschäfte verleihen, spricht die Flachheit des Glücklichen, denn Rubens war Zeit seines Lebens ein Liebling des Glücks, und spricht vor allem jener tiefe Atheismus, der allmählich von Europa Besitz ergreift und zuerst in Holland als dem vorgeschrittensten Lande sein Haupt erhebt. Rubens ist zweifellos einer der irreligiösesten Maler, die jemals den Pinsel geführt haben..."

Wer so schreiben kann, hat immer recht.


                                                        ***


Regierte Friedrich der Große noch, all unsere vorlauten öffentlichen Willkommensforderer und Heiligenscheinpolierer in eigener Sache wären längst mit Einquartierungen aus Afrika und dem Orient versorgt worden. Es gibt durchaus gute Gründe, Monarchist zu sein.  MK am 9.1. 2017

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