Stationen

Samstag, 29. April 2017

Seid umschlungen Millionen

Nach seiner beispiellos ka­tastrophalen Präsidentschaft, durch welche die gesamte Sozialistische Partei (PS) in Misskredit geriet, gelang es dem nicht wieder angetretenen Hollande durch die Instrumentalisierung der Justiz, den Hauptanwärter auf das Präsidentschaftsamt, den Bürgerlichen François Fillon, der auf nur 19,69 Prozent der Stimmen kam, aus dem Rennen zu werfen. Die linken Mainstream-Medien taten das Ihre, um Fillon in der öffentlichen Meinung zu diskreditieren; und ermöglichten es zugleich den Sozialisten, den französischen Wählern Hollandes ideologischen Ziehsohn, den Ex-Wirtschaftsminister und Ex-Rothschildbanker Emmanuel Macron, als „neu“ zu verkaufen.

Das nett anzusehende Marketingprodukt Macron ist in den meisten Fragen des politischen Alltagsgeschäfts inhaltsleer. In der Gesellschaftspolitik allerdings positioniert sich der Globalisierungs- und Multikultienthusiast noch radikaler als sein Mentor Hollande.
Während Hollande die illegale Masseneinwanderung nur halbherzig bekämpfte, gratulierte Macron Merkel zu ihrer Politik der „offenen Tür“. Während sich Hollande mit der Homoehe (vorerst) begnügte, bereitet Macron aktiv die Zulassung der Leihmutterschaft durch die Hintertür vor:  Allen im armen Ausland für französische Auftraggeber teuer „hergestellten“ Babys verspricht er automatisch die französische Staatsbürgerschaft. Danach wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis in Frankreich die Leihmutterschaft erlaubt und von der Krankenversicherung bezahlt wird – im Namen der Hygiene und der Gleichheit. Hollande führte „nur“ eine Schulreform durch, durch welche die Weitergabe des kulturellen Erbes Frankreichs unterbrochen und die arabo-muslimische Kultur gefördert wird, aber es ist Macron, der sagt : „Es gibt keine französische Kultur, sondern nur Kultur in Frankreich.“ Unter Hollande wurde „nur“ der Kampf gegen religiöse (sprich: muslimische), sexuelle und ethnische (sprich: afrikanische und arabische) Diskriminierung weiter intensiviert, während Macron eine „positive Diskrimination“ für junge Immigranten verspricht.
Offiziell mochte Hollande „nicht die Reichen“, während er privat mit Geschäftsführern von multinationalen Großunternehmen freundschaftlich verkehrt. Macron dagegen lässt sich nicht nur den Wahlkampf von allen namhaften Großbanken finanzieren, sondern er verspricht dem oberen Ende der Einkommens­skala die Abschaffung der Reichensteuer auf Wertpapiere und dem unteren Ende die Befreiung von der Wohnsteuer. Den finanziellen Ausfall will Macron durch eine drastische Erhöhung der Immobiliensteuer – 58 Prozent der einheimischen Franzosen sind Eigentümer – und eine 30-prozentige Erhöhung der Steuern auf Lebensversicherungen ausgleichen.

Er will die Mittelschicht einerseits dazu zwingen, ihr Vermögen in unsichere, spekulative Finanzprodukte zu investieren, andererseits will er die einheimische Bevölkerung verdeckt enteignen, um den Wohlstand weg von den Einheimischen hin zu den Einwanderern umzuverteilen.
Macron ist die Inkarnation der neuen Allianz zwischen der internationalen Hochfinanz und dem gesellschaftspolitischen Linksextremismus, der von den LGBT-Aktivisten über die Femen hin zu den Immigrationsaktivisten von No Borders reicht: Einerseits schafft die Hochfinanz durch eine Politik, die auf Spekulation und kurzfristige Rentabilität ausgerichtet ist, immer neue Hilfsbedürftige, Arme und Entwurzelte, andererseits setzt sie diese Menschen als Waffe ein, mit der die Mittelschicht, die noch gewisse kulturelle Werte vertritt, die der Schaffung des neuen, globalisierten und wurzellosen Menschen im Wege stehen, zermalmt werden soll. Dass sich die französischen Wähler dessen bewusst sind, darf bezweifelt werden.
Marine Le Pen wird die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen kaum gewinnen können. Das gesamte Politestablishment ruft inzwischen dazu auf, für Macron zu stimmen. Gelingt es der bürgerlichen Rechten und dem Front National, nach den Parlamentswahlen im Juni eine starke Opposition zu bilden, sind Macron die Hände etwas gebunden. Doch auch diese Perspektive ist nur bedingt realistisch, denn Fillon hat dafür gesorgt, dass der kulturmarxistische Partner der Rechten, die UDI, ein Drittel der Spitzenkandidaten für Parlamentswahlen stellt.    Eva-Maria Michels


"Italen haben wir geschaffen, jetzt müssen wir nur noch die Italiener schaffen", sagte Massimo d'Azeglio nach der Gründung des vereinten Italiens. Damals sprachen nur 0,8 % der männlichen Bevölkerung Italienisch und erst das (übrigens von einem Italiener erfundene) Radio sorgte für die allgemeine Verbreitung der heutigen Landessprache, in der Dante die Göttliche Komödie geschrieben hatte, als Meister Eckhart in Thüringen predigte. Der Dichter Pascoli beklagte ebenfalls, dass kein Zusammengehörigkeitsgefühl die Regionen Italiens verband, dass es kein Nationalbewusstsein gebe. Metternich hatte über Italien gesagt, es sei nur ein geographischer Begriff. Damals war es noch nicht vereinigt worden (bzw. von Garibaldi für den Piemont erobert worden). Aber nach der Vereinigung war es nicht anders und sogar heute ist der Zusammenhalt immer noch prekär. Fast so prekär wie der Zusammenhalt Europas wäre, wenn die erlauchten europäischen Regierungen alle EU-Staaten durch Verzicht auf die jeweiligen Souveränitäten in eine Europäischen Bundesrepublik verwandeln würden.

Am Rande: Glaubt irgendjemand in Deutschland, dass Mario Draghi zu denjenigen gehört, die diese Europäische Bundesrepublik wollen? Glaubt irgendjemand in Deutschland, dass Mario Draghi nicht vorausschauend handelt, nicht mit dem Scheitern des "Mehr und nicht weniger Europa"-Projekts rechnet, dass er nicht rechnen kann und dass er seine Entscheidungen nicht bereits jetzt auch unter dem Gesichtspunkt trifft, was, wenn das Scheitern endlich eintrifft, dies für sein eigenes Land bedeuten wird?

Europa befindet sich in derselben Situation wie Italien 1861: kein Zusammengehörigkeitsgefühl, keine europäisches Wir-Bewusstsein gegenüber dem Rest der Welt, keine gemeinsame Sprache (aber für dieses Problem gäbe es eine technische Lösung, durch die der Beruf des Simultandolmetschers einen Boom erleben würde). Mit dem Unterschied. dass kein Bismarck, kein Cavour, kein Garibaldi Europa zusammenschweißen soll, sondern Merkel. Mit Draghi und Macron. Und dass sie - mehr noch als fürs Zustandekommen eines (wahrlich notwendigen) europäischen Machtgefüges - wenn diese wirtschaftliche Supermacht halbwegs funktionieren soll und zu einer geschlossenen Militärmacht können werden müssen soll, auf ein europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl angewiesen ist, auf das Bewusstsein, dass die europäischen Völker aufeinander angewiesen sind gegenüber Russland, Orient und Afrika (und leider auch Amerika).

So ein Wir-Gefühl entsteht normalerwiese erst nachdem jemand ein potentielles Gemeinwesen längere Zeit gepeinigt hat (im Falle Deutschlands war es Napoleon, im Falle Italiens die Österreicher) und nachdem ein Bismarck (in Italien ein Cavour) dann, was noch nicht richtig zusammengehören will, erst mal zusammenzwingt.

Wenn man diese bisher übliche Reihenfolge unbedingt umkehren möchte, muss man das Zusammengehörigkeitsgefühl durch moderne Kommunikationstechnologie fördern und das in der Geschichte herrschende "Gesetz der nicht verbundenen Gefäße" außer Kraft setzen.

Ein europäische Zusammengehörigkeitsbewusstsein und Wir-Gefühl gegenüber dem Rest der Welt kann nur entstehen, wenn jemand ein europäisches Fernsehen durchsetzt, das bei arte anknüpft, aber sehr viel mehr gesamteuropäische  Live-Debatten haben müsste, an denen europäische Spitzenpolitiker und Spitzenjournalisten teilnehmen müssten und nicht nur ein paar französische Schlauberger bei Elisabeth Quin. Wenn Macron darauf dränge, ein europäisches Fernsehen zu schaffen, das die EU-Bürger in ganz Europa gerne kucken, dann wäre das der wichtigte Schritt in die richtige Richtung. Tut er aber nicht.

Was haben Merkel, Cohn-Bendit und Draghi gemeinsam? Sie vertagen eine Katastrophe, die ohnehin eintreten wird.

Macrons Anhänger wiegen sich nach dem Etappensieg in Sicherheit, weshalb die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl sinken könnte und Le Pen siegen könnte. Dann wäre die Katastrophe, die die Schlafwandler der Gegenwart übersehen und übergehen, jetzt schon da. Franz Josephs (nein, ich meine nicht Strauß, ich meine den Habsburger) Sorgen drücken immer noch.


Freitag, 28. April 2017

Der Mut, für die AfD aktiv zu sein

Linksextreme Täter haben in Stuttgart am Donnerstag einen Stadtrat der AfD ins Krankenhaus geprügelt. Der Kommunalpolitiker Eberhard Brett war auf dem Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung, als er von mehreren Gegendemonstranten zuerst beleidigt und dann angegriffen wurde. Brett versuchte noch die Angreifer mit einem Aktenkoffer abzuwehren, wurde dann aber von hinten mit einer Holzlatte niedergeschlagen.

Am Boden liegend attackierten ihn die Linkextremisten mit weiteren Schlägen und Tritten. Auch seine Begleiterin erhielt einen Schlag in den Rücken. Glücklicherweise griff die Polizei zügig ein, wodurch weitere Verletzungen verhindert wurden. Der AfD-Politiker, der eine Platzwunde am Kopf erlitt, wurde mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht und versorgt. Er konnte die Klinik in der Nacht wieder verlassen. Die Polizei konnte kurz nach dem Vorfall einen 18 Jahre alten Tatverdächtigen festnehmen. Er soll den AfD-Politiker mit einer Stange niedergeschlagen haben. Nach Feststellung seiner Identität wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, daß der Mann für sie kein Unbekannter sei. „Er ist bereits mit Beleidigungsdelikten in Erscheinung getreten und dem linken Spektrum zuzuordnen“, sagte ein Sprecher der JUNGEN FREIHEIT. Der Vorsitzende der AfD-Stadtratsfraktion, Bernd Klingler, kündigte gegenüber der JF an, die AfD und Brett, der auch dem Bundesschiedsgericht der Partei angehört, wollten nun Anzeige wegen Körperverletzung gegen den 18jährigen stellen.
Zu der Demonstration gegen die Wahlkampfveranstaltung der AfD hatte unter anderem das Bündnis „Stuttgart gegen Rechts“aufgerufen. Diesem gehören neben mehreren linksextremistischen Gruppierungen auch die Jusos, die Grüne Jugend sowie die Gewerkschaft Verdi an.
Empört zeigte sich Klingler, daß die Demonstration gegen die AfD-Wahlkampfveranstaltung, aus deren Reihen der Angriff erfolgte, auf einem Grundstück der Caritas stattfand. Ursprünglich wollten die Linksextremisten ihre Demonstration bei der Stadt anmelden, was aber daran scheiterte, daß es sich bei dem Ort nicht um öffentliches Gelände handelte. Deshalb sprang die örtliche Caritas, die dort ein Altenheim unterhält, ein und stellte ihr Grundstück für die Demonstration zur Verfügung.
AfD-Landeschef Ralf Özkara verurteilte die Attacke als „brutal und perfide“. Die Tat reihe sich ein in die große Zahl weiterer Angriffe gegen AfD-Mitglieder und -Wahlkämpfer. „Es ist ein Skandal, daß die Politiker der Altparteien gegen diese massiven Behinderungen und Straftaten nichts unternehmen, sich noch nicht einmal davon öffentlich distanzieren“, kritisierte Özkara. „Genau solche Taten sind zu erwarten, wenn der SPD-Vize Stegner dazu aufruft, das Personal der AfD zu attackieren.“
Es ist nicht die erste Attacke auf Brett. Im vergangenen Jahr beschmierten Linksextremisten die Hauswand seiner Wohnung sowie seiner Anwaltskanzlei und verklebten die Eingangstür mit Bauschaum.  JF

Die Lust, mit Steinen zu werfen



Auch Idealisten wollen mal ein paar Steine werfen und wenn man sein Rowdydasein politisieren kann, ist es noch mal so schön. Wenn man in den 90-iger Jahren noch gezwungen war, seinem Frust dadurch Ausdruck zu verleihen, dass man sich auf Autobahnbrücken traf und Steine auf die unter einem durchrasenden Autos fallen ließ, weil einem die linken Geschichtslehrer noch nicht genügend ins Hirn geschissen hatten, so ist man heute dazu in der Lage, seinem Frust einen höheren Sinn zu geben, indem man den aus Liebe zu Groß- und Urgroßeltern angestauten Hass auf die Juden durch Intifadatagträume gleichsam mental trainiert und in ein paar Jahren, wenn sich die Massenschlägereien der kürzlich hier lebenden in Straßenschlachten verwandeln werden, kann man dann auch wie David auf Goliath mit Steinen auf Polizisten zielen. So findet zusammen, was zusammengehört.

Familienministerin Schwesig rechnet es einem womöglich sogar als freiwilligen Beitrag zur Integration muslimischer Jugendlicher an. Die Antifanten, die vor zwei Jahren in Frankfurt Polizeifahrzeuge in Brand setzten und auf Polizisten einschlugen, waren schließlich auch "Aktivisten".

Die deutschen Juden sind übrigens auch nicht mehr das, was sie mal waren. Die glauben doch tatsächlich, muslimische Jugendliche ließen sich durch den Besuch von KZ-Museen ihren Judenhass austreiben. Vor hundert Jahren waren die deutschen Juden die intelligentesten von allen. Heute sind sie die dümmsten von allen. Ich meine, von allen Juden.


Rüpel und Pfaffen Arm in Arm

...Nachdem es sogar schon Todesdrohungen gegen das Hotelpersonal des Parteitagslokals gegeben hatte, sah die AfD-Spitze die Stunde des Mutigen gekommen und richtete einen Appell an unser Staatsoberhaupt, es möge öffentlich zur Mäßigung aufrufen und klarstellen, dass die Demokratie „von Meinungsvielfalt, Meinungsbildung und dem offenen Diskurs“ lebe.
Über eine Reaktion aus dem Schloss Bellevue ist nichts bekannt. Da hatten wir den Herrn Bundespräsidenten wohl missverstanden, als er sagte, beim Kampf für die Demokratie werde er sogar „parteiisch“ handeln. Er meinte nicht, parteiisch für die Demokratie, sondern parteiisch für die ihm genehmen Parteien.
Schon stinkt es noch etwas penetranter in der Nase.  PAZ


Donnerstag, 27. April 2017

Wenn es ernst wird


Cesare Battisti

Vorvorgestern und heute

Vorvorgestern:

Die Mauren waren im Mittelalter dem christlichen Abendland tatsächlich in praktisch allen Wissenschaften überlegen. Byzanz bzw. byzantinische Christen spielten beim östlich-westlichen Wissenstransfer nur eine untergeordnete Rolle, entscheidend waren Bagdad und Toledo. Die Übersetzerschule von Bagdad (im sogenannten 'Haus der Weisheit') hatte im 8. und 9. Jahrhundert aufgrund ihrer Übersetzungen von Texten aus der griechischen Antike welthistorische Bedeutung, da in nicht wenigen Fällen die dort übersetzten Texte das einzige Zeugnis von Texten sind, die im griechischen Original verloren gegangen waren. Sponsoren dieser Übersetzungen bzw. Wissensweitergabe waren abassidische, also arabische Kalifen, insbesondere Harun al-Rashid und al-Ma`mun; die geistige, übersetzerische Arbeit hingegen wurde in vielen Fällen von syrischen Christen übernommen, die sowohl des Arabischen als auch des Griechischen mächtig waren. Um nur zwei Namen zu nennen: Hunayn ibn Ishaq, ohne dessen Übersetzungen von Galen und Hippokrates die mittelalterliche Medizin wohl ganz erbärmlich ausgesehen hätte; und Thabit ibn Qurra hat mit seinen Übersetzungen von Euklid, Archimedes und Ptolemäus die Arithmetik und Astronomie weit vorangebracht ... Drei Jahrhunderte nach Bagdad wurde dann das maurische Toledo in Spanien zum Zentrum der Wissensvermittlung: Im 12. und 13. Jahrhundert wurden hier alle bedeutenden Schriften aus den Bereichen Wissenschaft und Philosophie aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt. Hier waren nun kaum noch 'waschechte' Araber an den Übersetzungen beteiligt, sondern vielmehr wurden diese von Mozarabern, also Christen, die sich im muslimischen Spanien in religiöser, sprachlicher und kultureller Hinsicht an die Mauren angepasst hatten, oder von Juden und Christen angefertigt. Üblicherweise übersetzte ein Mozaraber oder ein arabischkundiger Jude den arabischen Ausgangstext mündlich in die damalige romanische Umgangssprache, und ein christlicher Kleriker übersetzte dies ins Lateinische


Heute:

Zur Aussage von Innenminister de Maizière, sein Ministerium verzeichne bei der Kriminalitäsbelastung von "Zuwanderern" im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um mehr als 50 Prozent: Hätte er 2014 als Vergleichsjahr genommen, könnte er sogar stolz eine Verdreifachung der zugelaufenen Tatverdächtigen melden. Binnen dreier Jahre hat sich die Zahl der eingewanderten Tatverdächtigen ver-drei-facht! Rechnen Sie das mal auf die nächsten drei Jahre hoch, wenn die Party erst richtig losgeht! Darf man nicht, ich weiß, jeder Tag hat seine Plag', und doch ist keiner ganz wie der andere, und so wird es auch fette und magere Jahre für hereingeschneite sozial und sexuell Verzweifelte geben. Außerdem, höre ich's aus grünen Gefilden grummeln, sind ja in den fraglichen Jahren so viele Menschen bei uns eingewandert, nein: zu uns geflohen, überwiegend junge Männer, und da ist es ja ganz normal, dass auch Kriminelle darunter sind, es ist ganz normal, hören Sie? Ganz normal. Vollkommen normal. Erwartbar normal. So was von normal, dass es geradezu unnormal erscheint, darüber ein großes Gerede oder Geschrei anzufangen, nach mehr Sicherheit und Grenzkontrollen zu verlangen oder gar sein Wahlverhalten zu ändern. Oder haben Sie was gegen Buntheit?  Mehr hier...

Mittwoch, 26. April 2017

Halunken und Historie


Mein Text über die Heldenstadt Köln (Actum diurnum vom 20. April) ist von Facebook entfernt worden. Viel zu spät übrigens, er wurde zuvor fast 1000mal geteilt, das dauert zu lange, da hat unser Heiko Maas – er lebe hoch! Hoch! Hoch! – schon recht. Leider wurden auch die angehängten Kommentare der zahlreichen engagierten Antifaschisten und Besserkölner gelöscht, wofür ich nichts kann, aber ohne die Basis-Sottise hingen sie denn doch wohl etwas in der Luft. Sie werden sich denken können, geneigte Besucher meines Eckladens, dass ich mich dort etwas deplaciert empfinde, und zwar keineswegs, weil einem bisweilen der blanke Hass entgegenschlägt – wüsste ich ein Mittel, wie ich reinen Herzens alle Welt gegen mich aufbrächte, ich gäbe eine Flasche Caol Illa 1983 Natural Cask Strength dafür –, sondern weil ich nicht dauernd bei Null anfangen mag und mir für Belehrungen welcher Art auch immer der pädagogische Eros fehlt. Aber natürlich wollte ich, kindisch bis ans Ende meiner Tage, mit dem in Rede stehenden Text beleidigen und treffen.

Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, wie leicht, ein geringes schreiberisches Talent vorausgesetzt, sich die Facebook-Löschmotorik umgehen lässt – und da jede Art von Regel besser ist als gar keine, könnten sogar diese Zensurautomatismen eine sittenveredelnde Wirkung zeitigen. Reizwörter wie "Nafri" kann man umgehen, indem man beispielsweise schreibt: "das menschliche Gold aus den Schiffen". Das plebejisch anmutende "Weibern an die Wäsche gehen" würde zensursicher im Bernstein der Formulierung: "an den Paradiesespforten der schon länger hier lebenden Mitbürgerinnen den Willkommensdank abstatten" oder "mit juvenilem Ungestüm die von Katrin Göring-Eckardt angekündigte Schenkungssteuer eintreiben". Und so weiter. Allez!


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Dennoch: „Wie konnte man sich über jemanden empören, der, unfehlbar, würde sterben müssen?“ (Giuseppe Tomasi di Lampedusa)


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Ist eigentlich irgendwem aufgefallen, dass die AfD, nachdem sie schon ihren Stuttgarter Parteitag auf den 1. Mai ansetzte, sich nunmehr an Lenins Geburtstag versammelte? Das kann doch nur eine Provokation sein!


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Das älteste Volk der Welt sind – die Kopten. Sie dürfen als die direkten Nachfahren der Pharaonen gelten, als die eigentlichen Ägypter. Ihr Name und Copyright leitet sich ab vom griechischen Αἰγύπτιοι (Aigyptioi). Das Koptische bildet nicht nur eine Brücke zur Sprache des antiken Wunderlandes am Nil, sondern, wie mich vor vielen Jahren ein Ägyptologe belehrte, Koptisch ist Altägyptisch. Es wird nur nicht mehr mit Hieroglyphen geschrieben; während der Hellenisierung ihres Landes unter den Ptolemäern in den drei vorchristlichen Jahrhunderten übernahmen die Ägypter die griechische Schrift. Nur jene sieben Laute, für die sich im Griechischen keinen Buchstaben fanden, wurden behalten. Es ist ungefähr so, als wenn man deutsch mit kyrillischen Buchstaben schriebe, diese aber um das C, H, Q, X und Z ergänzte.

Als die Araber in den Jahren nach 640 in Ägypten eindrangen, wurde das Land islamisch und die koptischen Ureinwohner (die längst christianisiert waren) immer mehr zur Minderheit. Auch dafür böte sich eine Analogie an, etwa wenn Frankreich durch Einwanderer in 100 Jahren ein islamisches Land geworden wäre, aber immer noch Frankreich hieße. Mit den Bauten der Pharaonen hatten die neuen Herrscher nichts zu schaffen, so wenig wie sich der durchschnittliche arabischstämmige Franzose für die Opéra national de Paris, Notre-Dame oder den Louvre interessiert. Sie gehörten nicht in ihre Tradition, man ließ sie verfallen, nutzte sie als Steinbrüche etc. Hätte es damals bereits die Taliban gegeben, außer den Pyramiden wäre wohl wenig vom alten Ägypten übriggeblieben, aber vielleicht haben auch die schiere Monumentalität der architektonischen und bildhauerischen Hinterlassenschaften, die Härte des Materials und die Unlust der neuen "Ägypter" zur körperlichen Betätigung Schlimmeres verhindert. Außerdem waren damals weder schwere Technik noch Sprengstoff vorhanden, worauf moderne Gottesbarbaren ja  zurückgreifen, wenn sie heidnische Kultstätten demolieren. (Das ist übrigens keine "Islamkritik", die Europäer gingen mit den Resten der Antike jahrhundertelang nicht anders um, und auch für die christianisierten Kopten waren die Zeugnisse der altägyptischen Religion kaum mehr als heidnisches Großgerümpel.)

Die ägyptischen Christen haben fast anderthalbtausend Jahre erfahren, wie es sich als religiöse Minderheit in einem islamischen Land lebt, sie erleiden gerade heute wieder Terror und Verfolgung, und doch haben sie eine bewundernswerte Zähigkeit und einen unbeugsamen Überlebenswillen bewiesen, und mit einer gewissen Genugtuung liest man in den Meldungen, dass sich die Kopten offenbar auch handfest zu wehren verstehen. Ein befreundeter Schriftsteller, der an einem Buch über die 21 koptischen Märtyrer arbeitet, die vom IS am Mittelmeerstrand von Libyen abgeschlachtet wurden, und dafür lange in Ägypten recherchierte, berichtet von einer unglaublichen Aufbruchsstimmung unter den Kopten, vom Wachstum der Christengemeinden, von neu errichteten Kirchen, von Kinderscharen und Taufen, von Optimismus, Stolz, Glaubensernst und Zukunftsgewissheit. Wenn das mitten im Orient möglich ist, warum dann eigentlich nicht hierzulande?


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Einige Leser dieses Diariums haben meine rhetorische Frage, aus welchem Erdteil jene antiken Texte kamen, welche die lichte arabische Welt durch das finstere europäische Mittelalter gerettet habe, zum Anlass genommen, mir zu schreiben. Stellvertretend sei hier Leser *** zitiert:

"Die meisten islamischen Intellektuellen, oder wie immer man die größeren Geister bezeichnen möchte, waren Perser oder später Türken, welche bis heute auf den Araber als Fellachen herunterschauen. Von allen türkischen Sultanen, die sich offiziell als sunnitische Nachfolger der Kaliphen betrachten dürfen, das Kaliphat von Bagdad wurde ja 1258 von den Mongolen zerstört, sind nur ganze zwei nach Mekka gepilgert, um die heilige Hadsch anzutreten. Soviel zur türkischen Frömmigkeit vor Atatürk.
Durch die Übersetzerschulen, vor allem in Toledo und Cordoba, wurde vorwiegend das Werk des Aristoteles erschlossen und dann von Albert und Thomas kanonisiert, stark geprägt von den Kommentaren des Ibn Rushd (Averrhoes). Platons Schriften, mit Ausnahme des Timaios, der seit der Spätantike bis ins Früh- und Hochmittelalter bekannt war, wurden mit vielen weiteren antiken Autoren erst in der italienischen Renaissance wieder entdeckt und übersetzt, bzw. viele begannen nun das Studium des Griechischen, alles durch Vermittlung von Byzanz, mit Höhepunkt 1453, als Byzanz von den Türken eingenommen wurde, und die letzten Gelehrten mit ihren Büchern nach Italien flohen. Byzanz war also für die Vermittlung der antiken Schriften viel wichtiger als die ‚Araber’".

Nicht nur Byzanz. Auch zahlreiche Mönche in den europäischen Klostern. Auch Friedrich II., der Staufer, der an seinem Hofe eine Art Gelehrtenrepublik versammelte, Juden, Araber, Deutsche, Italiener, Engländer, und 1224 in Neapel die erste nichtkirchliche Universität in Europa gründete. Dank Friedrich wurden zahlreiche Übersetzungen antiker Autoren angefertigt; umgekehrt kamen mit seinem Segen auch Werke arabischer Gelehrter nach Europa.

Aber um solche Details ging es mir gar nicht. Ich wollte nur die Beschwärmer maurischer Generalaufgeklärtheit mit einer knappen Bemerkung von ihren fliegenden Teppichen auf den Boden zurückholen.


PS: Mir schwante schon, dass ich mit dem Thema ein Fass aufmachen würde.
Leser *** widerspricht seinem Vorredner zur Vermittlerrolle von Byzanz und schreibt: "Besser argumentiert der französische Mittelalterforscher Sylvain Gouguenheim, der die These vertritt, byzantinische Christen hätten ab dem 12./13. Jahrhundert dem christlichen Mitteleuropa auf die Beine geholfen, es sei also ein innerchristlicher Prozess der Kulturvermittlung abgelaufen, keine griechisch-arabisch-lateinische Interaktion, sondern eine christliche Bewegung, gespeist aus einem Literaturstrom zwischen dem christlichen Byzanz und dem christlichen Westen. Arabische Übersetzungen seien lediglich Ergänzungen zu den bereits vorhandenen griechisch-lateinischen Übersetzungen gewesen. Der eigentliche Transfer sei also von 'Christ' (Byzanz) zu 'Christ' (Italien) erfolgt.

Diese in der Forschung als Minderheitenmeinung bewertete Interpretation, die sichtbar das Ziel verfolgt, den arabischen Beitrag zur abendländischen Kultur kleinzureden, korrespondiert weder mit den Ereignissen vom April 1182, als die Byzantiner unter den 'Lateinern' der Stadt ein furchtbares Massaker anrichten, bei dem an die 30.000 Menschen niedergemetzelt und über 4.000 versklavt werden, noch mit den Grausamkeiten des 4. Kreuzzuges (1202-1204), in dessen Verlauf Byzanz von den 'Lateinern' hemmungslos ausgeplündert wird. Bereits das Schisma im 11. Jahrhundert mit wechselweiser Exkommunikation und Verdammung dürfte das Klima zwischen Ost und West, Byzantinern und 'Lateinern', auf einen frostigen Tiefpunkt gebracht haben, so dass die Byzantiner kaum einen Anlass gesehen haben dürften, den lateinischen Christen bei der Suche nach kostbaren antiken Texten zu helfen.

Außerdem wäre zu bedenken, dass griechische Handschriften aus Byzanz in Mitteleuropa schon alleine deshalb auf wenig Interesse stoßen, weil Griechisch im lateinischsprachigen Mitteleuropa praktisch nicht gesprochen wird und die Juden, ein wichtiger Träger der Übersetzungen im arabischen Großreich, in Mitteleuropa verfemt sind, so dass sich der Textaustausch zwischen Byzanz und Mitteleuropa auf Einzeltexte beschränkt haben dürfte.

Angesichts der Schwächen des lateinischsprachigen Mittelalters im Umgang mit griechischer Literatur und im Bemühen, analog zur Übersetzung der „Heiligen“ Schriften möglichst wortnahe zu übersetzen, sind die griechisch-lateinischen Übersetzungen häufig undeutlich und mystisch. Die arabisch-lateinischen Übersetzungen orientieren sich dagegen stärker am Inhalt, entfernen sich also vom Original. (...)

Die meisten Forscher sind der Auffassung, dass arabische Texte nicht nur häufig sorgfältiger kopiert, sondern auch in der Kommentierung und Zusammenschau vieler, auch nicht-griechischer Quellen dem byzantinischen Bücherbestand überlegen sind. Letzterer wird nach Auffassung des britischen Historikers Edward Gibbon ohnehin nur noch 'von matten Seelen, unfähig zum Denken und Handeln in leblosen Händen' gehalten."

Ich sehe übrigens keinen Widerspruch darin, dass sich West- und Ostchristen an die Kehle gehen, während gleichzeitig ein paar bildungsfromme Gelehrte über die Fronten hinweg ihr Wissen austauschen; so lief und läuft es gottlob immer und hoffentlich auch fürderhin. Doch das nur beiseite gesprochen; ich besitze zur Klärung dieser Fragen nicht die nötigen Kenntnisse. 


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Warum wurde der 500-Euro-Schein abgeschafft? Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat dafür eine verblüffende Erklärung. Da es die EZB längst nicht mehr nur bei den Nullzinsen belasse, sondern für Banken, die Geld bei ihr anlegen, einen Negativzins von -0,4% ansetze, behielten diese lieber ihr Bargeld "in der Tasche", stünden allerdings vor dem Problem, wohin damit.

Für ihre Bargeldmengen benötigten die Banken riesige Tresore. Sie horteten ihr Vermögen in Bergwerksstollen, vor allem in der Schweiz, weil das billiger sei, als Negativzinsen zu zahlen. Die Tresorkosten markierten "die Untergrenze für den Negativzins in einer Marktwirtschaft". Aber die EZB sei nicht dumm und habe reagiert, indem sie die Tresorkosten vergrößerte. Die Abschaffung der 500-Euro-Scheine bedeute 2,5mal so hohe Tresorkosten.
Sinn: "Der Öffentlichkeit wird gesagt, es ginge um ein Programm zur Bekämpfung der Kleinkriminalität. Ich sage Ihnen: Das hat mit Kleinkriminalität nicht viel zu tun." (Der auch sonst überaus hörenswerte Vortrag hier.)

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Dass es in der Geschichte der Deutschen keinen wirklich grausamen Herrscher gab, mag viel dazu beigetragen haben, dass sie auf den einen so hereingefallen sind und danach einen ganz besonderen Eifer entwickelten, diesen einen als völlig einzigartigen Schurken darzustellen.


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Wir hatten lange keine Staliniade mehr im Angebot:
Einer der letzten Aufsätze, die Stalin schrieb beziehungsweise sich schreiben ließ, war "Marxismus und Fragen der Sprachwissenschaft". Das Akademiemitglied Winogradow, Verfasser des Urtextes, las eine vom вождь überarbeitete Kurzversion in der Prawda und erschrak zutiefst. Dort stand, dass sich die russische Sprache aus dem Kursk-Orjolschen Dialekt und nicht aus dem Kursk-Moskauer Dialekt – wie er korrekt geschrieben hatte – entwickelt habe. Winogradow rief in Stalins Sekretariat an und erklärte den Irrtum. Der Sekretär blieb völlig gelassen und sagte: "Wenn Genosse Stalin meint, dass es so war, dann wird sich die russische Sprache ab jetzt aus dem Kursk-Orjolschen Dialekt entwickelt haben."   MK am 25. 4. 2017

Dienstag, 25. April 2017

Macron


Montag, 24. April 2017

Recep der Prächtige

Das Referendum in der Türkei ging denkbar knapp aus, das hat es mit den letzten Referenden im Westen gemeinsam. Einmal mehr zeigt sich, dass durch viele Gesellschaften ein tiefer Riss zwischen, grob gesagt, Modernisierern und Traditionalisten geht. Im Westen klafft er zwischen Nutznießern der Globalisierung und denjenigen, die die Zeche zahlen müssen. Niemand soll glauben, die türkische Version der Gesellschaftsspaltung ginge uns nichts an, weil sie rückschlägig oder -ständig sei, es könnte sich für die Europäer auch um Grüße aus der Zukunft handeln. Jedenfalls wird die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, das Nebeneinander des einander-Ausschließenden auch im Westen immer mehr zunehmen, wovon allein die Tatsache zeugt, dass eine deutliche Mehrheit der hierzulande ansässigen Türken für Erdogans Quasi-Sultanat votiert hat.

Die Politik Receps des Prächtigen macht die EU-Mitgliedschaft der Türkei, so beflissen die verbliebenen Transatlantiker aus Nato-frommen Erwägungen immer noch dafür werben, von Tag zu Tag unmöglicher; wollen wir den Mann also nicht schelten. Außerdem erteilt er den Enthusiasten der Weltvereinheitlichung eine Lektion in Sachen Selbstbestimmungsrecht der Völker, wie es die Briten mit dem Brexit taten, wie es hoffentlich in den kommenden Jahren immer mehr Völker tun werden. Dieser Planet bleibt einstweilen ein Pluriversum, und das ist gut so. Reden wir nicht schlecht von den Nationen und ihren Eigenarten, sie sind der einzige Schutz vor dem tristen Einerlei der Diversity, vor dem grauen Tod, der den Völkern als „Gedanken Gottes“ (Herder) im Einerlei der von Figuren wie George Soros bewirtschafteten one world droht. Und damit uns nicht das andere graue Einerlei noch weiter heimsucht, das von Minaretten ausgerufen wird, ist es höchste Zeit, die Zugbrücken hochzuziehen, die uns mit dem neuosmanischen Reich, Friede sei mit ihm, derzeit allzu eng verbinden.  MK am 18. 4. 2017

Sonntag, 23. April 2017

Total normal, radikal, scheißegal


„Es wird wirklich allerhöchste Zeit, dass die `schon länger hier Lebenden‘ die schon länger hier Regierenden aus ihren Ämtern im Dienste des deutschen Volkes verabschieden, und das nachhaltig, liebe Freunde!
Ja, wir können diese Gestalten nicht mehr ertragen. Und nein, das ist keineswegs Fundamentalopposition. Sondern ja, das ist die Liebe zu unsrer Heimat und zu unserem Vaterland.
Und nein, um daran keinen Zweifel zu lassen, mit diesen Figuren werden wir keine Koalitionen eingehen. Nicht heute, nicht morgen, Niemals!
Und ja, wir werden auf diese Weise der Verantwortung für unser Land sehr wohl gerecht werden. Und zwar als bärenstarke Oppositionspartei, im Bund wie bereits in den Ländern.
Und schließlich nein, das ist keineswegs mangelnde Realpolitik. Sondern es ist das kluge und notwendige Zuwarten, bis unsere Positionen endgültig mehrheitsfähig sein werden. Ja, liebe Freunde, So machen wir das. So und nicht anders!“  Jörg Meuthen

 Nicht schlecht. Soviel entschlossene Unbeirrbarkeit und thymotische Wucht hätte ich Meuthen nicht zugetraut. Ich gebe Petry und Pretzell zwar in der Sache recht, aber deren berechnende, verkopfte, allzu "realistische" Diktion, die ausgerechnet auf diejenige Gruppe zugeschnitten ist, bei der 50 Jahre Gehirnwäsche den größten Dachschaden angerichtet haben (unser überspezialisiertes, fachidiotisches, tunnelblickendes, jeglichen Überblicks ermangelndes Funktions"bürgertum", welches - wie Nicolaus Fest sehr richtig erkannt hat - nur bedingt zukunftsfähig ist), ist im Moment völlig fehl am Platz, weil jetzt erst einmal nur eines zählt: ein großes Schwungrad, Masse, Drehzahl, Unaufhaltsamkeit und kinetische Wucht. Dass jemand seinen in die Enge des Brustkorbs gepferchten Gefühlen auf mitreißende Weise einmal Luft macht, war höchste Zeit. Dass das ausgerechnet Meuthen gelingen würde...  eine erfreuliche Überraschung. Hätte ich nicht gedacht.



Samstag, 22. April 2017

Anarchische Härte

Der Terror ist auch in Europa mit voller Wucht angekommen und die Regierungen erscheinen dagegen hilflos. In seinem soeben erschienenen Buch „Wir Weicheier – Warum wir uns nicht mehr wehren können und was dagegen zu tun ist“ geht der renommierte Militärhistoriker Martin van Creveld, emeritierter Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, der Frage nach, ob sich Europa heute überhaupt noch politisch und militärisch verteidigen könnte. Er äußerst sich dazu skeptisch und bezieht die ganze westliche Welt in seine Analyse ein. Das Interview führte Bernd Kallina.

PAZ: In Ihrem jüngsten Buch befassen Sie sich kritisch mit gesellschaftlichen Fehlentwicklungen westlicher Demokratien. Verstehen Sie es als Warnruf, den Ernst der Stunde endlich zu begreifen?
Martin van Creveld: Ja, eindeutig. Um eine der Kapitelüberschriften in meinem Buch zu zitieren: „Hannibal intra portas“. Entweder der Westen legt seine Schwäche ab und lernt wieder zu kämpfen, oder er ist dem Untergang geweiht.

PAZ: Ihr Vorwurf lautet: „Weicheier“! Wen meinen Sie damit genau, welchen Defizit-Typus haben Sie im Auge?
Creveld: Alle Bereiche der Gesellschaft sind mit schuld. Eltern, die zu alt, zu sicherheitsorientiert sind und oft auch zu hohe Anforderungen an die Kinder stellen; Streitkräfte, die von einer ekelerregenden Mischung aus Bürokratie, Regelungswut und „political correctness“ geplagt werden; Soldatinnen, die in Wirklichkeit nur halbe Soldaten sind und den Streitkräften viel mehr Probleme als Nutzen bringen; die weit verbreitete Akzeptanz des Gedankens, dass der Krieg notwendigerweise zu posttraumatischen Belastungsstörungen führt und es für einen Soldaten nicht nur „in Ordnung“, sondern beinahe geboten ist, daran zu erkranken; und der unaufhaltsame Aufstieg der Rechte zulasten der Pflichten. Suchen Sie sich’s aus.

PAZ: Der islamistische Terror ist unübersehbar in Europa angekommen und überfordert die klassischen Armeen bei der Abwehr. Weshalb?
Creveld: Weil sie sich jahrzehntelang darauf vorbereitet haben, gegeneinander anstatt gegen anders geartete Organisationen zu kämpfen.

PAZ: Wenn die klassischen Armeen bei der Abwehr asymmetrischer Partisanenangriffe versagen, was hilft dann?
Creveld: Lassen Sie mich diese Frage im Lichte des britischen Erfolgs in Nordirland beantworten. Drei Dinge sind notwendig: Erstens ein starker politischer Wille, der aber den meisten westlichen Ländern zu fehlen scheint. Zweitens eine sehr gute Ausbildung, Disziplin, Professionalität und Korpsgeist. Drittens die Fähigkeit zum Maßhalten, damit man sich die Bevölkerung nicht noch mehr entfremdet als unbedingt notwendig. Auch wenn es Tote kostet, so wie in Nordirland, wo weit mehr Soldaten als Terroristen starben.

PAZ: In Ihrer Schwäche­analyse bei fast allen westlichen Armeen – Sie führen als Paradebeispiel ja die „US-Streitkräfte“ an – verweisen Sie vor allem auf eine dort zu beobachtende Femininisierung. Warum stören Soldatinnen die Kampfkraft einer Armee?
Creveld: Es gibt vier Hauptprobleme: Erstens behaupten die Frauen, dass sie zu den gleichen Bedingungen wie männliche Soldaten zum Heer wollen. Sind sie erst einmal aufgenommen, verlangen sie unweigerlich alle möglichen Privilegien – und bekommen sie auch, angefangen von den Vorrechten rund um Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft über eine weniger fordernde Ausbildung bis hin zum leichteren Zugang zum Offiziersrang. Das Ergebnis sind Hass und Neid bei den männlichen Soldaten und periodisch wiederkehrende „Skandale“ wie jener, der vor Kurzem die Gebirgsjäger der Bundeswehr erschüttert hat.

PAZ: Das war Punkt eins, und die weiteren Hauptprobleme?
Creveld: Zweitens ist die Situation entstanden, dass männliche Soldaten sich vor dem unberechtigten Vorwurf der sexuellen Belästigung mehr fürchten als vor dem Feind. Und mit sehr gutem Grund: Die US-Streitkräfte haben derzeit mehr „sexual assault res­ponse coordinators“ als Musterungsoffiziere. Drittens: Wenn es Frauen bei den Streitkräften gibt, dann fällt einer der Hauptgründe weg, warum ein Mann Soldat wird und kämpft – der Wunsch, sich als Mann zu bewähren. Dann sagen Männer ganz zu Recht: Wenn eine Frau das auch kann, warum sollte ich das machen? Und schließlich gilt für die Streitkräfte aller westlichen Länder: Jeder, der es wagt, auch nur im Flüsterton über diese und ähnliche Probleme zu sprechen, wird unverzüglich und hart bestraft. Daher sind diese Streitkräfte auf einer Lüge aufgebaut. Und ein Haus, das auf einer Lüge aufgebaut ist, hat keinen Bestand.
PAZ: Nicht nur die Feminisierung der Armee ruft Ihre Kritik hervor, generell wenden Sie sich gegen einen Erziehungsstil des „Überbehütens“. Woran machen Sie diese Entwicklung beispielhaft fest und welche negativen Auswirkungen zeitigt ein solcher Stil?
Creveld: Das, was Sie „Überbehüten“ nennen, ist sehr leicht nachzuweisen. Sogar ein quantitativer Nachweis ist möglich. Der Prozentsatz der Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule kommen und nicht mit dem Schulbus oder mit dem Auto hingefahren werden, sinkt. Die durchschnittliche Strecke, die sich unsere Kinder ohne erwachsene Begleitung von zu Hause entfernen dürfen, wird immer kürzer. Das Durchschnittsalter, in dem junge Menschen die Schule oder die Universität verlassen und den Schritt ins „wirkliche Leben“ tun, nimmt hingegen zu. Das Alter, in dem sie berufstätig werden, heiraten und Kinder bekommen, nimmt ebenfalls zu. Das Ergebnis ist eine Gesellschaft, deren Mitglieder nicht fähig und oft nicht willens sind, sich zu verteidigen.

PAZ: Wäre denn eine Form von „anarchischer Härte“ als pädagogische Prämisse sinnvoller?
Creveld: Der Gedanke ist mir noch nie gekommen. Aber „anarchische Härte“ ist eine ziemlich treffende Beschreibung für die Art und Weise, wie junge Israelis etwa zwischen 1948 und 1982 aufgewachsen sind – also genau in der Zeit, als die israelischen Streitkräfte wegen ihrer Tapferkeit bewundert wurden und als die beste Armee der Welt galten.

PAZ: Die Bundeskanzlerin hat im Herbst 2015 die Einfallstore für illegale Masseneinwanderung geöffnet, was zu großen gesellschaftlichen Verwerfungen führte. Wie bewerten Sie diese Art von „Willkommenskultur“ unter Sicherheitsgesichtspunkten?
Creveld: Ich mag Frau Merkel. Aber ich glaube, sie hat einen sehr, sehr schweren Fehler begangen, für den Deutschland teuer bezahlt und in Zukunft noch teurer bezahlen wird.

PAZ: Sie leben in Israel und damit in einem Staat, der fast täglich mit Terroranschlägen zu kämpfen hat. Was kann Europa in dieser Beziehung von Israel lernen?
Creveld: Alles. Israelische Sicherheitsexperten sind auf der ganzen Welt tätig, auch in einigen arabischen Ländern, wo sie die entsprechende Ausrüstung installieren und als Ausbildner tätig sind. In ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit dem Terrorismus haben sie gelernt, mit diesen Problemen umzugehen. Auch von der israelischen Bevölkerung lässt sich lernen, mit diesen Dingen zu leben und mit ihnen fertig zu werden.

PAZ: Sind die vom „Weichei-Establishment“ so geschmähten „populistischen Bewegungen“ in Europa ein Hoffnungsschimmer in Richtung Realismus?
Creveld: Meiner Meinung nach ja. Obwohl es mir persönlich gar nicht recht wäre, wenn die EU zerfällt.

PAZ: In den USA agiert seit Jahresbeginn der neue US-Präsident Donald Trump, der als Gegenpol zum alten Establishment gilt. Erwarten Sie von ihm positive Impulse?
Creveld: Ich habe Trump unterstützt. Ich hatte die Hoffnung, dass er der von Hillary Clinton symbolisierten „political correctness“, die uns alle zu Idioten macht, ein Ende setzen würde. Nach zwei Monaten Präsidentschaft kommt es mir allerdings so vor, als wenn der Mann selbst ein Idiot ist, und zwar nicht nur im Hinblick auf die Sicherheitspolitik. Alles, was er anfasst, endet in einer Katastrophe. Wenn es so weitergeht, werden die meisten Menschen bald gar nichts mehr von ihm erwarten – außer vielleicht seinen Rücktritt.  PAZ

 Hannibal intra portas?? Creveld variiert den bekannten Slogan "Hannibal ante portas", um zu veranschaulichen, wie ernst die Lage ist. Aber "intra portas" ergibt keinen Sinn. Wenn schon, dann "intra moenia" (aber wir haben ja per Merkeldekret keine moenia mehr) oder "post portas" oder "ultra portas" oder "trans portas" oder "uls portas". Siehe auch...

Deutsche Schulen

Eine Schule ohne einen einzigen Mann am Lehrerpult? Heutzutage keine Seltenheit. Die Feminisierung des Bildungswesens hat allerdings, so scheint es, dramatische Folgen.

Ein ewiges Ärgernis sind sie! Rotzfrech kommen sie daher. Sie rangeln und raufen, wenn sie stillsein müssen. Sie schweigen mürrisch, wenn sie reden sollen. Sie haben keinen Bock auf gar nichts. Alles finden sie abtörnend und irgendwie daneben. Nicht einmal für die seelenvollen Gedichte der deutschen Romantik und die bezaubernden Romane von Jane Austen können sie sich begeistern – Jungen eben. Ein irgendwie seltsames, verqueres und bösartiges Geschlecht. Ach, würde es doch nur Mädchen auf der Welt geben …
Sehen viele Lehrerinnen so den männlichen Teil ihrer Schüler? Haben jahrzehntelange feministische Kopfwäsche in Kindergarten, Schule, Uni und Medien ihnen die Fähigkeit genommen, vorurteilsfrei und fair mit Jungen umzugehen? Ihr Potential zu erkennen? Ihr Anderssein zu respektieren?
Ein böser Verdacht, den manche Untersuchungen bestätigen. So werden Jungen für gleiche Leistungen schlechter benotet als Mädchen. Das steht Schwarz auf Weiß in einem Bericht des Erziehungswissenschaftlers Jürgen Budde an das Bundesbildungsministerium aus dem Jahre 2007. Daran anknüpfend wiesen Buddes Fachkollegen Heike Diefenbach und Michael Klein nach, dass diese Ungleichbehandlung umso deutlicher ausfällt, je mehr Frauen unter dem Lehrpersonal sind. Offenbar üben diese bei der Notenvergabe bewusst oder unbewusste Rache an den sozial weniger angepassten und somit „anstrengenderen“ Jungen – so lautet zumindest die Erklärung des emeritierten Pädagogik-Professors Ferdinand Eder von der Universität Salzburg.
Und auf ausgleichende Gerechtigkeit dürfen freche Berliner
Huckleberry Finns und vorwitzige Michels, die nicht aus Lönneberga sondern aus Hamburg stammen, dabei auch kaum hoffen. Denn männliche Lehrer werden ihnen nur selten zur Seite springen. Die sind nämlich heutzutage zur raren Spezies im Lebensraum Schule geworden. Frauen dominieren nicht nur die Kindertagesstätten – hier liegt ihr Anteil bei 97 Prozent –, sondern ebenso das Bildungssystem. Laut Statistischem Bundesamt stellen sie in den Grundschulen bereits 89 Prozent der Lehrkräfte, und an den sonstigen Schulen 60 Prozent. Alles in allem sind in der Bundesrepublik 72 Prozent der Lehrer weiblich, und dieser Anteil wird noch steigen. Das ergibt sich aus den aktuellen Geschlechterverhältnissen bei den Lehramtsstudenten.
Angesichts dessen sprach Peter Silbernagel, Vorsitzender des Philologenverbandes von Nordrhein-Westfalen, schon 2014 von einer „Katastrophe“. Sie zeigt sich in der Praxis: So dreht sich der Unterricht immer seltener um Themen, die Jungen interessieren. Darüber hinaus kommt auch die Methodik der Lehrerinnen vorrangig den Mädchen entgegen: Es wird viel geredet und theoretisiert, aber wenig praktisch gehandelt und aus den dabei gemachten Fehlern gelernt.
Den politisch Verantwortlichen scheint die Benachteiligung der männlichen Schüler nicht nur einerlei, sie zeigen sogar unverhohlen ihre Freude darüber: „Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen“, meinte die ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ursula von der Leyen, als der Inhalt von Buddes Bericht in der Öffentlichkeit Wellen schlug. Die Leiterin der Abteilung Geschlechterforschung am Deutschen Jugendinstitut in München, Waltraud Cornelißen, assistierte anschließend beflissen: „Ein Bildungsvorsprung ist für junge Frauen oft bitter notwendig, um auch nur annähernd gleiche Chancen im Beruf zu haben.“
Für die Ungerechtigkeiten im Schulsystem, aber auch für die Zerstörung männlicher Identitäten durch ein total durchfeminisiertes Bildungswesen, zahlt unsere Gesellschaft freilich einen hohen Preis. Beispielsweise verüben Jungen mittlerweile achtmal häufiger Selbsmord als Mädchen. Außerdem kommt es zu selbsterfüllenden Prophezeiungen: Wenn die Lehrerinnen den männlichen Schülern einreden – ob bewusst oder unbewusst –, dass sie leistungsschwächer seien, dann lassen deren Lernanstrengungen tatsächlich nach, woraufhin das Ergebnis am Ende entsprechend schlecht ausfällt. Deshalb stehen viele Jungen inzwischen in einem regelrechten Bildungsstreik. Davon zeugt beispielsweise die Abiturquote, die sich immer mehr zugunsten der Mädchen verschiebt. Das wiederum verschärft den Fachkräftemangel in der Wirtschaft, dem die Bundesregierung nun paradoxerweise durch den Import von ausländischen jungen Männern mit niedrigem Bildungsstand abhelfen will!
Wie Ludger Wößmann, der an der Ludwig-Maximilians-Universität München den Lehrstuhl für Bildungsökonomie innehat, vor einiger Zeit errechnete, kosten die schlechten Schulleistungen der Jungen infolge der übermäßigen Verweiblichung des Lehrbetriebes Deutschland jedes Jahr einen halben Prozentpunkt beim Wirtschaftswachstum. Dazu kommen die gesellschaftlichen Effekte, die letztlich sogar noch schwerer wiegen als die ökonomischen Verluste: Weil Jungen häufiger als Mädchen einen geringwertigen oder gar keinen Schulabschluss erwerben, haben sie deutlich schlechtere Chancen, erfolgversprechende Berufe zu erlernen. Sie landen daher eher im Niedriglohnsektor oder gleich in der Arbeitslosigkeit.
Wer so schlecht gestellt ist, überlegt es sich zudem zweimal, ob er eine Familie gründen oder Nachwuchs in die Welt setzen möchte. Deutschlands niedrige Geburtenrate ist somit darauf zurückzuführen. Manche Experten wie der Berliner Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler Klaus Hurrelmann warnen sogar vor einem „Krieg der Geschlechter“, der losbreche, wenn die vom Bildungssystem frustrierten und wirtschaftlich abgehängten jungen Männer zur Gegenwehr schreiten.
Nötig wäre konsequente Lobbyarbeit zugunsten der Jungen sowie die Steigerung des Anteils männlicher Lehrer. Doch die Praxis sieht leider anders aus.
Zum anderen steht jedweder Einsatz für die Belange der Jungen oder benachteiligter Männer unter dem Generalverdacht der „Frauenfeindlichkeit“. Diese Erfahrung mussten beispielsweise die Veranstalter eines Männerkongresses an der Universität Düsseldorf machen. Sie erhielten im Internet ähnliche Drohungen, wie Politiker von Parteien, die der Linken verhasst sind. Ja, mehr noch: Der Kölner Publizist Thomas Gesterkamp verfasste gar im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung ein Pamphlet mit dem Titel „Geschlechterkampf von rechts“, in dem er Zusammenhänge zwischen der Kritik an feministischen Postulaten und neonazistischem Gedankengut herbeihalluzinierte.
Gleichzeitig treten in der sogenannten „Männerarbeit“ nun dubiose Gruppierungen wie der Institutsverein „Dissens“ in Erscheinung. Dieser wird vom Land Berlin, dem Bund und der Europäischen Union gefördert und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Jungen auch noch den letzten Rest an Männlichkeit abzutrainieren, indem man ihnen beispielsweise das Fußballspielen verleidet, weil selbiges „nicht auf Körperbewusstsein und Körperwahrnehmung zielt, sondern auf leistungsgerechtes Funktionieren“.
Deshalb könnte es möglicherweise gar keine Verbesserung mehr bringen, wenn die jungen Männer, die eine derartige Gehirnwäsche aushalten mussten, zukünftig stärker im Bildungswesen präsent wären. Denn sie verhalten sich dann vielleicht genau wie ihre weiblichen Kollegen und verschärfen die Misere noch. So drängen immer mehr Männer an die Geldtöpfe, die den Genderwissenschaften zur Verfügung stehen. Sie bearbeiten Themen, bei denen noch vor einigen Jahren alle nichtweiblichen Forscher die Nase gerümpft hätten, weil jedwede praktische Relevanz fehlt und der feministische Hintergrund des Ganzen unübersehbar ist. Als typisches Beispiel hierfür kann das kürzlich erschienene Buch eines gleich mit drei Stipendien gesponserten Doktoranden der Geschichtswissenschaft dienen: Falko Schnicke vertritt in „Die männliche Disziplin“ die lächerliche, aber politisch offenbar höchst willkommene These, dass es früher so wenig Historikerinnen gegeben habe, weil das Fach von den Kollegen in egoistisch-dominanter Weise „vergeschlechtlicht“, also „vermännlicht“, und „sexualisiert“ worden sei. So macht Mann heutzutage Karriere und tritt dann bestimmt bald in einem Gymnasium als Geschichtslehrer auf!   Wolfgang Kaufmann

Und sei's, um Johannes Bobrowski zu Ehren

Vor dem Bundesparteitag der AfD in Köln wächst stündlich die Lust am Pogrom. Kein Anständiger, der dabei beiseite stehen will. „Von ‘A’ wie Aidshilfe oder Amnesty International bis ‘Z’ wie das Zentrum für islamische Frauenforschung und Frauenförderung – (alle) haben den Aufruf des Bündnis ‘Köln stellt sich quer’ bislang unterschrieben“, jubelt der Kölner Stadtanzeiger und offeriert über Facebook noch „mehr Infos“.
SPD, Grüne, Linke, FDP, Gewerkschaftsbund und Kirchen machen mit, die Stunksitzung, die AG Arsch huh, Trommelgruppen, der Karnevalsverein usw. usf. 50.000 Demonstranten glaubt man auf die Beine zu bekommen. Die totale Mobilmachung gegen einen satzungsmäßigen Parteitag. Nicht mal die Türkei kriegt das so einfach hin, nur Nordkorea ist besser! Der „Kampf gegen Rechts“ ist das letzte Aphrodisiakum einer grenzdebilen und geriatrischen Gesellschaft, die sich vor ihren realen Problemen und begründeten Abstiegsängsten in eine widersinnige Sündenbock-Logik flüchtet. Diese Logik nennt sie: „demokratische Gesinnung“.

Es ist richtig, daß die AfD-Führung den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit einem Brief in die Pflicht genommen und ihn daran erinnert hat, daß, „wo die freie Rede nicht mehr möglich ist“, der „erste Schritt in Richtung Totalitarismus bereits getan“ ist. Die Berufung auf Recht und Gesetz ist eine der wenigen Abwehrwaffen, die den Schwachen zur Verfügung steht. Allerdings stumpft sie mit jedem Tag mehr ab. Als er noch für die SPD wahlkämpfte, hat Steinmeier sich mit wüsten Angriffen gegen die AfD hervorgetan. Viel ist von ihm also nicht zu erwarten.
In Köln drohen die neototalitären Praktiken, angefangen vom Berufsverbot über die Sabotage des Wahlkampfs bis hin zum semistaatlichen Terror gegen Personen, ausgeführt durch die Antifa, zu eskalieren. Die Übergriffe, aber auch die institutionellen Strukturen und Geldflüsse, die sie ermöglichen, müssen dokumentiert, rechtsgutachterlich bewertet und publiziert werden. Der nationale Rahmen reicht dazu nicht aus, weil Institutionen und Medien in Deutschland diese Art von Gewalt wohlwollend begleiten.

Die AfD sollte sich daher an geeignete Stellen und Medien im Ausland wenden, vor allen in den osteuropäischen Staaten, wo deutsche Politiker als Lehrmeister der Demokratie und Menschenrechte auftreten. So kann sie den dortigen Politikern und Aktivisten, die sich gegen Überfremdung und Bevormundung wehren, Argumente gegen die Arroganz unserer Funktionseliten in die Hand geben. Umgekehrt kann das Ausland die AfD unterstützen, indem es auf den Terror verweist, dem die einzige deutsche Oppositionspartei ausgesetzt ist.
Konkret sollte die AfD die Frage in die Öffentlichkeit transportieren, ob angesichts der massiven Behinderungen, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Einschüchterungen freie und faire Wahlen in Deutschland überhaupt noch möglich sind und in diesem Sinne an die OSZE appellieren, Wahlbeobachter nach Deutschland zu schicken.  Thorsten Hinz

Freitag, 21. April 2017

Pfui Deibel

Obtorto collo confiteor amorem meam patriae: Wenn ein paar Nafris ihren Weibern elanvoll an die Wäsche gehen, stehen die braven Kölner mit angelegten Ohren daneben und schauen ergriffen zu. Aber wenn die AfD tagt, rotten sie sich in hellen Haufen zusammen, um gegen die einzige Oppositionspartei dieses Landes zu protestieren.

Was für ein Heldenstadt ist doch unser großes, heiliges Kölln!

Selbstredend macht gerade ihr Kuschen vor echten Kriminellen, gegen deren Import sie nicht protestiert und an die sie Teile ihrer Stadt verloren haben, unsere Engagierten in ihrem zivilgesellschaftlichen Meutenmut erst so richtig scharf; es handelt sich um eine reine Ersatzhandlung von Courage-Simulanten, denen die eigene Feigheit mindestens unterbewusst peinlich ist.

Ginge von der AfD auch nur die geringste Gefahr aus, wir hörten keinen Mucks von diesen Wichten. mehr hier...

 Nicht etwa der Verfassungsschutz, sondern das Stuttgarter Innenministerium ließ sich Anfang der neunziger Jahre dann auch noch eine besondere Behandlung für die Republikaner einfallen. Es legte ein Programm auf mit der Bezeichnung „Verdeckte Ermittler rechts“. Dazu wurden junge Kriminalbeamte eingesetzt, die nationalsozialistische „Kameradschaften“ aufbauten, so in Karlsruhe, wo ein ursprünglich harmloser Stammtisch mit JU- und REP-Beteiligung nationalsozialistisch indoktriniert wurde. Auch die AfD muß auf die Einschleusung solcher Provokateure gefaßt sein. Die Gegenseite wartet nur darauf, daß die AfD in die Falle der Selbstradikalisierung und Selbstzerstörung läuft. Rechts zu sein bedingt nicht, dumm zu sein. Um die Politik zu ändern, braucht es Professionalität, Uneigennützigkeit – und eine Portion Listigkeit.  mehr hier...

Zivilcourage ist kein Verbrechen


Dienstag, 11. April 2017

Beelzebuls Baby

Si fractus illabatur orbis,
impavidum ferient ruinae

 

Der frühe Vogel fängt die Katze 


Eine raspelkurze Anmerkung pro domo zu Herrn Marcus Pretzell


Wer sich mit fremden Federn schmückt, sollte immerhin nicht behaupten, der Vogel, von dem sie stammen, existiere gar nicht – oder, wie unsere Kanzlerin formulieren würde: Wer im Glashaus sitzt, fällt selbst hinein. Der Europa-Abgeordnete und NRW-Spitzenkandidat der AfD Marcus Pretzell (Betonung auf dem zweiten e) behauptet aus Gründen, über die momentan in den Medien spekuliert wird, ich hätte nie für ihn gearbeitet. Bei einer solch eindeutigen Aussage genügt ein Gegenbeispiel, und um niemanden zu langweilen, will ich es bei einem Exempel belassen. (Einschaltung für Esel: Dieser Eintrag verfolgt keinerlei unlautere Absichten gegenüber der AfD, sie möge gedeihen, sondern richtet sich einzig und allein gegen den in Rede stehen Herren, der seine Hanswurstiaden leider Gottes in dieser Partei aufführt. Was aber kein Naturgesetz ist.)

Zum Tag der deutschen Einheit hielt Pretzell diese rundum hörenswerte und amüsante Rede, die durchaus ein größeres Publikum verdiente als das weiland zu Bad Canstatt versammelte. 

Angehängt folgt das Original der Rede, direttissimo einkopiert von meiner gedächtnisstarken Festplatte. Bin gespannt, ob Sie die zehn versteckten Unterschiede finden. Viel Vergnügen!


Meine Damen und Herren,

der Tag der deutschen Einheit ist ein Feiertag der Selbstbefreiung. Die Völker Osteuropas und die Menschen in Ostdeutschland haben damals ein Gewaltregime abgeschüttelt, das wie ein riesiger Parasit auf ihnen lag. Dieses Regime lähmte die Eigeninitiative, verbot das freie Denken, bespitzelte die Menschen, verhöhnte das Recht und saugte die Ressourcen der Länder in zukunftsblinder Rücksichtslosigkeit aus. Und während sie einen Teil Europas in den Ruin wirtschafteten und den Menschen dort das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben nahmen, verkündeten die führenden Vertreter dieses Regimes, sie besäßen das Mandat der Geschichte. Sie verkörperten den Menschheitsfortschritt. Ihnen gehöre die Zukunft. Wenn die Völker ihrer weisen Lenkung folgten – und man alle diejenigen, die dies nicht tun, einfach umerzieht –, stünde der idealen Gesellschaft nichts mehr im Wege.

Meine Damen und Herren, halten wir uns, auch wenn der Anlass es gebietet, nicht lange mit der Erinnerung an ein Gesellschaftssystem auf, das völlig verdient auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist. Ich möchte nur eine Formulierung wiederholen, die Sie mir eben als reine Selbstverständlichkeit durchgehen ließen, obwohl sie so selbstverständlich überhaupt nicht ist. Ich sprach vom „Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben“. Wie Sie alle wissen, existiert ein solches Recht in weiten Teilen der Welt überhaupt nicht – in jenem Weltteil etwa, aus welchem heute die meisten Einwanderer nach Europa kommen, existiert es nicht einmal als Ideal. Und auch in der Weltgeschichte war jahrtausendelang von einem solchen Recht nicht die Rede.

Woher stammt die Idee, dass der Mensch so groß und stolz und verwegen sein könnte, ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Sie stammt aus Europa. Es ist die Idee des Individuums. Sie wurde geboren in Griechenland, wo uns im Menschheitsfrühling der Antike erstmals das europäische Individuum entgegentritt. Sie lud sich auf mit der christlichen Verkündigung, dass jeder Mensch eine unsterbliche Seele besitzt. Sie verschmolz mit dem römischen Recht, das die Institution des Eigentums verkündete, ohne die es keine Freiheit geben kann. Die Rechtsordnungen, die ab der frühen Neuzeit auf dem europäischen Kontinent galten, darf man bis heute getrost als römisches Recht bezeichnen. Die Idee des freien Individuums erblühte in der italienischen Renaissance, und sie erhielt ihr philosophisches Fundament durch die Denker der Aufklärung. Das waren überwiegend Franzosen, Engländer und Deutsche. Sie sehen, meine Damen und Herren, die Individualisierung des Menschen, seine Befreiung zum selbstbestimmten Leben, ist ein gesamteuropäisches Projekt. Und es wurde ab dem 18. Jahrhundert zum europäischen Exportschlager.

Und heute? Heute erleben wir genau die gegenteilige Tendenz. Die Freiheit des Individuums, das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, sind bedroht wie seit realsozialistischen Tagen nicht mehr. Im Gegensatz zur plumpen und unverhohlenen Unterdrückung der Menschen im Ostblock naht die moderne Knechtschaft gleichsam auf Taubenfüßen. Die heutige Gehirnwäsche ist smarter als die SED-Propaganda, und wieder behaupten ihre Agenten, dem Menschheitsfortschritt zu dienen.

Während Technokraten und Sozialingenieure die Macht über unser Denken und Fühlen übernehmen und die Menschen zu bindungslosen, beliebig verschiebbaren Figuren auf dem globalen Spielbrett erniedrigen wollen, singen uns ihre angestellten Sirenen fromme Lieder von „Teilhabe“ und „Diversity“. Sie behaupten, es sei gestrig und unmodern, an seinen Sitten und Traditionen festzuhalten, zumindest sofern man ein weißer Europäer ist. Sie wollen uns einreden, dass die sogenannte traditionelle Familie ein Gefängnis ist, aus dem der moderne Karrieremensch jederzeit ausbrechen kann. Während hunderttausende meist analphabetische junge Männer aus einer fernen und in Teilen gewalttätigen Kultur unseren Kontinent invadieren, predigen Politik und Medien in einem fort „Willkommen“ und „Toleranz“. Der Widerspruch, dass gerade diese Einwanderer beharrlich an ihren vormodernen Traditionen und Familienwerten festhalten, scheint ihnen nicht aufzufallen. Die massenhafte Einwanderung von Menschen, denen unsere Werte vollkommen egal sind, wird bizarrerweise mit der Universalität dieser Werte begründet. Darauf wäre doch kein Marxist gekommen! Nach dieser Logik ist es auch keine Überraschung mehr, dass man uns die schrittweise Schleifung aller Unterschiede zwischen den europäischen Kulturen – unter Indienstnahme eben jener Masseneinwanderung, aber vor allem als Folge von Technokratenträumen in Brüsseler Büros – als „Vielfalt“ verkauft.

Ich will Ihnen also von der europäischen Freiheit sprechen. Damit stehen wir unweigerlich vor der Frage: Wer bedroht die europäische Freiheit? Und wie können wir sie zurückgewinnen?

Zunächst einmal: Europa bedeutet seit Jahrhunderten „Vielfalt“. Was dieser Kontinent an kultureller, sprachlicher, geistiger, lebensartlicher und, ja, auch kulinarischer Vielfalt zu bieten hat, ist in dieser Kombination weltweit völlig einzigartig. Die gesamte Neuzeit ist von drei Einflüssen geprägt: der europäischen Art zu wirtschaften, der europäischen Technik und vom europäischen Denken. Zusammen ergeben sie den europäischen Menschen. Eben weil Europa ein Kontinent der Vielfalt, des Wetteiferns, der Konkurrenz war, blühte der europäische Geist. Eben weil keine Zentralmacht es unter seine lähmende Herrschaft zwang, brachte Europa diese prägenden Ideen hervor. „Vielfalt“ ist wirklich das Letzte, was Good Old Europe lernen müsste.

Aber Europa war immer auch ein Erdteil der Allianzen. Die alteuropäische Diplomatie achtete penibel darauf, dass ein Gleichgewicht zwischen den Mächten herrschte. Europa hat nie lange eine eine Vormacht geduldet, weder das napoleonische Frankreich, noch Nazi-Deutschland, noch Sowjetrussland – und es wird auch die EU nicht lange dulden.

Ich höre schon den Vorwurf: Sie wollen doch nicht etwa Nazi-Deutschland oder das kommunistische Russland mit der EU vergleichen? Ich will sie keineswegs gleichsetzen. Aber was spricht gegen Vergleiche? Bolschewismus und Nationalsozialismus waren verbrecherische, massenmörderische Regime, insofern sind sie natürlich mit der EU nicht im Ansatz vergleichbar. Aber wenn wir als einziges Kriterium die Frage nehmen, wer den Bürgern Europas, wer Ihnen, meine Damen und Herren, heute das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben streitig macht, dann sind sie es auf einmal doch.

Weder die deutsche Kanzlerin noch die Grünen noch die EU-Vögte und -Kommissare würden sich doch für ein solches Recht einsetzen. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine europäische Führungsfigur in letzter Zeit davon auch nur gesprochen hätte. Der einzige Anlass, für den das Recht auf Selbstbestimmung noch regelmäßig reklamiert wird, ist beim Recht auf Abtreibung. Oder beim Recht der Ukraine, sich gegen den russischen Einfluss zu behaupten. Ansonsten ist die westeuropäische und speziell deutsche politische Öffentlichkeit geradezu durchdrungen von Misstrauen gegen jede Art von Selbstbestimmung, sei es nun die individuelle und die der europäischen Völker. Wenn der ungarische Staatschef Victor Orban eine Volksabstimmung zur Einwanderung ankündigt, behandeln ihn die Medien des europäischen Westens, als habe er einen Feldzug gegen ihre heiligsten Werte angekündigt.

Sozialingenieure – höhere Kindergärtner – wollen nämlich nicht, dass ihre Betreuungsobjekte selbstbestimmt handeln. Ihr Ideal ist der gelenkte, entmündigte, materiell halbwegs gesättigte Mensch, der sich für frei hält. Sie wollen keine Völker, sondern nur Bevölkerungen, lose, bindungslose Einzelne, die allen anderen gleich fremd sind und sich beliebig vermischen lassen. Sozialingenieure träumen vom Nanny-Staat, der den Menschen nicht direkt diktiert, was sie zu tun haben, sondern sie in die gewünschte Richtung schubst. „Nudge“ heißt ein neues soziologisches Trendwort dafür. „Nudging“ diktiert das politisch korrekte Verhalten: Du sollst keinen Alkohol trinken, nicht zu viel Fett und Zucker und vor allem nur wenig Fleisch essen. Du sollst eine Riester-Rente abschließen, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen und deine Organe spenden. Du sollst deinen Müll trennen und Energie sparen. Du sollst dich von Rechten, Rassisten, EU-Gegnern, Leugnern der menschengemachten Erderwärmung, Windkraftgegnern und Sexisten fernhalten und sie auf Facebook melden. Du sollst nicht die falschen Bücher lesen und dich nicht auf den falschen Webseiten herumtreiben. Du sollst dir genau überlegen, was du bei Facebook in die Tasten haust. Du sollst kein teuflisches Kohlendioxid freisetzen. Du sollst dich in regelmäßigen Abständen für die Untaten deiner Vorfahren schämen. Du sollst nicht glauben, dass du klüger bist als die Partei. Du sollst Einwanderern und ihren Sitten gegenüber tolerant sein und ihnen auch dann kultursensibel begegnen, wenn sie dir aggressiv und fordernd entgegentreten. Du sollst Frauen nicht anstarren als wüsstest du nicht, dass es nur ein soziales Konstrukt ist, was du anstarrst. Und so weiter.

„Nudging“ bedeutet: Die Leute wissen eh nicht, was gut für sie ist, deswegen brauchen sie kompetente Vormünder, die ihre Entscheidungen in die richtige Richtung lenken. Der einstige Vater Staat ist inzwischen ein mütterlicher, ein bemutternder Staat geworden, worauf zuletzt der Schriftsteller Michel Houellebecq in seiner Rede zur Überreichung des Schirrmacher-Preises hingewiesen hat. Er schreibt: „Die Bürger werden in einem Zustand fortgesetzter Kindheit gehalten, und der erste Feind, den unsere westliche Gesellschaft versucht auszurotten, ist das männliche Zeitalter, ist die Männlichkeit selbst.“

Dieser Staat will seinen Untertanen die Sorgen des Denkens abnehmen und die Mühen der Entscheidungen. In diesem modernen Paternalismus, der eigentlich Maternalismus heißen müsste, vereinen sich die neoliberalen Ideologen des One-World-Kapitalismus mit den linken Ideologen des One-World-Multikulturalismus zu einem bizarren Paarlauf. Der Einzelne ist für die einen nur noch ein Produzent und Konsument, für die anderen nur noch ein Betreuungs- und Emanzipationsobjekt. Aber kein Wesen mehr, das aus einer Tradition wächst, sich einem Volk, einer Heimat, einer Kultur zugehörig fühlt. Kein Wesen mehr, das sein Leben selbst in die Hand nehmen will und weit mehr Ansprüche hat, als ein bloßer Marktteilnehmer oder Gleichstellungsfall zu sein. Mit einem Wort: Sie bekämpfen den freien Menschen als freien Entscheider über sein Schicksal.

Der technokratische Menschenschlag dominiert längst die meisten Entscheidungen in den EU-Gremien und in den westeuropäischen Regierungen. Dieser Menschenschlag hat für Kulturen und regionale Eigenarten überhaupt kein Organ mehr, weil er ausschließlich in den Kriterien der Machbarkeit und der Berechenbarkeit denkt. Er will die Bürger nicht verschiedener und vielfältiger machen, sondern immer ähnlicher, verwechselbarer, austauschbarer, und er hat die gewaltigen Kräfte der wirtschaftlichen und medialen Globalisierung auf seiner Seite.

Die Antwort der heutigen EU auf die drängenden Fragen ist immer dieselbe: Vereinheitlichung. Vereinheitlichung der Währung, Vereinheitlichung der Bildung, Vereinheitlichung der Universitäten, Vereinheitlichung der Sprache, Vereinheitlichung der Einwanderungsbestimmungen. Heute steht die Homogenisierung der Völker, ihre Umwandlung in Bevölkerungen auf dem Plan. Übrigens nur im Westen – niemand fordert, dass Ägypter, Saudis oder Nigerianer ihre Kultur ablegen und „bunt“ werden sollten. Am Anfang haben die EU-Kommissare die Krümmung der Gurken normiert, und am Ende normieren sie die Gedanken.

Dieser Menschenschlag möchte die Vielfalt und Eigenart der europäischen Kulturen überwinden. Es sind Anti-Europäer, die mit glühenden Wangen „Europa!“ rufen.

Meine Damen und Herren, wenn Sie an den europäischen Geist denken, welche Gesichter stehen Ihnen da vor Augen? Vielleicht Erasmus von Rotterdam, Leonardo da Vinci, Beethoven? Vielleicht Konrad Adenauer, Charles de Gaulle? Oder Martin Schulz, José-Manuel Barroso, Viviane Reding und Jean-Claude Juncker? Nein, meine Damen und Herren, das ist nicht Europa, und das wird es hoffentlich niemals sein!

Ich habe gefragt, wer die europäische Freiheit bedroht, und die ersten Kollektive genannt: die derzeitige Führung der EU, die Technokraten in den Bürotürmen und die europäische Gleichstellungs-Linke. Zusammen mit zahllosen NGOs, Stiftungen, Verbänden, Lobbygruppen und unter dem Dauerfeuer der Medien vermischt sich das alles zu einem verwirrenden Ganzen. Es gibt am Ende aber eine vergleichsweise klare Scheidung der Gesellschaft, nämlich in Geschröpfte und Alimentierte, in Betreuer und Betreute. Frei und selbstbestimmt ist keiner von ihnen.

Jetzt kommt die Massenmigration ins Spiel. Vor 500 Jahren brachen die Europäer auf, die Welt zu erobern und zu kolonialisieren. Dabei sind viele Grausamkeiten geschehen, die kein vernünftiger Mensch wegdiskutieren möchte. Doch es gab noch die andere Seite der Medaille. Ich möchte dazu eine Stelle aus dem Monty Python-Film „Das Leben des Brian“ zitieren.

Dort zürnt ein jüdischer Rebell: „Die Römer haben uns ausbluten lassen, sie haben uns alles genommen, was wir hatten. Und unseren Vätern! Was haben sie dafür als Gegenleistung erbracht?“

Nach einer kurzen Pause kommen die Antworten: „Den Aquädukt. – Und die sanitären Einrichtungen. Weißt Du noch, wie es früher in der Stadt stank? – Und die schönen Straßen. –Medizinische Versorgung. – Schulwesen. – Und den Wein. – Die öffentlichen Bäder. – Und jede Frau kann es wagen, nachts die Straße zu überqueren. Die können Ordnung schaffen, denn wie es hier vorher ausgesehen hat, davon wollen wir ja gar nicht reden.“

Heute ist die große Kolonial- und Ausstrahlungsmacht Europa dabei, sich selber kolonialisieren zu lassen. Und zwar von Menschen, die zu erheblichen Teilen die Gesetze ihrer Religion für bindender halten als die Gesetze der Staaten, in die sie eingewandert sind. Zehntausende von ihnen leben geistig im 7. Jahrhundert. Von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Frauengleichstellung, Religionsfreiheit und Freiheit der Rede halten viele der Einwanderer aus der orientalischen Weltgegend nichts. Den westlichen Lebensstil finden die meisten dekadent. Ein Bildungs- und Leistungsethos kennen die meisten nicht. Sie bringen weder Aquädukte noch Wein, dafür aber Analphabetismus, verschleierte Frauen und den Dschihad nach Europa.

Und nun passiert das Merkwürdige: Europa – und Deutschland an der Spitze – seufzt ihnen entgegen. Alle Bundestagsparteien mit der Kanzlerin voran heißen die Einwanderer willkommen und fordern nicht etwa von ihnen, dass sie sich integrieren, sondern verlangen von den Deutschen, dass sie diese Leistung zu erbringen haben. Viele Fernstenliebende, die keine Nächsten mehr haben, die sie lieben können, begrüßen die Fremden mit Teddys, und die auf Steuerzahlerkosten unerbittlich tätige Sozialindustrie streckt gierig die Hände nach den neuen Betreuungsfällen aus. Unternehmerverbände applaudieren dem Massenzustrom, weil er angeblich der Wirtschaft nutzt; einen Beleg dafür bleiben sie schuldig, speziell die Dax-Konzerne stellen niemanden ein, weil sie für Analphabeten keine Planstellen haben.

Die europäische emanzipatorische Linke entdeckt plötzlich ihr Herz für die Religionsfreiheit, in welches sie die Vollverschleierung von Frauen als Ausdruck der Vielfalt einschließt. Es finden sich willige Intellektuelle, die in Leitartikeln darauf hinweisen, dass es im 9. Jahrhundert in der arabischen Welt hygienischer zuging als in Europa, und wir den Arabern heute noch dafür dankbar sein müssten, dass sie die antiken Autoren für uns bewahrt haben.

Was sich hier tatsächlich austobt, ist der westliche kulturelle Selbsthass. Auch er ist ein originär europäisches Phänomen. Keine andere Weltkultur hat die Fähigkeit zur Selbstkritik in einem solchen Maße entwickelt wie die abendländische, und irgendwann, ich würde sagen um 1968 herum, ist sie ins Maßlose umgeschlagen. Es ist hier nicht der Platz, darüber nachzugrübeln, woher dieser Selbsthass seine Kraft bezieht, inwieweit der Kulturprotestantismus involviert ist, der Marxismus, inwiefern er sich in Deutschland speziell als Reaktion auf die Untaten der Nazis versteht und wieder in anderen Ländern als Reaktion auf den Kolonialismus – es genügt, ihn zu konstatieren.

Wir befinden uns in einem Zangengriff. Die einen wollen uns entmündigen, weil wir im tiefsten Wesen schlecht sind und angeblich jederzeit ein Rückfall in die Exzesse des Nationalismus und der Selbstsucht droht, die anderen wollen uns nach und nach infiltrieren, uns ihre Sitten aufzwingen und uns schließlich erobern.

Die Leute, die heute Toleranz rufen, meinen ja nicht die Freiheit. Die Leute, die Diversity fordern, meinen ja nicht Freiheit. Die nach sozialer Gerechtigkeit rufen, ebensowenig. Sie wollen den europäischen Menschen „sozialisieren“, das Individuum mit seinen unverschämtem Freiheitswunsch abschaffen. Und diejenigen, die „Allahu akbar“ rufen, wollen uns unterwerfen.

Während die Osteuropäer aus ihrer leidvollen Erfahrung mit Sozialisierung und Unterwerfung verstehen, was die Stunde geschlagen hat, ist Westeuropa eine Anstalt zur Alimentierung von immer mehr unselbständigen Menschen geworden. Während die Osteuropäer ihren Selbsterhaltungswillen wiederentdecken, halten viele Westeuropäer das elementarste Bestreben eines Volkes, nämlich sich im Leben zu halten, für Rassismus. Natürlich nur, wenn es sich um ein westliches Volk handelt. Fragen Sie mich nicht nach dem Sinn dieses Prozesses, ich verstehe ihn nicht. Niemand, der klaren Sinnes ist, versteht Menschen, die an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Die sukzessive Zerstörung der westlichen Familie mag mit den zentrifugalen Kräften des Marktes, der Emanzipation und der Mobilität zu tun haben, doch die Gleichgültigkeit, mit welcher viele Westler ihrer eigenen Verdrängung zusehen, ist im höchsten Grade dekadent.

Ich zitiere noch einmal aus Houellebecqs Rede, die von deutschen Feuilletonisten geradezu reflexhaft verrissen und mit den üblichen Vokabeln bedacht wurde: „Der Djihadismus wird ein Ende finden, denn die menschlichen Wesen werden des Gemetzels und des Opfers müde werden. Aber das Vordringen des Islams beginnt gerade erst, denn die Demographie ist auf seiner Seite und Europa hat sich, indem es aufhört, Kinder zu bekommen, in einen Prozess des Selbstmords begeben. Und das ist nicht wirklich ein langsamer Selbstmord. Wenn man erst einmal bei einer Geburtenrate von 1,3 oder 1,4 angekommen ist, dann geht die Sache in Wirklichkeit sehr schnell.“

Meine Damen und Herren, als sich vor 26 Jahren der eine Teil Europas von der Knechtschaft befreite, waren im anderen Teil Europas die Weichen für den Weg in eine neue Knechtschaft bereits gestellt. Der wüsteste Zentralismus in der Geschichte unseres Kontinents hatte sein Planungsstadium längst verlassen. Die Technokraten hatten die Ideen der 68er im Kopf, und zwar nicht, weil sie deren Pamphlete gelesen hatten, sondern weil sie allesamt in der Brühe gegart worden sind, die diese Gesellschaftsumstürzer angerührt haben. Es genügt auf solch „überzeugte Europäer“ wie Barroso oder Joseph Fischer hinzuweisen, ein überzeugter Maoist der eine, ein deutschlandhassender Linksradikaler der andere, um zu verstehen, wohin die Reise gehen würde.

Wir haben gefragt: Wer bedroht die europäische Freiheit?

Und jetzt fragen wir: Wer verteidigt sie?

Die Antwort liegt auf der Hand: Wir müssen es selber tun. Wir alle, die wir gute Europäer sind, aber zugleich wissen, dass der Nationalstaat auf absehbare Zeit der Rahmen bleiben wird, in dem Recht und Gesetz – und damit die Freiheit des einzelnen – wirklich durchgesetzt werden können. Wir, die wir die Vielfalt der europäischen Kulturen für einen Wert an sich halten, und davon ausgehen, dass dieser Vielfalt der einzige Weg ist, um wieder neue Vielfalt zu produzieren.

Der Staat muss seinen Bürgern ein sicheres Leben ermöglichen, also ihre körperliche Unversehrtheit und Rechtssicherheit garantieren sowie ihr Eigentum schützen. Das ist alles. Sobald er anfängt, vormundschaftlich zu werden, sobald er zu diktieren versucht, was Menschen denken und tun sollen, sobald er beginnt, Zensur auszuüben, Gesetze zu brechen, den Folgegenerationen im großen Stil Staatschulden zu hinterlassen und die Zustimmung zu einer unkontrollierbaren Bevölkerungsumschichtung zu fordern, muss man ihm Widerstand leisten. Wenn er das Recht und die Unversehrtheit nicht mehr garantieren kann, tritt das Naturrecht der Selbstverteidigung in Kraft.

Meine Damen und Herren, noch ist Europa nicht verloren. Noch haben die Europäer ihr Schicksal selbst in der Hand. Noch können sie den Zentralismus abschütteln und, jedes Land für sich, zuerst das eigene Haus in Ordnung bringen und dann schauen, wer Hilfe braucht. Noch können sie die Europäische Gemeinschaft neu definieren und auf eine Grundlage stellen, in der das Gemeinsame und das Trennende besser ausbalanciert sind. Noch können sie die Integration der muslimischen Einwanderer erzwingen, die weitere Einwanderung stoppen und diejenigen des Landes verweisen, die zu Unrecht hier sind. Noch können sie den Dschihadisten die Geschichte erzählen, wie es den Nationalsozialisten und den Kommunisten ergangen ist, als sie Europa unter ihr Joch zwingen wollten. Noch kann die europäische Erfolgsgeschichte, die auf die Geschichte des freien, selbstbestimmten Individuums hinausläuft, fortgeschrieben werden.

Aber wir haben gewissermaßen die Schwerkraft gegen uns, die immer auf Seiten der Sozialisten und der Freiheitsbeschneider steht, weil viele Menschen die Unselbständigkeit der Selbstbestimmung vorziehen. Aber es ist zugleich eine der vornehmsten und reizvollsten Aufgaben, die sich Menschen stellen können: die Abschüttelung von Knechtschaft, das Zertrümmern von Ideologien und erstarrten Herrschaftssystemen, die Befreiung zur Selbstständigkeit. Lassen wir uns unser gutes europäisches Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben von niemandem nehmen!  Michael Klonovsky

Heute habe ich die angekündigte Erklärung zu meinem nunmehr ehemaligen Arbeitsverhältnis mit dem AfD-Powerpaar Petry/Pretzell abgegeben (hier und hier). Prompt trudelte die fristlose Kündigung der sächsischen AfD-Fraktion ein, die natürlich unter der Fuchtel der Vorsitzenden steht. Es ist kurios: Diese beiden, die nur auf eigene Rechnung wirtschaften und zutiefst illoyal gegenüber der Gesamtpartei sind, zeihen nunmehr mich der Illoyalität. Aber so komme ich wenigstens dazu, an meinem Buch weiterzuschreiben. Selbstverständlich stünde ich der Partei, wenn sie nicht mehr von den Intrigen eines erweiterten Familienclans am Arbeiten gehindert wird, wieder beratend oder anderweitig hilfreich zur Verfügung.  MK am 13. 4. 2017


Schade, es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein. Das einzige, was Frauke Petry jetzt noch für die AfD tun könnte, wäre der Verzicht auf sämtliche Ämter. Und selbst dann ist es unwahrscheinlich, dass die AfD sich jemals wieder von Pretzell erholen wird. Mit Pretzell entartet die AfD zu einer zwielichtigen Halunkenpartei von Blendern (ganz wie Höcke am 17. Februar anno currente vorhersagte), während sie ohne Petry auf lange Zeit zu einer politisch unbedeutenden Größe im einstelligen Bereich verkommen wird. Petrys Schwangerschaft war eine ihrer nicht wenigen Stärken, aber jetzt ist Fraukes Baby plötzlich Rosemaries Baby. Der böse, männliche Pretzellbuhl reißt mit seinem Charme Frauke Petry und die gesamte AfD in den Abgrund. Die Festlegung auf Marine Le Pen, statt auf Fillon, war bereits das erste beunruhigende Signal übereilter Entscheidungen. Leider muss ich Pretzell in einer Sache recht geben: wir haben nicht die viele Zeit, die den 68-ern um Klaus Wagenbach, Enzensberger und Joschka Fischer zur Verfügung stand, um Konsens zu gewinnen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Politik in der Demokratie wie ein Pizzateig ist, der erst mal lange genug gären muss, bevor mit dem Backen angefangen werden kann und dass jede Beschleunigung dieses Gärungsprozesses nur auf Kosten der Qualität möglich ist. Die Qualitätseinbuße, die sich jetzt offenbart, trifft allerdings selbst mich unvorbereitet, obwohl mein skeptischer, konstruktiver Pessimismus immer pessimistischer wurde. Eine demokratische, konservative Partei des Anstands rechts von der CDU wird immer mehr zu dem monströsen Tier von Aretium. Wie wollen wir dem Epochenproblem Glaubwürdigkeit beikommen?

Was ich im Zorn vollbracht,
wuchs voll Pracht,
über Nacht - und ward verregnet.

Was ich aus Liebe gesät,
keimte stet,
reifte spät - und ist gesegnet.   (Peter Rosegger)


Gaulands Strategie ist bisher immer noch die am wenigsten verkehrte. Aber wir haben, wie gesagt, eigentlich keine Zeit für die richtige Strategie, bzw. wir haben (anders als Berlusconi 1994) zu wenig brillante Köpfe, um dieser richtigen Strategie und der Wahrheit - die eigentlich unsere unschlagbare Waffe sein könnte - zum Sieg zu verhelfen. Was sollen wir denn bitte schön ohne Petry anfangen? Sie ist die einzige Figur in der ganzen Partei, die ein bisschen Charisma besitzt. Wer kann denn jetzt noch zum Hoffnungsträger werden? Von Storch? Meuthen?? Bystron? Ja, vielleicht der vom bayerischen Verfassungs"schutz" belästigte Bystron. Oder der bewundernswert geduldig in Talkshows Provokationen ertragende Poggenburg? Ja, vielleicht Poggenburg. Meuthen ist zu schwerfällig und verklemmt. Nicolaus Fest und Marc Jongen sind wichtige Analytiker und ihre richtungsweisenden Kommentare sind kostbar. Aber beide sind zu sensibel fürs harte Geschäft der Politik. Das gilt auch für Weidel. Eine in Pretzell verknallte Petry ist jedoch unbrauchbar für Deutschland, für die Wahrheit und die Rückkehr zu Rechtlichkeit. Da kann ich Merkel auch behalten. Ich befürchte, der bürgerliche Flügel innerhalb der AfD, auf den Klonovsky hofft, existiert gar nicht. Wir bräuchten einen Gauland, der 25 Jahre jünger ist. Aber genau der existiert nicht. Was existiert, ist ein durcheinandergewürfeltes Heer und eine Hand voll unbeholfener Unteroffiziere.


Am Rande: der wortgewandte, scharfsinnige Pretzell ist der bisher einzige AfD-Politiker, dem es gelang, mit Michel Friedmann fertig zu werden. Ist es nicht bezeichnend, dass der einzige AfD-Politiker, der Michel Friedmann gewachsen ist, ein Halunke ist?


Ciacona




Die Sonntage immer den Künsten! Ich habe diese schöne Maxime zuletzt hier kaum mehr eingelöst, weil ständig etwas, wie man sagt, dazwischenkam. Jeder Tag hat seine Plag'. Doch auch seine Freuden! Ich vergnügte mich soeben auf dem mondbeschienen Balkone, nachdem das Vogelpack endlich das Lärmen eingestellt hatte, mit Händels göttlich diesseitiger Chaconne in G-Dur, jenen 21 Variationen oder besser Veränderungen über ein julisonniges Thema, die wie ein Mahlstrom ins Glück nach einem unendlichen Da capo verlangen – "War das das Leben? Wohlan! Noch ein Mal!" ("Also sprach Zarathustra") – geschmackvoll auf dem Pianoforte exekutiert von Ragna Schirmer hier.


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Alsdann stieß ich bei meinen Streifzügen durch die musikalischen Offerten von Youtube auf diese eindrucksvolle Darbietung des Ariosos "Hai ben raggione" aus Puccinis Einakter "Il tabarro", in dem der junge Löscher Luigi, gesungen von Sandor Konya, sein elendes Leben beklagt. Triste c-Moll-Akkorde verklangbildlichen die eintönige Last seiner Arbeit. "Alles ist ein Kampf, alles wird uns genommen, der Tag ist schon am frühen Morgen düster", klagt Luigi, "senk den Kopf und beug den Nacken." Tatsächlich aber ballt er die Fäuste. Am Schluss seiner Klage hebt sich bedrohlich die Stimme. Luigis Schicksalsergebenheit kann jederzeit in Aggression umschlagen. Puccini lässt einen Proletarier, einen der "Verdammten dieser Erde", auf der Opernbühne aufreten. Wahrscheinlich zum ersten Male überhaupt (die Uraufführung war 1918) in der Geschichte des Genres trifft, auf eine griffige Formel gebracht, Victor Hugo Karl Marx. Ich liebe dieses Stück.


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Kehren wir in die Gegenwart zurück. Dem (deutschsprachigen) zeitgenössischen Kabarett normalerweise abhold bis zur Aversion, verfolge ich seit einiger Zeit mit großer Sympathie die Auftritte der österreichischem Kabarettistin resp. "Poetry-Slammerin" Lisa Eckhart. Ich suche in den Äußerungen von zur Kunst welcher Art auch immer begabten Seelen niemals nach "weltanschaulichen" Übereinstimmungen, sondern etwa nach Talent, Esprit, Originalität, Heiterkeit, Eleganz, Könnerschaft. Dass diese Maid sich überhaupt die Mühe macht, in Versen zu sprechen, löst bereits eine tiefe Befriedigung in mir aus. Einige spätpubertär wirkende Einsprengsel kann unsereins, der bis heute noch nicht dieser Periode seines Lebens entwachsen ist und sich auch keine großen Illusionen macht, jemals dort herauszukommen, bei einer Mittzwanzigerin natürlich spielend tolerieren. Allein wie sie ihre Stimme moduliert, ist buchenswert (hier und hier und hier und hier).   MK am 9. 4 2017

Sonntag, 9. April 2017

Projekt für Michel

Inside Islam“: der ARD-Journalist Constantin Schreiber hat sich zum Freitagsgebet in 13 Moscheen begeben, um herauszufinden, was dort gläubigen Moslems auf arabisch oder türkisch tatsächlich gepredigt wird. Schreiber resümiert besorgt, die Imame predigten gegen die Integrationsbemühungen des deutschen Staates an und dass gleichzeitig Muslim und Demokrat zu sein, nicht möglich sei. Und es werde teilweise „sehr offen gegen Jesiden, Armenier und Juden gehetzt“, so Schreiber. Ein aktueller Zwischenfall an einer Berliner Gemeinschaftsschule bestätigt, welches massive Problem der unter arabischen und türkischen Jugendlichen grassierende Antisemitismus darstellt. Eine jüdische Familie sah nach wiederholten verbalen und körperlichen Attacken auf ihren 14jährigen Sohn keine andere Wahl, als ihr Kind von der Schule zu nehmen. Drei Viertel der Schüler an dieser Einrichtung, die sich im Projekt „Schule ohne Rassismus“ engagiert, haben Migrationshintergrund.
Daß Antisemitismus in aller Regel heute nicht mehr „aus der Mitte der deutschen Gesellschaft“, sondern aus muslimischen Einwanderermilieus kommt (und voraussichtlich von dort in die Mitte der deutschen Gesellschaft hineinströmt), stellt linke Politiker und Journalisten vor ein Dilemma. Einige Medien, so beispielsweise Spiegel Online, verschwiegen in ihren Berichten zum Vorfall kurzerhand den ethnisch-religiösen Hintergrund der Täter, bemerkt auch Constantin Schreiber.

Die Wahrheit ist ganz einfach: die moderaten Muslime, die nach Ansicht weltfremder Trottel wie Wulff (und leider auch Schäuble) "die überwiegende Mehrheit, der bei uns in Deutschland lebenden Menschen islamischen Glaubens" darstellen, gibt es so gut wie nirgendwo auf der Welt und schon gar nicht in Deutschland. Das bisschen Sympathie, das die Orientalen uns Deutschen entgegenbringen, rührt allein daher, dass sie die Tatsache, dass wir vor weniger als 100 Jahren versucht haben, die Juden mit Stumpf und Stiel ein für alle Mal auszurotten, ständig vor Augen haben und immer wieder mal im Stillen den Hut vor uns deswegen ziehen. Das weiß ich schon lange. Dass es für die Araber und Muslime aus dem Iran gilt, weiß ich seit 1988. Ich hatte seit 1978 immer wieder vertrauliche Gespräche mit ihnen geführt und nach 10 Jahren stand für mich fest, dass hier langsam aber unaufhaltsam ein unversöhnlicher Kontrast ins Unermessliche wachsen werde. Deshalb gehöre ich auch zu der Hand voll Menschen, die 9/11 vorhergesehen haben. Und seit 1994 weiß ich, dass auf die Türken ebenfalls kein Verlass ist und Ata Türk zwar als Aushängeschild immer noch mal poliert wurde, aber längst ausgedient hatte. Es gibt in Italien nur sehr wenig Türken. Die wenigen sind alle aus sehr gutem Haus, gut ausgebildete Leute, die meistens nach Italien kommen, um dort ihre Kenntnisse im Bankmanagement zu vertiefen, keine "Gastarbeiter" oder Immigranten wie die Ägypter und Marokkaner in Italien. Wenn man mit diesen Türken bis in die tiefe Nacht hinein diskutiert hat, braucht man am nächsten Tag viel Stoizismus, um heiter zu bleiben. Der Hass auf den Westen - und speziell die USA - war 1994 schon völlig ohne Maß und Rand und Band. Und Deutschland genoss eine Art Bonus bei diesen "modernen", aufgeklärten Türken: ein bisschen weil wir seit Helmut Moltke als Verbündete gelten, vor allem aber, weil man in uns ein von den Amerikanern (und den Juden) besiegtes Land sieht und weil sie uns Anerkennung dafür entgegen bringen, es den Juden vor 80 Jahren so richtig gezeigt zu haben.

Für die Ghettoisierirung der Türken in Kreuzberg zeigten sie 1994 schon viel Verständnis (als es noch keinen Feridun Zaimoglu gab und auch keine türkischen Moderatorinnen und Ministerinnen und Filmregisseure) und erwarteten im Gegenzug nur Verständnis für ihre Ablehnung der Kurden. Ja, so einfach sind die Menschen gestrickt. Nicht nur die Türken, sondern alle Menschen.

 Die Überzeugung, dass wir Deutschen die Juden immer noch so sehr hassen wie vor 80 Jahren, ist für die in Deutschland lebenden Türken eine Selbstverständlichkeit. Dass wir das nicht zugeben wollen, bedeutet in ihren Augen nicht, dass wir diesen Hass nur unbewusst empfinden, sondern dass wir ihn aus Heuchelei verschweigen, um Amies und Juden nicht auf die Palme zu bringen. Dieser Gedanke  ist auch für 99% der Türken eine Selbstverständlichkeit, die in deutsche Talkshows eingeladen werden. Das 1% für das es nicht so ist, sind Ausnahmen wie Seyran Ates. Bei allen anderen hört man sich jede einzelne Äußerung am besten vor dem Hintergrund dieser Selbstverständlichkeit an, die die Betreffenden natürlich vor laufender Kamera leugnen würden, so gerne sie in trauter Runde auch die eigene Unbefangenheit genießen, mit der sie deutsche Gesprächspartner durch antisemitische Äußerungen vor den Kopf stoßen.

Serdar Somuncu ist übrigens nicht etwa ein Beispiel für einen moderaten, vernünftigen Türken, der überlegen und souverän durch seine Präsenz zeigt, dass es den Wunschtürken, von dem wir alle sehnsüchtig träumen, tatsächlich gibt, sondern er ist der Schlimmste von allen: der scharfsinnigste, falscheste, berechnendste, verlogenste und für Deutschland gefährlichste Türke ist haargenau dieser nüchterne, intelligente, kaltblütige Stratege des Dialogs, der daran arbeitet, sich als Hort der Weisheit und Besonnenheit zu profilieren und seinen biodeutschen Gesprächspartnern dabei immer mindestens drei Nasenlängen voraus ist. Erst wenn der Michel das durchschaut hat, ist die Gefahr wenigstens erkannt. Aber das wird frühestens in 20 Jahren so sein. Dann ist Somuncu aber längst Minister (wenn nicht Kanzler) einer antideutschen Partei, in der auch Aydan als Senatorin samt ihren Brüdern zu finden sein wird und in der auch viele biodeutsche Antisemiten zeigen werden, dass sie "Ecken und Kanten" haben.