Stationen

Mittwoch, 5. April 2017

Deutsche Diaspora

Ein ähnlich borniert germanozentrisches Machwerk, im Gewand universalistisch orthoegalitärer Weltweisheit und -draufschauung daherkommend wie die deutschen Verfilmungen von Donna Leons Romanen, ist "Hafen der Düfte" von 2013. So wie Kommissar Brunetti eine Art Mimikry-Kappler ist, der das schöne Venedig endlich vom prallen, lärmenden Leben der Italiener befreit und ans sedierte Deutschland (wo die einzig mögliche Form von Ehrlichkeit die Einhaltung der Regeln des jeweiligen Bezugsrahmens ist) annektiert, so sind auch die Chinesen in "Hafen der Düfte" lauter verkleidete Deutsche, bzw. deutsch sozialisierte chinesische Schauspieler, chinesische Biomasse mit deutscher Gesichtslosigkeit, deutschem Mienenspiel, deutscher Borniertheit und jener Prise Pietismus, die aus jedem friedlichen Spießer im Handumdrehen einen Berserker werden lässt und Veronica Ferres ist in ihrer Funktion als Kapplerin des Antinationalismus wirkend. Früher waren die Langnasen Jesuiten, im 3. Jahrtausend sind es pinkelnde Blondinen, die (im Gegensatz zu Höcke) nach vorne schauen.

Die Chinesen sind in diesem Ethnokrimi aber nur die Handlanger des Bösen (und die Deutschen genau wie bei Karl May die redlichen Werkzeuge des lieben Gottes). Das eigentlich Böse ist die Tradition. "Das ist das, wo wir herkommen." sagt der wie ein Hündchen zu Veronica Ferres aufblickende Chinese. "Und das, wo wir nicht hinwollen", fügt die bundesdeutsch geläuterte Kapplerin mit internationalistischem Sendungsbewusstsein knalldeutsch, schnippisch, souverän hinzu.


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Fernsehfilme dieser Art sind die Tagträume von beschränkten Weltoffenheitsfanatikern, die zu allem möglichen fähig sind, nur zu echter Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Mentalitäten, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen nicht. Und erst recht nicht gegenüber den eigenen Wurzeln.

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Ich weiß nicht, seit wann dies so ist, aber Hitlers Einschätzung, um die Kräfte des deutschen Volks zu bündeln, müsse man ihm einen Feind vor die Nase setzen, trifft offenbar immer noch zu: gestern die Juden, heute ihresgleichen. Nicht die Muslime sind, Aiman Mazyek zum Trotze, "die neuen Juden", mit denen der deutsche Durst nach einem Feind jetzt gestillt wird, sondern die Deutschen selbst.


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Deutsche Kultur wird es in ein paar Jahrzehnten nur noch außerhalb Deutschlands geben. Der Direktor der Uffizien wird auch nicht mehr in die alte Heimat zurückkehren. Kafkas abscheuliche Parabel über die Heimkehr ist wahr geworden (natürlich nur für Deutschland! Für andere Länder - z.B. Syrien - ist das Buch der Heimkehr immer noch die Odyssee, einschließlich des Gemetzels, das Odysseus mit Hilfe Telemachs veranstaltet).

Die letzten wahren Deutschen wandern aus. Ich kann jetzt schon vorhersagen, dass viele heute in der AfD aktive Bürger in ein paar Jahren Deutschland den Rücken kehren werden. Verlieren wird die AfD dadurch ihre besten Mitglieder und die BRD ihre besten Bürger. Als echter Deutscher, der seine eigenen kulturellen Wurzeln schätzt, bedenkt, beschneidet und hegt, wird trifft man nur noch im Ausland auf Anerkennung, sogar in Israel. Ernst Jünger genießt ausgerechnet in dem Land die meiste Achtung, gegen das er zweimal in den Krieg zog: Frankreich. Hans Bergel ist schon lange weg.

"Das Verhängnis tritt zuweilen schnell an uns heran, so wie uns der Nebel im Hochgebirge überrascht. In anderen Fällen sehen wir die Gefahr von fernher auf uns zuschreiten; wir sind ihr gegenüber in der Lage eines Schachspielers, der sich zu einem langen, scharfsinnigen Endspiel rüstet, obwohl er den Verlust als unvermeidlich erkennt." Ernst Jünger, Goslar, in "Das abenteuerliche Herz"

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