Stationen

Donnerstag, 27. April 2017

Vorvorgestern und heute

Vorvorgestern:

Die Mauren waren im Mittelalter dem christlichen Abendland tatsächlich in praktisch allen Wissenschaften überlegen. Byzanz bzw. byzantinische Christen spielten beim östlich-westlichen Wissenstransfer nur eine untergeordnete Rolle, entscheidend waren Bagdad und Toledo. Die Übersetzerschule von Bagdad (im sogenannten 'Haus der Weisheit') hatte im 8. und 9. Jahrhundert aufgrund ihrer Übersetzungen von Texten aus der griechischen Antike welthistorische Bedeutung, da in nicht wenigen Fällen die dort übersetzten Texte das einzige Zeugnis von Texten sind, die im griechischen Original verloren gegangen waren. Sponsoren dieser Übersetzungen bzw. Wissensweitergabe waren abassidische, also arabische Kalifen, insbesondere Harun al-Rashid und al-Ma`mun; die geistige, übersetzerische Arbeit hingegen wurde in vielen Fällen von syrischen Christen übernommen, die sowohl des Arabischen als auch des Griechischen mächtig waren. Um nur zwei Namen zu nennen: Hunayn ibn Ishaq, ohne dessen Übersetzungen von Galen und Hippokrates die mittelalterliche Medizin wohl ganz erbärmlich ausgesehen hätte; und Thabit ibn Qurra hat mit seinen Übersetzungen von Euklid, Archimedes und Ptolemäus die Arithmetik und Astronomie weit vorangebracht ... Drei Jahrhunderte nach Bagdad wurde dann das maurische Toledo in Spanien zum Zentrum der Wissensvermittlung: Im 12. und 13. Jahrhundert wurden hier alle bedeutenden Schriften aus den Bereichen Wissenschaft und Philosophie aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt. Hier waren nun kaum noch 'waschechte' Araber an den Übersetzungen beteiligt, sondern vielmehr wurden diese von Mozarabern, also Christen, die sich im muslimischen Spanien in religiöser, sprachlicher und kultureller Hinsicht an die Mauren angepasst hatten, oder von Juden und Christen angefertigt. Üblicherweise übersetzte ein Mozaraber oder ein arabischkundiger Jude den arabischen Ausgangstext mündlich in die damalige romanische Umgangssprache, und ein christlicher Kleriker übersetzte dies ins Lateinische


Heute:

Zur Aussage von Innenminister de Maizière, sein Ministerium verzeichne bei der Kriminalitäsbelastung von "Zuwanderern" im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um mehr als 50 Prozent: Hätte er 2014 als Vergleichsjahr genommen, könnte er sogar stolz eine Verdreifachung der zugelaufenen Tatverdächtigen melden. Binnen dreier Jahre hat sich die Zahl der eingewanderten Tatverdächtigen ver-drei-facht! Rechnen Sie das mal auf die nächsten drei Jahre hoch, wenn die Party erst richtig losgeht! Darf man nicht, ich weiß, jeder Tag hat seine Plag', und doch ist keiner ganz wie der andere, und so wird es auch fette und magere Jahre für hereingeschneite sozial und sexuell Verzweifelte geben. Außerdem, höre ich's aus grünen Gefilden grummeln, sind ja in den fraglichen Jahren so viele Menschen bei uns eingewandert, nein: zu uns geflohen, überwiegend junge Männer, und da ist es ja ganz normal, dass auch Kriminelle darunter sind, es ist ganz normal, hören Sie? Ganz normal. Vollkommen normal. Erwartbar normal. So was von normal, dass es geradezu unnormal erscheint, darüber ein großes Gerede oder Geschrei anzufangen, nach mehr Sicherheit und Grenzkontrollen zu verlangen oder gar sein Wahlverhalten zu ändern. Oder haben Sie was gegen Buntheit?  Mehr hier...

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