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Dienstag, 16. Mai 2017

Die falsche Partei

Jahrelang oder jahrzehntelang hatte der politisch-mediale Komplex gegen konservative Reste in der CDU gekämpft, um Prostitution zu legalisieren. Die totale Freigabe der Prostitution und homosexueller Praktiken sowie ein geschicktes Operieren pädophiler Netzwerke sollten die deutsche Gesellschaft endlich in eine promiskuitive Gesellschaft umwandeln. Diese Operation ist weitgehend gelungen, Familien und unter ihrem Schutz aufwachsende Kinder sind nicht mehr die Säulen des Staates, sondern eine dem Niedergang preisgegebene Randerscheinung im vielfältigen, toleranten und verfallenden Deutschland dieser Tage.
Da passt es nicht in das vielfältige und tolerante Bild der Zivilgesellschaft, dass eine Prostituierte oder ehemalige Prostituierte ausgerechnet auf der Liste der „Alternative für Deutschland“ (AfD) für den Landtag in Nordrhein-Westfalen kandidiert. Hätte sie auf der Liste der Grünen oder der Linken kandidiert, wäre sie von einer Talkshow zur anderen gereicht worden und hätte ihre Lebenserfahrungen ins Mikrofon hauchen dürfen, während die GEZ-finanzierte Kamera ihr bis kurz vor den Ausschnitt gefahren wäre. Es wäre ein Hype gemacht worden wie um dieses türkische Pornomodel, das seine mäßigen schauspielerischen Fähigkeiten schließlich sogar im ARD-Tatort bekleidet darbieten durfte. Aber die Nutte ging zur falschen Partei und zeigte damit Undankbarkeit, wo der politisch-mediale Komplex Dank und Solidarität erwartet hatte.
Nur deshalb fiel das qualitätsjournalistische Recherche-Netzwerk „Correctiv“, das übrigens von Bundesregierung und CDU-naher Konrad-Adenauer-Stiftung mitfinanziert wird, mit rattenhafter Wut über die AfD-Kandidatin her... Spoekenkiekerei

Aus beruflichen Gründen habe ich den ein oder anderen Einblick in Szenen, die manche vielleicht als kinky oder hübschlerisch bezeichnen würden - tatsächlich fällt mir auch manchmal auf, dass es enorme Ähnlichkeiten zwischen Journalismus, Kulturbetrieb und anderen Formen käuflicher Annäherung gibt. Journalisten, Autoren, Callgirls, Poletänzerinnen - wir alle spielen mit den Gefühlen und Erwartungshaltungen von Menschen, und wer das System einmal durchschaut hat, erkennt die Grundprinzipien auch in anderen Bereichen wieder. Die Gleichzeitigkeit von Nähe und Distanz, das Gefühl, in gewisser Weise zum Objekt gemacht zu werden und gleichzeitig Subjekt zu sein, die Entgrenzung in begrenzten Systemen, die Widersprüchlichkeit von Fremde und Intimität - damit arbeiten wir. Das füllt uns mehr oder weniger das Konto.

Ich habe privat mit kunstsinnigen Menschen zu tun, die ein Gemälde oder einen Konzertabend wie eine Frau begehren, und die bereit sind, ein Vermögen für Dienstleistungen auszugeben, von denen manche gesellschaftlich voll akzeptiert und andere noch in der Diskussion moralischer Zumutbarkeit sind. Es sind jedenfalls alles Märkte, und manche müssen sich verschleudern und andere, wie ich, werden gut bezahlt und bezahlen dann auch für ihre eigenen Manien gut. Wenn ich nicht so feige wäre, wäre ich längst auch Kunsträuber geworden. Sie ahnen ja nicht, wie das in einem Museum für mich ist... wir sind eben sehr emotional. Und trotzdem auch wieder extrem beherrscht, pedantisch, korrekt.

Nun gab es den Versuch der von Lobbies bezahlten Schreiber von Correctiv, einer AfD-Kandidatin ihr mehrere Jahre vergangenes Interesse an verschiedenen Webangeboten rund um Sexualität zu skandalisieren. Der Chef empörte sich darüber und versuchte, einen Gegensatz zwischen dem angeblich offiziellen Familienbild der AfD und diesen Interessen herzustellen. Darf ich vielleicht noch etwas anderes ausser meiner Ablehnung der journalistischen Methoden von David Schraven, egal ob mit oder ohne Islamistenbart zum Ausdruck bringen.

Es geht hier nicht nur um eine AfD-Kandidatin, sondern um uns alle, deren Leidenschaften und Handlungen der Masse unverständlich sind. Ich habe nur das grosse Glück, dass meine Perversionen fast immer deckungsgleich mit den höchsten Anforderungen meiner Klasse sind: Ich bevorzuge Kunst, Literatur und Gesellschaftsideale, die bei uns dem Ansehen nicht abträglich sind. Ich liebe exaltierte, italienische Barockarien, gerade weil sie exaltiert sind. Meine Wohnungen sind im erlaubten Luxus eingerichtet, mein Beuteschema entspricht exakt der höheren Tochter, gern auch etwas nutzlos und lebensunfähig, wie sich das gehört. Nur ist mir auch bewusst, dass ich nur wenig anders gepolt sein müsste, um aus dem Kanon herauszufallen. Andere tun das. Sie suchen es sich nicht heraus, es ist eben ihre Entwicklung und ihre Art und ihre Lust. Eine absurde und vom Zeitgeist abhängige Moral entscheidet, ob wir offen über unsere Leidenschaften reden können, oder Angst haben müssen, alles zu verlieren. Möglicherweise fände sich manches davon auch bei den Pornoseitenaufrufen des ein oder anderen "investigativen Journalisten", vielleicht lädt manche Social Justice Kämpferin nur rein weisse Geschlechtsakte herunter, wer kann das schon sagen.

Correctiv aber gefährdet alle. Correctiv hat das Netz abgeschnorchelt und ist dabei offensichtlich in mehr als nur ein Projekt eingedrungen. Sie sagen indirekt mehreren zehntausend Frauen, Männern und Transpersonen, viele davon Migranten, dass das, was sie hier machen, gegen sie verwendet werden kann.

Wenn das bei einer geht, geht es bei allen, und wenn sie das Material bei einer haben, können sie es auch bei jeder anderen haben. Auch bei denen, die nur mal reinschnuppern wollen, ob ihnen die ein oder andere Richtung behagt. Oder jene, deren Drecksäcke von Bekannten die Bilder aus Rache hochladen, mit den Telefonnummern. Es ist ganz einfach, und es ist einfach zu finden. Mir ist es da weniger um Politiker, bei denen mich Bordellgänge weniger stören würden als der zynische und offen zur Schau gestellte Verschleiss an Ehefrauen dieser Spezies. Mir ist es um die vielen, vielen Menschen, die in ihren Neigungen und Tätigkeiten durch so ein Vorgehen verunsichert, beschämt, verängstigt und unter Druck gesetzt werden. Weil sie nicht wissen können, wieviele von diesen Dreckschleudern es gibt, und was sie speichern.

Ich habe Schwierigkeiten, einen Unterschied zwische "Revenge Porn" und dem zu sehen, was Correctiv getan hat. Und ich bin froh um die Reaktionen, die das zurückgewiesen haben. Die Freiräume für nicht den angeblichen Normen entsprechende Verhaltensweisen sind ein Grund, dieses Netz unbedingt zu erhalten. Es wird für jeden, auch für den Liberalsten, Sexualpraktiken geben, die zwar legal sind, aber die er für sich auf gar keinen Fall haben will. So ist das eben. Nur wenn der Freiraum dieser anderen garantiert wird, kann er für alle garantiert werden. Zerstört man das, weil es um die AfD geht, wird der nächste es für gerechtfertigt halten, weil ihm eine andere Einstellung nicht passt - wir sind da ganz schnell wieder auf dem Weg zum Schmutz- und Schundgesetz, undemokratisch reaktiviert durch Skandalschmierfinken und ihre Shitstormabsichten.

Und dann ist da noch etwas. David Schraven, Du wirst das hier lesen, und ich sage Dir: Du bist feige, weil Du davon ausgehen kannst, dass Du Deine Vorstellungswelt über die sexuellen Freiheiten und deren eventuelle Käuflichkeit unwidersprochen verbreiten kannst. Du gehst davon aus, dass nicht 20 Mitarbeiterinnen dieser Branche Dir mal erklären, dass Sexarbeit und ihre Familie sich nicht ausschliessen. Ich habe da nun mal nachgefragt, was ich zum Glück tun kann, und der Konsens ist:

Der Anteil alleinerziehender Mütter unter Sexarbeiterinnen ist sehr hoch. Viele, sehr viele, kommen aus sogennanten sozialen Berufen, die enorm schlecht bezahlt sind. Meine Vermutung ist, dass man Prostitution in Deutschland deutlich reduzieren könnrte, wenn die Lage der Alleinerziehenden und Krankenschwestern und Altenpflegerinnen in Deutschland besser wäre. Die klassische Argumentation, die ich bei meinen Fragen höre, lautet: Es ist angenehmer, kürzer und viel besser mit einem zufriedenen Kunden, als mit einem Patienten in der Geriatrie mit Kostendruck und Nachtschicht. Vielleicht wäre es alles ganz anders, wenn es viele andere flexible, gut bezahlte Nebenerwerbsmöglichkeiten für Alleinerziehende gäbe, aber dem ist halt mal leider nicht so.

Ich mein, ich bin extrem privilegiert, ich gehöre zur Spitze der Gesellschaft, aber ich habe auch gesehen, wie es in Altersheimen teilweise zugeht: Es gibt nun mal Jobs im Gesundheitsbereich, die mieser, perverser und schlechter bezahlt als alles sind, was sich Klein-David meint in Sachen Sex zusammen recherchieren zu können. Oh, übrigens, Lehrerinnen auf dem Balkan sind so schlecht bezahlt. dass sie in den Ferien in Deutschland als Putzfrauen, Erdbeerpflückerinnen oder mit anderen Dienstleistungen arbeiten. Welche davon ist mehr verurteilenswert, die billigen Erdbeeren bei Aldi oder ein Profil bei einer Website?

Und das Geld, das bei der Alternative für Drecksjobs reinkommt? Kinder sind nun mal teuer, heutzutage. Und wer weiss, wie hart das Geld erarbeitet werden muss, wenn man nicht im Umfeld schwerreicher Sponsoren eine GmbH gründet und sich ein 6-stelliges Gehalt spendiert, weil es ja "gemeinnützig" wie Correctiv ist - der hat, so höre ich, auch klare Vorstellungen von der Erziehung der Kinder, und wie sie ablaufen soll. Ich weiss beim besten Willen nicht, warum sich Sexarbeit und generell das, was andere als Ausschweifungen verstehen, einer traditionellen Vorstellung von Erziehung und Partnerschaft entgegen stehen sollte. Nur weil ein Aspekt des Lebens nicht der moralischen Norm entspricht, heisst das noch lange nicht, dass nicht die anderen Aspekte voll auf Linie sein können.

Kinder und Familien norden Menschen nun mal ein, und sie reagieren darauf mit Methoden wie alle anderen auch. Und Menschen, die beruflich mit menschlicher Interaktion zu tun haben, können das möglicherweise viel besser als solche, die sich nur durch Pornoseiten auf der Suche nach Schmutz graben. Genau, ich meine Euch. Wenn ich wählen könnte, wüsste ich genau, wer hoffentlich NICHT mein Erziehungsberechtiger wäre.

Mir ist es nicht wegen der AfD. Die ist mir egal, ich halte nichts von Parteien. Mir ist es wegen all derer, die Correctiv mit in den Dreck gezogen hat, denen Correctiv und David Schraven ihre Verwundbarkeit ins Gesicht geschlagen haben. Menschen, die zum Erhalt ihres Lebens und ihrer Familien nichts anderes tun, als einer legalen und gesellschaftlich fraglos nachgefragten und begehrten Tätigkeit nachzugehen, und Begierden und Wünsche erfüllen, die für den ein oder anderen Islamistenbartträger vielleicht etwas fremd sind.

Aber nicht grundverdorben wie das, was Correctiv sich da geleistet hat.  

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