Stationen

Sonntag, 22. Oktober 2017

Enthusiasmus


Auf achgut.de zieht Alexander Meschnig einen plausiblen Vergleich zwischen den Euphorien im Spätsommer 1914 und im Frühherbst 2015 (hier). Natürlich war die Performance 1914 ff. weitaus eindrucksvoller als die derzeitige, doch der Zusammenhang liegt für meine Begriffe auf der Hand; damals rannte dieses so erstaunlich begabte wie erstaunlich fanatische Volk zum ersten Mal in mutwilliger romantischer Wirklichkeitsverweigerung ("Desto schlimmer für die Wirklichkeit") mit dem Kopf gegen die Wand, 1933 ff. nahm es den zweiten Anlauf, um sich den Schädel noch fürchterlicher einzuschlagen, und da es ihm immer noch nicht reichte, versucht es nun, sich mit seinen letzten, zumindest organisatorisch immer noch eindrucksvollen Kräften den Rest zu geben. Das verbindende Muster ist immer der Amoklauf, also die Widervernunft unterm offiziellen Ableiern von Endsiegverheißungen – ich weiß, das Reich hatte 1917 den Krieg praktisch gewonnen, es nur nicht realisiert, aber hier geht's ums Muster und schließliche Resultat –, welche sich dank des typisch deutschen Meutenmuckertums und der typisch deutschen Obrigkeitsgläubigkeit so lange entfalten kann, bis der Zusammenbruch an der besagten Wand eintritt, die immer hart genug ist, den ersehnten Durchbruch zu vereiteln.  

Eine allzu geringe Verbreitung erfuhr bislang dieses Video, obwohl es doch sämtliche Kriterien der "Mann-beißt-Hund"-Aufmerksamkeitsökonomie erfüllt: Ein pakistanischer Einwanderer ist aus Hessen nach Dresden gezogen, studiert dort Ingenieurswissenschaften, verteidigt die Dunkelsachsen gegen den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit und macht die lächerlichen Urteile der deutschen Justiz gegen eingewanderte Straftäter für die schlechte Reputation junger arabischer Männer verantwortlich, "denn für Angst muss sich ein Mensch nicht rechtfertigen". Der öffentlich-orthodoxen Moderatorin wird sichtlich unbehaglich, während sie dies "Und sie bewegt sich doch!" über sich ergehen lassen muss... 



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