Stationen

Dienstag, 28. November 2017

Die Unschuld des ungefilterten Wahrnehmens


Früher, beispielsweise bei Tische mit einer hinreißenden Maid und vor dem Problem stehend, womit sie am eindrücklichsten zu unterhalten sei, hat unsereins immer die gereiften und gebildeten Herren dafür bewundert, was sie alles wussten, wen sie alles kannten, was sie alles zu erzählen hatten. Dabei ist es eine normale Sache – sofern man zu jenem Tausendstel zählt, das über eine frei flottierende Intelligenz verfügt, sich ein gewisses Interessenspektrum erschlossen und die Unschuld des ungefilterten Wahrnehmens bewahrt hat (besessen hat sie einmal jeder): Je länger du da bist, desto mehr weißt du, desto beschränkter kommen dir die juvenilen Klugscheißer vor; jener, der du selber warst, inclusive. Gott weiß nur deswegen alles, weil er von Anfang an dabei ist. Mit 80 bist du klüger als mit 40, sofern dein Gehirn nicht löchrig geworden ist, wie es der HERR weise eingerichtet hat (und die Gentechnik nun zu torpedieren versucht), damit eine gewisse Indolenz den körperlichen Verfall begleitet und vermutlich auch erleichtert. Wenn man 1000 Jahre alt würde, wüsste man nicht nur alles über seine präferierten persönlichen Interessensgebiete, sondern hätte auch alles begriffen und würde darüber wahnsinnig. Der Jüngling, der hinter den Vorhang zu Sais blickt, verliert deshalb den Verstand, weil es zuviel auf einmal für ihn ist. –

Übrigens würden bereits ca. 200 Jahre Erdenwandel ausreichen, um jeden Allerweltsliberalen in einen militanten Konservativen oder terroristischen Fortschrittsfeind zu verwandeln, weil er die kulturelle und technische Abräumgeschwindigkeit unserer Tachokratie nicht mehr ertrüge. Wer immer genetisch am Menschen herumwerkelt, sollte diesen Aspekt bedenken. Diese Gattung ist von ihrer mentalen Ausstattung nicht für die Unsterblichkeit geschaffen. Nur eine Intelligenz, die sich vom Herz, vom Zwerchfell, von den Hormondrüsen und von den Ganglien gelöst hat, vermag nach der Ewigkeit zu greifen. Der anderen verbleiben der Trost der Demenz und jener "sensorischen Herabminderungen", von denen Ludovico Settembrini gegenüber Hans Castorp spricht, welche – hoffentlich – den Abschied dermaleinst weniger schmerzhaft gestalten.


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Ist es nicht eine göttliche Komödie, die uns die politische Klasse dieses Landes über ihre medialen Lautsprecher darbietet?

1. Aufzug
Am Wahlabend, nachdem die einstige Volkspartei ("Volk" ist keineswegs "viel", wie Benn an Klaus Mann schrieb, sondern ein Konstrukt, außer bei "Volkspartei" und ggfs. "Tätervolk"), nachdem also die SPD das schlechteste Ergebnis aller postbebelschen Zeiten (außer 1933) eingefahren hatte, tritt Martin Schulz zwar nicht auf den Balkon des Stadtschlosses, aber immerhin vor seine Genossen und verkündet unter frenetischem Jubel derselben, nun sei aber Schluss mit großer Koalition und der Zusammenarbeit mit den Christdemokraten. Die SPD ist frei! Zwischen seiner Partei und dieser CDU resp. dieser Kanzlerin, verkündet der Spitzensozi sodann in der "Elefantenrunde", sei das Tischtuch zerschnitten! Aber hallo! 

2. Aufzug
Die SPD ist draußen, melden die Medien, sie werde nun die Opposition anführen, gottlob als stärkste Oppositionspartei vor der AfD. Nur unter erheblichen mentalen Vorbehalten verbleiben die amtierenden SPD-Minister in der Regierung der amtierenden Kanzlerin. "Jamaika" sei jetzt angesagt, klare Sache, was denn sonst? Unsere Sonnenkanzlerin hat schon Elastischeres hingekriegt als ein schwarz-gelb-grünes Gruppenstretching. Diese Koalition ist im Grunde das, worauf die Republik seit Adenauer zusteuert. Schön, dass die FDP wieder mit von der Partie ist, der Christian hatte es im Wahlkampf den Rechtspopulisten gezeigt, hart in der Sache, aber demokratisch bis in die Dreitagebartspitzen. Und Schwarz-Grün, das lag ja seit Jahren auf der Hand, da passte ja nun wirklich kein Blatt irgendeines CDU-Wahlprogramms aus Olims Zeiten mehr dazwischen. Die Zukunft verläuft so: Die Weltkanzlerin führt, die "Jamaika"-Truppe nickt ab, die Grünen sprechen den moralischen Segen, die rote Opposition applaudiert, da mag doch die AfD ruhig maulen, das melden wir gar nicht erst. Die demokratische Willensbildung im besten Deutschland, das es je gab, läuft weiter wie geschmiert, manchmal sogar ohne "wie".

3. Aufzug
Was ist passiert? Lindner verlässt die Koalitionsverhandlungen! Kein Jamaika! Er ist gar keiner von uns, sondern ein gelber Haider! Beim Möllemann! Das hatte man aber ahnen können! Müssen! Das war doch von vornherein klar! Von wegen offene Rechnung mit Merbkel wegen ihres Koalitionsbruchs zweitausendweißnichtmehrgenau. In der Stunde der Not – Gauland und Weidel nicht mal mehr ante portas, sondern intra muros! – lässt die FDP wegen alter Kamellen das Mutterland im Stich. Linder, der Lump!

4. Aufzug
Was nun? Merkel könnte eine Minderheitenregierung bilden. Mit den smarten, trendigen Grünen. Diese Regierung würde wenigstens nicht von der AfD toleriert werden. Man darf sich doch unmöglich von diesen Volks-, quatsch, Toleranzfeinden tolerieren lassen! Wir reden überhaupt viel zu viel über die AfD! Kann man die nicht ignorieren? Schade, dass die SPD sich so eindeutig gegen die GroKo bekannt hat. Sozialdemokraten sind keine Lindners, die stehen zu ihren Versprechen! Was heißt, Lindner hat gar niemandem etwas versprochen? Wer will das wissen? Aber halt, was hat Schulz eben vor seinen Genossen und von diesen heftig beklatscht gesagt? Wenn es besser für die Bürgerinnen und Bürger ist, dann halten die Sozialdemokraten das Wort, das sie den Bürgerinnen und Bürgern gegeben haben. Dann reichen sie die Hand zum Koalitionsbund, ob nun Merkel oder Pieck, Hauptsache fortschrittlich und gut für die Menschen da draußen.

5. Aufzug
Große Koalition, wir haben zwar nicht davon geträumt, weil dann die Grünen nicht mitregieren und der Planet zurückschlägt, aber irgendwie war es ja von Anfang an klar. Eigentlich können Schulz und Merkel gut miteinander, wie ein altes Ehepaar. Jetzt muss nur noch die Parteibasis auf Linie gebracht werden, weil die mitunter schwer von Begriff ist. Aber der Martin hat schon ganz klar einen Wahlkampf für die Vizekanzlerschaft geführt, das konnte man merken. Nun übernimmt er Verantwortung, was die Kanzlerin schon lange tut, hat sie nach dem Lindner-Verrat ja gleich dreimal gesagt. Auch die amtierenden SPD-Minister, die praktisch abgetaucht in der Regierung verblieben waren, melden sich wieder zu Wort, zum Beispiel der für Justiz auf twitter. GroKo, warum eigentlich nicht? Jamaika wäre doch sowieso schnell auseinandergeflogen. Da hätte sich doch bloß die AfD ins Fäustchen gelacht. GroKo ist okay. Hauptsache, unser Staatsschiff bleibt auf bewährtem Kurs!

(Fortsetzung folgt.)


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Dieses Scheiben zirkuliert derzeit im Netz:

Rauscht Ab! - Studierendenzusammenschluss überreicht Petition ans Rektorat

Am vergangenen Dienstag haben wir auf dem Campus klare Kante gegen Professor Rauscher und seine menschenverachtenden Äußerungen zum Ausdruck gebracht. Damit haben wir gezeigt, dass für Diskriminierung und Ungleichheitsideologien an unserer Uni kein Platz ist. Aber es muss weitergehen:
Unsere Petition hat in kürzester Zeit über 15.000 Unterschriften erreicht. Das ist für uns ein Zeichen, weiterhin Druck auf die Universität auszuüben.
Unsere Forderungen lauten weiterhin:
• Professor Rauscher muss sofort aus seinem Amt als Erasmusbeauftragter enthoben werden!
• Die Uni muss sofort eine Alternativ-Veranstaltung für seine Pflichtübung "BGB für Fortgeschrittene" anbieten!
• Dienstrechtliche Schritte gegen Professor Rauscher müssen eingeleitet werden!
• Mehr Verfahrens-Transparenz von der Uni, die Studierenden müssen über den Prozess Bescheid wissen!
Wir rufen alle Student*innen, (wissenschaftlichen) Mitarbeiter*innen, Dozent*innen, Professor*innen und andere Interessierte auf, sich am Dienstag, 28.11.2017 um 11:45 Uhr auf dem Innenhof des Universitäts-Campus zu treffen um die Petition gemeinsam dem Rektorat vorzulegen.
Kontakt:
etc.

Also ich habe es jetzt dreimal gelesen: Ich finde das "Heil Hitler!" nicht. Sehen Sie's irgendwo?


PS: Leser *** hat's gefunden, "gleich in den ersten drei Sätzen":
MK am 28. 11. 2017 


Bunte Republik Deutschland:


Cuxhaven: Verkehrsunfall mit mehreren verletzten Personen... Es gibt erste Hinweise darüber, dass der Fahrer bewusst die Passanten angefahren haben soll. Hier
Essen: Mediziner und Apotheker in Essen vermelden einen rasanten Anstieg der Hautkrankheit Krätze. „Aktuell haben wir jeden Tag mehr als zehn Verdachtsfälle“, sagt Andreas Körber, Oberarzt in der Hautklinik am Universitäts-Klinikum Essen. Hier
Horb/Rottweil: Dem Angeklagten... wurde zur Last gelegt, ein Mädchen aus seiner Clique nach einer verbalen Auseinandersetzung... zweimal zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Und dies, obwohl das Mädchen gerade ihre Tage hatte. Hier und hier
Schwerin: Die Polizei hat am frühen Sonnabendmorgen einen 34-jährigen Mann festgenommen, der in der Flüchtlingsunterkunft im Schweriner Stadtteil Stern Buchholz eine Frau vergewaltigt haben soll. Nach Informationen von NDR 1 Radio MV handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen Iraner und bei dem Opfer um eine Afghanin. Beide wohnen in der Unterkunft. Hier
Dresden: Eine 44-jährige Sozialarbeiterin ist am Donnerstagnachmittag in einer Wohnung in Dresden-West vergewaltigt worden. Tatverdächtig ist ein 20-Jähriger, in dessen Wohnung sich die Geschädigte in ihrer beruflichen Funktion aufgehalten hatte, teilte die Polizei mit. Hier
Delmenhorst: Ein Strafgefangener hat bei einem begleiteten Ausgang eine Bedienstete der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lingen missbraucht und sich anschließend das Leben genommen. Hier
Donauwörth: In der Erstaufnahme für Flüchtlinge in Donauwörth leben zur Zeit 600 Asylbewerber - darunter viele junge Männer. Einige wenige von ihnen hängen auch in der Stadt herum, trinken Alkohol und sorgen für ein ungutes Gefühl bei vielen Donauwörtherinnen. Hier
Ilmenau: Mit den Flüchtlingsfamilien, die zur Tafel kommen, habe sich die Situation verschärft, sagte sie. Die ehrenamtlich arbeitenden Frauen würden von den männlichen Asylbewerbern und Familienvätern nicht anerkannt und respektier. Hier
Berlin-Reinickendorf: Auf einem Spielplatz in Reinickendorf rammte er einem 22-Jährigen ein Messer in den Körper. „Ist mir egal, hat er verdient. Außerdem bin ich erst 14“, antwortet er, als Polizisten ihm sagten, dass der Mann fast gestorben wäre. Am Donnerstag wurde Teenager Patrick T. einem Haftrichter vorgeführt. Hier
München-Obergiesing: Am Donnerstag, 23.11.2017, gegen 04.50 Uhr, befand sich eine 63-Jährige aus dem Landkreis München am U-Bahnhof Giesing. Dort wurde sie von einem 23-Jährigen aus Eritrea angesprochen, der dabei sein Geschlechtsteil entblößte und daran vor ihr manipulierte. Der 23-Jährige konnte von Beamten der Polizeiinspektion 23 (Giesing) noch vor Ort festgenommen werden. Er wurde wegen einer exhibitionistischen Handlung angezeigt. Hier
Augsburg: Nach Angaben der „Kreuzweise“-Wirtin geht der Ärger von einer Gruppe von etwa 25 afrikanischen Asylbewerbern aus. Die Männer seien in ihrem Lokal zuletzt mehrfach durch Diebstähle aufgefallen, aber auch durch Belästigungen von Frauen und aggressives Verhalten. Hier.
Katrin Göring-Eckardt: Wir wollen, dass in den kommenden vier Jahren jede Biene und jeder Schmetterling und jeder Vogel in diesem Land weiß: Wir werden uns weiter für sie einsetzen. Hier   HMB am 28. 11. 2017

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