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Samstag, 13. Januar 2018

Iran & GroKo

Wegen der glorreichen Sondierungsgespräche, die an ein für die AfD erfolgreiches Ende geführt wurden, ist die letzten Tage der hübsche Fall des Ajatollah Schahrudi etwas untergegangen, bis 2009 immerhin Oberster Richter der Islamischen Republik Iran. Unter den moralisch Hochbegabten in Europa galt er als eine Erscheinung, die Hoffnungen auf eine Liberalisierung des Iran weckte, was damit zu tun hat, dass er die Steinigung als Todesstrafe abschaffte.
Naja, abschaffte ist nicht ganz richtig, er setzte sie aus, aber das reichte schon, um als Beweis für die Reformierbarkeit dieses klerikal-faschistoiden Regimes herzuhalten. Dass er weiterhin Schwule wegen ihrer sexuellen Ausrichtung vom Leben in den Tod beförderte und auch minderjährige Mädchen, die vergewaltigt worden waren, wegen „unkeuschen Verhaltens“ hängen ließ, hielt die Humanisten auf der linken Seite der Macht nicht davon ab, dem Iran zu bescheinigen: „Ein Gottesstaat kommt zur Vernunft“ (taz).
Dieser Ajatollah Schahrudi scheint nun krank zu sein, was immer blöd ist. Aber kein die Menschenrechte achtendes Land dieser Erde muss sich verpflichtet fühlen, den Schlächter eines Terrorregimes, das nicht nur Israel zu vernichten, sondern den ganzen Nahen Osten zu destabilisieren trachtet, einfliegen und in einem seiner Krankenhäuser behandeln zu lassen. Und noch weniger, wenn man bedenkt, welcher diplomatischen Anstrengungen und Winkelzüge es bedarf, um dieses Vorhaben so diskret wie möglich abzuwickeln, freilich ohne dass solche Gestalten wie Schahrudi auf ihre Leibwächter verzichten würden.

Hat Gabriel den Deal eingefädelt?

Warum sich nun Deutschland, zu dessen Staatsräson vollmundig die Sicherheit Israels gehören soll, verpflichtet fühlt, diesen Statthalter eines Mörderregimes so lange wie möglich am Leben zu halten, leuchtet auf den ersten Blick nicht wirklich ein. Und auf den zweiten noch viel weniger, denn es gibt Hinweise darauf, dass der Leiter der Hannoveraner Klinik, in der Schahrudi behandelt wurde, mit Sigmar Gabriel höchstpersönlich nach Teheran gereist war, um diesen „Deal“ einzufädeln.
Dass Schahrudi unser allseits geliebtes Land wieder verlassen hat, nachdem Exil-Iraner auf seine Anwesenheit aufmerksam gemacht hatten, ist zwar zu begrüßen, dürfte aber Sigmar Gabriel recht sauer aufgestoßen sein. Dafür kann er ja jetzt als Zeichen seines guten Willens ein paar mehr Panzer oder Atom-Zentrifugen an den Iran liefern.
Sollte sich jemand noch darüber gewundert haben, dass die seit Wochen anhaltenden Freiheitsbestrebungen der iranischen Zivilgesellschaft von der deutschen Regierungsmannschaft nur mit Achselzucken zur Kenntnis genommen wurden, findet in Schahrudi vielleicht nicht die Ursache, aber zumindest einen Hinweis darauf, wie verlogen die Bande, die uns regiert hat und voraussichtlich weiter regieren wird, in Wahrheit ist.  Vahlefeld

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