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Mittwoch, 10. Januar 2018

Wie man mit Zahlen lügt

In den USA wurden im vergangenen Jahr 987 Menschen bei Polizeieinsätzen erschossen. Dies geht aus einer Zählung der Washington Post hervor, auf die sich Spiegel Online beruft. Vom Motto „Spiegel-Leser wissen mehr“ hat man sich an der Ericusspitze jedoch schon vor einigen Jahren verabschiedet. Bezeichnend ist, welche Informationen in dem Artikel nicht genannt und welche bewußt verzerrt werden.

Der Leser erfährt, daß 22 Prozent aller Erschossenen schwarze Männer waren, die jedoch nur sechs Prozent der US-Bevölkerung stellen. Der Trick, den Spiegel Online hier anwendet, wird erst offensichtlich, wenn man ein anderes Beispiel bemüht: 100 Prozent aller Toten durch Prostatakrebs sind männlich – obwohl Männer nur 50 Prozent der Bevölkerung stellen. 100 Prozent aller Toten durch Gebärmutterhalskrebs sind weiblich – obwohl Frauen nur 50 Prozent der Bevölkerung stellen.
Warum ist das wichtig? Weil 95% aller Erschossenen Männer sind. Korrekter wäre es also darauf hinzuweisen, dass 22 Prozent aller Erschossenen Schwarze sind, die zwölf Prozent der US-Bevölkerung stellen. Indem man die Frauen aus der Statistik ausklammert, entsteht der Eindruck, Schwarze würden vier Mal häufiger als Nicht-Schwarze erschossen, tatsächlich werden sie jedoch zwei Mal häufiger als Nicht-Schwarze erschossen.
Man mag in diesem Mißverhältnis Rassismus erkennen. Doch die Erklärung ist viel simpler. Nahezu alle erschossenen Personen sind Kriminelle – und Schwarze sind häufiger kriminell als Weiße. In absoluten Zahlen starben 457 Weiße und 223 Schwarze.  

Spiegel Online weist darauf hin, daß auch unbewaffnete Personen erschossen wurden – aber verschweigt die Zahl der bewaffneten Personen. 782 Erschossene waren bewaffnet – mit Schußwaffen, Stichwaffen oder stumpfen Gegenständen. Das sind etwa 80 Prozent.
Der Begriff „unbewaffnet“ suggeriert, daß eine Person unschuldig oder ungefährlich sei. Doch die meisten unbewaffneten Personen hatten bereits ein langes Vorstrafenregister, oder griffen die Polizisten mit purer Körperkraft an. Dies zeigt exemplarisch der Fall Jean Pedro Pierre. Auf einem veröffentlichten Video ist zu sehen, wie er einen Polizisten zu Boden schlägt und mehrfach auf ihn eintritt, bevor er von einem zweiten Polizisten erschossen wird.

Schon in den vergangenen Jahren hatte der Spiegel seinen Lesern in ähnlichen Fällen Informationen vorenthalten, um das Narrativ vom rassistischen weißen Polizisten zu befeuern. So wurde im Todesfall Philando Castile verschwiegen, daß der Polizeibeamte ein Latino war. Den Polizeibeamten Daniel Holtzclaw, der laut einem Gericht in Oklahoma mehrere schwarze Frauen vergewaltigt haben soll, zeigte man nur mit gesenktem Kopf, sodaß seine asiatische Abstammung dem Leser verborgen blieb.   Lukas Mihr

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