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Freitag, 2. Februar 2018

Man traut seinen Augen nicht

Im Bundestagswahlkampf hatte Martin Schulz schon einmal versucht, Kaeser mit den guten alten Begriffen wie „Profitgier“, „asozial“ und „Arbeitsplatzvernichtung“ für die geplante Werksschließung in Görlitz und Berlin zum Gesellschaftsfeind aufzubauen. Der Manager antwortete damals mit einem offenen Brief, in dem er Schulz daran erinnerte, dass die SPD (wie die anderen Parteien auch) die Energiewende jubelnd begrüßte, eisern vorantrieb und immer noch vorantreibt. Und das unter dem Applaus der allermeisten Medien und deren „Cheerleader-Journalismus“ (Wolfgang Streeck), mit dem sie 2011 ohne einen Hauch des Zweifels Jürgen Trittins Versicherung verbreiteten, das Großexperiment würde eine Durchschnittsfamilie „nicht mehr als eine Kugel Eis“ kosten, also einen Euro, es werde Millionen grüne Jobs und billigen Strom im Überfluss bringen. Heute bezahlt eine dreiköpfige Familie zwischen 12 und 15 Euro Ökostromumlage pro Monat plus rasant steigende Netzgebühren.


Die Zahl der Jobs im Ökoenergiebereich erreichte 2011 ihren Höhepunkt bei mageren 381 000,und geht seitdem kontinuierlich zurück. Nach einer Untersuchung des Instituts für die Zukunft der Arbeit (IZA) hängen außerdem zwei von drei dieser Jobs von Subventionen ab. Der Strom in Deutschland ist mittlerweile der zweitteuerste nach Dänemark. Die CO2- Emissionen, wegen der die ganze Zerschlagung der bewährten Energiewirtschaft ins Werk gesetzt wurden, sinken – siehe oben – überhaupt nicht. Dafür verschwinden jetzt nach und nach auch die gut bezahlten Jobs in der Kraftwerkszuliefer-Industrie. Genauer, sie wandern ab.
Kurz zurück zu dem Tagesspiegel-Schreiber: Bei seiner Skizzierung Kaesers – peinlich, bayerischer Bub, Eselei – fragt sich der geneigte Leser, warum er eigentlich als Medienschaffender mäßig entlohnt in seinem Büro am Askanischen Platz hockt, statt als Spitzenmanager ein deutsches Industrieunternehmen in die grüne Zukunft zu führen, oder besser noch, selbst eine Firma zu gründen. Am besten gleich in Berlin.
Erst den Wohlstandsverlust begeistert herbeitrommeln, dann mit dem Finger auf denjenigen zeigen, der ihn bilanzieren muss: Martin Schulz und die Journalisten des ökonomischen Feuilletons haben gleichlaufende Interessen.    (der ganze Artikel hier)

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