Stationen

Montag, 5. Februar 2018

Welke




Am 29. Januar gab es vor dem Hauptausschuss des Bundestages eine Anhörung zum Familiennachzug für nachrangig Schutzberechtigte. Es sprachen mehrere Politiker und Experten, unter anderem auch der Verwaltungsfachwirt und AfD-Bundestagsabgeordnete Dieter Amann. Der Parlamentarier sagt zu Beginn seines Vortrags, er sei es nicht gewohnt, vor größeren Auditorien zu sprechen – und er habe ein Problem: starkes Stottern. Dafür bat er vorab um Verständnis.
Dazu kommt noch ein badischer Zungenschlag, dem Idiom von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sehr ähnlich, der die Sitzung leitete.
So war es dann auch: Amann redete in manchen Passagen flüssig, in manchen fiel ihm die Artikulation schwer, wie sie eben einem Menschen mit Sprachbehinderung schwerfällt. Abgesehen davon erschien der Vortrag wegen der beruflichen Expertise des Politikers ziemlich konsistent.

In seiner heute-show vom 2. Februar zeigt Oliver Welke einen kurzen Filmausschnitt aus Amanns Vortrag, in dem der AfD-Mann Mühe hatte, sich zu artikulieren. Natürlich, ohne auf den Beginn der Wortmeldung und Amanns Handicap hinzuweisen.
Mit anderen Worten: er führte einen Sprecher mit Sprechbehinderung seinem glucksenden und kichernden Saalpublikum vor.
„Die Sprache ist das allerwichtigste“, kommentierte Welke den Filmschnipsel (ab Minute 15.109). Womit er außerdem noch zu Protokoll gibt, dass ihm der Unterschied zwischen Sprache und Sprechen fremd ist.
Man kann über die DDR viel sagen, beispielsweise gab es dort im Fernsehen einen Karl-Eduard von Schnitzler.
Aber eine Gestalt wie Welke nicht.  Alexander Wendt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.