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Donnerstag, 29. März 2018

25 Jahre später als die Italiener

An 1968 machen wir einen kulturellen Umbruch fest, dem wir eine völlige Asymmetrie im politischen Meinungskampf verdanken, nach der die Linke per se das moralisch Gute und die Rechte das moralisch Böse verkörpert. Noch Mitte der sechziger Jahre war der antitotalitäre Konsens bestimmend, der eine Äquidistanz zu Kommunismus und Nationalsozialismus, Links- und Rechtsextremismus begründete. Ohne ’68 wäre die noch heute vorherrschende Verklärung linksextremer Gewalt zur Polit-Folklore nicht denkbar.
Der aufklärische Mythos von Liebe, Befreiung und Reform, der sich gnädig über die Revolte von ’68 legt und vor dem sich selbst der Springer-Verlag verneigt, der vor 50 Jahren Zielscheibe monatelanger brutaler Angriffe, Straßenschlachten war, er gehört entzaubert. Für viele Konservative war 1968 indes eine Initialzündung. Caspar von Schrenck-Notzing meinte, im Sinne von „Challenge and response“ habe es daraufhin zahlreiche Gegenreaktionen provoziert.
Karlheinz Weißmann, dessen Buch „Kulturbruch ’68“ den Anstoß für die in dieser Ausgabe startende Serie gibt, billigte den Achtundsechzigern zu, wenigstens mit einem recht gehabt zu haben: nämlich mit ihrer völligen Verachtung der politischen Feigheit des Bürgertums. Viele bürgerliche Institutionen, Parteien, Kirchen und Einzelpersönlichkeiten kapitulierten damals vor dem Ansturm. Vielleicht erleben wir aber gerade, daß das Pendel politisch nun zurückschlägt.   Dieter Stein

Vor ein paar Jahren hielt Stein den Begriff "rechts" noch für desavouiert. Schön, dass er sich eines besseren besonnen hat.

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