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Dienstag, 1. Mai 2018

Gespenstisch



Es ist eine schleichende ethnische Säuberung. Nicht koordiniert, nicht zentral gesteuert. Ohne kaltblütige Generäle, skrupellose Lokaloffiziere und Schreibtischtäter, die man später vor ein Kriegsverbrechertribunal stellen könnte. Dabei sind die Methoden uralt – beginnend mit der Gettoisierung der Juden.
Diese folgt heutzutage in Europa einem neuen Muster: Man überlässt den Juden keine andere Wahlmöglichkeit, als sich selbst zu gettoisieren. In Paris und Belgien, das längst das Zentrum des europäischen Dschihads ist, sind laut dem letzten Bericht des Moshe Kantor Database for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism die staatlichen Schulen so gut wie judenrein. In den letzten Jahren haben nicht weniger als 40.000 Juden Frankreich verlassen – die Mehrheit von ihnen nach Israel. Allein 2015 waren es 7.900.
Etwa 60.000 gehen in das innere Exil. Sie verlassen ihre Wohnungen und ihre Viertel, die im Lauf der Zeit für Juden zu gefährlich geworden sind, und ziehen wie Nomaden weiter. So makaber kann manchmal die Geschichte sein: Der sich zu integrieren verweigernde Mob zwingt den gut integrierten Juden zur gesellschaftlichen Isolation – und der Staat schaut dabei apathisch zu.
Der Jude in Europa muss sich ständig verstecken. Er versteckt seine Kippa, seinen David-Stern-Anhänger, er versteckt seine Identität in der Schule. Auf den Schulhöfen ist seine kulturelle Welt, seine Religion zum Schimpfwort geworden. Ihm hat der Mob untersagt, das zu sein, was er ist – ein Mensch jüdisches Glaubens.
Es sind aber keine sporadischen Anschläge, die die Juden langsam in das neue Ghetto oder gar aus dem Kontinent treiben. Anschläge gibt es schließlich auch in Israel. Es sind auch keine Einzelpersonen, die die Juden zur Selbst-Isolation und Auswanderung zwingen. Es sind mittlerweile Stadtteile, Bezirke, Nachbarschaften.

Eine Provokation für die in Malmö lebenden Araber

In Malmö, der drittgrößten Stadt Schwedens, war es schon 2009 nicht mehr möglich, die Sicherheit israelischer Tennisspieler vor dem randalierenden antisemitischen Mob zu garantieren. Der damalige Bürgermeister, Ilmar Reepalu, der das Spiel als „Provokation für die in Malmö lebenden Araber“ sah, hatte eine Lösung gefunden: Das Davis-Cap-Spiel zwischen Israel und Schweden fand ohne Zuschauer statt. Eine Entscheidung, die nichts anderes bedeutet als Verachtung, Missachtung und Missbrauch des staatlichen Gewaltmonopols.
Seitdem verlässt vor allem die junge Generation der Juden die Stadt entweder nach Stockholm oder wandert aus. In einer Umfrage in Großbritannien erzählten 31 Prozent der 4.000 befragten Juden, dass sie schon mit der Idee gespielt haben, auf Grund des Antisemitismus das Land zu verlassen. Bezirke wie Neukölln und Wedding in Berlin sind für Juden auch schon längst ein Ex-Territorium. Dort verliert plötzlich aus mystischen Gründen die deutsche Gesetzgebung an Macht und Kraft.
Und während die Presse die Solidaritätskundgebung der Jüdischen Gemeinde in der bürgerlichen Fasanenstraße zelebrierte, wurden die Teilnehmer an einer anderen Solidaritätskundgebung in Neukölln bespuckt und beschimpft.
 
Sie haben sich gefunden: der Pseudo-Intellektualismus breiter Schichten der politischen Linken, wie zum Beispiel in der Labour Party in Großbritannien und unter den Sozialdemokraten in Schweden, der dem Hass gegen die Juden den Weg vom Rand der Gesellschaft in die Wohnzimmer der Mittelschicht ebnete, und die importierten Antisemiten.
Sie agieren zusammen, nicht im Namen des Staates, aber ungestört im Staat, inoffiziell aber effektiv. Eins dürfen wir aber nicht vergessen: Was mit den Juden anfängt, endet nicht nur mit den Juden.   Eran Yardeni

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