Stationen

Dienstag, 19. Juni 2018

Erinnerung eines ehemaligen DDR-Bürgers an 1974

... Heute, elf Fußball-Weltmeisterschaften später erlebe ich etwas, was mir von 1974 her unangenehm bekannt vorkommt. 1974 war mir die DDR-Fußballmannschaft schnuppe. Die Überfrachtung mit der ideologischen Botschaft „der Sozialismus siegt“ machte mir das Daumendrücken auf die DDR-Mannschaft unmöglich. Obwohl ich etliche Spieler der Mannschaft sehr mochte. Der Zwiespalt war widerlich.

Und heute? Die Nationalmannschaft heißt nur noch „Mannschaft“. Ist das die Selbstaufgabe einer Nation zugunsten eines gesellschaftlichen Konstruktes „Multikulturalismus“ genannt? Hey, Leute! Ich will auf die Mannschaft meines Vaterlandes Deutschland halten, nicht auf eine bunte Truppe, die nur für Profifußball steht und das millionengesichtige und doch so gesichtslose Merkel-Deutschland verkörpern soll.

Es ist wohl eher ein schleichender Prozess der Entfremdung. Die inzwischen vielen ausgezeichneten Fußballer in der Nationalmannschaft mit nichtdeutschen Wurzeln spielen dabei für mich keine ausschlaggebende Rolle. Deutscher ist, wer deutscher Staatsbürger ist. Ob der nun Neuer, Hummels oder Khedira heißt! Die deutsche Fußballnationalmannschaft war und ist schon immer „meine“ Mannschaft. Egal ob es 1974, 1990, 2006, 2010 oder 2014 war. Mit jedem Spieler der Mannschaft, egal welche Wurzeln er besitzt. Bis vor kurzem übersah ich sogar Özils Nichtmitsingen von „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Es war seine Sache und störte mich nicht. Der Junge spielt wunderbaren Fußball für seinen Verein, für Deutschland und für sich. Im Gegenteil, wenn das alles im Fußball klappt mit dem Zusammenwachsen und Integrieren, dann kann das nur gut für uns alle sein. So dachte ich bis vor kurzem wirklich.

Was hat sich plötzlich geändert? Özils und Gündogans Bekenntnis zum türkischen und nicht zum deutschen Bundespräsidenten allein vermag das nicht zu erklären. So wichtig die beiden auch als unsere Mitmenschen sind, so politisch bedeutend sind sie nun auch wieder nicht. Es ist höchstens so, dass ihre politische Unfähigkeit – wie die Maus, die letztlich die Rübe mit rauszieht – in mir etwas in Gang gesetzt hat, was mich im Moment jedenfalls eher für die Isländer als für die „Mannschaft“ die Daumen drücken lässt.

Der DfB ent-nationalisiert die deutsche Nationalmannschaft. Es ist zwar nicht die Sprache derer, die „Deutschland als mieses Stück Scheiße“ entsorgen wollen, aber doch das grün-Merkelsche Bild einer Multikulturalität, die als Atomisierung der Gesellschaft derer daherkommt, die schon länger hier leben und die sich der merkelschen Gesellschaftsarchitektur widerspruchlos einfügen sollen.

Es ist irgendwie wie 1974: Damals widerte mich die ideologische Beanspruchung der DDR-Nationalmannschaft an, heute entfremdet mich die DfB-Assistenz bei der Umerziehung der länger hier Lebenden. Die Kommunisten vermochten nicht, mich zu erziehen. Dem DfB wird das erst recht nicht gelingen.    Gunter Weißgerber

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