Stationen

Samstag, 28. Juli 2018

Nur Mut!

"Wenn du die Zeitung nicht liest, bist du uninformiert, wenn du die Zeitung liest, bist du desinformiert."
Mark Twain


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Wie die Zeit herausgefunden hat, rührt die angebliche Benachteiligung des weiblichen Geschlechts bei der Entlohnung daher, dass in ganzen Berufsgruppen das Einkommensniveau sinkt, wenn immer mehr Frauen dort beschäftigt sind. "Das Beispiel des Programmierens zeigt, dass der umgekehrte Effekt ebenfalls existiert: Wenn eine Branche männlicher wird, wird dort auch besser gezahlt. Die frühen Computer in den Sechzigerjahren programmierten in erster Linie Frauen (und umgekehrt! – M.K.). 'Das war damals als Aufgabe für Bürokräfte mit niedrigem Status vorgesehen, und das waren vor allem Frauen', beschreibt der US-amerikanische Informatikprofessor Nathan Ensmenger. Als Computer immer wichtiger wurden, professionalisierte sich die Branche. Die Frauen wurden verdrängt. 'Das Programmieren wurde mit der Zeit bewusst in ein wissenschaftliches, männliches Fach mit hohem Status verwandelt', schreibt Ensmenger. Und in eine Tätigkeit mit guten Gehältern – bis heute."

Merkwürdig, nicht wahr? Nachdem eigentlich Frau Zuse den Computer erfunden hatte, saßen vor allem Frauen vor dem Ding, in den Sechzigern, als Programmieren noch fast so schwer war wie die Computer selber. Dann, als deren Programmierung immer weniger Talent erforderte, "professionalisierte sich die Branche", was ein bisschen frauenfeindlich klingt, aber nicht so gemeint ist; frauenfeindlich war vielmehr, dass man eine früher mühelos neben der Maniküre zu erledigende Beschäftigung "bewusst in ein wissenschaftliches Fach verwandelt" hat. Zugleich kamen generöse Industrielle auf die Idee, dass sie mehr Lohnkosten haben sollten, aus sozialer Verantwortung und um ihren Profit zu reduzieren, die geldgeilen Kerle übernahmen die Läden und zogen überall gläserne Decken ein, bis in die Informatik-Studiengänge. Die Frauen wurden in die Frisiersalons und Vorzimmer verdrängt.

Das große Dogma unseres Epöchleins lautet, dass alle Menschen gleich sind, egal welcher Rasse, die es nicht gibt, und welchen Geschlechts, von denen es unendlich viele gibt, und überall, wo Ungleichheit auftritt, eine Ungerechtigkeit vorliegt, vorliegen muss, welche zu korrigieren und schließlich zu beseitigen des Linken edle Pflicht und lukrative Aufgabe sei. Eine wahrlich unsterbliche Mission, denn egal, wie sozial gleich sie die Menschen eines Tages auch hinbiegen mögen, die Intelligenzunterschiede machen immer wieder alles zunichte. Es gibt also wenigstens das soziale perpetuum mobile!

(Um allfälligen Missverständnissen entgegenzutreten: Mir ist es einerlei, ob eine Frau oder ein Mann einen Job erledigt, mir ist nur wichtig, wie er erledigt wird. Mit Milo Yiannopoulos gesprochen: "You shouldn’t give a shit about skin-colour, you shouldn’t give a shit about sexuality, you shouldn’t give a shit about gender, but you should be deeply suspicious of the people who do.")


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Deutschland ist sicherer geworden. Außer vielleicht für Obdachlose, die rätselhafterweise zunehmend Opfer von Aggressionen werden, geschlagen, angezündet, gesteinigt, enthauptet, was auf eine noch nicht näher bestimmbare Weise mit dem Aufstieg der AfD zu tun hat (Nazis behaupten, umgekehrt). Und außer am Kölner Hauptbahnhof. Ein Waffenverbot – konkret: ein Verbot "gefährlicher Werkzeuge" – soll den atypischen und antizyklischen Anstieg der Gewaltkriminalität dortselbst umkehren.
Hadmut Danisch macht in seinem Blog darauf aufmerksam, dass die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln gemeinsam mit ihren Kollegen aus Bonn und Düsseldorf in einem Brief an die Kanzlerin erklärt hat, ihre Städte könnten noch mehr "Flüchtlinge" aufnehmen, und überlässt seinen Lesern die beiden Meldungen zum "eigenverantwortlichen Denken". Was mich betrifft, so bin ich guter Dinge, was die Wahrscheinlichkeit betrifft, dass NRW das deutsche Molenbeek wenn nicht der deutsche Gazastreifen werden kann. Wenn die Anstrengungen nur nicht nachlassen! 


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Die bislang schönste Anekdote des Jahres erzählt Nicolaus Fest auf seiner Webseite:
Während einer Sitzung des akademischen Senats einer linksrheinischen Universität ermahnt die Rektorin einen Professor, seine Anträge künftig in gendergerechter Sprache zu stellen, wie es von der Verwaltung beschlossen worden sei. Der kühne Mann wehrt sich: Das stünde nirgends im Gesetz, und wissenschaftlich lasse sich weder ein Neutrum noch ein 'drittes' oder sonstiges Geschlecht ermitteln. Insofern sei der Beschluss reine Willkür, und der werde er sich nicht beugen.
"Aber Sie sollten schon Menschen so ansprechen, wie die es für richtig halten."
Wenn das so sei, versetzt der Professor, bestehe er darauf, fortan von der Rektorin und in der Verwaltung mit 'Mein Führer' angesprochen zu werden.
Totenstille. Die anwesenden Kollegen hätten so getan, als seien sie vertieft in ihre Akten.   MK am 28. 7.

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