Stationen

Freitag, 13. Juli 2018

Veden


Alexander Wendt hat auf seiner Webseite ausführlich dargelegt, warum thailändische Jugendliche, die aus einer überfluteten Höhle gerettet werden, im fernen Westen mehr Empathie auslösen als aus dem Mittelmeer gefischte afrikanische Migranten, verknüpft mit den einschränkenden Worten: "Hätte nur einer der geretteten jungen Fußballer als erstes nach Verlassen der Höhle auf seinen Helfer eingeschlagen und versucht, ihm sein Handy zu entwinden – die Sympathiewelle mit den zwölf Jungen wäre zusammengebrochen, nicht nur in ihrem Heimatland, sondern weltweit."

Die hiesige Lückenpresse kann nicht jedes Feuer verschweigen, geschweige denn austreten, aber bei diesem, das Wendts Gleichnis idealtypisch illustriert, haben sie anscheinend aufgepasst, jedenfalls fand ich eben online nichts dazu. In Italien freilich und in den sozialen Medien wird der Fall, wie man sagt, heiß diskutiert: Ein Versorgungsschiff hat 66 Menschen aus Seenot gerettet – wie an dem Foto zu erkennen, handelt es sich um typische Flüchtlinge: jung, männlich, schwarz, vital, die Schwächsten der Schwachen, zumindest unter den Freibeutern –, woraufhin diese der Besatzung allerlei Schlimmes androhten, wenn man sie nicht stracks nach Italien bringe; die Crew musste sich verbarrikadieren und Hilfe rufen.



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"Die Veden, das älteste spirituelle System der Menschheit, kennt in allem drei Stufen", schreibt Leserin ***. "Die Stufe der Finsternis (Tamas), die Stufe der Leidenschaft (Rajas) und die Stufe der Erleuchtung und Wahrheit (Satya) (Sanskrit kennt diese Stufen sogar in der Grammatik).
Nach dieser Lehre ist – ganz im Gegensatz zum Christentum – Geben nicht immer eine Tugend, sondern die Tugend des Gebens ergibt sich aus dem Kontext. Verkürzt heißt dies: Wer dem Falschen zum falschen Zeitpunkt das Falsche aus falschen Motiven gibt, zieht Unglück und Finsternis auf sich. Diese Art des Gebens  wird als dämonisch bezeichnet und führt zu Verwirrung und Leid. Kurzer Schwenk in den Westen:
Seit den Dreißigern des vorigen Jahrhunderts, seitdem es die Anonymen Alkoholiker gibt, hat man das merkwürdige Phänomen der Enabler beobachtet. Ohne dieses System von Enablern, den Steigbügelhaltern kranker Verhaltensweisen, könnte der Suchtkranke seine Manie nicht praktizieren.  Mitleid ist ein schlechter Ratgeber, wenn er nicht begleitet wird von der Einsicht, dass die Besserung einer Situation immer die Weiterentwicklung der Unterstützungsempfänger erfordert. Alles andere sind palliative Maßnahmen und nur in einem solchen Kontext angebracht.

Und hier sind wir bei der Crux der so genannten humanitären Ansätze, und überhaupt des dem Christentum entlehnten missverstandenen Begriffs der Hilfe und Nächstenliebe. Er entmündigt die Hilfsempfänger und schneidet so den Weg ab zu einer Eigenentwicklung, die den Bedürftigen in die Lage versetzt, der Hilfe baldmöglichst zu entbehren. Man schädigt Menschen, wenn man sie massenhaft ermutigt und auffordert, sich vor existenzieller Eigenverantwortung (auch der nationalen) zu drücken, und dabei so nebenher noch ca. ein Dutzend Rechtsbrüche zu begehen und Lügen vorzubringen, als wäre das alles nichts, nur um abgekürzt ein Resultat zu erschleichen, das man sich aus eigener Anstrengung hätte erarbeiten müssen. Man demoralisiert eine Gesellschaft, wenn millionenfache Rechtsbeugung zur Norm wird. Und man schädigt sich selbst. Nicht zuletzt verschlechtert man, was eine Ungeheuerlichkeit darstellt,  die existenzielle und wirtschaftliche Lage der Nachgeborenen und gibt sie lebenslanger Schuldknechtschaft preis. Man schädigt den Zusammenhalt und den Lebensmut der Zeitgenossen, die gegen ihren Willen zum Mitmachen bei dieser aberwitzigen Schieflage gezwungen werden. Und man verschleudert ein Erbe,  für das die, die früher hier gelebt haben, Intelligenz, Mut und Leben eingesetzt haben.

Dass dies zu Unglück führt, liegt auf der Hand. Massenhafte Verrohung, Kriminalität, Aggressivität und pure Gewalt sind nur Vorboten dessen, was kommen wird, wenn diesen – wie nannte man es ? – Verwerfungen nicht Einhalt geboten wird. Die Puppenspieler der Macht haben im Übrigen keine humanitären Ambitionen, sie beuten diese nur für ihre Zwecke aus. Dabei wissen sie, was sie anrichten, aber das Leid der Völker ist ihnen völlig egal. Darf man in diesem Zusammenhang den unglückseligen Namen 'Merkel' nennen?"   MK am 13. 7. 2018

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