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Donnerstag, 6. September 2018

Der pfiffige Schpagetti und der einfältige Michel

Lediglich 45,7 Cent bleiben deutschen Sparern von jedem Euro. Dies hat der Bund der Steuerzahler anläßlich des Steuerzahlergedenktages 2018 berechnet. 54,3 Cent fließen in die staatliche Steuerkasse.
Langfristig die fatalste aller Folgen: Deutsche Privatvermögen sind im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich hoch. Italiener, Griechen und Spanier haben deutlich mehr auf der hohen Kante als der deutsche Michel – und dies, obwohl Letzterer sehr viel mehr seines hart erarbeiteten Geldes zurücklegt.
Vermögensvernichtung dank EZB
Auch die Bundesbank warnt. In ihrem Monatsbericht für August 2018 legt sie eine schmerzhafte Entwicklung dar. Während es den Haushalten mittels Bargeld, Rentenprodukten und Lebensversicherungen bis dato noch gelungen war, eine – nach Steuern und Inflation – positive Rendite zu erwirtschaften, trüben sich nun die Anlageperspektiven selbst derjenigen ein, die auf einen breiten Anlagemix setzen.
Seit dem vierten Quartal 2016 sind die Nettorenditen für Sparguthaben negativ. Wer sein Erspartes auf Sparbüchern oder Festgeldkonten hält, hat seitdem Geld verloren. Und seit Mitte 2017 können auch die Lebensversicherungen und Riesterrenten diese Verluste nicht mehr ausgleichen.
Diese Vermögensvernichtung hat ihre Ursache vor allem in der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Ihre Niedrigzinspolitik hält die Staaten über Wasser, läßt Sparer und Anleger jedoch havarieren. Je niedriger der Zinssatz, den die EZB zwecks Schuldenmanagement der Regierungen setzt, desto schneller verlieren die Spareinlagen an Wert.
Umschuldungen, die über alles bisher veröfentlichte hinausgehen
Noch freuen sich unsere europäischen Nachbarn über ordentliche Renditen. Abzulesen ist dies am Netto-Geldvermögen (das Vermögen abzüglich der Schulden) pro Einwohner, das in vielen Ländern mit sehr viel niedrigerer Sparquote deutlich höher ist als bei uns in Deutschland. In den Niederlanden (80.182 Euro pro Kopf im Jahr 2015) und selbst im wirtschaftlich gebeutelten Italien (53.494 Euro) haben die Bürger mehr auf der hohen Kante als wir Deutschen (47.681 Euro).
Der Grund: Die Italiener, Niederländer und viele andere legen ihr Geld sehr viel effektiver an als wir. Laut einer Studie der Allianz-Versicherung erwirtschafteten sie zwischen 2012 und 2015 ein Plus von 4,6 Prozent. Wir Deutsche hingegen haben uns in dieser Zeit mit 2,3 Prozent begnügt.
Diese finanzielle Repression hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Die Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart kommen in ihrer Studie „Financial and Sovereign Debt Crises: Some Lessons and Those Forgotten‟ für den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu dem Schluß, daß zukünftig Umschuldungen erforderlich seien, die „weit über alles, was bis jetzt öffentlich diskutiert wurde, hinausgehen‟.
Deutsche Haushalte besonders betroffen
Allein über den Niedrigzins könne das Schuldensystem nicht mehr lange aufrecht erhalten werden. Rogoff und Reinhart beschreiben ein Endspiel der globalen Finanzkrise, bestehend aus Inflation und Kapitalverkehrskontrollen, aus einer direkten Umschuldung der Regierungen, direkten Steuern auf Sparguthaben und schleichender Abschaffung des Bargelds.
Besonders betroffen sind deutsche Haushalte, die traditionell mit hohen Steuern und Sozialabgaben zu kämpfen haben. Sie haben in diesen Tagen kaum mehr eine Chance, Vermögen fürs Alter anzusparen. Damit schwinden auch die sozialen Aufstiegsmöglichkeiten der Jüngeren. Ohne Kapital und ohne Chancen zur Steueroptimierung bleibt Arbeitern und Angestellten nichts anderes übrig, als von dem zu leben, was ihnen „Vater Staat“ am Ende übrig läßt.    Henning Lindhoff

Lindhoff als Linker

Lindhoff bei Otte