Stationen

Mittwoch, 28. November 2018

Illusionen


Eins.
Die Eltern von Maria Ladenburger – zur Erinnerung: Es handelt sich um ein neunzehnjähriges Kollateralopfer der Willkommenkultur, das zu Freiburg von einem Geflüchteten zu Tode ge..., nun, Sie wissen schon –, die Eltern von Maria Ladenburger wollen sich von der "tiefen Erfahrung von Unmenschlichkeit durch Marias Tod" nicht desillusionieren lassen. (Einschub: "Ich habe gefunden, es soll nicht sein", sagt Adrian Leverkühn im "Faustus", und auf die Frage, was nicht sein solle, erwidert er bekanntlich: "Das Gute und Edle, was man das Menschliche nennt, obwohl es gut ist und edel." Eine Vergewaltigung, das lehren tausende Jahre Geschichte, ist zutiefst menschlich, wenngleich es zivilisatorische Abstufungen gibt, die zur Kenntnis zu nehmen in moralisch erlauchten Kreisen wohl unter Rassismus fiele.) Die Ladenburgers also haben eine Stiftung zur Unterstützung von Studierenden (früher: Studenten) mit Behinderungen gegründet, die aber auch Studierenden zugute kommen soll, die zugleich Geflüchtete sind, meldet die Bild-Zeitung. Der Vater wird mit den Worten zitiert: "Maria hätte sich nie durch Hass und Hetze davon abbringen lassen, ihre Möglichkeiten zu nutzen, Gutes zu tun. Sie war zupackend, hoffnungsvoll, solidarisch und weltoffen." Ob sie in ihren letzten Minuten ihre Meinung geändert hat, werden wir nie erfahren, aber wir wissen immerhin, dass die Illusionen der Eltern in die Kategorie der regierungsoffiziell erwünschten und zivilgesellschaftlich akklamierten Illusionen gehören.

Zwei.
Die 65jährige Christina Öberg aus Jönköping muss wegen "Hetze gegen Volksgruppen", ein Delikt, das in Schweden zunehmend verfolgt wird, seit dort gewisse Einzelfälle gegen die Volksgruppe der Schweden und vor allem Schwedinnen nicht wirklich registriert werden, ins Gefängnis. Pikant daran ist, dass die ältere Dame vor zwei Jahren von "unbegleiteten Minderjährigen" zusammengeschlagen und ernsthaft verletzt wurde. Seitdem hat sie Probleme mit dem Gedächtnis, was sie freilich nicht hinderte, ein Absinken des schwedischen Durchschnitts-IQ durch die Aufnahme von Migranten zu behaupten, was zwar nicht falsch, aber Hetze ist, zumal sie behauptete, es werde auf dermaleinst Goldfischniveau fallen. Außerdem rief sie dazu auf, Moscheen abzureißen. In diesem Fall ist es mit den erwünschten Illusionen also einstweilen gründlich schiefgegangen, weshalb Härte angezeigt ist, aber vielleicht lernt die schimpfende Vettel im Knast ein paar nette Goldfische kennen, die sie bekehren.

Drei.
Was uns die Schweden an Toleranz noch voraus haben, spornt deutsche Engagierte an. Die Amadeu-Antonio-Stiftung will nun möglichst früh zu Vielfalt, Buntheit, Weltoffenheit, Teilhabe und Respekt erziehen. Dafür hat die dortige "Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus" eine "Handreichung" namens "Ene, mene, muh und raus bist du!' – Zum Umgang mit Rechtspopulismus und Menschenfeindlichkeit in Kitas" fabriziert, die keinen Zweifel daran lässt, wer nach dem Ab- oder Anzählen "raus" muss. "Gesellschaftliche Konflikte machen auch vor der Kitatür nicht halt", heißt es dort. Pluralismus im Parlament ist ja übel genug! "Rechtspopulist*innen versuchen auch und gerade in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, ihre Ideologien durchzusetzen und menschenfeindliche Positionen zu verbreiten. Gleichzeitig sind (antimuslimischer) Rassismus, Antisemitismus sowie Homo-und Transfeindlichkeit keine Phänomene des rechten Rands, sondern längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Diskriminierung und Ausgrenzung betreffen auch Kinder in der Kita, die Erfahrungen von Ungleichbehandlung machen. Eltern und Erzieher*innen bringen ihre Weltanschauung und Vorurteile mit in die Kita, die eigentlich ein Ort der Vielfalt und Akzeptanz sein sollte."

Wenn Sie gerade, wie ich, an Ihrer Steuererklärung sitzen, denken Sie immer daran: Sie arbeiten nicht zuletzt, um Vielfalt und Akzeptanz zu sponsern, "antimuslimischen Rassismus" zu bekämpfen und den außerparlamentarischen Opportunismus (APO 2.0) zu stärken. Ihre Kinder und deren Erzieher werden es Ihnen danken!

Die Broschüre, heißt es weiter, "sensibilisiert" gegenüber "Strategien rechter Akteure" und wirke einer "Normalisierung rechtsextremer und menschenfeindlicher Einstellungen im frühkindlichen Bildungsbereich entgegen". Weiter lesen Sie hier; ich breche ab, denn ich kenne den Text ohnehin, weil er von dort stammt, wo ich herkomme.

"Sollen Kindergärten die politische Gesinnung der Eltern überprüfen?" fragt allen Ernstes die BZ. Als ob da noch Fragen offen wären; IM "Victoria" wartet nun schon 30 Jahre darauf!  MK am 28.


Der Weise streift die Illusionen nacheinander ab, indem er sie wie eine Reihe von Gemächern durchschreitet und zum Schluss im Adyton ankommt. Bei Kafka ist es genau umgekehrt: jedes Gemach führt in eine irrere Wahnvorstellung und schließlich in die Hölle. Wenn man bedenkt, mit welcher Bravur Kafka dabei die spröde deutsche Sprache anwendet, kommt man zu dem Schluss, dass eigentlich nur der Teufel selbst seine Texte geschrieben haben kann.

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