Stationen

Donnerstag, 15. November 2018

Islam

Vorbemerkung
„Der Islam gehört zu Deutschland“ – kaum ein Satz eines deutschen Politikers löste ähnliche Irritationen aus wie das Diktum des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff aus dem Jahre 2010. Wie vertrug sich der Satz mit der parallel immer wieder getroffenen Feststellung, dass es „den“ Islam gar nicht gebe, sondern viele Islame existierten? Unsere jüdisch-christliche Geschichte des Abendlandes steht außer Zweifel. Aber seit wann gehörte der Islam zu Deutschland? Gab es einen Beitrittstermin?
In die Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird das Wort zur Tat, sie verzichtete zwar ebenfalls auf eine Erhellung der Wulff'schen These, ließ aber stattdessen die mit Abstand größte muslimische Masseneinwanderung binnen kurzer Zeit in der gesamten Geschichte des Kontinents zu. Da es sich bei den Einwanderern überwiegend um junge muslimische Männer handelt, der Strom der sogenannten Flüchtlinge nicht abreißt, außerdem die Rede von Familiennachzug ist und Muslime ohnehin ein viel produktiveres  Fortpflanzungsverhalten als Europäer zeigen, steht seitdem die Frage im Raum: Gehört vielleicht umgekehrt Deutschland eines Tages zum Islam? Wäre das eine erstrebenswerte Zukunft? Gälte in diesem Falle nicht erst recht Frau Merkels trotzige Bemerkung: „Dann ist das nicht mehr mein Land?“ Sind die Veränderungen vereinbar mit unserer Kultur, unserer Geschichte?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich mit dem Islam beziehungsweise den Islamen beschäftigen. Dazu soll diese Broschüre erste Handreichungen liefern.

Was bedeutet „Islam“?
Der Islam ist eine missionarische monotheistische Weltreligion, die im frühen 7. Jahrhundert n. Chr. in Arabien durch den Propheten Mohammed gestiftet wurde. Das arabische Substantiv „Islam“ leitet sich von dem Verb „aslama“ („sich ergeben, sich hingeben“) ab und bedeutet sowohl Unterwerfung (unter Gott) als auch völlige Hingabe. Es gibt im Islam mehrere verschiedene, einander sogar bekämpfende Strömungen, so dass es durchaus möglich wäre, von Islamen zu sprechen.  Andererseits zählen alle Gläubigen zur Weltgemeinschaft der Muslime, der „Umma“. Deshalb halten wir hier an dem Begriff „der“ Islam fest, so wie man auch zur Zeit der europäischen Konfessionskriege immer von der Christenheit sprach. Am Eingang des 21. Jahrhunderts ist der Islam die am meisten expandierende Weltreligion. Er greift auf sämtliche Kontinente aus und verbreitet sich auch stark in Europa. In fast allen seinen Varianten ist der Islam eine Missionsreligion mit politischem Anspruch. Er existiert als ein System religiöser Pflichten und Gebote, das tief in den Alltag der Gläubigen eingreift. Nahezu automatisch verschmilzt der Islam entweder mit dem Staat wie in den orientalischen Theokratien, oder er gerät mit ihm in Konflikt, wenn es sich um einen säkularen Staat handelt. Weltweit existiert kein islamischer Staat, der zugleich demokratisch ist und seinen Bürgern Rechtssicherheit, Meinungs- und Religionsfreiheit sowie den Geschlechtern gleiche Rechte zugesteht. Je zahlenmäßig stärker die muslimischen Gemeinschaften in den Ländern des Westens werden, desto nachdrücklicher reklamieren sie Sonderrechte für sich. Diese Forderungen werden zwar religiös begründet, tatsächlich aber handelt es sich um den Versuch politischer Einflussnahme.

Wer ist ein Muslim?
Nach islamischer Vorstellung kommt jeder Mensch als Muslim auf die Welt. Allerdings kennen viele Menschen ihre Bestimmung nicht und nehmen später einen anderen Glauben an. Da sie aber das islamische Glaubensbekenntnis noch nicht gesprochen haben, sind sie keine Apostaten.
Ein Muslim ist, wer das islamische Glaubensbekenntnis im vollen Bewusstsein und in Gegenwart zweier volljähriger muslimischer Zeugen gesprochen hat. Es lautet: „Ich bekenne, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und Mohammed ist sein Gesandter.“ Einem Muslim sind fünf religiöse Pflichten vorgeschrieben, durch deren Befolgung er seinen Gehorsam gegenüber Allah demonstriert.

Wie viele Muslime gibt es?
Die Zahl der Muslime weltweit wird auf 1,57 Milliarden geschätzt.Damit sind sie nach den Christen (2,26 Milliarden) und vor den Hindus (900 Millionen) die zweitgrößte Religionsgemeinschaft.  Die meisten Muslime leben in Indonesien (etwa 200 Millionen) Pakistan (175 Millionen) und Indien (172 Millionen). Erst danach folgen Länder wie Ägypten, der Iran oder die Türkei.
In Europa leben derzeit etwa 45 Millionen Muslime. 1990 waren es knapp 30 Millionen. In Deutschland gab es vor der Masseneinwanderung des Jahres 2015 bis zu 4,3 Millionen Muslime, derzeit bewegt sich ihre Zahl folglich auf 6 Millionen oder – sofern der angekündigte Familiennachzug tatsächlich stattfindet – deutlich mehr zu. In Frankreich leben geschätzte 6 bis 9 Millionen, in Großbritannien 5 Millionen, in den Niederlanden etwa eine Million. Muslimische Mehrheiten gibt es im Kosovo, in Albanien und in Bosnien-Herzegovina.
Nach der bislang umfangreichsten globalen Demografie-Studie des renommierten Pew-Instituts in Washington wird es 2070 erstmals in der Geschichte mehr Muslime als Christen geben.

Wer war Mohammed?
Mohammed („der Gepriesene“, eigentlich Muhammad, es gibt im Arabischen kein O) wurde um 570 in Mekka geboren. Er arbeitete als Schafhirte und Kameltreiber. Schließlich wurde er Gehilfe bei der reichen Kaufmannswitwe Chadidscha, einer 15 Jahre älteren Frau, die er schließlich heiratete.
Mohammed hatte im Laufe seines Lebens rund zehn Frauen. Seine jüngste Ehefrau war Aischa, mit der er zwischen ihrem sechsten und neunten Lebensjahr verlobt und verheiratet wurde. Ab seinem 40. Lebensjahr widerfuhren Mohammed religiöse Offenbarungen. Als er sie öffentlich zu verkünden begann, stieß er in seiner Heimatstadt auf Widerstand. Mohammed proklamierte Allah als den wahren und einzigen Gott, während in Mekka Polytheismus herrschte. Die Einwohner fürchteten um ihren Wohlstand, der nicht zuletzt auf der Wallfahrt zu den heidnischen Götterbildern beruhte. Mohammeds Visionen begegneten sie mit Widerstand.
Im Jahr 622 wanderte Mohammed deshalb mit seinen Anhängern nach Yathrib aus, dem späteren Medina. Mit seinem Auszug aus Mekka („Hidschra“) beginnt die islamische Zeitrechnung. In Yathrib wurde Mohammed gastlich aufgenommen. Auch die dort lebenden Christen waren ihm zunächst freundlich gesonnen.
Hier gründete er seine Gemeinde („Umma“), organisierte Feldzüge gegen arabische Stämme, erklärte den heidnischen Götzendienern den heiligen Krieg („Dschihad“) und überfiel mekkanische Karawanen. Schon bald nach der Ankunft von Mohammed konvertierten fast alle arabischen Einwohner zur neuen Lehre. Die drei jüdischen Stämme, die in Yathrib lebten, verweigerten die Konversion. Mohammed begann, die Stadt von Opponenten zu „säubern“.  Alle Männer wurden enthauptet, die Frauen und Kinder verfielen der Sklaverei.
„Khaibar“ wurde zum Kampfschrei späterer Gotteskrieger, und noch heute tragen die Raketen, die von der Hisbollah-Miliz auf Israel abgefeuert werden, den Namen „Khaibar“.
Im Jahr 632 verstarb Mohammed 62-jährig ohne einen männlichen Erben.

Was ist der Koran?
Der Koran ist das heilige Buch der Muslime. Der Koran in 114 Abschnitte unterteilt. Sie werden Suren genannt. Die Suren sind weder chronologisch noch thematisch geordnet, sondern nach ihrer Länge. Auf die kurze Eröffnungssure „al-Fatiha“ folgt die längste Sure „Die Kuh“ („Al-Baqarah“). Die kürzeste Sure beschließt den Koran. Jede Sure ist in Verse gegliedert. Für fromme Muslime ist der Text unverhandelbar, unkritisierbar und unübersteigbar. Auch die Idee, dass der Koran seine Entstehung einer bestimmten historischen Situation verdankt, also ein historisches Werk darstellt, ist Strenggläubigen fremd.
Nach islamischer Lehre wurde der Koran in arabischer Sprache geoffenbart (20. Sure, Vers 112) und ist „unübersetzbar“. Arabisch ist damit die Sprache Allahs. Deshalb wird keine Übersetzung gegenüber dem Original als ausreichend zuverlässig anerkannt. Jeder nichtarabische Muslim ist angehalten, die Grundbegriffe zu erlernen, um zumindest die fünf täglichen Pflichtgebete auf Arabisch sprechen zu können. Nach Mohammeds Tod schrieben sein Schwiegervater sowie seine Nachfolger die Erzählungen und Visionen des Propheten nieder. Auf diese Weise waren zunächst verschiedene, voneinander abweichende Varianten des Koran entstanden. Erst der dritte Kalif Uthman (644–656) ließ eine einheitliche Fassung herstellen und die Vorgängervarianten vernichten. Der so zustande gekommene, dem heutigen Gläubigen vorliegende Koran entspricht angeblich genau dem im Himmel liegenden göttlichen Original.
Im Koran tauchen zahlreiche Personen auf, die man aus der Bibel kennt: etwa Adam, Eva, Abraham, Isaak, Ismael, Jakob, Joseph, Mose, Aaron, David,Salomo, Hiob, Johannes der Täufer, Maria und Jesus. Allerdings unterscheiden sich ihre Erlebnisse und Taten oft vom biblischen Vorbild. Muslime sagen, dass der Koran das wahre Wort Gottes sei und die Bibel nur eine Verzerrung. Zwar gilt Jesus als bedeutender Prophet, doch keineswegs als göttlich. Vielmehr betont der Koran (also Allah) an mehreren Stellen: „Wir haben keinen Sohn gezeugt.“

Was sind die Grundlagen des Islam?
Muslime verehren Allah als einzigen, unsichtbaren, allmächtigen Gott. Sein Wort ist niedergeschrieben im Koran. Jeder Buchstabe des Textes ist unantastbar. Was der Koran nicht vorgibt, regelt die Sunna (ungefähr „Brauch“, „Verhaltensweise“, „Norm“). Da der Koran zu vielen Glaubens- und Lebensfragen nichts oder nicht Ausreichendes sagt, erhält er eine verbindliche Auslegung, Kommentierung und Konkretisierung durch die sogenannten „Hadithe“. Die Einzelerzählungen der Hadithe bilden in ihrer Gesamtheit die „Sunna“, die Vorschriften für eine „rechte Handlungsweise“. Koran und Sunna zusammen sind das Gesetz des Islam (die Scharia) sowohl für die religiöse und auch die profane Lebensweise eines Muslims.
Von „Sunna“ leitet sich das Wort Sunniten ab. Die Sunna ist dargelegt in den Hadithen. Der Begriff Hadith („Erzählung“, „Bericht“) bezeichnet die Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des Propheten Mohammed sowie der Aussprüche und Handlungen seiner Mitstreiter, die vom ihm gutgeheißen wurden. Die Handlungen des Propheten besitzen im Islam normativen Charakter.
Es existieren einige zehntausend Hadithe. Um Geltung zu besitzen, müssen sie sich in einer Überlieferungskette auf Mohammed und seine Zeit zurückführen lassen. Etliche Hadithe sind noch nach dem 9. Jahrhundert aufgeschrieben und wohl auch Mohammed nur in den Mund gelegt worden. In der islamischen Welt werden bis heute fast alle religiösen und viele rechtlichen Fragen mit dem Hinweis auf bestimmte Hadithe beantwortet. Hadithe können sogar Koranaussagen verändern. Der Koran schreibt beispielsweise für Ehebruch 100 Peitschenhiebe vor, einige Hadithe dagegen die Todesstrafe der Steinigung.

Woher kam Mohammeds Lehre?
Mohammed interessierte sich schon früh für religiöse Fragen und fühlte sich von der altarabischen Vielgötterei abgestoßen. Dagegen müssen ihn die monotheistischen Glaubensvorstellungen der Juden und Christen beeindruckt haben. Von daher erklärt es sich, dass später eine Fülle von biblischen Personen und Geschichten im Koran auftauchen.
Auffällig sind die Parallelen zwischen Mohammeds (also Gottes) Geboten und dem religiös-kultischen Umfeld, denen sie entstammen. Der strikte Monotheismus erinnert an den jüdischen Eingott JHWH. Das Verbot, sich ein Bild/ein Idol von Gott zu machen, existiert ebenfalls bereits im Judentum. Der Erzengel Gabriel, der Mohammed den Koran souffliert, ist eine Figur aus dem Alten Testament. Neben den „fünf Säulen“ gibt es für den muslimischen Gläubigen umfassende Regeln, wie er zu leben hat. Speise- und Kleidungsvorschriften, Alkohol- und Glücksspielverbot, das Verhältnis der Geschlechter, Strafen von Blasphemie bis Diebstahl, Begräbnis, alles ist bereits in den heiligen Texten festgelegt; auch darin ist der Islam dem orthodoxen Judentum vergleichbar. Die Hadithe entsprechen in dieser Lesart ungefähr dem Talmud.
Die Himmelfahrt Mohammeds von Jerusalem aus besitzt ebenfalls ein weltbekanntes Vorbild. Desgleichen können die eschatologischen Vorstellungen des Islam – das jüngste Gericht Gottes, der die Sünder schrecklichen Höllenstrafen überantwortet und seine Getreuen ins Paradies führt – keinen Anspruch auf Originalität erheben. Der traditionell islamische Glaube an den Mahdi, einen Nachkommen Mohammeds, der in der Endzeit erscheinen und das Unrecht auf der Welt beseitigen wird, hat sein Vorbild im jüdisch-christlichen Messianismus. Und bereits der um 1800 vor Christus lebende persische Religionsstifter Zoroaster (oder Zarathustra) verlangte, dass seine Anhänger sich fünfmal täglich in eine bestimmte Richtung zum Gebet niederwerfen sollten.

Was bedeutet Abrogation?
Die islamische Lehre der Abrogation („Aufhebung“) stützt sich auf die Suren 2,106 und 16,101. Dort heißt es: „Was wir (Allah) auch an Zeichen (Koranversen) aufheben oder der Vergessenheit preisgeben, wir bringen dafür ein Besseres oder ein Gleiches. Weißt du nicht, dass Allah Macht hat zu allen Dingen?“ Eine veränderte Tonlage zwischen mekkanischen und medinischen Suren ist bezeichnend. In Mekka befand sich Mohammed in einer Minderheitenposition und musste für den neuen Glauben werben, in Medina hatte er die Macht errungen.
In den (mekkanischen) Suren 18,29 und 109,6 demonstriert Mohammed (bzw. Allah) religiöse Toleranz: „Wer nun will, möge glauben, und wer will, möge ungläubig sein.“ Und: „Ihr habt eure Religion, und ich habe meine Religion.“ Solche freundlichen Suren aus Mekka werden von Muslimen bei interreligiösen Dialogen gern zitiert, obwohl diese durch die nachfolgenden Suren aus Medina zumindest relativiert, wenn nicht aufgehoben sind. Es lassen sich Dutzende Stellen aus dem Koran anführen, die zur Rechtfertigung des Djihad und zur Bekämpfung der Ungläubigen herangezogen werden können. In der Sure 9,29 heißt es: „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und sein Gesandter verboten haben, und die nicht dem wahren Glauben folgen – von denen, die die Schrift erhalten haben (Juden, Christen), bis sie von dem, was sie besitzen, den Tribut in voller Unterwerfung entrichten.“ Das heißt, dass die anderen Buchreligionen, also Christen und Juden, zwar nicht direkt zu bekriegen seien, für sie allerdings der Status sogenannter „Schutzbefohlener“ („Dhimmis“) gilt. Dhimmis haben mindere Rechte und sind verpflichtet, eine regelmäßige Kopfsteuer („Dschizya“) zu zahlen. Für echte Ungläubige gilt Sure 9,5: „Wenn die heiligen Monate (Ramadan) abgelaufen sind, dann tötet die Polytheisten, wo immer ihr sie findet...“ – es sei denn, sie werden Muslime.

Welche Vorschriften und Rituale gelten für Muslime?
Der Islam wirbt damit, dass es leicht sei, Muslim zu werden und als solcher
zu leben. Die sechs Glaubensartikel für einen frommen Muslim sind der Glaube an: den einzigen Gott (Allah); seine Engel; seine Offenbarung der heiligen Bücher (Thora, Evangelium, Koran); seine Gesandten (Propheten) mit dem letzten Propheten Mohammed; den Tag des Jüngsten Gerichts und das Leben nach dem Tod; die Vorherbestimmung.   Dazu kommen „fünf Säulen (Grundpflichten) des Islam“:
1. Der Gläubige muss in arabischer Sprache das Glaubensbekenntnis, die „Schahada“, vor mindestens zwei muslimischen Zeugen sprechen.
2. Der Gläubige muss fünfmal täglich die Pflichtgebete („Salat“) in bestimmten Körperhaltungen gen Mekka gewandt und auf Arabisch vollziehen. Jedem Gebet geht eine rituelle Waschung voraus, um in Reinheit vor Allah zu treten.
3. Der Gläubige muss einen bestimmten Prozentsatz seines Einkommens beziehungsweise seines Besitzes als eine Art Armensteuer („Zakat“) an Bedürftige und andere festgelegte Personengruppen entrichten. Die Mittel aus der obligatorischen Zakat dürfen nur zugunsten von Muslimen verwendet werden, während ein freiwilliges Almosen auch an Nichtmuslime gegeben werden kann
4. Der Gläubige muss im Mondmonat Ramadan, der jedes Jahr in einen anderen Monat unseres Sonnenkalenders fällt, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang fasten, das heißt komplett auf Speisen und Getränke verzichten. Im Ramadan darf nur in der Dunkelheit gegessen und getrunken werden.
5. Mindestens einmal im Leben muss der Gläubige am 10. Ramadan eine Pilgerfahrt nach Mekka zum Opferfest unternehmen und dort das Schlachtopfer sowie die vorgeschriebenen Riten vollziehen. Dazu gehört die symbolische Steinigung des Teufels und das siebenmalige Umschreiten des würfelförmigen Baus der Kaaba. Den in der Kaaba eingemauerten schwarzen Meteoriten-Stein, den schon die altarabischen Götzendiener verehrt haben, hat angeblich Abraham aufgerichtet, als er seinen Sohn Ismael (nicht Isaak, wie es die Bibel bezeugt) opfern sollte.
Ein fester Brauch ist die männliche Beschneidung. Obwohl nicht im Koran vorgeschrieben, legen muslimische Eltern großen Wert darauf, dass ihre Jungen beschnitten werden.

Was sind Sunniten und Schiiten?
Die Spaltung der islamischen Welt in Sunniten und Schiiten geht auf einen politischen Konflikt aus der Frühzeit des Islam zurück. Unter den Anhängern Mohammeds brach nach dessen Tod ein Streit aus, wer die Nachfolge des Propheten antreten solle. Zwei Auffassungen standen einander gegenüber: Der Nachfolger („Kalif“) müsse aus der Familie Mohammeds stammen, sagten die einen, nur der Beste unter den Gläubigen sei der richtige Führer, erklärten die anderen.
Da Mohammed keinen Sohn hatte, wäre sein Vetter und Schwiegersohn Ali (600-661) als würdigster Nachfolger in Frage gekommen. Das meinten zumindest die Schiiten, deren Name sich von „schi’at Ali“ („Partei Alis“) ableitet. Die Sunniten dagegen sagten, Mohammeds Schwiegervater Abu Bakr (573-634) habe den größeren Anspruch darauf. Über dieser Frage entzweiten sich die Muslime. Zunächst trat Abu Bakr die Nachfolge an. Er galt später als der erste der sogenannten „vier rechtgeleiteten Kalifen“. Ihm folgten Umar (592-644), Uthman (574-656) und schließlich Ali. Alle drei starben eines gewaltsamen Todes. Während Umar von einem Sklaven ermordet wurde, starb Uthman durch die Hand von Rebellen in seiner Residenz. Der Mord an ihm entschied erstmals die Führungsfrage innerhalb des Kalifats mit Gewalt.
Unter der Herrschaft des vierten Kalifen eskalierten die Streitigkeiten zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Partei Alis und jener von dessen Gegner Mu’awiya. Sie endeten zunächst mit der Bestimmung Mu’awiyas zum Kalifen und der Ermordung Alis.
Die Anhänger Alis, die Schia, erkannten Mu’awiya nicht an. Sie lösten sich von der Umma und bilden seither die schiitische Glaubensrichtung. In Ali sehen die Schiiten bis heute ihren ersten Imam. Demgegenüber betonen die Sunniten den Konsens der Urgemeinde in der Tradition des Propheten und der vier rechtgeleiteten Kalifen.
Die Schiiten verehren ihren dritten Imam, Hussein, als Märtyrer, in Kerbala befindet sich der Imam-Hussein-Schrein, die bedeutendste schiitische Wallfahrtsstätte. Die Trauerfeierlichkeiten im Monat Muharram, bei denen des Märtyrers Hussain gedacht wird, sind das wichtigste schiitische Fest. Für Sunniten bewegten sich diese Feiern in der Nähe der Ketzerei.
Innerhalb des Schiismus entstanden bald nach Hussains Ende mehrere weitere Abspaltungen. Bei den Sunniten bildete sich das Kalifat heraus, bei den Schiiten das Imamat. Bis heute erkennen die Schiiten die „rechtgeleiteten Kalifen“ der Sunniten nicht an. Schiiten und Sunniten beten üblicherweise in verschiedenen Moscheen. Nicht nur die Sunniten berufen sich auf die Hadithe, sondern auch die Schiiten, jedoch haben Letztere zusätzlich eigene Hadithe, die sie auf den von ihnen verehrten Ali zurückführen.
Etwa 90 Prozent der Muslime weltweit sind Sunniten. Sunniten bilden folglich in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime. Ausnahmen sind lediglich der Iran, der Irak, Oman, der Libanon, Aserbaidschan sowie Bahrain.


Wer sind die Autoritäten des Islam?
Es gibt im Islam keinen Vermittler zwischen Gott und dem Gläubigen. Der Islam hat keine Kirche und kennt auch keinen Papst und keine Bischöfe. Religiöse Autorität können nur einzelne Gelehrte und Führer erwerben.
Will ein Muslim nach der gottgewollten Handlungsweise der Sunna leben und so die Aussicht auf das Paradies erlangen, dann muss er sich von einem islamischen Religionsgelehrten eingehend unterrichten und beraten lassen. Islamische Religionsgelehrte nennt man auf Arabisch „Ulama“, auf Türkisch „Ulema“ („die Wissenden“). Weitere Titel lauten „Mullah“ („Meister“), „Mufti“ („Rechtsgelehrter“ der Scharia) und „Hodscha“ („Lehrer“) sowie bei den Schiiten „Ajatollah“ („Zeichen Allahs“).
In ihrem Bestreben, das Leben der Gläubigen zu normieren und zu diktieren, entwickeln die Ulama einen enormen Machtanspruch. Die Unübersichtlichkeit und Unsicherheit der Hadithe macht die in den Verfassungen islamischer Staaten immer wieder gebrauchten pauschalen  Formeln wie „die staatlichen  Gesetze  müssen  im  Einklang  mit  dem  Islam  bzw. der Scharia stehen“ inhaltlich schwer fassbar. Die daraus abgeleitete Autorität, beansprucht nicht nur religiöse, sondern gemäß der Sunna auch  weltliche Macht.

Was ist ein Imam?
Der Begriff „Imam“ bedeutet „Vorbild“, „Anführer“. Der Imam ist das religiös-politische Oberhaupt der islamischen Gemeinschaft in der Nachfolge des Propheten Mohammed. Daneben wird auch der Vorbeter beim Gebet Imam genannt. Nach der klassisch-sunnitischen Lehre ist das Imamat identisch mit dem Kalifat. Der Imam als Kalif ist für die Einhaltung der religiösen Vorschriften und die Organisation der weltlichen Angelegenheiten zuständig. Er ist geistliche und weltliche Autorität in einem.
Um Imam werden zu können, muss eine Person folgende Eigenschaften besitzen: persönliche Integrität, umfassendes Wissen, körperliche Gesundheit, Urteilskraft und Mut.  Außerdem sollte er genealogisch seine Abstammung von den Quraisch herleiten können.  Allein in Deutschland leben über 2000 Imame, die meisten stammen aus der Türkei.

Was ist die Scharia?
Die Scharia ist das aus dem Koran und den Hadithen abgeleitete religiöse Gesetz des Islam. Das Scharia-Recht stammt also aus dem frühen Mittelalter.
Der Begriff „Scharia“ ist der Sure 45,18 entnommen und bedeutet wörtlich „Weg zur Wasserstelle“. Im übertragenen Sinn meint Scharia: Allah zeigt dir den Weg zum Wasser des Glaubens, die „Rechtleitung“, den „Weg des Islam“. Da die Scharia auf dem Worten Allahs und der vorbildhaften Lebensführung Mohammeds beruht, dürfen ihre Vorschriften nicht verändert werden. Das Scharia-Recht ist göttlicher Natur und lässt sich vom weltlichen Recht nicht trennen. Die Vorschriften der Scharia regeln das gesamte Leben des gläubigen Muslims.
Die Scharia kennt zahlreiche Körperstrafen. So sind zum Beispiel für Diebstahl das Abhacken der rechten Hand, für Ehebruch die Todesstrafe durch öffentliche Steinigung vorgeschrieben. Blasphemie wird mit öffentlichem Auspeitschen geahndet. Der Abfall vom Islam ist nach Scharia-Recht ein todeswürdiges Verbrechen. In Saudi-Arabien, im Sudan, im Iran, im Sudan und anderen schwarzafrikanischen islamischen Staaten wird dieses Recht bis heute ohne Einschränkung praktiziert. Die Androhung der Todesstrafe für den Abfall vom Islam macht für einen Muslim jede Kritik oder auch nur liberale Auslegung des Koran und der Sunna zu einem lebensgefährlichen Unterfangen.
Als unfehlbare Pflichtenlehre umfasst die Scharia das gesamte religiöse, politische, soziale, häusliche und individuelle Leben sowohl der Muslime als auch das Leben der im islamischen Staat geduldeten Andersgläubigen („Dhimma“) insofern, als ihre öffentliche Lebensführung dem Islam und den Muslimen in keiner Weise hinderlich sein darf. Die Einheit zwischen Religion und Staat bringt in einem theokratischen Staatswesen auch die Einheit zwischen Religion und Recht mit sich. Rechte und Ansprüche der Menschen erscheinen grundsätzlich als Reflexe religiöser Pflichten.  Der Islam kennt nicht den unser heutiges Recht beherrschenden Grundsatz der Vertragsfreiheit; Verträge gelten nur, wenn sie nicht dem Schariarecht widersprechen.
Setzen sich die Regeln der Scharia in einem Lande durch, haben Arbeitgeber zu akzeptieren, dass ihre Angestellten während der Arbeitszeit beten, dass sie zum Freitagsgebet freigestellt werden müssen, dass sie während des Ramadan-Monats nur eingeschränkt belastbar sind, dass sie möglicherweise Frauen nicht als Vorgesetzte dulden oder mit ungläubigen Frauen nicht in einem Raum arbeiten wollen und dass sie bestimmte Arbeiten, etwa den Transport alkoholischer Getränke, als „unrein“ ablehnen.
Die meisten islamischen Staaten haben bürgerliche Gesetzbücher nach westlichem Vorbild übernommen, das Schariarecht existiert parallel dazu und wird vor allem in ländlichen Regionen gesprochen. Allerdings gewinnt die Scharia in letzter Zeit im Zuge der Rückbesinnung auf traditionelle islamische Werte wieder an Zuspruch.

Wie verbindlich ist die Scharia?
Die islamische Welt kam durch die Kolonisierung durch den Westen zwangsläufig mit den westlichen Rechtsvorstellungen in Berührung. 1990 unterzeichneten 45 Außenminister der insgesamt 57 Mitgliedsstaaten zählenden Organisation der Islamischen Konferenz die „Kairoer Erklärung der Menschenrechte“. Diese Erklärung wird allgemein als islamisches Gegenstück zur UN-Menschenrechtsdeklaration von 1948 betrachtet. Das Ziel der Erklärung ist es, „eine von konkurrierenden Strömungen und Ideologien verwirrte Menschheit zu leiten und Lösungen für die chronischen Probleme dieser materialistischen Zivilisation“ zu bieten.
Oberster Maßstab bleibt dabei das göttliche Gesetz der Scharia. Beispielsweise lautet der Artikel 2 a: „Das Leben ist ein Geschenk Gottes, und das Recht auf Leben wird jedem Menschen garantiert. Es ist die Pflicht des einzelnen, der Gesellschaft und der Staaten, dieses Recht vor Verletzung zu schützen, und es ist verboten, einem anderen das Leben zu nehmen, außer wenn die Scharia es verlangt.“ Oder 2 d: „Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wird garantiert. Jeder Staat ist verpflichtet, dieses Recht zu schützen, und es ist verboten, dieses Recht zu verletzen, außer wenn ein von der Scharia vorgeschriebener Grund vorliegt.“
Laut Artikel 7 müssen Eltern die Erziehung ihrer Kinder mit den „ethischen Werten und Grundsätzen der Scharia“ in Übereinstimmung bringen.Artikel 19 garantiert Gleichheit vor dem Gesetz für alle Menschen und Rechtssicherheit, wobei sich die Rechtsprechung an den Regeln der Scharia zu orientieren habe.
Ein Passus über Glaubens- und Meinungsfreiheit findet sich in der Erklärung dagegen nicht.
Auch in Europa greift dieses Denken um sich. Wissenschaftliche Studien kommen regelmäßig zu dem Ergebnis, dass religiöser Fundamentalismus unter Muslimen in Westeuropa weit verbreitet ist. Der Migrationsforscher Ruud Koopmans vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hat 2014 eine repräsentative Befragung von Einwanderern und Einheimischen in sechs europäischen Ländern ausgewertet. Zwei Drittel der über 9000 befragten Muslime hielten demnach religiöse Gesetze für wichtiger als die Gesetze des Landes, in dem sie leben. Eine 2016 veröffentlichte Studie der Universität Münster über das Weltbild in Deutschland lebender Türken ergab ebenfalls ein hohes Maß an Zustimmung zu religiös-fundamentalistischen Aussagen: 47 Prozent der 1200 vom Meinungsforschungsinstitut Emnid Befragten hielten die Gebote des Islam für wichtiger als die deutschen Gesetze, 36 Prozent waren überzeugt, nur der Islam könne die Probleme der Zeit lösen, und ein Drittel meinte, Muslime sollten zur Gesellschaftsordnung zu Mohammeds Zeiten zurückkehren.

Was ist eine Fatwa?
Eine Fatwa ist ein islamisches Rechtsgutachten mit dem Charakter eines Urteils. Eine muslimische Autorität kann eine Fatwa erteilen, die dem Zweck dient, ein religiöses oder rechtliches Problem zu klären, das unter den muslimischen Gläubigen aufgetreten ist. Die im Westen bekannteste Fatwa richtete sich gegen das Buch „Die satanischen Verse“ des indischen Schriftstellers Salman Rushdie. Sie galt auch als Todesurteil für alle, die an der Veröffentlichung beteiligt waren und den Inhalt des Buchs kannten. Eine Fatwa kann sich auch gegen Extremisten wenden. Im Dezember 2015 sprachen um die 70.000 indische islamische Geistliche eine Fatwa gegen Terrororganisationen wie IS, Taliban, al-Qaida aus und bezeichneten diese Organisationen als „nicht islamisch“ und „eine Gefahr für die Menschheit“.

Was bedeutet „Djihad“?
Der Ausdruck „Djihad“ (Anstrengung, Kampf, Einsatz) besitzt eine Doppelbedeutung. Für gewöhnlich wird er mit „heiliger Krieg“ übersetzt. Parallel dazu gibt es die Lesart, Djihad bezeichne die individuellen Glaubensanstrengung des Muslims, also dessen Ringen darum, die Gebote des Islam zu erfüllen. Der Djihad ist eine allen Muslimen auferlegte Pflicht. Manche sunnitische Gelehrte rechnen ihn als sechste zu den „fünf Säulen des Islams“. Als unmittelbares Ziel des Djihad galt die Stärkung der islamischen Religion, als mittelbares die Beseitigung des Unglaubens auf der Welt mit dem Ziel einer islamischen Vormachtstellung auf dem gesamten Globus. Das klassisch-islamische Rechtsverständnis teilt die Welt in ein „Haus des Islam“ („D?r al-Isl?m“) und ein „Haus des Krieges“ („D?r al-Harb“). Während ersteres alle Gebiete unter islamischer Herrschaft umfasst, gehört jedes Land außerhalb des islamischen Herrschaftsbereichs zum „Haus des Krieges“. Die Expansion des „Dar al-Islam“ ist eine kollektive Pflicht der islamischen Gemeinschaft. Wer sich nicht am Djihad beteiligt, begeht eine Sünde.
Es besteht indes ein auffälliger Zusammenhang zwischen muslimischer Toleranz gegenüber Andersgläubigen und muslimischer Bevölkerungsanzahl; steigt letztere, sinkt erstere. In den letzten Jahren sind sie die expansiven Vorstellungen des Djihad ins Bewusstsein vieler Muslime zurückgekehrt.

Hat der Islamismus mit dem Islam zu tun?
Die Frage gleicht jener, ob der Marxismus mit dem Stalinismus zu tun hatte. Sicher lässt sich sagen: In den Augen der Islamisten auf jeden Fall. Sie berufen sich auf den Koran und die Hadithe.  Nach dem Attentat von Nizza im Sommer 2016 trat der Vizepräsident der Imame Frankreichs, Hocine Drouiche, mit den Worten zurück: „Ich gebe meinen Rücktritt und meine Ablehnung dieser inkompetenten Institutionen bekannt, die nichts für den sozialen Frieden tun und ständig wiederholen, daß es keinen Extremismus gibt. Wir müssen die Wahrheit sagen: Islam und Islamismus sind nicht mehr zu unterscheiden.“

Kreuzzüge und Djihad: Wer war der größere Aggressor?
Die Kreuzzüge gelten bis heute als ein besonders verwerflicher Angriff des Abendlandes auf die islamische Welt, und zwar im Bewusstsein beider Hemisphären. Im Jahr 1095 rief Papst Urban die Christenheit auf, „unseren Brüdern im Orient“ zu Hilfe zu eilen. Was war geschehen? Die islamischen Seldschuken hatten Kleinasien erobert und in verschiedenen Städten Massaker unter der christlichen Bevölkerung angerichtet. Am schrecklichsten führten sie sich 1064 in der Hauptstadt Ani auf. Almansor (oder al-Mansur), der Wesir des Kalifats von Córdoba, hatte Ende des 10./Anfang des 11. Jahrhunderts eine Spur der Vernichtung durch Nordspanien gezogen, seine Krieger eroberten und verwüsteten mehrere christliche Städte: Zamora, Coimbra, Santiago de Compostela, Barcelona. Pilgerreisen nach Jerusalem wurden immer gefährlicher, ein reich beladener Zug deutscher und niederländischer Pilger unter Führung des Bischofs von Bamberg wurde 1064 vor den Toren der Heiligen Stadt von Arabern überfallen; 5000 Pilger kamen ums Leben.
Der Papst rief mit der Begründung zum Kreuzzug: „Die Türken und die Araber haben sie (die Christen) angegriffen.“ Und so verhielt es sich. Bekanntlich haben die Kreuzritter in Jerusalem nach der Eroberung der Stadt 1099 ein furchtbares Gemetzel unter der Zivilbevölkerung angerichtet. Das wird „dem Westen“ auch ständig vorgeworfen, und zwar sowohl von Muslimen als auch von westlichen Intellektuellen. Die mit dem Siegeszug der Mohammed-Krieger einsetzende Massenversklavung der eroberten Völkerschaften ist dagegen selten ein Thema. Der Historiker Egon Flaig beschreibt in seinem Standardwerk „Weltgeschichte der Sklaverei“ die islamische Welt „schon des 8. Jahrhunderts“ als „die größte Sklavereigesellschaft der Weltgeschichte“.
Es gab sieben Kreuzzüge in der historisch begrenzten Zeit von 1095 bis ca. 1396. Die Expansion des Islam kennt weit mehr Züge muslimischer Heere nach Europa, und sie erstreckt sich über einen deutlich größeren Zeitraum. Nachdem die Araber das gesamte Nordafrika, Vorderasien und Persien erobert hatten und bis nach Zentralasien vorgedrungen waren, rollte im 8. Jahrhundert ihre Angriffswelle über Europa. 717/18 belagerten sie Konstantinopel, 719 hatten sie ganz Spanien in ihrer Gewalt. Ein Vorstoß ins Frankenreich wurde 732 durch Karl Martell bei Tours und Poitiers gestoppt. Im 15. Jahrhundert vertrieb die christliche Roconquista die Araber von der iberischen Halbinsel.
Die zweite islamische Angriffswelle war die osmanische. Im 15. und 16. Jahrhundert eroberten die Türken Griechenland und den gesamten Balkan. Mit der Eroberung Konstantinopels anno 1453 setzten sie dem oströmischen Reich ein Ende. Sie besetzten Ungarn und stießen bis an die Tore Wiens und in den Süden Russlands vor.
Das kriegerische Bewusstsein ist im Islam bis heute lebendig geblieben. Auf westlicher Seite hat dagegen die Säkularisierung gesiegt.
Die dritte Expansion erfolgt derzeit überwiegend friedlich durch Einwanderung.

Al-Andalus: Ein Beispiel für muslimische Toleranz?
Der Mythos vom guten Verhältnis der verschiedenen Religionen unter islamischer Herrschaft in Spanien wird nicht nur von radikalen Muslimen verbreitet, er findet auch Anhänger unter westlichen Historikern und Journalisten. Tatsächlich hing die viel gepriesene „convivencia“, das Zusammenleben der Religionen, stets an einem seidenen Faden, nämlich an der Person des Kalifen. Die meiste Zeit mussten Christen und Juden in einem System leben, das dem der Apartheid glich.
Ein Herrscher wie al-Hakam II. (915-976), der homosexuell und selbst ein Gelehrter war, förderte die Wissenschaften, ließ Gelehrte und Bücher in großer Zahl nach Spanien holen und hielt nach innen religiösen Frieden. Nach dem Zerfall des Kalifats 1031 in nahezu dreißig Teilkönigreiche konnte sich dort, je nach Liberalität der jeweiligen lokalen Herrscher, eine nicht von oben gegängelte Kultur entfalten. Doch der bereits erwähnte Almansor, von 978 bis 1002 Alleinherrscher im Kalifat von Córdoba, beendete die Zeit der relativen Toleranz. Almansor zerstörte Barcelona, León und Santiago de Compostela, von wo er die Glocken des Jakobsheiligtums nach Córdoba verschleppte, um die Christen zu demütigen. Er ließ die meisten wissenschaftlichen und philosophischen Werke der großen Bibliothek von Córdoba und viele wissenschaftliche Instrumente zerstören, um die Unterstützung der religiösen Eiferer zu gewinnen
In Granada wurde um 1060 der jüdische Wesir Samuel ibn Naghrela und sein Sohn umgebracht. Ihre Ermordung provozierte den Aufstand der jüdischen Gemeinde. Daraufhin wurden mindestens 3000 Juden getötet. Im zwölften Jahrhundert flohen unter dem Verfolgungsdruck durch die berberischen Almoraviden zahlreiche Juden in die christlichen Königreiche.
Erst Abu Yacub Yusuf (er regierte von 1163-1184) setzte wieder für wenige Jahrzehnte eine wissenschaftsfreundliche und liberale Atmosphäre durch, in der große Denker etwa Ibn Tufayl, Averroes oder auch Moses Maimonides ihre Studien treiben und publizieren konnten. Doch schon unter seinem Nachfolger musste Averroes ins Exil nach Nordafrika fliehen, wohin schließlich auch Moses Maimonides floh, um dem Tod zu entgehen.

Erleben wir eine Re-Islamisierung der muslimischen Welt?
Die Türkei avancierte 1923 unter Kemal Atatürk zum ersten laizistischen Staat in der muslimischen Welt. Als sich die osmanischen Kalifen des 19. und 20. Jahrhunderts mehr dem weltlichen Regieren widmeten und dabei an westlichen Reformüberlegungen orientierten, waren immer wieder Machtkämpfe mit dem religiösen Milieu die Folge. Aufgrund solcher Erfahrungen unterwarf Atatürk die Ulema einer staatlichen Religionsbehörde. Er ließ die Koranschulen schließen, verbot Schleier, Kopftücher, Fes und erklärte Turbane sowie Bärte für unerwünscht. Er beendete die Polygamie und verschaffte den Frauen das Recht, zu wählen und politische Ämter zu bekleiden. Heute haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Der Roll-back begann in Pakistan mit der Hinrichtung des laizistischen Premierministers Zulfikar Ali Bhutto durch islamistische Putschisten anno 1979. In Afghanistan spülte der Einmarsch der Sowjetunion die Radikalen an die Macht. Den Iran verwandelte Ajatollah Chomeini im selben Jahr in eine Islamische Republik.
In Algerien bildete sich die Islamische Heilsfront, in Palästina löste die Hamas die PLO ab. Der „Arabische Frühling“ provozierte überall eine Re-Islamisierung.
Auch die Türkei hat unter Recep Tayyip Erdoganwieder einen islamischen Weg eingeschlagen. Erdogan hatte 1998 in einer Rede zustimmend aus einem religiösen Gedicht zitiert: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“ Bei seinem Deutschland-Besuch 2008 bezeichnete Erdogan die Assimilation türkischer Einwanderer als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Der Unternehmer Vural Öger, der bis 2009 für die SPD im EU-Parlament saß, kündigte mit Hinweis auf die unterschiedlichen Geburtenraten bei Einheimischen und muslimischen Zuwanderern an: „Was Sultan Suleiman 1529 mit der Belagerung Wiens begonnen hat, werden wir über die Einwohner, mit unseren kräftigen Männern und gesunden Frauen verwirklichen.“
Die renommierte französische Demoskopin Michèle Tribalat hält das französische Modell der kulturellen Annäherung für gescheitert. Die wachsende Religiosität („Desäkularisierung“) der Zuwanderer und ihre Konzentration in urbanen Ballungsgebieten habe dazu geführt, dass sich auch die Einheimischen in „eigene Gebiete“ zurückzögen, um ihre Lebensweise zu schützen. Das Resultat sei Trennung statt Vermischung – wobei im letzten Erhebungszeitraum auf ein autochthones Kind fast zwölf muslimische Geburten kamen.

Sind Frauen im Islam gleichberechtigt?
Die Kontrolle der Sexualität – insbesondere der weiblichen – ist ein zentrales Merkmal islamischer Gesellschaften. Welche Bedeutung dieser Kontrolle zugemessen wird, ist schnell an den Verhüllungsvorschriften in muslimischen Ländern zu erkennen. Typischerweise gelten sie vorwiegend oder ausschließlich für Frauen.  Wie wenig gleichberechtigt die Geschlechter im Islam behandelt werden, erhellt allein daraus, dass laut Koran ein Mann mehrere Frauen heiraten darf, eine Frau indes keinesfalls mehrere Männer. In der Türkei  werden bis heute vor allem in ländlichen Gebieten Ehen nach Scharia-Recht geschlossen. Diese sogenannten Imam-Ehen, die unter anderem Ehen mit mehreren Ehefrauen sein können, aber auch Ehen von Minderjährigen oder Zwangsehen, werden in regelmäßigen Abständen vom türkischen Staat amnestiert.  Etwa jede zehnte türkische Frau lebt in einer  polygamen Ehe.
Vor Gott sind Mann und Frau im Islam ebenbürtig und gleichwertig. Im Koran wird an vielen Stellen betont, dass die Belohnung bzw. Bestrafung im Jenseits nicht vom Geschlecht abhängig sei.  Sure 4, 34 erklärt allerdings, dass Gott die Männer über die Frauen gestellt hat. Weiter heißt es dort: „Frauen aber, deren Widerspenstigkeit ihr befürchtet, die ermahnt, haltet euch fern von ihnen auf dem Lager, und schlagt sie. Wenn sie euch gehorchen, dann unternehmt nichts gegen sie.“
Der Islam lehnt jede außereheliche intime Beziehung zwischen den Geschlechtern bei schärfster Strafandrohung ab. Neben den Bekleidungsvorschriften soll eine möglichst rigide Geschlechtertrennung verhindern, dass die Versuchung überhaupt erst entsteht. So ist im Islam sportliche Betätigung zwar erlaubt und erwünscht, allerdings ist ein gemeinsamer Sportunterricht von Jungen und Mädchen ab der Pubertät verboten.  Auch in der Moschee beten Männer und Frauen getrennt voneinander. Die Pflicht zur Bildung gilt im Islam für beide Geschlechter. Mohammed befiehlt: "Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau."
In traditionell muslimischen Milieus haben Frauen männliche Vormünder. Der Vormund ist häufig gleichzeitig das Familienoberhaupt.  Sogenannte „Ehrenmorde“ werden immer gegen Frauen verübt, die angeblich „Schande über ihre Familie gebracht“ haben, indem sie ein selbstbestimmtes Leben zu führen gedachten. In den meisten muslimischen Familien gilt es als jedoch höchstes Ziel, dass eine Frau gut verheiratet wird und als Jungfrau in die Ehe geht.

Muss sich eine Muslima verhüllen?
Der Koran gebietet den Frauen keinerlei Gesichtsbedeckung. Die einzige Passage dazu, Sure 24, Vers 31 (sinngemäß nochmals in 33,59), schreibt vor, dass muslimische Frauen "ihren Schmuck nicht zeigen sollen bis auf das, was ohnehin zu sehen ist, und dass sie sich ihre Tücher um den Ausschnitt schlagen". Das Wort khimar bezeichnet die Kopfbedeckung der arabischen Frauen zur Zeit der Entstehung des Islam. Sie wurde in der vorislamischen Zeit mehr oder weniger als Schmuck lose über dem Nacken getragen, und da nach der damals herrschenden Mode das Oberteil des Frauengewandes vorn eine weite Öffnung hatte, waren die Brüste unbedeckt. Daher die koranische Weisung, sich zu bedecken – aber kein Wort von der Verhüllung des Gesichts.
Burka, Nikab und Tschador sind deshalb nach Ansicht vieler Islamgelehrter unislamisch. Der Nikab wurde von Beduinen erfunden, als Schutz gegen die Sandstürme der Wüste. In Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien, Spanien und der Schweiz ist die Vollverschleierung in der Öffentlichkeit verboten. Sogar Tunesien verbietet den Nikab.

Was ist die Ahmadiyya-Gemeinde?
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat ist eine islamische Sondergemeinschaft, die Ende des 19. Jahrhunderts von Mirza Ghulam Ahmad in Indien gegründet wurde.  Mirza Ghulam Ahmad verstand sich als Prophet, Messias und Mahdi. Die Lehre der Ahmadiyya basiert zwar auf dem Koran und den Hadithen, jedoch haben die Schriften und Offenbarungen von Mirza Ghulam Ahmad eine erhebliche Bedeutung. Ein Spezifikum der Ahmadiyya besteht darin, dass sie zwar missionarisch ist, aber jede Gewaltanwendung ablehnt. Die Ahmadiyya-Lehre wird von den orthodoxen Gelehrten als Irrweg angesehen, ihre Anhänger gelten als Ketzer. In Pakistan und Afghanistan wurden Ahmadis verfolgt und ermordet, Saudi-Arabien verweigert ihnen den Zutritt zur Kaaba.
Weltweit zählt die Ahmadiyya etwa zehn Millionen Gläubige, die übergroße Mehrheit lebt in Südasien. In Deutschland gibt es etwa 35.000 Ahmadis.

Was bedeutet Wahhabismus?
Als Wahhabiten werden die Anhänger einer fundamentalistischen Richtung des sunnitischen Islams bezeichnet. Sie selbst nennen sich meist Salafis oder einfach "Sunniten". Die Bewegung gründet sich auf die Lehren Muhammad ibn Abd al-Wahhabs (1703-1792). Seine Anhänger betrachten sämtliche Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind – dazu gehört auch der schiitische Islam –, als unislamisch.Die meisten Wahhabiten leben heute in Saudi-Arabien, wo ihre Lehre staatliche gefördert wird und etwa durch die Islamische Weltliga auf der ganzen Welt verbreitet werden soll.Extremistische Gruppen wie Al-Quaida, die Taliban und auch der Islamische Staat (IS) stehen den Wahhabiten nahe.  Konkret zeigt sich der Einfluss des Wahhabismus in Saudi-Arabien an einer Fülle von Verboten: Frauen dürfen weder Auto fahren noch sich in der Öffentlichkeit mit fremden Männern zeigen; nicht nur alkoholische Getränke, sondern auch Musik, Fernsehen und neuerdings sogar das Schachspiel sind verboten; eine freie Religionsausübung ist unmöglich.

Was sind Salafisten?
Der Salafismus (auch Salafiyya) ist als eine extrem konservative Strömung innerhalb des sunnitischen Islams. Der Begriff „Salaf“ bedeutet „Vorfahre“. Der der Salafismus lehrt die geistige Rückbesinnung auf die „Altvorderen“. Im Alltagsgebrauch bezeichnet der Begriff die „Rückwärtsgewandheit“ von Muslimen, die versuchen, Sitten und Gebräuche der Zeit Mohammeds, also des 7. Jahrhunderts, in der modernen Welt wiederzubeleben. Zu den Salafisten zählen auch die Wahhabiten.
Die Salafiyya entstand im späten 19./frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf die Ausbreitung westlicher Ideen und Lebensweisen in der orientalischen Welt.
In Deutschland leben heute geschätzte 4000 bis 5000 Salafisten.

Nachbemerkung
Die Auseinandersetzung mit dem Islam und seinem politischen Anspruch ist für jede demokratische und freiheitliche Partei ein zentrales Thema. Die Alternative für Deutschland hat sich seit ihrer Gründung auf vielfältige Weise der islamischen Herausforderung gestellt.
Als Partei des Rechtsstaates und des Grundgesetzes sehen wir uns in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die verfassungsgemäße Trennung von Staat und Kirche sowie die Staatlichkeit der Rechtsprechung nicht in muslimischen Parallelgesellschaften aufgelöst wird, dass in Deutschland deutsches Recht gilt und nichts außerdem. Die Muster und Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Ländern des Westens gleichen sich. Je zahlenmäßig stärker die muslimischen Gemeinschaften werden, desto nachdrücklicher reklamieren sie Sonderrechte für sich. Diese Forderungen – etwa Geschlechtertrennung beim Sport, Freistellung von der Arbeit zum Gebet, eigene Gebetsräume in öffentlichen Einrichtungen, das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Ämtern – werden zwar religiös begründet, tatsächlich aber handelt es sich um den Versuch politischer Einflussnahme. Der politische Islam will auch den westlichen Gesellschaften seine theokratischen Normen aufzwingen. Ein dauerhaft friedliches Miteinander  kann und wird es mit ihm nicht geben.   MK