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Montag, 3. Dezember 2018

DTA

...Wenn ein Verein, der sich selbst als Think Tank bezeichnet und das Wort „Akademiker“ im Namen hat, das große Wort führt, werden die Menschen aufmerksam. Die Rede ist vom DTA, dem Verein „Deutsch-Türkischer Akademiker“. Die Webseite ist sehr aufschlussreich und belegt anhand einiger geschickt geschriebener Texte die Agenda dieses Think-Tanks: Präsident Erdogan porentief reinzuwaschen. Es sei kein Islamist und stehe auch den Muslimbrüdern nicht nahe. Er habe vielleicht ein kleines Problem mit autoritären Tendenzen, aber bitte schön…wer hat das nicht! Die Türkei ist nach Darstellung der DTA ein säkularer Musterstaat, gerade im Vergleich mit dem nicht säkularen Deutschland. Hier zwei Beispiele für die geschickte Propaganda.
In der Satire „PEGIDA hatte Recht. Wir hatten Unrecht“ nimmt der Autor die islamkritischen Befindlichkeiten von Pegida auseinander, indem er ihnen die Top-5-Länder der Zuwanderung im Jahr 2013 um die Ohren schlägt. Und in der Tat ist es lustig, wenn wir lesen, dass diese Länder folgende sind: Polen, Rumänien, Bulgarien, Italien und Spanien. Die Türkei verzeichnete 2013 netto sogar eine Abwanderung aus Deutschland. Lustig, diese Pegidisten, oder? Nun sind deren Demos eigentlich das, was ich als „not my cup of tea“ bezeichnen würde, aber ehrlich sollte man schon sein: Pegida wurde erst im Dezember 2014 (!!) gegründet, nachdem die Zuwanderung genau in diesem Jahr erheblich zunahm – und zwar nicht die aus EU-Ländern, zwischen denen Personenfreizügigkeit ohnehin eine Selbstverständlichkeit ist. Fazit: Lustig geschrieben, aber damit die Pointe passt, musste man die Datenbasis vor die Gründung von Pegida zurückdatieren. Nicht gerade fair, würde ich sagen. Aber was das angeht, liegt die Messlatte angesichts von Heute-Show und eXtra3 ja auch nicht gerade hoch im Moment. Satire darf eben alles, auch Blödsinn komisch finden.
Ein weiterer DTA-Artikel betrifft das Handzeichen, dass der türkische Präsident gern verwendet und das als Rabbiagruß bezeichnet wird. Nach allgemeiner Auffassung handelt es sich um ein Erkennungsmerkmal oder eine Sympathiebekundung für die islamistischen Muslimbrüdern und bezieht sich mit den vier abgespreizten Fingern auf die vier Säulen des Islam. Man kommt auch bei DTA nicht umhin, den Ursprung des Grußes auf die Geschehnisse am „Rabia-al-Adawija-Platz“ in Kairo zurückzuführen, wo am 14. August 2013 das Militär unter as-Sisi das Protestlager der Muslimbrüder, also der Anhänger des gestürzten Mursi, mit brutaler Gewalt räumte. Seitdem verwendet Erdogan diesen Solidaritätsgruß. Es ist kein Geheimnis, wem in Ägypten seine Sympathie galt und warum. Der DTA erklärt nun, die Interpretation des Rabbia-Grußes als islamistisch verbiete sich deshalb. Sie haben verpasst, wie das begründet wird? Nein, haben Sie nicht! Es wird nicht begründet, sie sollen das einfach glauben. ... 

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Die Islamkonferenz soll nach dem Willen der DTA eine einzige Huldigung des Islam sein, bei der die Anwesenden Nicht-Muslime den erlauchten Vertretern des institutionalisierten Islam Gastgeschenke, Ergebenheitsadressen und Barschecks überreichen. Kritik ist unnötig, Kritiker auch. Lieber frotzelt man über die Sicherheitsmaßnahmen, unter denen Ateş, Mansour und Abdel-Samad leben müssen – und zwar deshalb, weil sie vor radikalisierten Islamisten geschützt werden müssen. Lesen Sie dazu auch den Bericht von Hamed Abdel-Samad zu seinen Beobachtungen auf der Konferenz. Meines Wissens ist niemand bei der DTA Abdel-Samad beigesprungen, als eine Fatwa seinen Tod forderte. Niemand von den ach so friedlichen Institutionen, die sich bei der Islamkonferenz die Finger vergolden lassen, sprang Seyran Ateş bei, als sie in Berlin ihre liberale Moschee gründete. Im Gegenteil. Man spottet, man stichelt, man hetzt. Kritiker unerwünscht. Wer am Leben hängt, darf den Islam eben nicht kritisieren. ...(weiter hier)

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