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Dienstag, 25. Dezember 2018

Heilige Stille der geweihten Rauhnächte

Als „Stille Nacht“ geschaffen wurde, war die Nacht für die meisten Menschen kein Gegenstand romantischer Empfindungen. Das galt auch und gerade für die winterliche Dunkelheit, wenn Weihnachten bevorstand.
Den meisten ist gar nicht bewußt, daß diese Bezeichnung eigentlich auf einen vorchristlichen Ursprung hinweist. Die „geweihten“ oder „Rauhnächte“ zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar, „zwischen den Jahren“, waren ein heikles Datum, vor allem eine Zeit, in der die Toten besonders nahe waren. In Tirol wird bis heute das Haus vor Heiligabend „ausgeräuchert“, um die bösen Geister zu vertreiben, und den Tisch deckte man auch für den jüngst Verstorbenen. In Finnland gibt es noch den Brauch, sich nach der Christnachtsfeier auf dem Friedhof zu versammeln und gemeinsam ein Glas Hochprozentiges zu trinken, jede Familie am Grab ihrer Vorfahren, denen man ein Glas auf den Stein stellt, dessen Inhalt dann auf die Erde gegossen wird.
Das erinnert an heidnische Bräuche, das Trankopfer, die „Libation“. Und für einen solchen Zusammenhang sprechen auch mittelalterliche Berichte über die Speiseopfer, die man zu Weihnachten beziehungsweise zwischen Neujahr und Dreikönig in vielen Gegenden Europas darbrachte, den Alpenländern, Böhmen und Schweden. Dasselbe geschah in Serbien, wo man auch an die Wiederkehr der Toten in der Weihnachtszeit glaubte. Eine Vorstellung, deren Überreste bis Ende des 20. Jahrhunderts sogar in Niederdeutschland erhalten blieben.

Die Bedeutung der „Stillen“ und „Heiligen Nacht“ erschließt sich deshalb nur dann, wenn man den eher düsteren Hintergrund kennt und den Kontrast zwischen älteren Vorstellungen und denen, die auf die christliche Botschaft von der Geburt des Erlösers zurückgehen. Deren Sinn will sich heute vielen Menschen nicht mehr recht erschließen. Aber der Dirigent Enoch zu Guttenberg hat einmal über die Wirkung der Musik gesagt, daß sie auf deren „Wahrhaftigkeit“ beruhe und als Beispiel hinzugefügt: „Denken Sie an die Soldaten im Ersten Weltkrieg, die ‘Stille Nacht, heilige Nacht’ in den Schützengräben gesungen und dabei geweint haben, weil sie eine Ahnung von Frieden empfanden.“
Das Beispiel war nicht zufällig gewählt, sondern bezog sich auf eine Wahrnehmung, die von der Wirklichkeit der Angst in der Dunkelheit wie der Frohen Botschaft lebte. Was für unsere Gegenwart immerhin bedeuten mag, daß sich der Sinn von Weihnachten niemals ganz unter Sentimentalität, Geschmacklosigkeit, Kaufrausch, Partystimmung und „Jingle Bells“ begraben läßt. Im Kern geht es um die „Stille Nacht“, die „Heilige Nacht“.  KW


 Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Alles schläft. Einsam wacht,
Nur das traute heilige Paar,
Holder Knab’ im lockigten Haar;
Schlafe in himmlischer Ruh!
Schlafe in himmlischer Ruh!

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Gottes Sohn! O! wie lacht
Lieb’ aus Deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund;
Jesus! in Deiner Geburth!
Jesus in Deiner Geburth! 

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höh’n,
Uns der Gnade Fülle läßt seh’n
Jesum in Menschengestalt! Jesum in Menschen-Gestalt! 

 
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoß,
Und als Bruder Huldvoll umschloß
Jesus die Völker der Welt! Jesus die Völker der Welt! 

 
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreyt,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhieß!
Aller Welt Schonung verhieß! 


 
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel „Hallelujah!
Tönt es laut bey Ferne und Nah
Jesus der Retter ist da!
Jesus der Retter ist da!



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