Stationen

Montag, 29. Juli 2019

Orchideen in der Rhön



Es gibt ungefähr 40 Orchideenarten in der Rhön.

Sonntag, 28. Juli 2019

Standing ovation!




Hier geht es weiter.

Und hier erst!

Und wir haben eine depperte Kanzlerette und eine völlig verblödete, selbstgefällige Medienkaste, die dieser unsäglichen Gestalt huldigt, weil die nichts sagende und das Wachstum des Nichts fördernde Kröte sich besagter Kaste angebiedert hat und die Altparteien sich schon so lange mit der Kröte kompromittiert haben, dass kein Zurück merh möglich ist..







Deutschland macht Ernst

Deutschland macht endlich Ernst mit dem Grenzsschutz. Nachdem die Sicherheitsvorkehrungen bereits in vielen Bädern verstärkt wurden, gibt Düsseldorf nun ein Debüt mit Ausweiskontrollen beim Einlass. Die addierte Gesamtgrenze aller ca. 4600 Frei- und Freizeitbäder bei gemittelten ca. 800 Metern pro Bad mit 3700 Kilometern entspricht ziemlich genau der Außengrenze Deutschlands, ca. 3850 Kilometer, an welcher, im Gegensatz zum Schwimmbad, Zäune Menschen nicht aufhalten können, allein schon deswegen, weil dort ja keine stehen.

Es ist wie eine späte Karikatur von Emil Spannocchis strategischem Konzept, der Ende der 70-er mit gewichtigen Gründen vorschlug, aus dem Dilemma der nuklearen Eskalation in Mitteleuropa einen Weg zu schaffen, indem man die Grenzverteidigung durch Raumverteidigung ersetze.

Alle reden vom Wetter




Selbst Shakespeare fiel am Ende nichts anderes mehr ein.

115000 Jahre Eiszeit

Wie einer versucht, sich zu orientieren

Es gibt sogar eine Übersetzung ins Neapolitanische von Shakespeares Tempest.

Die Tagesthemen sind inzwischen so weit, uns dazu aufzufordern, uns im Eilschritt in den Maosmus zu begeben. Man reibt sich nur noch die Augen angesichts dieses vollständigen Schwundes historischer Erinnerung und dieser Unfähigkeit zu historischer Empirie. Absolute Leere. Historische Demenz. Das kommt davon, wenn Allgemeinbildung durch eine Oberstufenreform einfach abgeschafft wird und die Überspezialisierung bereits Jahre, bevor die Menschen halbwegs erwachsen sind, beginnt, und so nur noch Fachidioten entstehen: die Techniker werden zu Blinden und die Geistes"wissenschaftler" zu Ideologen. Wer vor 40 Jahren davor warnte, wurde ausgelacht.


Samstag, 27. Juli 2019

Alle Jahre wieder

"'Aber der Gehalt der Wagnerischen Texte! Ihr mythischer Gehalt, ihr ewiger Gehalt!' – Frage: wie prüft man diesen Gehalt, diesen ewigen Gehalt? – Der Chemiker antwortet: man übersetze Wagner in’s Reale, in’s Moderne, – seien wir noch grausamer! in’s Bürgerliche! (...) Nichts ist unterhaltender, als sich Wagnern in v e r j ü n g t e n Proportionen zu erzählen: zum Beispiel Parsifal als Candidaten der Theologie mit Gymnasialbildung (– letztere als unentbehrlich zur r e i n e n T h o r h e i t). Welche Überraschungen man dabei erlebt! Würden Sie es glauben, dass die Wagnerischen Heroinen samt und sonders, sobald man nur den heroischem Balg abgestreift hat, zum Verwechseln Madame Bovary ähnlich sehn! – wie man umgekehrt auch begreift, dass es Flaubert f r e i s t a n d, seine Heldin in’s Skandinavische oder Karthagische zu übersetzen und sie dann, mythologisiert, Wagnern als Textbuch anzubieten.
(...)
Ja, in’s Grosse gerechnet, scheint Wagner sich für keine anderen Probleme interessirt zu haben, als die, welche heute die kleinen Pariser décadents interessiren. Immer fünf Schritte weit vom Hospital. Lauter ganz moderne, lauter ganz g r o s s s t ä d t i s c h e Probleme!"

Nietzsche, "Der Fall Wagner"

"Es war Deutschlands Glück, dass das Attentat vom 20. Juli 1944 scheiterte", schreibt Arno Widmann, dem man nunmehr schon über Jahre beim mählichen Verrücktwerden hospitieren kann. Denn: "Ohne die vernichtende Niederlage Deutschlands hätten die Deutschen nicht herausgefunden aus ihrer Herrenrassenherrlichkeit."

Was dort tatsächlich steht, ist: Hitler war ein Glück. So sahen das auch die Briten, die den übermütigen Konkurrenten auf dem Festland spätestens seit 1914 niederwerfen wollten und von der größten politischen Niete der deutschen Geschichte dazu eingeladen wurden, ihm den politischen Garaus zu machen. So sahen das auch die Amerikaner, die dank Hitler das Erbe des British Empire antraten. So sah das auch Stalin, der dank des Berliner Vabanque-Spielers sein Reich bis zur Elbe ausdehnen konnte. Und was unsere Widmänner angeht: Hitler hinterließ ein gewaltiges Beschäftigungsprogramm für die Moralherrenmenschenrasse dieser Republik. Ohne Hitler wären sie nichts. (Na ja, mit Hitler sind sie auch nicht viel, Hanswurste, die mit ihrer schlechten Familie prahlen...)  MK

Heute wurde gewonnen in Italien


Federica Pellegrini



Vincenzo Nibali


In Deutschland geht indessen ungehemmt und offenbar unaufhaltsam die masochistische Entsorgung unseres kulturellen Erbes weiter.

Alle Jahre wieder laden deutsche Wahrheits- und Qualitätsmedien zur ewiggleichen Märchenstunde über Richard Wagner. Diesmal ist es der Spiegel, der die Leier ertönen lässt: "Noch immer begeistert seine Musik die Menschen, noch immer tun sie sich schwer, weil auch die Nazis sich daran berauschten. Wem gehört Richard Wagner?" Merke: Die Nazis berauschten sich an ihm. Die Nazis? Tatsächlich dürfte eine große Mehrheit "der" Nazis unter seiner Musik eher gelitten haben. Tatsächlich befand sich unter den NS-Größen nur ein einziger wirklicher Wagnerianer: A. Hitler.

Die populärhistorische Suggestion, Wagners Musik sei gleichsam die Tonspur gewesen, mit welcher der Film namens Drittes Reich unterlegt wurde, hat mit der Wirklichkeit wenig zu tun und galt nur für ein paar Zirkusnummern des Gesamtwerkes. So erklang die "Rienzi"-Ouvertüre zur Eröffnung der Reichsparteitage – später dann als Einstiegsdröhnung in die Spiegel TV-Reportagen –, der Trauermarsch aus der "Götterdämmerung" bei Totenehrungen, Siegfrieds Schmiedelieder bei "Führers Geburtstag". Aber Bruckner und Beethoven wurden bei offiziellen Anlässen häufiger gespielt, und die bekannteste Melodie im Dritten Reich dürfte das Hauptthema von Liszts "Les Préludes" gewesen sein, das seit dem Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges als Erkennungsfanfare der Wehrmachtsberichte in den Wochenschauen diente.

Seit der Machtübernahme der Nazis ging die Gesamtzahl der Vorstellungen von Wagnerwerken stetig zurück – ein Trend, der bereits in der Weimarer Republik begonnen hatte. In der Saison 1932/33 befanden sich unter den sechs meistaufgeführten Opern vier von Wagner, in der Spielzeit 1938/39 tauchte unter den Top Ten gar keine mehr auf. Behauptete sich Führers Lieblingstonsetzer bis zum Kriegsausbruch nach der Gesamtzahl der Aufführungen noch auf Platz eins, wurde er nun von Verdi, Puccini und sogar Lortzing überholt. Dafür gibt es zunächst eine ganz praktische Erklärung: Wagners Riesenwerke benötigten mehr Mitwirkende als die anderer Komponisten, und der Krieg riss immer größere Lücken auf den Bühnen und in den Orchestergräben.

Aber die inhaltlichen Gründe überwogen. Hatte es im Bayreuth-Festspielführer 1938 noch geheißen, der "Ring" sei "die erste und bis jetzt gewaltigste künstlerische Gestaltung des Rassegedankens", dürfte spätestens die Stalingrader Lektion den NS-Kulturvögten in Erinnerung gerufen haben, dass die Tetralogie, wenn man sie denn unbedingt rassisch interpretieren wollte, ja vom Untergang der Siegfried-Sippe handelte. Und nicht nur die: Das gesamte Germanenpersonal geht mit seinen goldgeilen Göttern unter. Überhaupt gehörte Wagners Personal eher in die Kategorie Kulturbolschewismus. Auf seiner Bühne agieren lauter ambivalente Charaktere, psychisch hochproblematisch, bindungslos, nach Erlösung schmachtend, auf beängstigende Weise opferbereit, reif für jede Art Psychologen. Die meisten seiner Helden stammen aus zerrütteten Familienverhältnissen und sind Halb- oder Vollwaisen. Im Ersten Aufzug der "Walküre" vollzieht sich der Inzest eines Geschwister-Paares, dessen Gelingen jeder fühlende Hörer die Daumen drückt und aus dem der Beinahe-Welterlöser Siegfried hervorgeht (man bedenke, die Uraufführung war 1870). Wagners Frauengestalten sind Emanzen, Blaustrümpfe, gebärunfähige Mannweiber, gänzlich ungeeignet, um deutschen Müttern oder Mutterkreuzträgerinnen ein Beispiel zu geben. Der Gralskönig Amfortas ist ein um Erbarmen flehender Herrscher, der an einer peinlichen Wunde leidet. Sein Gegenspieler Klingsor: ein Selbstkastrierer. Tristan: ein liebeskranker Defätist, der praktisch den ganzen Dritten Aufzug durchstirbt und dessen Todessehnsucht eher den Tatbestand der Wehrkraftzersetzung erfüllt. Wotan: ein erotischer Windbeutel und moralisch fragwürdiger Geschäftemacher, der seine Verträge nicht hält, seine Immobilie nicht bezahlen kann und Beihilfe zur Tötung seines Sohnes leistet.




Quer zur NS-Propaganda stand in noch stärkerem Maße der Pazifismus im "Parsifal". Ausgerechnet dieses Werk, eine Apotheose des Mitleids, soll nach Ansicht einiger Borderliner der Vergangenheitsbewältigung die geistige Brücke von Wagner zum Holocaust geschlagen haben, wobei sie bislang keine plausible Erklärung dafür herbeiwuchten konnten, warum es dann bei Kriegsausbruch von allen Spielplänen verbannt wurde.

Tatsächlich wäre Wagners Karriere im Dritten Reich ohne die Passion Hitlers für seine Musik eher unauffällig verlaufen. Unter NS-Funktionären genoss der Kunstrevolutionär höchst selten jene Popularität, die heute "den" Nazis unterstellt wird. Der Presse- und Kulturwart Curt von Westernhagen schrieb 1935 in einem Brief, die Sympathie des Führers dürfe "keineswegs darüber hinwegtäuschen, daß weite Kreise unserer Bewegung der Gesamtpersönlichkeit Wagners fremd oder ablehnend gegenüberstehen". Die NS-Ideologen Hans Günther und Alfred Baeumler waren Wagner-Gegner. Auch Alfred Rosenberg, der einen mystischen Wotan-Kult etablieren wollte, hätte sich und dem Reich den problematischen "Ring"-Obergott gern vom Hals geschafft.

Joseph Goebbels behauptete zwar, Wagner zu mögen, aber weder in seinen Reden noch seinen Tagebüchern findet sich irgendeine mehr als oberflächliche Bezugnahme auf dessen Werk und Ansichten. Der Beitrag des Reichspropagandaminsters zur Wagner-Exegese bestand darin, den "Wach auf!"-Chor im Dritten Akt der "Meistersinger", mit dem sich die Volksmenge an Hans Sachs wendet, in einen "Wacht auf"-Chor zu verfälschen, welcher, so Goebbels, "von sehnsuchtserfüllten, gläubigen deutschen Menschen als greifbares Symbol des Wiedererwachens des deutschen Volkes aus der tiefen politischen und seelischen Narkose" empfunden worden sei. Doch auch Hitler selbst, der seinen Wagner auswendig kannte, hat sich selten öffentlich über sein Idol geäußert. Wenn in Wagners Opern wirklich so etwas wie die geistige Vorläuferschaft des Nazitums verborgen gewesen wäre, hätte dann sein Oberfan nicht bei jeder Gelegenheit darauf insistieren müssen? Man findet bei Hitler aber weder eine nationalsozialistischen Deutung der Musikdramen noch irgendeine Bezugnahme auf Wagners theoretische Schriften. In "Mein Kampf" fällt der Name Wagner nur einmal, zwei seiner Opern, "Lohengrin" und "Parsifal", werden kurz erwähnt. Nicht einmal gegen das Judentum hat Hitler den verehrten Meister als Eideshelfer angerufen.

Aber waren die Opernhäuser bei den staatsoffiziellen Wagner-Darbietungen nicht rappelvoll mit Uniformierten? Gewiss. Friedrich der Große hat auch seine Gardisten in die Lindenoper einrücken lassen, um die Akustik für die königlichen Ohren zu optimieren, denn ein leeres Haus klingt nicht; es existiert aber kein Zeugnis, wie die Kerls auf die Klänge reagierten, ob sie die Musik genossen oder nicht einfach einschnurrten. Am Beginn der "Meistersinger"- Galavorstellung zum NSDAP-Parteitag 1933 war so wenig Publikum anwesend, dass ein erboster Führer Greiftrupps in die Bordelle und Biergärten aussandte, um die Parteigenossen der Hochkultur zuzuführen. Im Jahr darauf hatten seine Paladine zwar für ein von Anfang an gefülltes Haus gesorgt, aber viele Anwesende schliefen oder klatschten an den falschen Stellen. Wie Hitlers Sekretärin Traudel Junge berichtete, wurde während einer "Tristan"-Aufführung ein Angehöriger von Hitlers Entourage, der eingeschlafen war und über die Brüstung zu kippen drohte, gerade rechtzeitig von seinem Sitznachbarn festgehalten, der Sekunden zuvor ebenfalls noch im Bubu-Land geweilt hatte.

Man stelle sich vor, der Chef eines großen Unternehmens würde heute seine Untergebenen bei Strafe des Sympathie-Entzugs verdonnern, mit ihm sämtliche Wagner-Opern zu hören. Der Bayreuth-Besucher Paul de Lagarde durchlitt 1881 die Festspiele und klagte danach, es sei "zum Sterben langweilig" gewesen, und er werde sich "einer derartigen Qual" kein zweites Mal aussetzen. Warum sollte es den Allerwelts-Nazis anders ergangen sein?

Hitler wiederum kannte seinen Wagner zu gut, um nicht zu wissen, mit welch unsicherem Kantonisten er es zu tun hatte. Die wirkliche Gleichschaltung Wagners war wohl erst für die Zeit nach dem Endsieg geplant. So kam es, dass bei Hitlers regelmäßigen Bayreuth-Besuchen die Ideologie hinter die Kunst zurückzutreten hatte. Bezeichnenderweise erschien er stets in Zivil auf dem Grünen Hügel und verbat sich politische Kundgebungen im Zuschauersaal. Eine propagandistische Einwirkung auf irgendeine Inszenierung ist weder in Bayreuth noch in Berlin nachweisbar, und Hitlers Lieblingskapellmeister Wilhelm Furtwängler dirigierte alles andere als einen breiten, pathetischen Wagner. Erst ganz am Ende, im Bunker unter der Reichskanzlei, dürfte sich in Hitlers Kopf die Realität mit Wagners Kunstwelt überlagert haben, näherhin mit dem Finale der "Götterdämmerung", und es ist von einer tiefen Symbolik, dass er einige Originalpartituren mit in die Hölle nahm. Jedenfalls sind die in seinem Privatbesitz befindlichen Autographen von fünf Wagner-Opern – "Die Feen", "Das Liebesverbot", "Rienzi", "Rheingold" und "Walküre" – bis heute verschollen.

Fassen wir zusammen: Hitler "berauschte sich" an Wagner, nicht "die Nazis". Ungefähr so wie heute Merkel, nicht die CDU. Mit einem kleinen Unterschied: Hitler verstand etwas von Wagners Musik. MK

Deutsche Hirne sine culpa

Luther war sozusagen die vorausgehende, die vorbereitende Exkulpierung, so wie Singer versucht, die nachträgliche zu sein. Aber es wurde wieder still um Singer.




Ein Vorganger Singers leitete schon in den 20-ern ein Institut für Hirnforschung und fiel bei den Nazis in Ungnade, weil er Lenins Gehirn - das er im Auftrag der Sowjets seziert hatte - wegen seiner "besonderen Wohlgestalt der Pyramidalzellen" gepriesen hatte, berichtet Ernst Jünger, der ihn noch vor dem 2. WK in Neustadt im Schwarzwald wegen der gemeinsamen Käferpassion besucht hatte.

Dieser Prof. Dr. Dr. Vogt war verrückt genug (bzw. als Pastorensohn pietistisch und kosmossehnsüchtig genug), um nach einem gemeinsamen Nenner, einem gemeinsamen Strukturplan zwischen der Schichtung der Gehirne und den Querstreifen von Hummeln und Mylabriden, sowie den Längsstreifen von Pimelien und Caraben zu suchen.

Freitag, 26. Juli 2019

Pandoras Pyxis

Soweit sind wir schon.

(wie soll es weitergehen?)

Sonntag, 21. Juli 2019

Psalm 104

1 Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr groß; in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
2 Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt;
3 du baust deine Gemächer über den Wassern. Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes,
4 der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern;
5 der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es nicht wankt immer und ewiglich.
6 Die Flut der Tiefe deckte es wie ein Kleid, und die Wasser standen über den Bergen,
7 aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin.
8 Sie stiegen hoch empor auf die Berge und sanken herunter in die Täler zum Ort, den du ihnen gegründet hast.
9 Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.
10 Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,
11 dass alle Tiere des Feldes trinken und die Wildesel ihren Durst löschen.
12 Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen in den Zweigen.
13 Du tränkst die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst,
15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz glänze vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.
16 Die Bäume des HERRN stehen voll Saft, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.
17 Dort nisten die Vögel, und die Störche wohnen in den Wipfeln.
18 Die hohen Berge geben dem Steinbock Zuflucht und die Felsklüfte dem Klippdachs.
19 Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang.
20 Du machst Finsternis, dass es Nacht wird; da regen sich alle Tiere des Waldes,
21 die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise fordern von Gott.
22 Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon und legen sich in ihre Höhlen.
23 Dann geht der Mensch hinaus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend.
24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.
25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt's ohne Zahl, große und kleine Tiere.
26 Dort ziehen Schiffe dahin; da ist der Leviatan, den du gemacht hast, damit zu spielen.
27 Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.
28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.
29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu das Antlitz der Erde.
31 Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke!
32 Er schaut die Erde an, so bebt sie; er rührt die Berge an, so rauchen sie.
33 Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin.
34 Mein Reden möge ihm wohlgefallen. Ich freue mich des HERRN.
35 Die Sünder sollen ein Ende nehmen auf Erden / und die Gottlosen nicht mehr sein. Lobe den HERRN, meine Seele! Halleluja!



Synopsis

Thorsten Hinz, der luzideste politische Analytiker der späten Bundesrepublik, schlägt in einem brillanten Kommentar den Bogen von der faktischen Aberkennung der Bürgerrechte für Mitglieder der Identitäten Bewegung in Deutschland über die Klimarettungs- und Kampf-gegen-rechts-Ablenkungsriten zur Ersatzbefriedigung gewisser juveniler Jagd- und Wellnessbedürfnisse hin zur Unterwerfung immer größerer Bereiche des öffentlichen Raums unter die Regeln unserer muslimischen Dauergäste. Man möchte jeden Satz zitieren; ich begnüge mich mit den folgenden:

"Was ist der Grund für die staatliche Repression gegen eine Organisation, die nur ein paar hundert Leute umfaßt und sich eingestandenermaßen absolut friedlich verhält? Zwei Hypothesen: Man will verhindern, daß sich hier der Nukleus für eine junge Gegenelite herausschält, die sich außerhalb vorgegebener Strukturen formiert. (...)

In der DDR wären manche von ihnen gewiß in der Bürgerrechtsbewegung gelandet; andere wären Teil der Subkultur gewesen, die das Regime als 'feindlich-negativ' einschätzte. Auf der Suche nach Weiße-Rose-Potential dürfte man bei ihnen leichter fündig werden als in den Stiftungen, Organisationen und Initiativen des staatsfinanzierten Antifaschismus. (...)

Zweitens will man eine wirkliche Politisierung der Jugend verhindern. Der gehätschelte Klimaaktivismus à la 'Fridays for Future' ist lediglich eine Spielwiese, auf der besinnungslose Springteufel und 'hüpfende Fruchtzwerge' (Henryk M. Broder) Widerstand simulieren und der jugendliche Rest-Thymos herrschaftstechnisch entsorgt wird. Politisierung dagegen heißt, sich der existentiellen Konflikte bewußt zu werden, die weder durch Normen noch durch unabhängige Schiedssprüche gelöst werden können.

Für die Identitären ist klar, daß die Zuwanderung aus außereuropäischen Regionen, die sie den ‚Großen Austausch’ nennen, einen solchen Konflikt darstellt, der sich in desaströsen Folgekonflikten entfaltet."

Hinz nennt als Pars pro toto die in diesem Jahr besonders häufig in deutschen Schwimmbädern stattfindenden "Konfrontationen entlang ethnisch-kultureller Bruchlinien" und verweist darauf, dass der Chef der Berliner Bäder-Betriebe vorgeschlagen hat, die Konflikte von einem Imam schlichten zu lassen.

"Damit würde noch kein Scharia-Staat entstehen, aber ein weiterer Schritt zur Auflösung der bestehenden Rechtsordnung wäre gemacht, wenn der deutsche Staat, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, islamische Religionsvertreter als inoffizielle Hoheitsgewalt zu Hilfe ruft. (...) Damit im Innern relativer Friede gewahrt bleibt, sollen die alternden Deutschen sich in die Verhältnisse schicken, Teilrückzüge antreten, Opfer erbringen, Kollateralschäden akzeptieren, weil das immer noch besser sei als die offene Konfrontation. Der politische Konflikt darf auf keinen Fall benannt und in den Diskurs eingespeist werden. Er wird auf ein Gewöhnungs-, Bewußtseins- und Gesinnungsproblem heruntergedimmt.

Für die Identitären ist das die Einübung in die Unterwerfung, der sie sich verweigern und Widerstand entgegensetzen. Ihre Aktionen, die auf politische Bewußtseinsbildung zielen, stellen aus Sicht der Behörden einen schwer kalkulierbaren Störfaktor dar, der ausgeschaltet gehört." MK

Samstag, 20. Juli 2019

Alles, was zu sagen war, ist jetzt wirklich gesagt und nochmal gesagt

"Wenn die Regierenden sich für die Sachwalter der ganzen Menschheit halten, nähert sich der Terror."
Nicolás Gómez Dávila


                                    ***


Ein exemplarischer Dialog zur Migrationskrise.
Frage: Wir werden ständig darüber belehrt, dass Europa Flüchtlinge aufnehmen müsste, erstens um nicht selber demografisch zu erschlaffen, zweitens um Afrika zu helfen. Aber wie viele sollten es denn sein?
Experte: Ungefähr 200 Millionen bis zum Jahr 2050.
Frage: Warum nicht 300 Millionen?
Experte: 200 Millionen sind realistisch.
Frage: Wenn 200 Millionen Afrikaner sich zu 500 Millionen meist älteren EU-Europäern gesellen, wird etwa jeder dritte Europäer schwarz sein. Ist das erstrebenswert?
Experte: Die Hautfarbe spielt keine Rolle. Wir sind alles Menschen.
Frage: Derzeit wächst die Bevölkerung Afrikas alle zwölf Tage um eine Million Menschen. Die 200 Millionen, die wir in den nächsten 30 Jahren aufnehmen sollen, werden also bereits um das Jahr 2030 dort nachgeboren sein. Wie haben wir dann Afrika geholfen?
Experte: So kann man das nicht sehen. Wir haben dann 200 Millionen Menschen gerettet.
Frage: Aber werden wir auch Afrika geholfen haben? Wäre es nicht besser, wenn wir überhaupt niemanden einreisen lassen und all das Geld, welches die Flüchtlinge hier kosten, direkt in Afrika investieren würden, wo es ein Vielfaches bewirken könnte, um so die Afrikaner dabei zu unterstützen, ihre Probleme selber in den Griff zu bekommen?
Experte: Wir dürfen uns nicht abschotten. Wir sind ein weltoffener Kontinent. (Beiseite, im Gehen: Und wovon würde ich dann leben?)


                                       ***


Eine Idée fixe der Linken lautet, in der Adenauer-Ära habe ein restaurativer Geist geherrscht, der sich vor allem in den personellen Kontinuitäten zwischen NS-Regime und früher Bundesrepublik manifestierte. Der Historiographie gilt diese These angesichts des enormen, geradezu revolutionären Wandels der deutschen Gesellschaft nach 1945 inzwischen kaum als diskutabel. Ein konservativ-christliches, traditionsbewusstes, ständisch organisiertes und relativ homogenes Volk hat sich binnen anderthalb Generationen in eine liberale, parteiendemokratisch verwaltete, multiethnische Bevölkerung transformiert, in der wenig Typisches, geschweige irgendetwas Konservatives übriggeblieben ist und von der eine Staatsministerin mit Migrationsbiographie nicht ganz grundlos behaupten konnte, eine spezifisch deutsche Kultur sei kaum mehr erkennbar.
Was mich an der Kontinuitätsthese aber per se und ungeachtet der tatsächlichen Transformation amüsiert, ist die Unterstellung, wenn das Personal identisch bleibe, müsse dies auch für die im Apparat herrschende Gesinnung gelten.* Gerade unter Deutschen hat der spontane opportunistische Gesinnungs- und Frontenwechsel eine lange Tradition. Diese biegsame Untertanenmentalität war wohl vor allem eine Folge der Kleinstaaterei; jeder deutsche Miniaturstaatsbewohner musste damit rechnen, dass sein Staatswesen plötzlich von diesem und später jenem Fremdherrscher unterworfen wurde, das heißt, es bestand neben der Loyalitätspflichtskonstante namens Regionalfürst eine Loyalitätsvariable, die von der geopolitischen Großwetterlage bestimmt wurde. Flexibilität garantierte den besten Schutz und den geringsten Ärger. So etwas prägt die kollektive Mentalität.
Als Hitler 1933 die Macht übernommen hatte, drängten sofort Abertausende in die NSDAP; das Spottwort "Märzgefallene" kündete davon. Nach 1945 war bekanntlich niemand je ein Nazi gewesen, und außer Winifred Wagner gab es keinen einzigen Deutschen mehr, der Hitler bewundert hatte (Winifred war ja auch Engländerin). Aus den Nationalsozialisten wurden praktisch über Nacht im Westen Demokraten und im Osten Kommunisten. Als die DDR zusammenbrach, beschrieb der Terminus "Wendehals" die Anschmiegbereitschaft vormals überzeugter Sozialisten an sich radikal ändernde Machtverhältnisse. Anpassung ist eine allgemein menschliche Eigenschaft und Opportunismus ein Menschenrecht, aber der brave deutsche Mitmacher passt sich eine Nuance exzessiver und strebsamer an als andere. Im Kleinen erlebt man es bei der aktuellen CDU, die praktisch nur noch aus Kanzlerinnenclaqueuren besteht, obwohl diese fatale Person jede Position geräumt hat, die zu ihrem Amtsantritt als christdemokratisch galt.
Man kann sich darauf verlassen, dass die Mehrheit der Deutschen dem gerade mächtigsten politischen Trend nicht nur folgt, sondern ihm beflissen dient und eifrig vorausläuft. Und deshalb könnten die Islam-Missionare dereinst hierzulande leichtes Spiel haben, wenn nur erst einmal der Kipppunkt erreicht und der teutonische Anpassungsmechanismus eingeschaltet ist. Freilich mit dem wiederum amüsanten Nebeneffekt, dass sich selbst der hartgesottenste Salafist umgucken wird, wenn erst einmal deutsche Konvertiten in großer Zahl mit deutscher Gründlichkeit den Geboten des Islam zu folgen und die Ungläubigen zu bekehren beginnen.   (zusätzliche Detailles hier)

* Besonders drollig an diesem Kontinuitätsglauben ist, dass diejenigen, die am hartnäckigsten daran festhalten, dieselben sind, die diese Art von Kontinuität bei Muslimen nicht für möglich halten.


Hier ein letztes Mal der Deutschlandfunk, den ich noch 2014 oft sehr gerne hörte. Man kann ihn nicht mehr anhören. Er wurde seit 2015 endgültig zum Hippy- und Merkel-Propaganda-Sender, der 24 Stunden am Tag jedes Thema zu einem ganzheitlich-rotgrünen Propagandathema ummodelt.

Und a propos de Brexit:

Erstens: Johnson ist intelligent und hoch gebildet. Er dürfte der belesenste und am meisten publizierende Regierungschef Europas werden. Elite-Zögling der Eton-Schule, beste Oxford-Universität, Studium der klassischen Altertumswissenschaft, Vorsitzender des legendären Debattierclubs. Johnson ist weiträumig belesen, startet als Bildungsbürger eine Journalistenkarriere, schreibt für die "Times" und geht für den "Daily Telegraph" von 1989 bis 1994 als Korrespondent nach Brüssel. Er steigt in den Führungskreis der Zeitung auf und wird schließlich Herausgeber des Intellektuellenmagazins "The Spectator". Er schreibt Essays, Romane und Leitartikel wie andere Unterschriften an der Tankstellenkasse. Und wenn er die britische Kolonialzeit verteidigt, dann macht er das schon mal mit einem Gedicht von Rudyard Kipling.
Johnson ist ein Homme de lettres, ganz anders als der grobe Donald Trump, dessen geistiger Horizont die Twitterlänge kaum überschreitet. Wenn der Grobe aus Washington demnächst nach London kommen sollte, wird "Boris", wie er in England allenthalben gerufen wird, ihm wahrscheinlich einen Roman schenken mit dem Titel "Zweiundsiebzig Jungfrauen". Das Buch erzählt vom Staatsbesuch eines US-amerikanischen Präsidenten in Großbritannien und von dem perfiden Anschlag, den Islamisten zu diesem Anlass planen; am Ende geht aber alles gut aus. Das Buch hat Johnson selbst geschrieben.
Zweitens: Johnson verfügt über Humor und Selbstironie - eine erschreckend seltene Begabung unter Politikern. Er inszeniert sich lustvoll als Tollpatsch, kultiviert eine zerknitterte, verwuschelte Erscheinung und macht sich permanent über sich selbst lustig. Hunderte von heiklen politischen Situationen hat er mit schlagfertigen Witzen und charmantem Humor entspannt. Seine Sprache steckt voll saftiger Metaphern und wenn er damit regelmäßig übers Ziel hinaus schießt, so macht ihn die Freiheit im Denken und Sprechen doch zu einem narrativen Souverän des politischen Betriebes. Sein Urteil über Hillary Clinton ist symptomatisch dafür: "Sie hat blond gefärbte Haare, einen Schmollmund und einen stahlblauen Blick, wie eine sadistische Krankenschwester in einer psychiatrischen Klinik." Gerade weil sein Humor so inkorrekt daherplotzt, wird er im Publikum geliebt und man verzeiht ihm seine offensichtlichen Schwächen deshalb gerne, weil der schärfste Kritiker von Boris Johnson stets Boris Johnson bleibt.
Humor, Selbstironie und Sprachoffenheit wirken dabei wie ein subversives Signal für eine im britischen Publikum gewünschte Widerständigkeit gegen einen allzu glatten Politikbetrieb, der sich am liebsten auf einem Quadratmillimeter politisch korrekter Mitte trifft. Legendär ist sein augenzwinkernd-freches Wahlversprechen: "Wenn Sie die Konservativen wählen, bekommt Ihre Frau größere Brüste und Sie haben bessere Chancen auf einen BMW M3."
Soeben hat Johnson die Briten mit einem Bekenntnis über sein heimliches Hobby abermals verblüfft: Er baue zur Entspannung gerne Modell-Busse aus alten Weinkisten und richte sie für "glückliche Reisende" ein, hat Johnson im Radio behauptet. Politikexperten urteilten hernach, das sei "so bizarr, dass man davon wie hypnotisiert ist". Und der Autor Simon Blackwell schrieb auf Twitter, Johnson meine im Klartext: "Ich kann jeden unglaublichen Mist erzählen und trotzdem Premierminister werden."
Drittens: Johnson ist von seinem Naturell her eigentlich ein weltoffener Liberaler. Er wurde im Mulitkulti-London von 2008 bis 2016 zum beliebten Bürgermeister gewählt und wiedergewählt - eine der buntesten, offensten, tolerantesten Metropolen der Welt hat ihn zu ihrer Galionsfigur erkoren. Auch während der Olympischen Spiele 2012 machte er als weltoffener Gastgeber eine sympathische Figur. In der latent linken Stadt gewann er so zweimal mühelos Mehrheiten, weil er - ganz entgegen der derzeit verbreiteten Klischees - Toleranz leben kann. Johnson mag ein Spieler-Naturell haben, aber ein Minderheiten-Hetzer oder dumpfer Ausländerfeind ist er nicht.

Viertens: Johnson will einen umfassenden Freihandelsdeal und eine neue, enge Partnerschaft mit Europa. Sowohl sein Vater als auch seine Geschwister sind bis heute leidenschaftliche Pro-Europäer. Sein jüngerer Bruder Jo trat darum sogar von seinem Amt als Transportminister zurück. Johnson ist kein ideologischer Europa-Hasser oder dumpfer Nationalist. Er hält die EU nur für dringend reformbedürftig und in ihrem derzeitigen Zuschnitt für undemokratisch, nicht akzeptanzfähig. Er will kein No-Deal-Chaos und keinen Isolationismus, er will nur einen günstigeren Deal und umfassenden Freihandel. Das wiederum ist auch im dringenden Interesse der deutschen Wirtschaft. Daher könnte ihm nun der Umstand helfen, dass eine Deutsche fortan die EU-Kommission führt. Johnson entstammt wie Ursula von der Leyen einer dezidiert pro-europäischen Familie. Wie sie wuchs er in Brüssel auf, wie bei ihr arbeitete auch sein Vater Stanley Johnson für die Europäische Kommission. Er respektiert von der Leyen sehr und könnte mit ihr leichter einen Brexit-Kompromiss finden als Theresa May mit Jean-Claude Juncker.
Fünftens: Johnson zivilisiert den Rechtspopulismus. Johnson könnte mit einem neuen Brexit-Deal Millionen von Wählern, die bei der Europawahl dem antieuropäischen Demagogen Nigel Farage gefolgt sind, wieder zu den Tories zurückholen. Und womöglich einem zivilisierten Neo-Konservativismus in ganz Europa einen Weg bahnen. Wenn der Rechtsruck Europas sich nicht in aggressive, mit Ressentiment geladene Nationalideologien wie bei Le Pen, Orban oder Salvini entlädt, sondern in einen kulturell gefassten, reflektierten und selbstironischen Konservativismus mündet, wäre viel gewonnen. Johnson könnte - wie "Die Zeit" treffend analysiert - das "Abgleiten in einen toxischen, wutbürgerhaften Chauvinismus" verhindern.
Ein Grund dafür liegt in seiner eigenen Biografie. Johnsons Familie weist weit verzweigte Verwandtschaften von Deutschland bis in die Türkei auf. Sein Urgroßvater ist Ali Kemal, der letzte Innenminister des Osmanischen Reiches. Er sorgte für die Verhaftung von Kemal Atatürk und wurde später ermordet. Der Großvater von Johnson, Osman Ali, floh daraufhin nach Großbritannien und lebte fortan unter dem Namen Wilfred Johnson. Boris trägt Weite und Tragik der Empire-Geschichte als politisches Bewusstsein in sich. Er kennt lange Linien der Geschichte und auch ihre Abgründe. Daher könnte gerade der Mann, der den politischen Clown perfekt spielen kann, am Ende der sein, der ein ernstes Brexit-Problem gut löst.
Boris Johnson hat den Brexit nicht verursacht. Die Ursachen für den Ausstieg der Briten sind tief und vielfältig und sie liegen auch in den Konstruktionsfehlern der EU, sogar die selbstherrliche Migrationspolitik Berlins hat ihren Schuldanteil. "Ohne die Migrationskrise von 2015 wäre es nie zum Brexit gekommen", sagt ein hochrangiger, ansonsten Boris-kritischer Diplomat aus London. Der Brexit wäre auch ohne ihn gekommen, er habe nur in ihm seine Personifizierung gefunden. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass Johnson mit Brüssel einen guten Weg in den Brexit finde, aber in diesem Prozess passiere ständig das Unwahrscheinliche. Auch die Wahl Johnson zum neuen Premier. Er selbst hatte einmal seine Aussichten aufs Amt des Premierministers so taxiert: Das sei "etwa so wahrscheinlich, wie Elvis auf dem Mars zu begegnen oder meine eigene Reinkarnation als Olive".  N-TV

Resümee

Nicht Revolutionäre, sondern konservative Offiziere wagten den Staatsstreich, der den Weltkrieg beendet und die Ehre der deutschen Nation gerettet hätte.

Vor 75 Jahren, am 20. Juli 1944, scheiterte im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ beim ostpreußischen Rastenburg ein Mordanschlag auf Adolf Hitler. Wäre es Oberst Claus Graf von Stauffenberg gelungen, ihn zu töten, hätten Millionen Menschen den Krieg überlebt. Die deutsche Kapitulation und die Wiederherstellung des Rechtsstaates hätten Europa vor den Schrecken der letzten Kriegsmonate bewahrt. Stattdessen kamen zwischen dem 20. Juli 1944 und dem 8. Mai 1945 ebenso viele Menschen zu Tode wie insgesamt in den fünf Kriegsjahren zuvor.
„Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere“, sagte Hitler kurz nach Mitternacht in einer Rede, die über alle Rundfunkstationen verbreitet wurde, „hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen.“ In Wirklichkeit stand hinter dem Putschversuch keineswegs nur eine „kleine Clique“, sondern ein weitverzweigtes Netz von Verschwörern aus den Reihen der militärischen und zivilen Eliten Deutschlands, die ihrem Gewissen folgten. Nach dem 20. Juli wurden mehr als 600 von ihnen verhaftet, 200 wurden hingerichtet, der letzte noch am 23. April 1945. Immer wieder sah sich Hitler die Filmaufnahmen des Todeskampfes der Männer an, die langsam mit Klaviersaiten erdrosselt wurden.
Hitler glaubte, die „Vorsehung“ hätte ihn gerettet, doch es war - so sein Biograf Ian Kershaw - einfach nur „Glück, ein teuflisches Glück.“ Während des Krieges gab es 38 Versuche, ihn zu töten. Abgesehen vom Anschlag Georg Elsers im Bürgerbräukeller wurden alle von Wehrmachtsoffizieren unternommen. Sie scheiterten an Hitlers Gespür für Gefahr sowie an Zufällen jeglicher Art.
Oberst Claus Graf von Stauffenberg - 37 Jahre alt, katholisch, Vater von fünf Kindern - trug sich seit dem Russlandfeldzug mit Umsturzplänen. Die Massenmorde der SS und der Sicherheitspolizei hatten ihn davon überzeugt, dass es keine andere Lösung gebe. Er fühlte sich nicht mehr an den soldatischen Treueid gebunden, sagte einer seiner Freunde, weil Hitler den Eid tausendmal gebrochen hatte. Die Sommeroffensive der Roten Armee und die Landung der Alliierten in der Normandie zwang die Verschwörer zu raschem Handeln.
Im Juli 1944 war Stauffenberg schon dreimal mit Sprengsätzen in der Aktentasche im Führerhauptquartier erschienen. Am Vormittag des 20. Juli hatte er zwei Haftminen dabei, schaffte es unter Zeitdruck aber nur bei einer, den Zeitzünder zu aktivieren - er hatte im Krieg ein Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken verloren. Die Explosion zerstörte den Tisch, über den sich Hitler gebeugt hatte. Er blieb nahezu unverletzt, weil die Druckwelle unter dem Holzfußboden der Baracke entwich.
„Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugungen das Leben hinzugeben“, sagte Stauffenbergs Mitverschwörer Henning von Tresckow. Nach dem Krieg haben die Deutschen den Verschwörern den Heldenmut nicht verziehen, der sich so sehr von ihrem eigenen Mitläufertum unterschied. Ihren Witwen wurden jahrelang die Renten vorenthalten. Nicht besser erging es ihnen in Österreich. Heinrich Kodrés Antrag auf Opferfürsorge wurde wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft abgelehnt. Robert Bernardis und Carl Szokoll wurden erst in den 1980er Jahren geehrt.
Während den Widerstandskämpfern zunächst von rechts die Legitimität ihres Handelns abgesprochen wurde, wurden sie seit den 1960er Jahren zunehmend von links kritisiert. Der Stauffenberg-Biograf Ulrich Schlie erklärt das damit, dass uns heute ihre „Lebenswelt, geistigen Prägungen, Ethos, Unbedingtheit, Patriotismus, auch die Gedankenwelt“ unendlich weit entfernt erscheinen. Einer „kritischen Geschichtswissenschaft“ gelten die Offiziere des Juli 1944 als Reaktionäre. Wer heute ihre Weltanschauung teilte, würde als rechtsextrem abgestempelt werden.   Karl-Peter Schwarz

Der 20. Juli und der Holocaust

So unsympathisch die "kritische Geschichtswissenschaft" auch sein mag, um die Schlussfolgerung, dass Deutschland zu einer Militärdiktatur geworden wäre, wenn das Attentat gelungen wäre, kommen wir wohl nicht herum.
Und so irrsinnig der Kommunismus auch ist, Hut ab vor Elser. Der größte Held unter den Hitlerattentätern war er, denn er agierte völlig allein in totaler Einsamkeit, mit ungeheurem Aufwand und organisatorischer wie körperlicher Anstrengung.

Wenn die Verschwörer des 20. Juli keine Militärdiktatur errichtet hätten und sofort freie Wahlen eingeführt hätten, wären die Nazis vermutlich sofort wieder ans Ruder gekommen.
Nur 5 Jahre später brachte die Demokratie die Nazis dann nicht mehr an die Macht. Pinochet arbeitete in seinen letzten Regierungsjahren immerhin gezielt auf die parlamentarische Demokratie hin. „Zuerst müssen wir den Krieg gewinnen. Aber dann, wenn wir nach Hause kommen, werden wir mit der braunen Pest aufräumen.“ sagte Stauffenberg anfangs, und er stand mit dieser Ansicht im Heer nicht allein. Vielleicht hätte man im Fall des erfolgreichen Staatsstreiches ja nach Jahren einen ähnlichen Übergang zur Demokratie versucht wie Pinochet. Vielleicht hätte man aber auch die Hohenzollern zurückgeholt, denn viele Widerständler des 20. Juli waren nicht nur Soldaten, sondern Adlige. Nicht wenige waren auch Verwaltungsbeamte und Alte Herren der verbotenen Corps. Und diese hatten Sympathien für das Zweite Reich und die schwarz-weiß-rote Trikolore, zumal viele von ihnen Spätgeborene, Söhne alter Väter waren, denen durch ihre Sozialisierung noch die historische Erfahrung des 19. Jhs in die Wiege gelegt worden war. Wahrscheinlich wäre Deutschland heute eine Monarchie wie England, mit einem Hohenzoller statt Steinmeier und schwarz-weiß-roter Fahne.

Einen Nachmittag des 20. Juli habe ich einmal bei Onkel Cor am Starnberger See verbracht. Der kündigte Vati, Mutti und mir an, er werde am Abend eine Dokumentation über den 20. Juli ansehen und sagte angeekelt zu Vati - was der schweigend zur Kenntnis nahm - die Nazis hätten Stauffenberg und seine Verbündeten mit Klaviersaiten aufgehängt. Vati zuckte immerhin zusammen bei dem Gedanken. Es war das einzige Mal, dass jemand in der Nähe meines Vaters gewagt hatte, etwas Negatives über Hitler zu sagen. Es war auch das einzige Mal, dass jemand ihm gegenüber etwas Kluges sagte. Ich war gewohnt, je aufrichtiger man sich in meiner Familie äußerte, desto schrulliger. Schade, dass Cor uns nicht öfter besucht hat. Seine aufrichtige Art war immer Balsam für meine Seele.
Erst Jahrzehnte später - als Vati schon gestorben war - ließ Mutti mich wissen, dass Cor entfernt mit Henning von Tresckow verwandt war.

Aber wir wollen uns am 20. Juli nicht nur an Hitler erinnern. Es war auch der Geburtstag von Petrarca, dem Bergsteiger, der als erster von einer Besteigung erzählt hat, der damals schon, noch bevor die Renaissance Gestalt annahm, als ihr Wegbereiter den Begriff "Mittelalter" prägte und dessen Dunkel beklagte und der in einem Gutachten das Privilegium Maius als Fälschung entlarvte. Der 20. Juli ist auch der Todestag von Marconi, ohne den wir nicht einmal Radio hören könnten, geschweige denn fernsehen oder im Internet surfen.

Freitag, 19. Juli 2019

Gretinismus nach Lyssenko

Der Klimawandel ist die große Erzählung des Westens unserer Tage. Abweichende Erklärungen für Naturkatastrophen und Wetterextreme werden nicht mehr akzeptiert. Die Folgen sind fatal – vor allem für die Wirtschaft.
Ich bin 1986 in die Bundesrepublik gekommen. Bald darauf hat Michail Gorbatschow den Kalten Krieg beendet und das autarke Sowjetsystem geöffnet. Obwohl ich von Hause aus Naturwissenschaftlerin bin, zogen mich die politischen und kulturellen Entwicklungen in Russland in ihren Bann; der damals anschwellende Diskurs über die bevorstehende Erderwärmung ließ mich zunächst kalt. Apokalyptische Ängste vor der Gletscherschmelze und der Sintflut sowie die Bemühungen, das globale Klima durch internationale Verträge zu „retten“, fand ich gleichwohl an den Haaren herbeigezogen. Das fünfzigjährige Wettrüsten war vorbei, die Gefahr eines atomaren Konflikts war gebannt, die sowjetischen Truppen verließen das Gebiet der DDR und die osteuropäischen Staaten. Doch anstatt mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken, wurden abermals Ängste vor einem Weltuntergang heraufbeschworen.
Der Mechanismus der Angstproduktion in einer Demokratie und die dahinterstehenden Interessen waren mir damals nicht geläufig. Heute glaube ich, meine Naivität hatte unter anderem mit den positiven Vorurteilen über den Westen zu tun, die bei vielen Osteuropäern in der Opposition zum eigenen System und im Kontext einer langen Kulturtradition des prowestlichen Denkens entstanden. Wenn der Westen für jene, die hinter dem Eisernen Vorhang schmorten, als Vorbild und Sehsuchtsort erschien, so sollten auch seine Institutionen vorbildlich und seine Bürger quasi bessere Menschen sein; seine Politiker sollten nicht lügen und die Medien objektiv berichten. Ich brauchte dann Jahre, um meine tradierten Vorstellungen auf ein Normalmaß herunterzuschrauben.
Wenn ich heute zurückdenke, war für meine Ablehnung des von Klimaängsten geprägten Weltbildes neben meinem naturwissenschaftlichen Hintergrund – ich bin promovierte Biologin in Pflanzenphysiologie – eine frühere Schlüsselerfahrung von Bedeutung. Mit 17 Jahren war ich eine aktive Jungkomsomolzin und hielt den Sozialismus für das gerechteste System der Welt. Dann jedoch lernte ich Menschen kennen, die zu den „Andersdenkenden“ zählten. In meinem Bewusstsein fand so etwas wie ein Paradigmenwechsel statt. Alles, woran ich bislang gedankenlos geglaubt hatte, wurde entweiht und entwertet. Seitdem ist mir das Vertrauen in Autoritäten, Ideologien, gute Absichten und moralische Argumente abhandengekommen.
Möglichkeit des Paradigmenwechsels
Im Labor des Instituts für angewandte Geophysik in Moskau, das mein erster Arbeitsplatz nach dem Uni-Abschluss 1973 wurde, waren Vertreter unterschiedlichster Fachrichtungen versammelt, die sich mit Satelliten-Forschung in den oberen Schichten der Atmosphäre, aber auch mit dem Monitoring der Umweltverschmutzung und Normen für ökologische Sicherheit beschäftigten: Geowissenschaftler, Biophysiker, Chemiker. Von ihnen hörte ich zum ersten Mal von einer bevorstehenden Klimakatastrophe. Allerdings handelte es sich dabei um die Erdabkühlung. Im Institut konnte ich auch in „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome lesen, dass bis Ende des 20. Jahrhunderts nichterneuerbare Ressourcen wie Kohle und Erdöl verbraucht sein würden und nie wiederkämen.
Darüber sollte uns ein Geologe aus dem Öl- und Gasinstitut im Seminar berichten. Doch stattdessen hörten wir: Vergesst die Prognosen des Club of Rome. Erstens beruhen dessen Modelle auf der Extrapolation gegenwärtiger Tendenzen wie das schon bei Malthus der Fall war. Und wo ist jetzt euer Malthus? Zweitens, vergesst alles, was ihr in den Schulbüchern gelesen habt. Die Kohlenwasserstoffe, die vom Club of Rome zu Grabe getragen werden, haben sich nicht aus der Biomasse der Lebewesen herausgebildet. Vielmehr befinden sie sich im Erdmantel in einer Tiefe von 150–300 Kilometern und würden durch enormen Druck aus dem Erdinneren nach oben gedrückt, wo sie sich unter dichten Gesteinsformationen sammelten. Alle Anwesenden waren perplex. Die etablierte biogenetische Theorie behauptet, dass fossile Brennstoffe aus Pflanzen und Tieren – aus Fossilien also – entstanden seien; die abiogenetische Theorie, die der Geologe präsentierte, behauptete dagegen, dass sie einen umgekehrten Weg gingen: nicht von der Erdoberfläche in die Tiefe, sondern aus der Tiefe nach oben. Daraus folgte: Sie können nicht erschöpft werden, leergepumpte Lagerstätten füllten sich nach. Wie ich heute weiß, wurde die abiogenetische Theorie in den 80er Jahren auch im Westen von Astrophysiker Thomas Gold geprägt, der ausdrücklich auf die frühere Forschung sowjetischer Geologen verwies.
Für mich gehörte dieser Vortrag zu den seltenen Aha-Erlebnissen, die mich in meiner Jugend beeinflussten. Man sollte die Möglichkeit des Paradigmenwechsels, aber auch der Kontingenz immer mitdenken. Der Zufall kann vermeintliche Sicherheiten zunichtemachen. Man will sich vor der Erderwärmung schützen, und plötzlich explodiert ein Supervulkan vom Schlage Tambora – und 1,5 Grad Abkühlung mit entsprechenden Folgen machen die hehren Klimaziele zum Treppenwitz der Geschichte. Ändert sich die Sonnenfleckenaktivität, wie am Ende des 18. Jahrhunderts, fällt der Schnee im Juli, die Wirtschaft bricht ein – und die „Klimaziele“ werden übererfüllt.
Wissen ist Ohnmacht
Die Obsession für den Klimawandel ist eine überwiegend westliche Marotte. Nirgendwo sonst geriet er dermaßen zur Ideologie. Außer in einigen Entwicklungsländern, weil die internationale Klimapolitik die „Umverteilung des Weltvermögens“ verspricht. Die Funktion der Ideologien ist laut Niklas Luhmann, „das Handeln zu orientieren oder zu rechtfertigen“. Um nicht als bloßer (Irr)Glaube erscheinen zu müssen, soll sie sich mit Hilfe der wissenschaftlichen Expertise eine Legitimation verschaffen. Um ihren ausschließlichen Geltungsanspruch zu untermauern, so Luhmann, privilegiere „Ideologie eine bestimmte Kausalwirkung von Ursachen und Folgen“ und neutralisiere „alternative Erklärungsversuche“. Im Klimadiskurs findet genau das statt: Klimakritische Positionen werden durch Diskreditierung ihrer Vertreter als „Klimaleugner“ neutralisiert. Klima-Apokalyptiker dürfen die einzig wahre Meinung ungehindert verbreiten.
Luhmanns Erklärung verdeutlicht, warum es wenig bringt, mit wissenschaftlichen Argumenten gegen die Erderwärmung und den „Klimaschutz“ anzukämpfen. Doch ausgerechnet Schlüsselbegriffe der Klima-Ideologie führen ihren nichtwissenschaftlichen Charakter vor Augen. So steht der „Klimawandel“ zugleich für einen Kampf gegen den Kapitalismus, denn er ist Folge der Wachstumsökonomie, sowie der Ausbeutung von Natur und Ressourcen der Entwicklungsländer. Vor diesem Hintergrund fällt der eigentliche Klimawandel, der die gesamte Entwicklung der menschlichen Zivilisation begleitet und gestaltet hatte, nicht ins Gewicht.
Laut vorherrschender Lehre findet der Klimawandel infolge einer steigenden Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2 ) statt. Aus ideologischer Sicht ist CO2 , dessen Anteil in der Luft eine verschwindende Größe von zirka 400 Moleküle pro Million Moleküle trockener Luft ausmacht, viel mehr als eine chemische Verbindung. Das Problem nur: Auch Methan trägt zum Treibhauseffekt bei und sogar stärker als CO2 . Doch warum schreit man dann nach Dekarbonisierung und nicht nach Entmethanisierung? Weil sich Methan nicht so gut mit der Industrie als Teufelszeug des Kapitalismus verbinden lässt. Es entsteht nicht beim Verbrennen fossiler Brennstoffe, die ein Feindbild antikapitalistischer und antiimperialistischer Linker sind, und kommt auch nicht aus den Auspuffanlagen der Autos. Keine der „erneuerbaren“ Energien, die Atom- und Kohlekraftwerke ersetzen sollen, hätte die Konzentration von Methan – und damit dessen Anteil am Treibhauseffekt – mindern können. Für die antikapitalistische Klima-Ideologie eignet sich Kohlenstoff am besten und ist als Gegenstand internationaler Verträge unverzichtbar.
Zur Deutungshoheit der Klimawandel-Begriffe gehört auch der Begriff des „Klimaleugners“, der mit der Verbindung zum Holocaust geframed, heute als Lobbyist dunkler Mächte an den Pranger gestellt wird. Die Funktion dieser Wortbildung ist, jede Kritik an dem „menschengemachten Klimawandel“ zu delegitimieren, sie als bezahlte Interessenvertretung der Energiekonzerne oder schlicht als rechte Verschwörung zu entwerten.
Die Folgen der „Klimarettung“
Als die bevorstehende Klimakatastrophe vor dreißig Jahren ausgerufen wurde und die Klima-Ideologie ihre Konturen anzunehmen begann, waren westliche Industriestaaten so gut wie die einzigen globalen Emittenten von Kohlendioxid, allen voran die USA. Nun hat sich die Situation ins Gegenteil verkehrt. Die stärksten Emittenten sind heute Schwellenländer wie China und Indien, die Bilanz der USA bessert sich zusehends, und die ganze EU mit 7 Prozent und insbesondere Deutschland mit 2 Prozent von CO2 fallen kaum noch ins Gewicht. Ungeachtet dieser dramatischen Verschiebungen tut unsere Politik so, als ob der Westen immer noch der Hauptsünder sei.
Im Jahre 2011 hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen, der von niemandem gewählt wurde, ein Gutachten mit dem Namen „Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“ vorgelegt. Darin wird die Richtung, in die es gehen sollte, vorgegeben: weg von der kapitalistischen, hin zur postmateriellen Gesellschaft, in der Werte wie Selbstentfaltung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit das höchste Gut seien. Die Utopie der Weltrettung wurde somit unter dem Begriff der Prämisse der „großen Transformation“ zum Ziel des politischen Handelns und zur Staatsräson der Republik.
Weniger als ein Jahrzehnt danach sieht der globale Wertewandel jedoch ganz anders aus. Die „große Transformation“ entpuppt sich als ähnlicher Fehlschlag wie einst der „große Sprung“ des chinesischen Diktators Mao. Wenn dasjenige Land, das 2 Prozent der weltweiten CO2 -Emissionen freisetzt, dessen Einsparungen von China in einer Woche zunichtegemacht werden können, den teuersten Strom hat und Schlüsselindustrien für entbehrlich erklärt, stimmt etwas mit der Wissensgesellschaft nicht. Längst fängt die Rettung der Welt in Form des „Klimaschutzes“ an, die Wirtschaft des Landes zu zerstören, ohne dass die Emissionen zurückgehen. Zugleich erleben wir die Vernichtung der Ökosysteme der Luft durch Windräder, die Vögel und Insekten abschlachten, die Abholzung und Entwertung ganzer Landstriche. Klimaschutz ist kein Umweltschutz, sondern das Gegenteil davon.
Klimawandel ist ein hochideologischer, subversiver Begriff, der eine Utopie der „Klimarettung“ zum Ziel des politischen Handelns und zum moralischen Gebot erhoben hat. Nach den Milliarden-Investitionen und garantierten Subventionen für wirtschaftlich nicht konkurrenzfähige Erneuerbare Energien bedient sie handfeste Interessen zahlreicher Profiteure aus der Politik, Zivilgesellschaft und dem mit ihnen verbundenen öko-industriellen Komplex. Klimaschutz ist ein Milliardengeschäft und eine Umverteilungsmaschine von unten nach oben, von den reuigen Europäern an die Eliten der Entwicklungsländer.
In dem Roman „Atlas shruggt“ (1957) der amerikanischen Bestsellerautorin Ayn Rand, der auf Deutsch „Der Streik“ heißt, verschwinden Unternehmer und Erfinder auf geheimnisvolle Weise, nachdem die sozialistische Regierung die Vergesellschaftung der Industrie beschließt. Die Wirtschaft bricht daraufhin zusammen, die Arbeitslosigkeit schießt in die Höhe.
Eigentlich sollten in Deutschland die Unternehmer gegen die absurden und ruinösen politischen Vorgaben streiken, anstatt sich Subventionen abzuholen. Doch für Unternehmen und Gehirne ist es heute viel einfacher, mit den Füßen abzustimmen, während der „globale Wertewandel“ auf sich warten lässt.

Ideologie lässt sich nicht wissenschaftlich widerlegen. Sie kann aber eine Gesellschaft, die sich von ihr leiten lässt, ruinieren.
[Sonja Margolina]

Der Text erschien bereits im Rotary Magazin.

Siehe auch Thorwalds Internetseiten

Sam Hawkins, wenn ich mich nicht irre




Storl ist zum Teil ein patentierter Spinner, aber in kulturgeschichtlicher Hinsicht sehr kenntnisreich und für Heimatkundler und sonstige an Ethnobotanik Interessierte eine Fundgrube gut recherchierter Fakten.

Jeder Satz ein Volltreffer



Mehr Dummheit geht nicht

Seht selbst!

Sogar Spreng kündigt die Nibelungentreue, die ihn bisher an Merkels Fuß geschmiedet hatte und will nicht mehr auf dem mit geblähten Segeln eilenden Jammer reisen.

Merkels beste Sprüche

„Sie wissen das, spätestens seit PISA: Bevor wir neue Zuwanderung haben, müssen wir erst einmal die Integration der bei uns lebenden ausländischen Kinder verbessern.“
Bundestagsrede am 13. Februar 2002

„Die zentralen Probleme unseres Landes sind offensichtlich: zunehmend instabile soziale Sicherungssysteme, hoch verschuldete öffentliche Haushalte, zu wenig Kinder. 30 Millionen Deutsche weniger in einigen Jahrzehnten, Abwanderung in einigen Bereichen, nicht gesteuerte Zuwanderung in anderen.“
Auf dem Leipziger Parteitag der CDU 2003

„Andere Länder investieren konsequent in Forschung und Entwicklung. Wen wundert es, dass wir gegenüber der internationalen Konkurrenz weiter an Boden verlieren? Wer nur mittelmäßig in Forschung investiert, wird auch nur mittelmäßige Ergebnisse bekommen.“
Ebenda

„Manche unserer Gegner können es sich nicht verkneifen, uns in der Zuwanderungsdiskussion in die rechtsextreme Ecke zu rücken, nur weil wir im Zusammenhang mit Zuwanderung auf die Gefahr von Parallelgesellschaften aufmerksam machen. Das, liebe Freunde, ist der Gipfel der Verlogenheit! Eine solche Scheinheiligkeit wird vor den Menschen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Deshalb werden wir auch weiter eine geregelte Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung fordern.“
Ebenda

„Da muss man natürlich darüber sprechen, dass es den Missbrauch des Asylrechts gibt. Da muss man natürlich sagen, die Folge kann nur sein, Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung. Alles andere wird keine Akzeptanz in der Bevölkerung finden.“
Ebenda

„Weniger Steuern, weniger Staat. Wir werden ein Programm auflegen, mit dem wir den Eingangssteuersatz auf zwölf Prozent und den Spitzensteuersatz auf 39 Prozent senken.“
Im Bundestagswahlkampf 2005

„Ich halte es nicht für sinnvoll, dass ausgerechnet das Land mit den sichersten Atomkraftwerken die friedliche Nutzung der Atomenergie einstellt. Deutschland macht sich lächerlich, wenn es sich dadurch ein gutes Gewissen machen will, dass Atom- und Kohlekraftwerke stillgelegt werden und gleichzeitig Strom, der aus denselben Energieträgern erzeugt worden ist, aus den Nachbarländern importiert wird.“
Auf dem Deutschen Katholikentag am 23. Mail 2008

“Fachlich sind 10 bis 15 Jahre vernünftig.”
Begründung der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke über 2022 hinaus im Jahr 2010

„Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert.“
Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union 2010

„Die EEG-Umlage soll nicht über ihre heutige Größenordnung hinaus steigen; heute liegt sie bei etwa 3,5 Cent pro Kilowattstunde.“

Regierungserklärung im Bundestag am 9. Juli 2011     Wendt




Dass die Bundeskanzlerin entweder ein historisch ahnungsloser oder ein komplett schamloser Mensch ist, wird hier seit Jahren penibel untersucht und dokumentiert. Merkels bizarre Indienstnahme der Verschwörer des 20. Juli als Vorläufer für ihren staatsreligiösen "Kampf gegen rechts" ist nun der Beweis, dass es sich um Schamlosigkeit handeln muss, denn selbst sie kann unmöglich nicht wissen, dass der einzige ernsthafte Kampf gegen rechts, der in den vergangenen 100 Jahren in Deutschland stattfand, die Hinrichtung der Hitler-Attentäter durch die Nationalsozialisten gewesen ist.

Wohl auf, die Luft wird frisch und rein




Klaus Kelle kommentiert Peter Webers Erfahrungen im fränkischen Schwarzenbruck

Donnerstag, 18. Juli 2019

Volk ohne Traum

Johann Gottfried Seume, der sich im Winter 1801 auf den Weg von Grimma nach Syrakus macht, buchstäblich, zu Fuß: „Ich habe keine Ansprüche, keine Furcht und in Bezug auf die deutschen Verhältnisse keine Hoffnung.“
Wer möchte sich da nicht anschließen?
Denn, wiederum Seume: „Deutsche zerfleischen einander, und der Wahnwitz der Nation erregt das Gelächter anderer Nationen.“

Seit "Cuius Regio, eius religio" gehört es zur Bedingung in Deutschland, dass man politische Gegner nicht zu seinem Freundeskreis zählt. Seit 1918 wurde diese Haltung pathologisch. 

Die Beteuerungen der Alten Herren, in den Corps herrsche weltanschauliche Toleranz, begeisterten mich als Jugendlicher, aber bald musste ich erfahren, dass es nur hohle Phrasen waren: wirklich tolerant gegenüber anderen Anschauungen und stets zu Dialog und verantwortlicher Entgegnung bereit, war immer nur ich.
Die linken Weltverbesserer waren auch nicht toleranter als ihre konservativen Gegner, im Gegenteil! Heute, wo sie in den Chefsesseln sitzen, ist das Tischtuch zerschnittener als je zuvor.


Halunke Heiko

der in die Politik ging, auf "dass Auschwitz nicht sich wiederhole" (Adorno); kriegt Wind von vorne.

Der Sohn des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, Jair Netanjahu, hat Heiko Maas in einem Tweet vorgeworfen, sich in innerisraelische Angelegenheiten einzumischen. Gleichzeitig forderte er den deutschen Außenminister dazu auf, den Geldfluss aus Deutschland an israelfeindliche Organisationen zu stoppen.
„Es wäre schön, wenn Sie mal aufhören würden, sich in unsere internen Angelegenheiten einzumischen und hunderte linksradikale Nichtregierungsorganisationen in Israel zu finanzieren, die unsere Zerstörung wollen“, twitterte Jair Netanjahu. Einen Ratschlag hatte er aber auch an den Bundesaußenminister: „Benutzt die hunderte Millionen von Euros, um Krankenhäuser, Schulen und Kirchen in Deutschland zu fördern“.  JR

Gestorben



Habsburger Picknick

Wenn wir die Ungarn nicht hätten, hätte es keine Wiedervereinigung gegeben.



Der Fall der Berliner Mauer geht auf ein Picknick zurück. Walburga, Otto von Habsburgs Tochter hatte im August vor dreißig Jahren ein Paneuropäisches Picknick organisiert und an der Grenze zu Šopron (Ödenburg) öffnete sich erstmals ein Tor des hermetisch abgeriegelten Eisernen Vorhangs, und 660 DDR-Bürger, die in Ungarn urlaubten, konnten in die Freiheit nach Österreich fliehen. Theoretisch galt für die ungarischen Grenzer noch der Schießbefehl, aber sie sahen weg. Am Abend war es die Spitzenmeldung aller TV-Nachrichten weltweit. Es war die erste Massenflucht seit dem Bau der Berliner Mauer 1961.  Die Presse

Mittwoch, 17. Juli 2019

Gestorben



Wende

Dass der sogenannte Flynn-Effekt sich umkehrt und die durchschnittliche Intelligenz in der westlichen Welt sinkt, ist täglich zu beobachten: Nicht nur Polizeianwärter müssen kaum mehr lesen, schreiben und rechnen können, weil sich sonst keine Kandidaten mehr fänden, sondern Abiturienten können es auch nicht mehr – und wer bezweifelt, dass dem Etwas-nicht-mehr-Können in Toleranzien bald ein flexibles Etwas-nicht-mehr-Müssen folgt? Die Abiturientenproteste gegen zu schwierige Mathematik-Prüfungsfragen waren nur ein Vorspiel, in Berlin müssen Medizinstudenten seit einiger Zeit kein Physikum mehr absolvieren, in England schaffen sie die Mathematik- und Orthographie-Tests für angehende Lehrer ab, weil die sonst bei der Polizei landen würden, jede Nachrichtensendung, jede Talkshow, jede Freitagsdemo, jeder Kirchentag schafft neue Belege herbei; wann sah man derart viele dumme und unfähige Menschen in der Öffentlichkeit das Wort ergreifen? MK



Dienstag, 16. Juli 2019

2019



Sommer in Deutschland

Sommer der Lügen

Dies



Sonntag, 14. Juli 2019

Wahre Kunst ist immer hohe Kunst



Sehenden Auges

Die Gastarbeiter, die seit Beginn der Anwerbepolitik 1954 bis zu deren Ende 1973 nach Deutschland kamen, waren, wie sich herausstellte, teilweise Migranten, die in Deutschland blieben und seit den 1970er Jahren auch ihre Familien nach Deutschland holten oder hier Familien gründeten. Weil man frühzeitig erkannte, dass diese Migranten vor allem der Unterschicht angehörten und Gefahr liefen, dauerhaft auch in der nächsten Generation sozial benachteiligt zu bleiben, wurden Förderprogramme zur Verbesserung der Migrantenbildung umgesetzt. Diese Programme wurden seit 2005 weiter massiv verstärkt, insgesamt sind viele Milliarden in Integrationsprogramme geflossen.

Die Programme zeigten in einigen Migrantengruppen Erfolge, und zwar umso größere, je mehr die Kultur der Herkunftsländer unserer Kultur gleicht und je höher der Bildungsstatus der Migranten zum Zeitpunkt der Einwanderung ist. Insbesondere bei Migranten muslimischer Herkunft oder solchen, die aus Ländern mit vorwiegend nomadisch-tribalischen Traditionen kommen, ist die Integration weitgehend gescheitert. Dies gilt auch für Migranten, die bei ihrer Einwanderung sofort und auch nachhaltig am regulärem Arbeitsmarkt für Niedrigqualifizierte teilnahmen.

Jede arbeitsteilige, urbanisierte Gesellschaft funktioniert, weil die Individuen, die sie bilden, gemeinsame Normen und Werte teilen, mit deren Hilfe sie sich aufeinander abstimmen. Diese Normen und Werte ermöglichen so ein weitgehend friedliches Zusammenleben. Sie sind total verinnerlicht und werden zumeist unbewusst befolgt, nur selten treten sie in den Vordergrund des Bewusstseins; meistens dann, wenn sie nicht eingehalten werden oder die Auslegung einer Norm strittig ist. Die Normen und Werte werden durch Familien, Schulen, Ausbildungsplätze, Vereine und Universitäten, allesamt Institutionen, die Träger der Normen sind, vermittelt. Schon mit 12 bis13 Jahren ist der Prozess der Normprägung weitgehend abgeschlossen. Eine Gesellschaft kann nur mit Hilfe solcher historisch entstandener, verinnerlichter Normen und Werte funktionieren, wenn sie nur äußerlich verkündet werden, wirken sie nicht.

Aus ökonomischer und sozialer Sicht liegt erfolgreiche Migration dann vor, wenn Arbeitskräfte ein Herkunftsland, in dem sie keine Arbeit finden können, verlassen, um Arbeit in einem Zielland zu erhalten, in dem es Nachfrage danach gibt. Dieser Integrationsbegriff berücksichtigt die gesellschaftlichen Normen nicht, sondern orientiert sich lediglich eng am ökonomischen Ziel, Migranten zu produktiven Arbeitskräften zu machen.

Doch diese rein ökonomische Integration in den Arbeitsmarkt bedeutet noch keine Assimilation. Diese liegt dann vor, wenn Migranten Normen und Werte des Ziellandes verinnerlichen. Für alle Migranten, die 14 Jahre oder älter sind, ist das ein beschwerlicher Prozess, der in der Regel nur durch eine hohe Willensanstrengung gelingt oder dann, wenn die Normen des Ziellandes denen des Herkunftslandes sehr ähnlich sind.

Wie der Wirtschaftswissenschaftler Paul Collier gezeigt hat, gelingt Assimilation nur dann, wenn der Zustrom an Migranten unterhalb der Assimilationskapazität liegt; liegt er darüber, bilden sich Parallelgesellschaften. In diesen geben Migranten die Normen und Werte ihrer Herkunftsländer weiter, anstatt diejenigen des Ziellandes zu übernehmen. Mit der Zeit wird dadurch das Populationssubstrat des Staates auf allen Ebenen erodieren. Collier differenziert dabei nicht nach der Herkunftskultur; es scheint aber so, dass muslimische Migranten sich nirgendwo assimilieren.

Dies liegt am strukturellen Anspruch des Islam, den vorgefundenen Staat zu beseitigen und weltweit eine Theokratie zu errichten (siehe dazu hier den Aufsatz des Historikers Egon Flaig). Und genau diese Unfähigkeit zur Assimilation beobachten wir in Deutschland auch: Die große Mehrheit der muslimischen Türken, auch derer, die in der 3. Generation hier leben, haben Erdogans antidemokratischer Verfassungsreform, die auch als „Ermächtigungsgesetz” bezeichnet wird, zugestimmt; muslimische Clans haben – auch mit Hilfe zahlreicher Mitglieder, die hier in 2. und 3. Generation aufgewachsen sind – in zahlreichen deutschen Städten eine neue, sehr hartnäckige Form des organisierten Verbrechens aufgebaut; auf deutschen Schnellstraßen blockieren muslimische Hochzeitsgesellschaften immer öfter rechtswidrig den Verkehr. Dieser Assimilationsmangel wirkt selbst-verstärkend, da schon ein leichter Anstieg normwidrigen Verhaltens den Ordnungsstaat überfordert. Die Normdelinquenten fühlen sich dadurch ermutigt.

Dies sind nur einige gut sichtbare Folgen mangelnder Assimilation, es sind in Wirklichkeit alle gesellschaftlichen Teilsysteme betroffen: Sozialversicherungen und sozialstaatliche Einrichtungen, Institutionen wie Schulen, Vereine und Betriebe, öffentliche Infrastruktur wie Verkehrssysteme, Schwimmbäder und Parkanlagen, das Gesundheitssystem, die Ordnungskräfte, die Rechtsprechung, das Steuersystem, das politische System – denn alle diese Systeme und noch viele andere funktionieren nur, wenn deren Nutzer sich in ihrem Verhalten durch gemeinsame Normen und Werte leiten lassen.

Das Scheitern der Integrationsbemühungen zeichnete sich frühzeitig ab, es gab bei Muslimen und Menschen aus tribalisch-archaischen Herkunftsländern seit den 1960er Jahren kaum Assimilation. Daher wurde bereits in den 1980er Jahren die Utopie der “multikulturellen Gesellschaft” propagiert: Da Integration nicht funktionierte, sollten Menschen unterschiedlicher Kulturen eben friedlich gemeinsam in einer Gesellschaft zusammenleben.

Diese Utopie berücksichtigt allerdings nicht, dass Zusammenleben erfordert, ständig die Grenzen der Umsetzung des eigenen Willens zu erleben. Damit dieses Erlebnis nicht als frustrierend empfunden wird und schließlich in Gewalt mündet, brauchen wir gemeinsame Normen und Werte bis hin zu einem gesunden Nationalstolz und zur Dankbarkeit und Opferbereitschaft für das Gemeinwesen.

Doch die Multikulti-Utopie scheitert schon an einer viel niedrigeren Schwelle: der rein ökonomischen Integration. Denn während der ersten Zuwandererwelle Mitte der 1950er bis Mitte der 1970er Jahre gab es noch Arbeitsplätze, die ausgeübt werden konnten, ohne die Normen und Werte unseres Landes zu verinnerlichen: Hilfsarbeiten im Hoch- und Tiefbau, Kanalarbeit, Fabrikarbeit und Müllentsorgung sind Tätigkeiten, die kulturfremde unqualifizierte Arbeiter ausführen können, ohne unsere Sprache zu verstehen. Daher konnten sich diese Migranten wenigsten ökonomisch integrieren, auch wenn sie sich in ihrem Privatleben in Parallelgesellschaften abschotteten.

Die heutige Migrationswelle trifft aber auf einen vollkommen anderen Arbeitsmarkt. Inzwischen gibt es kaum noch Berufe für niedrigqualifizierte oder unserer Sprache nicht mächtige Migranten. Rationalisierung und Automatisierung haben einen Arbeitsmarkt geschaffen, in dem Bildung und soziale Fähigkeiten, die mit tiefer und breiter Kenntnis unserer Normen und Werte einhergehen, erforderlich sind. Selbst deutsche Niedrigqualifizierte mit Hauptschul- oder schlechtem Realschulabschluss finden kaum Anschluss an den Arbeitsmarkt, weil unqualifizierte Arbeit automatisiert oder im Rahmen der Globalisierung in das Ausland verlegt wurde. Durch den zunehmenden Einsatz von KI werden in den nächsten Jahrzehnten in OECD-Ländern sogar weitere Millionen von anspruchsvolleren repetitiven Tätigkeiten wie Feinmechanik-Monteur oder Versicherungskauffrau wegrationalisiert.

Gleichzeitig wird in der Dienstleistungsgesellschaft der Druck auf Service-Leistungen mit ausdifferenzierten kulturellen Fähigkeiten immer höher. Ein Elektroingenieur aus dem Morgenland, der als Angestellter bei seinen Elektroinstallateur-Arbeiten zwar technisch alles richtig macht, aber die kulturellen Erwartungen der verwöhnten deutschen Hausbesitzer nicht erfüllt, schadet seinem Arbeitgeber: Die Schwelle für erfolgreiche Tätigkeit in Deutschland wird immer höher, gefragt sind technische oder fachliche Kenntnisse und gute soziale Fähigkeiten, über die nur verfügt, wer unsere Kultur verinnerlicht hat. Migranten, die diese Schwelle nicht überschreiten können, sind sehr gefährdet, in ihrer Parallelgesellschaft kriminell zu werden. So sind die oben erwähnten Clans entstanden.

Oft lesen wir bei Neomarxisten oder rechten Verschwörungstheoretikern, die Migration werde gefördert, um billige Arbeitskräfte für “die Wirtschaft” zu erhalten. Das ist reiner Unsinn. Denn Länder wie Deutschland brauchen hochqualifizertes Personal, Niedrigqualifizierte lassen sich gar nicht mehr als Arbeitnehmer verwerten. Zwar lösen Migranten eine Nachfragestimulation aus, weil sie mit Eintreffen in Deutschland Sozialleistungen erhalten und diese wie die gesamte Unterschicht vollständig in Konsum umsetzen – wobei sie, das sei unseren grünen Freunden, die Angst vor dem Spurengas haben, nebenbei gesagt, auch ihren CO2-Verbrauch schlagartig dem Industrielandniveau angleichen: Sie treten mit ihrer Ankunft aus dem CO2-Schatten der Dritten Welt heraus.

Doch da sie im Verhältnis zum Konsum sehr viel weniger zur Produktion beitragen, ist diese Stimulation letztlich schuldenbasiert, denn der Staat leiht sich dafür de facto Geld, das er nicht zurückzahlen kann. Für Konsumgüteranbieter wie Sportschuh- oder Handyhersteller und den ideologisch-industriellen Flüchtlingskomplex mag sich das eine Weile lang lohnen, doch spätestens, wenn die Rechnung in Form von Inflation, Negativzinsen oder beim Platzen der Schuldenblase als Rezession präsentiert wird, evaporieren diese Effekte: Schuldenwirtschaft hat dauerhaft noch nie funktioniert.

Multikulti scheitert also rein wirtschaftlich durch eine Diskrepanz von Nachfrage und Angebot am Arbeitsmarkt. Wir arbeiten daran, diese Diskrepanz durch Rationalisierung und Steigerung der kulturellen Anforderungen an den Arbeitnehmer noch zu vergrößern. Die gesellschaftlichen Folgen der Bildung nicht in den Arbeitsmarkt integrierter Ghettopopulationen – die mehrheitlich aus jungen Männer aus Kulturen, in denen Interessenkonflikte mit Gewalt gelöst werden, bestehen – können wir jeden Tag in der Zeitung lesen.

Wie ist es zu dieser krassen kollektiven Fehleinschätzung gekommen? Der Denkfehler der derzeit dominierenden Migrations- und Integrationsideologie ist die Verabsolutierung eines historisch-lokal entstandenen Wertekanons, der Menschenrechte, zum als global gültig postulierten Universalismus erklärt. Edmund Burke hat schon darauf hingewiesen, dass Menschenrechte nur dort funktionieren, wo sie historisch entstanden sind und ein kulturelles Substrat haben. Sie sind keine von Gott gegebenen oder aus der reinen Vernunft ableitbaren absoluten Werte. Vor allem funktionieren sie nur, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen Geber und Nehmer der Menschenrechte sind: Sie sind wie alle Werte auf Reziprozität ausgerichtet. Daher sind beispielsweise Teile des Kriegsrechts wie die Genfer Konvention zwischen abendländischen Staaten oftmals umsetzbar gewesen, sogar im zweiten Weltkrieg. Doch wenn eine Gruppe Pluralismus, Eigentums- und Freiheitsrechte gewährt, die Gruppe der Parallelgesellschaft dies aber nicht tut, zerfällt das dynamische Gleichgewicht der friedlichen Vergesellschaftung.

Der verabsolutierte Universalismus ist zum Glaubensdogma des Zeitgeists geworden. Doch dieser Universalismus ist dysfunktional, wie beispielsweise die universalistischen Kriege der US-Neocons in Afghanistan und dem Irak gezeigt haben.

Wir müssen wieder erkennen, dass Menschenrechte ein historisch-kulturelles Substrat brauchen und zuerst einmal nur dort gelten, wo sie entwickelt worden sind – und das auch nur, so lange die Kulturträger der Menschenrechte noch eine breite Mehrheit der Bevölkerung ausmachen. Wir müssen auch erkennen, dass die christliche Nächstenliebe nicht die ganze Welt meint, sondern immer nur den Menschen, dem wir als Mitmenschen unmittelbar begegnen.

Der Mensch als Abstraktum hingegen, beispielsweise beim Versuch, unsere Grenze zu überqueren, ist Gegenstand staatlichen Handelns, für das Nächstenliebe nicht gilt, sondern die Verfassung, derzufolge der Landweg das Asylverfahren ausschließt. Wir müssen also wieder lernen, dass Menschenrechte sich zwar aus dem Christentum ableiten, ohne dass wir aber Nächstenliebe auf alle Menschen der Welt übertragen. Denn wie alle Güter ist auch unsere Kapazität, Hilfe zu leisten, begrenzt. Wenn wir dieses Gut weiter überbeanspruchen, verlieren wir es ganz, und gleichzeitig wahrscheinlich Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Johannes Eisleben

Was ich alles hasse




Hinzuzufügen wäre, dass ich an den Deutschen hasse, dass und wie sie ihre Klassiker (zu Gunsten von Böll, Kafka, Brecht, Benn, Handke, Scheck und Habeck) verhöhnen.
Mehr als diese Verherrlichung des progressiven Nichts verachte ich nur die konservativen Versager, die Goethe so zitieren, als seien seine Worte in Wirklichkeit von Wilhelm Busch und umgekehrt.
Hinzuzufügen wäre auch, dass nicht nur Goethes, sondern auch Ernst Jüngers Werk von Mediterraneität durchdrungen ist. Auch bei Joachim Fest und Klonovsky ist sie zu finden.

Bei Dirk Schümer und Volker Schaub jedoch nicht. Auch Martin Mosebach ist diesbezüglich merkwürdig unbeholfen. Giovanni Di Lorenzo ist von Italien und dem deutschen Italienbild gleichermaßen überfordert, und Markus Lanz nicht einmal das.


Hoch lebe Italien, wo Roberto Benigni Tausende Menschen vor dem Dante-Denkmal auf der Piazza Santa Croce versammelt, um ihnen Dante aus- und inwendig (by heart) zeitgemäß, unzeitgemäß und zeitlos vorzutragen. Die Italiener brauchen keine Identitäre Bewegung, weil sie bis aufs Mark identitär sind. Von Süd bis Nord und von Kopf bis Fuß und von Stiefel bis Herz. Und sie halten, trotz aller Wirrungen des Zeitgeists, die den Anschein erwecken könnten, Italien sei genauso a.A. wie Deutschland, die Familie hoch.

Emeritiert, aber nicht sine merito