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"Verwesung ist auch ein Wandel."
Nicolás Gómez Dávila
(Ich
habe mit diesem Zitat anno 2012 ein Podiumsgespräch zu Weimar eröffnet,
das unter dem Motto "Parteiensystem im Wandel“ stand und mit dem
thüringischen CDU-Chef und einem Bonner Politikprofessor stattfand.
Lähmendes, nahezu entsetztes Schweigen breitete sich im Saal und auf dem
Podium aus...)
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Apopos Podium: Auf einem solchen saß ich auch einmal mit der
Tagesspiegel-Redakteurin
Andrea Dernbach, die dort für die Altjungfernpornos zuständig ist, etwa
jenen beinahe legendären, in dem sie die Aufregung nach der Kölner
Spontanparty an Silvester 2016 auf die unterschwelligen Ängste des alten
weißen Mannes vor der virilen migrantischen Sexualkonkurrenz
zurückführte. Dieser Typus Frau bzw. Experin für Penisneid ist nach
meiner Wahrnehmung ein historisch junges und auch sehr deutsches
Phänomen bzw. eines der protestantischen Länder, im romanischen Süden
und im Osten Europas trifft man ihn eher nicht, dafür bei der
Linkspartei, den Grünen, in NGOs, in hiesigen Redaktionen und an den
Universitäten, dort vor allem in jenen Fächern, wo man nicht rechnen,
logisch denken und stringent argumentieren können muss. Da es sich
trotzdem und immer noch um eine Dame handelt, verkneife ich mir weitere
Erläuterungen, Sie wissen ohnehin, was ich meine, und ein Foto sagt mehr
als tausendundein Wort. Wer dem Ressentiment ein Denkmal errichten
wollte, besäße in ihr jedenfalls ein ideales Modell (mit Doppel-L). Nun
hat sich die holde Maid wieder einmal in der nämlichen Angelegenheit zu
Wort gemeldet – warum, fragt sie mit abgefeimter Heuchelei, geht ein
groß Geschrei durchs Land, wenn Achmed oder Mustafa den Mädels
unaufgefordert, aber oft nüchtern an die Speckmusch langen bzw. in sie
eindringen, nicht aber wenn Gunnar und Heinz besoffen auf dem
Oktoberfest zwangskuscheln und gruppenvergewaltigen? –, und Alexander
Wendt
sagt alles Nötige dazu, mit der trefflichen Conclusio: "Der
Tagesspiegel ist ein frauenfeindliches Blatt." (Wenn das so weitergeht, wird das noch ein richtiges Zitierkartell mit dem Wendt!)
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Übrigens:
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Seitdem
Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden ist, obwohl die meisten
deutschen Journalisten dagegen waren, ist keine Woche vergangen, in der
nicht irgendein Wahrheits- und Qualitätsmedium geraunt hätte, dass Trump
wegen dieser Affäre oder jenes Vorwurfs werde zurücktreten müssen
(Bernd Zeller: "Rätselhaftes Signal aus dem All könnte das endgültige
Ende von Trump bedeuten"). Momentan wird darüber spekuliert, ob die
Verurteilung seiner beiden Vertrauten Paul Manafort und Michael Cohen
dem Präsidenten endlich das Genick bricht. "Werden wir gerade Zeugen vom
Ende der Präsidentschaft Trump?",
fragt frohlockend der Amerika-Korrespondent der
Welt,
Hannes Stein, einer jener beflissenen Transatlantiker, denen mit der
Trump-Wahl das bergende überseeische Rektum zumindest temporär abhanden
kam. Der Journalist erlangte eine ebenfalls temporäre Bekanntheit mit
seiner
Beschreibung
der Wahlnacht, wie sie sich daheim bei den Steins zutrug ("Gespräch im
Hause Stein über den abwesenden Herrn Trump"), welche kulminierte in
einem Passus von so prangender Unzurechnungsfähigkeit und
schmarrköpfiger Hysterie, wie ihn nicht mal Claudia Kipping-Eckardt
zustande brächte, nämlich:
"’Donald Trump hat die Wahl gewonnen’,
sagte ich leise. Meine Frau sagte nichts, dann fing sie an zu weinen.
Ich nahm ihre Hand, sodass unsere Arme eine Art Brücke über unser Kind
bildeten, dann weinte auch ich. ‚Unser Sohn, unser Sohn’, sagte ich. Mir
rannten apokalyptische Bilder durch den Kopf, mir fiel ein, dass heute
zufällig der 9. November war, der Tag, an dem in Deutschland die
Synagogen brannten. ‚Unser Sohn muss leben.’ Er atmete zwischen uns tief
und gleichmäßig."
Und das tut er hoffentlich und gottlob heute
noch. Auf der anderen Seite des Atlantiks begann ich ungefähr zur selben
Stunde Champagner zu trinken und zu tanzen, nachdem ich die Nacht tief
und gleichmäßig durchgeatmet hatte, denn in den frühen Morgenstunden war
eine sms mit einem berühmten Zitat bei mir eingetroffen, welches
lautetet:
"Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte
aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabeigewesen." Mir rannen oder
meinetwegen rannten freudige Bilder durch den Kopf, denn es war der 9.
November, der Tag, an dem der Realsozialismus zusammengebrochen war –
dass der Surrealsozialismus unter der Führung einer ostdeutschen
Kommunistenpfarrerstochter noch bevorstand, ahnte 1989 nicht einmal die
neckische Klio. Aber jedem Verständigen war zumindest in der Wahlnacht
klar, dass der Donald, anstatt Synagogen anzuzünden und anders als die
vom Endzeitpropheten und Neocon-Wedelträger H. Stein präferierte
kriegsgeile Hillary, den Syrienkrieg und den Ukrainekonflikt nicht
weiter anheizen, ja womöglich sogar beenden würde. Die beiden
treffendsten Metaphern für den aktuellen US-Präsidenten entstammen
übrigens der "progessiven" Rockmusik: "A Working Class Hero" (John
Lennon) und "Peace Train" (Cat Stevens, seit 1977 als Yusuf Islam in der
Religion des Friedens angekommen).
Ob Trump nun vorzeitig ab-
oder eine zweite Amtszeit antritt, die US-Politik wird sich in einem
entscheidenden Punkt nicht ändern:
Kein US-Präsident wird dem Global Compact for Migration beitreten;
jeder Präsident wird vielmehr der Trump-Sentenz beipflichten: "Wir sind
eine Nation und kein Siedlungsgebiet." Hören Sie einmal, was Bill
Clinton 1995 zur Notwendigkeit, die Grenzen besser gegen illegale
Einwanderer zu sichern und kriminelle "Aliens" abzuhalten, gesagt hat,
hier.
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Zu einer verabscheuungswürdigen
Nazitat
kam es im bayerischen Abensberg. Merke: "Gewalt ist immer auch ein
Hilferuf" (Cl. Roth), sofern sie nicht von der Heeresgruppe Mitte
ausgeht.
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Warum, fragt der
Tagesspiegel,
der eine große Fragewoche zu veranstalten scheint, "spaltet gerade die
Flüchtlingsdebatte die Gesellschaft?" Und nicht etwa Tuchels Absage an
den FC Bayern?
Einer jener Experten für die Beantwortung der großen
gesellschaftlichen Fragen, die neuerdings von unseren Medienschaffenden
so zahlreich wie Kaninchen aus ihren online-Zylindern hervorgezaubert
werden – wobei fairerweise hinzugefügt werden muss, dass auch die
Journalisten selber, die unter immer neuen Namen die immer gleichen
Texte schreiben oder Interviewfragen stellen, in ihrer possierlichen
Uniformität an jene Kaninchen erinnern –, ein Experte also
erklärt die
Lage wie folgt: "Die Hauptursache liegt in einem Gefühl der Bedrohung,
das viele Menschen haben. Wenn sich etwas Vertrautes ändert, dann löst
das bei Menschen Bedrohungsgefühle aus."
Vielleicht – noch – nicht bei Experten und Tagesspiegel-Redakteuren.
Aber möglicherweise im Umfeld des nicht mehr unter uns weilenden Dr.
med. Joachim Tüncher, Facharzt für Allgemeinmedizin in Offenburg, der in
seiner Praxis von einem somalischen Asylbegehrer vor den Augen seiner
zehnjährigen Tochter abgestochen wurde (hier)?
Oder in Kerpen, wo ein "türkischstämmiger" Mann ein Paar mit einem Beil angriff und schwer verletzte (
hier)?
Oder
vielleicht in Berlin, wo ein aus Tschetschenien zu uns
hereingeschneiter Islamist kiloweise Sprengstoff, wahrscheinlich für ein
Feuerwerk zu Ehren seiner Religion, hortete (
hier –
wobei der
Tagesspiegel nun wahrlich alles tut, um sich nicht als Ziel anzubieten)?
Oder wiederum in Berlin, wo kriminelle Araberclans "machen, was sie wollen" (
hier)?
Oder
im lauschigen Unna, als 21. Stadt Mitglied im Netzwerk "Kommunen der
offenen Gesellschaft", auf dessen Rathausplatz seitdem – das ist nicht
kausal zu verstehen, nur parallel – heftige Massenschlägereien mit bis
zu 70 Beteiligten, alle aus dem edlen Kreise der uns Zugelaufenen,
stattfinden (
hier)?
Oder
womöglich in Düsseldorf, wo ein 24jähriger Alparslan (das heißt:
"tapferer Löwe"; der historische Alp Arslan vulgo: Diya ad-Din Adud
ad-Daula Abu Schudscha Muhammad Alp Arslan, ein Seldschuke, fiel in
Byzanz ein und war der Eroberer des christlichen Ani) über ein Jahr lang
eine 14jährige auf den Strich schickte und das Mädchen, als sie
ungehorsam wurde, mit kochendem Wasser überschüttete, wofür ihm der
deutsche Rechtsstaat mit voller Härte Sozialstunden aufbrummte (
hier)?
Oder in den Krankenhäusern, wo, wie Sie
hier
mit vielen Beispielen nachlesen können, Ärzte und Klinikpersonal immer
häufiger bedroht, angegriffen und verletzt werden, etwa eine Notärztin
in Ottobrunn, die von einem Eritreer schwer verletzt wurde (
hier
– mein Lieblingspassus: "Eine Ärztin aus Günzburg in Bayern berichtet,
dass Iraker sie zwingen wollten, das Kreuz in der Praxis abzuhängen: Es
führe zu Fehlgeburten."
Oder in Dortmund und Umgebung, wo die Serie der Vergewaltigungen, pardon, Willkommensdankabstattungen nicht endet (
hier,
hier,
hier)?– im badischen Bad Krozingen durfte sich sogar eine 63jährige in den Empfängerkreis einreihen (
hier).
Dies
ist zwar eine Chronik, doch
ich will es nicht übertreiben mit den
Einzelfällen, zumal sie ja nicht zusammenhängen, also nur als Bedrohung wahrgenommen
werden, obwohl sie gar keine sind, und zurückkehren zum führenden
Hauptstadtblatt und dem vom ihm hervorgezauberten Experten für "soziale
Hierarchien, Vorurteile und politische Psychologie",
Frank Asbrock,
Professor für Sozialpsychologie an der TU Chemnitz, der auf die Frage:
"Und diese Ängste schlagen sich dann zum Beispiel in fremdenfeindlichen Hass-Tiraden im Netz nieder?"
gekonnt repliziert:
"Ja,
das ist für viele eine Form, mit Bedrohung und Angst umzugehen. Gegen
das Gefühl der Bedrohung wollen Menschen etwas unternehmen. Sie
schreiben dann Kommentare gegen Flüchtlinge bei Facebook oder
demonstrieren gegen eine Asylunterkunft."
Der Journalist lässt sich nicht lumpen und hakt nach: "Was haben sie davon?"
Antwort: "Sie fühlen sich dann besser."
Ungefähr
so gut wie Frager und Experte nach diesem geradezu tschechowschen
Dialog oder der Einzelfall-Nafri nach Verlassen des Gebüschs, in dem
sich die nächtliche Joggerin noch die Haare ordnet. Denn es ist doch
klar: Der Arzt im selben Stadtteil wird erstochen, die Tochter sexuell
belästigt, der Bekannte einer Freundin zustimmunsgfrei penetriert, dann
fühlst du dich als missmutige Kartoffel bedroht, obwohl du selber gar
keine Speckmusch hast, und ziemlich scheiße, weil eben auch keine
Knarre, aber wenn du dann auf Facebook was gepostet hats, geht's dir
wieder besser. Es leben die sozialen Medien!
Doch das wirkliche Haileid des journalistisch-sozialpsychologischen Kretinismus folgt noch.
Frage:
"Kann das Gefühl der Bedrohung auch erklären, warum der Fall des
ehemaligen Nationalspielers Mesut Özil so stark polarisiert?"
Expertenantwort: "Ja, Özil fordert die Weltsicht vieler Menschen heraus und wird deshalb als Bedrohung wahrgenommen."
Außer in der Abwehr von Südkorea und Manchester City.
(Den ganzen Seim finden Sie, so Sie ihn wirklich suchen,
hier.)
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Einen
Fall habe ich mir im Urlaub noch notiert. In Bochum verurteilte ein
Schwurgericht einen Zweifachmörder zu einer lebenslangen Haftstrafe. Der
Mann hatte ein Rentnerehepaar, 79 und 78 Jahre alt, in dessen Wohnung
überfallen, der Frau mit dem Messer in den Hals gestochen und ihr mit
Tritten den Rest gegeben, danach dem bettlägerigen, beinamputierten Mann
den Schädel eingeschlagen. Tatmotiv: Er wollte, so der Richter,
"mit dem erbeuteten Geld Party machen, Drogen nehmen und sich mit
Prostituierten vergnügen".
Die Medien sprachen von einem "Bochumer",
"Mann" oder "35jährigen". Einzig Bild nannte den Namen des Mörders: Gökhan K. Spielt der etwa eine Rolle? Natürlich nicht. Deswegen hat ihn ja auch niemand veröffentlicht.