Stationen

Donnerstag, 9. März 2023

Mein CO2-Gewissen ist jetzt 50 Jahre alt

 

Ich erinnere mich, wie ich 1969 als Kind mit Vati vor der Technischen Hochschule in München stand und versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt und wie mich seine Einwände nicht überzeugen konnten. 1977 las ich zum ersten Mal, wie gefährlich es ist, wenn die Polkappen abschmelzen: durch die dadurch verringerte Reflexion der Sonnenstrahlung wird die Hitzezunahme ab einem gewissen Punkt exponentiell. Da haben wir's, dachte ich, ich hatte also recht. Jahrzehntelang machte ich mir darüber Sorgen und wunderte mich, dass dieses Thema in den Medien nie aufgegriffen wurde. Heute argwöhne ich, dass alle "Klimawissenschaftler" womöglich nur beweisen wollen, dass ihre kindlichen Eindrücke richtig waren. Denn die gehören ja größtenteils zu meiner (bescheuerten) Generation! Und die erlebte in ihrer Kindheit (zumindest in Nordeuropa und Nordamerika), dass es vier Jahreszeiten gab, mit Schlittenfahren und Schlittschuhlauf, während in ihrer Jugend kaum noch ein Winter mit Schnee vorkam. Das endgültige Ende der kleinen Eiszeit, wie wir sie aus Brueghels Bildern kannten.

 


Paradoxerweise traue ich meinen lange gehegten, hypothetischen, eigenen Sorgen nicht mehr, seit das Thema der Polkappenabschmelzung von den Medien aufgegriffen wird, weil mich die Art, wie es aufgegriffen wird, skeptisch machte; schon vor dem Erscheinen Gretas. Leider machten mich nicht nur Leute wie der unsägliche Schellnhuber stutzig, dem ich kein Wort glauben kann, sondern sogar Harald Lesch, den ich einst wegen seiner sachlichen Darstellungen schätzte. Denn beim Thema Klimaänderung und Energiewende argumentiert er alles andere als sachlich. Seit er Drotschmann zu einem seiner Mitarbeiter machte, hat er vollends seine Glaubwürdigkeit für mich verloren.

Es ist viel Zeit vergangen seit 1977, und ich weiß immer noch nicht, wer recht hat. Im Lauf der Zeit bin ich sogar zu dem Schluss gekommen, dass in dieser Frage keine Gewissheit möglich ist und dass die unterschiedlichen Denkschulen darauf fußen, dass Fakten je nach Temperament anders interpretiert werden, wenn zu viele Variablen ins Spiel kommen.

Die Leute von EIKE sind in meinen Augen jedenfalls auch nicht seriös. Volker Arzt, der für mich noch am glaubwürdigsten ist (so glaubwürdig, dass ich mich jedoch wundere wie er rückblickend überhaupt nicht über die Fehleinschätzungen des Club of Rome irritiert ist...), gehört zu den Klimakatastrophisten und ist überzeugt, dass wir einen anthropogenen Klimawandel erleben (und dass er theoretisch verhinderbar wäre). 

Aber auch er kann mich nicht überzeugen. Ich sehe nur zwei Fronten, die einander polemisch gegenüberstehen. Seit langem ist mein Eindruck, dass es in dieser Frage höchstwahrscheinlich keine Beweise geben kann. Selbst wenn eine Klimakatastrophe eintreffen wird, werden wir vermutlich nie gewiss sein können, dass sie menschengemacht ist. Dennoch schienen mir Bestrebungen zur Drosselung des CO2-Ausstoßes sinnvoll zu sein (mein kindliches Gefühl meldete sich: all die Schlote und Auspuffe sehe ich seit etwa meinem 10. Lebensjahr als Kehrseite meiner Technikbegeisterung an, und die Frage, ob dieser Preis für all den wundervollen Komfort am Ende zu hoch sein könnte, treibt uns heute alle um). Aber vor 20 Jahren war ich insofern optimistischer, als ich noch darauf vertraute, dass die Problematik von seriösen Forschern untersucht würde. Inzwischen wurde deutlich, dass diese Institute zu Brutstätten antikapitalistischer Aktivisten wurden. Wenn Ideologen die naturwissenschaftlichen Institute beherrschen, ist das Ende der Wissenschaft nahe. Solange ein Lyssenko nur in der UdSSR wütete, ist es halb so schlimm. Aber wenn dieser Menschenschlag sich auch im einst liberalen Westen ausbreitet, dann kann die wissenschaftliche Methode Hunderte von Jahren in Vergessenheit geraten. Genau hiervor warnte Karl Popper immer wieder.

Ich weiß nicht mehr als vor 46 Jahren, aber ich weiß wenigstens immer noch, was ich damals schon wusste: dass ich in eine für Europa außergewöhnlich vom Glück gesegnete Epoche hineingeboren wurde, und dass so viel glückliche Umstände nicht von Dauer sein können und einen Preis haben müssen; dass also die Ambitionen meiner Altersklasse, die Welt durch "Gesellschaftsveränderung" verbessern zu können, völliger Irrsinn waren und sind. Jedes Mal, wenn ich von diesem Irrsinn hörte, musste ich denken: Mir würde es schon reichen, wenn unser Wohlstand anhielte! Aber dass er von Dauer sein kann, widerspricht den Gesetzen der Thermodynamik und der menschlichen Natur. Der Fortschritt gebiert Illusionen der Omnipotenz. Für jeden biologisch denkenden Menschen müsste es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass der Sieg über die Infektionskrankheiten zu einer Verkümmerung des Immunsystems führen muss. Und in der Tat tauchten 100 Jahre nach Beginn des Siegeszugs über die Mikroben die Autoimmunerkrankungen auf. Die vorübergehenden Paradiese, die der Mensch sich schafft, haben alle ihre Kehrseite.

 

Kumpel und Komplizen von Volker Arzt 


Dass man den Begriff "Erdklima" wissenschaftlich nicht exakt definieren kann, ist kein Argument. Wir wissen alle, dass das Erdklima während den Eiszeiten und während der Grünphase der Sahara ein anderes war als heute. Auch dass andere Formen des Wärmeverlustes in den Berechnungen unberücksichtigt bleiben (Konvektion und Abstrahlung des Sonnenscheins durch Wolken) ist nicht unbedingt stichhaltig, wenn davon ausgegangen werden kann, dass sie - im Gegensatz zum Treibhauseffekt - konstant bleiben...

Man muss oft mit Annäherungswerten arbeiten in der Physik. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es gute Annäherungen sind. Aber Tscheuschner bemängelt zu recht, dass wir nicht einmal genug Messwerte haben, um halbwegs verlässliche Annäherungswerte haben zu können, mit denen man arbeiten könnte. Die Grafiken, die Harald Lesch vorweist, sind eine Unverschämtheit, besonders die, die exakte Messungen weltweit seit 1880 suggeriert.

Fazit: Das Fehlen zuverlässiger Messwerte für Zeiten, die mehr als 60 Jahre zurückliegen, ist das stärkste Argument der Beschwichtiger.

 

Da gibt es keine Brücken. Tscheuschner und Gerlich verhöhnen die Alarmisten, Schellenhuber und Rahmstorf verhöhnen die Beschwichtiger. Beide Seiten verstricken sich zu sehr in Widersprüche, argumentieren unsauber, werden unsachlich und können es nicht lassen, sich zu ereifern und polemisch zu werden.

Das stärkste Argument der Alarmisten erläutert Lesch hier:

Ich stelle fest, dass beide Seiten sehr anmaßend sind und ihre Belege an den Haaren herbeiziehen. Und beide tun so, als wüssten sie bescheid. Ich habe den Eindruck, dass sie alle im Dunkeln tappen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.