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Mittwoch, 30. Dezember 2009

@cs



Moritz Eggert sagte einmal in einem Vortrag am Goetheinsitut, es müsste mehr Komponisten geben, die sich ein Beispiel an Strawinsky nehmen, sprich zeitgenössische Stilelemente diverser Genres aufnehmen und verarbeiten und mit Vorherigem vermengen. Das ist ein richtiger Gedanke. Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Experimente. Komponisten verfügen nach hundert Jahren amöboider Suchbewegungen heute über eine ungeheuer reiche Palette, aber ihre Anwendung ist vergleichsweise armselig. Die Zeit reift sehr, sehr langsam. Ich glaube jedoch, dass Moritz Eggert und Heiner Goebbels zumindest auf dem richtigen Weg sind, auf einem Weg, der aufregende Musikerlebnisse mit Breitenwirkung irgendwann wieder möglich machen kann.

Hier sind drei Ausschnitte aus Eggerts WM-Eröffnungszeremonie










Hier ein Ausschnitt aus seiner Oper "Linkerhand"




Hier ein kleiner Ausschnitt aus meiner Lieblingsoper von Moritz Eggert, "Helle Nächte" (leider ist die Aufnahme sehr schlecht).




Hier zur Abwechslung ein Ausschnitt aus dem Musical "Helle Nächte" von Stefan Wurz! Nach Dostojewski. Die Oper von Eggert beruht dagegen auf Knut Hamsun und einem Märchen aus 1001 Nacht.







Hier ein Ausschnitt aus Heiner Goebbels "Chaconne Kantorloop".



6 Kommentare:

  1. vielen Dank. Ich habe mir die WM-Eröffnungsausschnitte angesehen. Respekt, das ist gute moderne Filmmusik. Konzertant möchte ich das allerdings nicht hören. Vielleicht ist das ein Schlüssel zum Verständnis derartiger Musik. Man braucht Bilder, und wenn man sie nicht selbst entwickeln kann, dann eben als Film oder Dia-Show. Kürzlich sah/hörte ich in Carmel (CAL) eine symphonische Komposition von Vater und Sohn Brubeck über Fotos von Amsel Adams. Die Naturbilder des Fotographen wurden dabei an die Wand hinter dem Orchester projiziert.

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  2. Man braucht Bilder, genau. Deshalb glaube ich auch, das Musikstummfilme ein gutes neues Genre sein könnten (mit Phasen der Handlung, wie in "Les uns et les autres" von Claude Lelouche). Ich habe genau das vor einiger Zeit an Moritz Eggert geschrieben, weil ich darin ein großes Potential für die sogenannte "Neue Musik" sehe. Bildfolgen als "der Musik gehorsame Tochter", wie sich Mozart über die Funktion des Librettos ausdrückte. Heiner Goebbels arbeitet schon sehr viel mit Bildern. All dies ist noch in einem Reifeprozess begriffen, der gerade erst angefangen hat. Der endlich angefangen hat, Gottseidank

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  3. Abgesehen davon kann ich es natürlich nicht abwarten, eine DVD von "Helle Nächte" zu sehen, die ebenso schön verfilmt ist, wie die "Zauberflöte" von Ingmar Bergmann oder "Don Giovanni" von Losey oder "Carmen" von Carlos Saura.
    Zu Heiner Goebbels: die Aufführung von "Chaconne - Kantorloop" mit dem bewegenden hebräischen Synagogengesang in einer Kirche ist ja auch ein Ins-Bildfügen der Musik.

    Mir persönlich geht es vor allem darum, die Lücke, die Kluft zwischen der Welt der Unterhaltungsmusik und der Welt zeitgenössischer "klassischer Musik" zu verringern. Deshalb finde ich es so wichtig, dass Begegnungen zwischen den Repräsentanten dieser beiden Welten stattfinden. Sie können nur gewinnen dadurch, musikalisch und menschlich. Menschen bei Maischberger wäre ein guter Ort.

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  4. Im italienischen Fernsehen sprachen kürzlich Claudio Abbado, Daniel Barenboim und Maurizio Pollini in einer Talkshow. Es muss mehr Volkspädagogik von den Künstlern ausgehen, das ist der beste Weg, um den Verirrungen der Kritiker entgegenzuwirken. Die Musiklehrer der Gymnasien brauchen wirksamere Orientierungen. Leonard Bernstein lud Kinder zu Unterrichtskonzerten in die Philharmie ein.

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  5. siehe meinen kleinen Beitrag dazu, beschrieben von MK am 14.01.09 bei Z&Z

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  6. Ich habe ans Bundesministerium für Bildung (und Forschung) geschrieben, mit der Bitte Michael Kunzes Stellungnahme - http://storyarchitekt.blogspot.com/2009/01/musical-und-schule.html - zur Kenntnis zu nehmen und den Vorschlag gemacht, auf deren Website eine Rubrik mit Empfehlungen einzurichten, in der auch auf Ihre Stiftung hingewiesen wird.

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